Rund Fanø

Nach den ersten Segelversuchen im Watt wurde Fritjof erstmal sicher mit vier Ankern im Hafen angeleint, um eine Sturmflut abzuwettern. Der Kutter hat den Sturm gut überstanden, nur die Spitze vom Windex ist abgebrochen und davongeflogen. Die Optimisten sind derweil fleißig gesegelt worden.

Nach zwei Wochen, am Montag, 14. August, stand der Wind und die Tide richtig, eine Crew mit vier Kindern und drei Erwachsenen war bereit, Fritjof brach auf zu einem Tørn rund um die Insel, erste Etappe bis Nordby Havn. Der Weg ist gut mit Priggen markiert. Bei Hochwasser sind wir gut durchgekommen. Vor Erreichen des Esbjerger Fahrwassers mussten wir unter der Stromversorgungsleitung von Fanø durchfahren. Die junge Crew wurde etwas nervös. Der Ewer Regina aus Schlüttsiel fährt dort regelmäßig durch, mit knapp 12m Masthöhe, für Fritjof ist das also keine Problem. Trotzdem sind wir so weit wie möglich nach Norden gefahren und haben die Leitung nahe am Strommasten passiert, wo die Leitung höher hängt. Im Fahrwasser von Nordby mussten wir kreuzen, aber das Wasser stand hoch genug, um weite Schläge über die Sandbank zu machen um der Fähre auszuweichen.

Vier Nächte lag Fritjof am Kai von Nordby Havn. Drei Tage kostenfrei, die vierte Nacht haben wir im Rådhus bezahlt. An jedem Tag sind wir mit dem Kutter los. Einmal nur zum Spaß, Richtung Blåvand, aber da kam Tide und Wind entgegen, wir kreutzen auf der Stelle, also ging es zurück in den Hafen. Am Mittwoch das gleiche Spiel nur, daß wir früh Morgens nach dem Hochwasser losgefahren sind, um dann vor der Insel nach Sønderho zu segeln. Das ging prima mit der Tide. Wir dachten, die Sandbanken vor der Insel seien hinter uns, da belehrte unser Schwert uns gegenteiliges. Eine Wende gelang, um ins Fahrwasser zurückzukehren, und dann stand uns die See zwei Meter hoch gegenan. Eine Wende Richtung Westen erschien aussichtslos, also fielen wir ab und sind vor dem Wind gegen die Ebbe nach Nordby zurückgesegelt. In beiden Richtungen haben wir bei hohem Wasserstand das alte Fahrwasser von Nordby genutzt.

Am Donnerstag war der Plan bei Nordost Wind hinter der Insel nach Sønderho zurück zu kehren. Um bei Hochwasser in Sønderho anzukommen wollten wir kurz nach dem Niedrigwasser los fahren. Leider haben wir es gegen Wind und Tide nicht aus dem Fahrwasser von Nordby heraus geschafft. Das alte Fahrwasser hatte zu wenig Wasser. Ein Kutter der Esbjerg Havneskole hatte uns Hilfe angeboten. Dies Bestand aber darin, ein SAR-Boot zu rufen, das uns dann nach Nordby zurückgeschleppt hat. Das war widersinnig, weil wir das locker in Minuten aus eigener Kraft geschafft hätten. Aber man will mit solchen Leuten natürlich nicht diskutieren, die kennen sich hier besser aus. Die Aussage war, bei Ostwind sei hinter der Insel zu wenig Wasser. Ich denke, wir hätten das geschaft, aber es war natürlich nicht an einen zweiten Versuch zu denken. In der kommenden Nacht wurden starke Böen aus Ost erwartet, die unserem Kutter am Kai von Nordby Havn schwer zugesetzt hätten. Also haben wir Fritjof in den Nordby Lystbådehavn an einen schwimmenden Steg verlegt.

Fritjof im Watt

Kaum war der Segelkutter Frijof im Hafen von Sønderho aufgetakelt, da haben wir erste Erkundungen des Priels gestartet. Weit sind wir nicht gekommen, entweder standen der Wind und die Strömung einer Weiterfahrt entgegen, oder eine Sandbank. Schwert hoch, Schwert runter, Segel hoch, Segel runter, Riemen ein, Riemen hoch, Riemen zum Staken verwenden. Das alles hat geholfen die Techniken zu üben, die im Wattenmeer gebraucht werden. Die Lehren sind: der Wind sollte nicht mehr als 3 Bft stark sein, und wenn die Stömung von vorne kommt, dann sollte der Wind besser von direkt von achtern kommen. Am Ende war Fritjof wieder sicher im Hafen verankert, und es gab die weltberühmten Rippchen von Slagter Christiansen.

Der Kutter fährt an die Nordsee

Am letzen Monatg im Juli wurde der Segelkutter Fritjof nach Silksee gesegelt, dort auf dem Bootwagen aus dem Wasser gezogen und auf dem Trailer verbracht. Außerdem wurden zwei Optimisten für den Transport auf einen kleinen Anhänger verschnürt.

Drei Tage später ging es auf die Reise nach Fanø. Der Kutter vorneweg, ein zweites Auto hinterher. Gemütlicht über Eckernförde, Schleswig, Tønder, Ribe, Esbjerg, unter Vermeidung jeglicher Autobahn. Ab und an musste gelenzt werden. Dann ging es auf die Fähre nach Nordby, Fanø.

Am selben Tag wurde der Kutter abgeladen und in das Hafenbecken von Sønderho gesetzt.

Am Freitag haben wir Fritjof aufgeriggt. Dann ging es los. Eine halbe Seemeile Richtung Norden, bis eine Biegung des Slagters Lo pullen gegen den Wind von fünf Bft erfordert hätte. Also ging es mit Fock und Besan vor dem Wind zurück, am Hafen vorbei in das Løb, die ursprüngliche Zufahrt nach Sønderho. Die Unkenntnis der Untiefen im Priel und der starke Wind zwangen uns auch hier nach einer halben Seemeile zur Umkehr. Wer seinen Kutter liebt, der schiebt.

Wir sind in Sønderho sehr herzlich empfangen worden. Der Hafenmeister Christian hat uns große Anker zur Verfügung gestellt, um Fritjof im Hafen sicher zu vertäuen. Die 2. Vorsitzende des Hafenvereins hat uns Willkommen geheißen. Sie wird uns eine Hafenaktie aushändigen an der Sønderhoer Børse. Alle sind begeistert, daß hier wieder gesegelt wird. Jeder bietet Hilfe und Unterstützung an. Kutter haben hier auch Tradition.

Verbandsversammlung mit kleinen Ausflügen

Die Tagungsarbeit ist getan: Nun wird noch einige Stunden gesegelt: Britta und Boris aus Braunschweig sind gemeinsam mit den Kielern Finja, Christiane und Malte mit „Fritjof“ auf der Förde unterwegs. Foto: har

Es ist schön, immer wieder zu verschiedenen Anlässen bei anderen Vereinen zu Gast zu sein. Aber zum Nehmen gehört auch das Geben. Und deshalb war die Marine-Jugend Kieler Förde dieses Mal Gastgeber für die Tagung des Bundesjugendausschusses und der Bundesjugendversammlung der Deutschen Marine-Jugend. Landesjugendreferenten diverser Landesverbände und Vertreter einzelner Vereine fanden sich also in Kiel ein, um unter Leitung von Bundesjugendreferent Roman Iwer und seinem Stellvertreter Lars Busch ein erstes Fazit für die Pandemie-Zeit zu ziehen, aber auch Pläne für kommendes Jahr zu besprechen. Mit dabei war Jörg Jonscher, Vorsitzender des Marine-Regatta-Vereins, ausgewiesener Kutter-Spezialist und beschlagen in allen aktuellen Entwicklungen dieser Segel-Szene. Er gab der Versammlung mehrmals Hintergrundwissen mit auf den Weg, das sich für die Arbeit der nächsten Zeit als wertvoll erweisen kann.

DMJ-Gesprächsrunde im Versammlungsraum der Rudergesellschaft Germania. Foto: har

Im Hintergrund hatte vor allem unsere zweite Vorsitzende Tina die Fäden gezogen und die örtliche Organisation in die Hand genommen. Hotelunterkünfte für die Gäste mussten gebucht, das Rahmenprogramm geregelt und die Verpflegung gesichert werden. Sauber im Marineheim hatte zuvor ein „kleiner Kreis“ gemacht. Für anspruchsvollere Menüs stand das „Lagom“ im oberen Stockwerk zur Verfügung, für einen Teil der Tagung auch der große Saal bei unseren Nachbarn von der Rudergesellschaft Germania. Thyssen Krupp Marine Systems auf der anderen Seite der Förde öffnete an einem Vormittag für die Tagungsgäste die Tore für eine Besichtigung. Aus Reihen der Kieler Mitglieder kamen selbst gemachte Salate, Kuchen und Kekse. Und Guido sowie mehrere Jugendliche warfen zwischenzeitlich den Grill an. Und besondere Attraktion: Finja, Liv, Christiane, Janek und Malte legten nicht nur bei der Versammlung „Ohr an Masse“, sondern segelten auch mehrmals mit Kutter „Fritjof“ und Gästen über die Innenförde. Die vor kurzem wieder eingetroffene „Gorch Fock“ am Marinestützpunkt zeigte sich dabei als besonderer Anziehungspunkt. Der besagte „kleine Kreis“, der anschließend auch wieder Klar Schiff im Heim machte, zeigte sich einig, dass es unseren Gästen offenbar mehrheitlich gefallen hatte. 🙂
Klaas

Wenn man denn schon in Kiel ist: „Fritjof“ ist auf der Förde mehrmals mit Gästen aus anderen Vereinen unterwegs. Foto: har

Der „Gorch Fock“ entgegen

Einer traut sich, Segel zu setzen, der andere halt nicht … 🙂 „Fritjof“ begrüßt das nach Kiel heimkehrende Segelschulschiff „Gorch Fock“. Foto: har

ZK-10-Kutter „Fritjof“ und das Segelschulschiff „Gorch Fock“: Wer ist in den vergangenen Jahren längere Zeit in Kiel gewesen? Wer wurde in den vergangenen fünf Jahren häufiger gesegelt? Wer wurde für kleineres Geld instand gehalten? Ja, der Vergleich ist gemein, hinkt und ist auch wirklich ein bisschen unfair. Aber es ist doch schön, dass „Fritjof“ mal die Nase vorn haben darf. Bei allen Querelen, die es um die „Gorch Fock“ in der Vergangenheit gegeben hat, bleibt sie doch die Bark aus „Weiß ist das Schiff, das wir lieben“. Und als dieses Wahrzeichen für Kiel nun ausgerechnet an einem Werktag nach fast sechs Jahren unter Salutschüssen des Berliner Wachbataillons wieder in die Kieler Förde einlief, war ein großer Tross aus Begleitbooten dabei. Und wie das Schulschiff liefen die vielen kleinen Begleiter fast alle unter Motor in die Förde ein – was Wunder, kam der Wind doch fieserweise stetig aus Südwest. Ein paar Ausnahmen gab es allerdings. Und zu ihnen gehörte selbstverständlich auch unser Kutter „Fritjof“, der mit einer ausnehmend fröhlichen Crew zur Begrüßung an der „Gorch Fock“ vorbeisegelte – ohne jede Maschine und ohne Riemen.
Klaas

Mit Liv an der Pinne unter vollen Segeln der „Gorch Fock“ entgegen. Foto: Helmut

Wenn an Bord schnelle Hilfe benötigt wird

Der Großbaum wird zum Kran für die verletzte Person im Wasser: Stephan passt auf, dass Christiane heil ins Boot kommt. Foto: Finja

Der zweite Tag eines besonderen Erste-Hilfe-Kurses lieferte allen Beteiligten Erkenntnisse, die es sicher nicht bei einem „normalen“ Kursus geben kann: Es ging aufs Wasser – mit Peters „Vacanza“, dem Kutter „Fritjof“ sowie dem großen Schlauchboot. Ziel war die Heikendorfer Bucht, auf der verschiedene Methoden der Rettung aus dem Wasser erprobt, geübt und perfektioniert wurden. Und welche Folgerungen konnten die Lerngruppe gewinnen – außer der Tatsache, dass es für Christiane und Malte ein reichlich feuchtes Vergnügen wurde? Die Beiden waren nämlich die Versuchspersonen, die zunächst „in den Bach springen“ und sich von den Besatzungen der drei Boote „retten lassen“ mussten. Erstens lässt sich der Großbaum zu einem super Kran umbauen. Dann kann der Kran mit einem Vorsegel ergänzt werden, zum Bergen von unterkühlten (zentralisierten) Personen in horizontaler Lage. „Fritjof“ hat seitdem eine Einstiegsleine an Backbord, die unbedingt dort bleibt und nicht zweckentfremdet werden darf. Warum? Sie ernmöglicht es, aus dem Wasser ins Boot zu kommen, wenn von dort niemand helfen kann.

Christiane wird am D-Ring ihrer Schwimmweste an Bord der „Vacanza“ geholt. Dabei stellt sie fest, dass eine Weste allein ganz schnell unbequem werden kann. Foto: Finja

Am Tag zuvor hatten die Kursus-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer in Audorf viel Theorie wiederholt. Aber auch hier gab es einen „landseitigen“ Praxis-Anteil: Stabile Seitenlage, Anlegen von Verbänden, Herzdruckmassage – alles, was schon vielfach gelernt wurde, aber mangels Anwendung auch wiederholt werden muss. Die leckere Kartoffelsuppe zum Mittagessen war dann auch ersehnt und durch die viele Mühe natürlich auch verdient. 😉
Stephan+Malte

Na, lohnt sich die Mühe hier noch? 😉 Peter bringt Jörn am ersten Kursus-Tag in die stabile Seitenlage. Foto: Tina
Das Boot ist zwar das Kleinste von den drei beteiligten Schiffen; aber das heißt nicht, dass das An-Bord-Kommen hier besonders leicht wäre. Christiane wird das gleich am eigenen Leib erfahren, wenn sie bei Finja einsteigen wird. Foto: Malte

Die Erfindung des „Manöver-Kekses“

Wenig Wind und viel Segelfläche bringen unseren Kutter „Fritjof“ auf sehr gelassene Art und Weise über die Kieler Förde. Foto: har

Die Wettervorhersage versprach für diesen Kutter-Nachmittag wenige Wolken und wenig Wind – gute Voraussetzungen für eine nicht allzu anstrengende Tour auf der Kieler Innenförde mit einigen der neueren und jüngeren Mitglieder. Vor allem den Schülerinnen und Schülern steckte ganz offensichtlich ein fordernder Unterrichtstag in den Knochen. Und entsprechend müde gestalteten sich die Bewegungen an Bord. Kutterführer Stephan zog einige Male die Augenbrauen hoch, wenn eigentlich längst eingeübte und trainierte Manöver-Ansagen nur mit fragenden Blicken beantwortet wurden. Aber es war ja nicht viel Wind …

„Stephan, sag mal …“ Müdigkeit bedeutet nicht gleichzeitig schlechte Laune an Bord. 😉 Foto: har

Wesentlich munterer wurde es nach rund 45 Minuten, als Jan vom Bug aus die entscheidende Frage stellte: „Wann essen wir eigentlich Kekse?“ Das Filou wusste genau, dass eine große Rolle Doppelkekse an Bord war, denn Jan hatte sie doch selbst mitgebracht. Die Antwort des Kutterführers: „Nach dem Segelmanöver.“ Nun zog sich die schon angekündigte Wende noch ein bisschen hin. Auch die Frage nach Fischbrötchen erhielt eine unbefriedigende Antwort, konnten wir doch in der Ferne sehen, dass die in Frage kommenden Imbissbuden schon längst ihre Klappen heruntergelassen hatten. Und irgendwann begann Jan mit der Verteilung der Kekse an viele hungrige Mäuler – inzwischen war von achtern allerdings das Ankündigungskommando „Klar zur Wende!“ gekommen. Stephans eher rhetorische Frage, seit wann mitten im Segelmanöver gegessen wird, wurde von der Crew frech mit: „Das sind Manöver-Kekse“ beantwortet.

Der „Verpflegungsmeister“ an Bord von „Fritjof“: Jan hat die Kekse aus der Backskiste befreit. Foto: har

Der Wind ließ im Lauf des Nachmittags immer mehr nach. Dass wir dennoch nicht durchs Fahrwasser trieben, sondern meist genug Fahrt machten, um jedem Fördedampfer aus dem Weg gehen zu können, lag vielleicht an der erweiterten Segelfläche. Vor die Genua hatten wir nicht wie meist noch einen Flieger am Klüverbaum gesetzt, sondern einen Klüver mit den Ausmaßen einer zweiten Genua. Mit knapp 35 statt regulär 26 Quadratmetern am Wind blieb uns damit das durchaus angedrohte Pullen zurück in den Hafen erspart. Nach einem Blick auf die Uhr gab Stephan dann gegen viertel nach sechs das Signal zur Heimfahrt. Die müde Truppe sollte rechtzeitig wieder an Land kommen. Dass das nicht unberechtigt war, zeigte dann die zweite Erfindung des Tages: die „Halswende“, bei der nach dem üblichen „Klar zur Wende“ bei „Re“ die Pinne zügig vom Baum weggezogen wurde. Nun hat eine Halse durchaus Vorteile. Die Gefahr, bei der Kursänderung stehen zu bleiben, ist im Vergleich zur Wende minimal … Und wie gesagt: Es war wenig Wind, und wir waren alle seeeeehr müde. 😉
Klaas

Wenn der Kutterführer den Leetrimm gleich selbst übernimmt, statt die müde Mannschaft auf die andere Seite zu komplimentieren. 🙂 Foto: Klaas
„Wir wollen nach Hause!“ Und das hat auch unbeschadet funktioniert! Foto: har
Geschafft: Der Klüverbaum zeigt schon einmal auf die richtige Hafeneinfahrt. Foto: har

Ruhig ist es auf einem Kutter nie

Auch das ist beim Segeln möglich: das gepflegte Pausengespräch auf einem längeren Schlag … Foto: har

Zwischendurch entfuhr unserem langjährigen Schriftwart ein Stoßseufzer: „Wenn ich auf der ,Regulus‘ segele, ist es ruhiger …“ Dazu muss man allerdings wissen, dass Dieter öfter allein mit besagter Vereins-,Varianta‘ unterwegs ist. Bei der jüngsten Tour mit ZK-10-Kutter „Fritjof“ ging es dagegen zeitweise munter zu. Gutes Wetter, mäßiger Wind um vier Beaufort aus Nordost – die äußeren Zutaten für diesen Tag. Keine übermäßige Anforderung ans Kuttersegeln, wenn man einmal von der Tatsache absieht, dass der Wind genau auf der Hafeneinfahrt stand, aus der falschen Richtung, um dort hinauszusegeln, wohlgemerkt.

Segeln auf der Kieler Förde – ein Traum bei gutem und bei weniger gutem Wetter. Foto: har

Dennoch schaffte die Kutter-Crew es einigermaßen, ohne Blessuren auf die Förde zu kommen. Einzig die Besatzung eines großen Motorboots musste sich etwas anhören, weil sie sich dem Kutter sicher unabsichtlich in der Ausfahrt ungünstig in den Weg gelegt hatte. Aber Wassersportler nehmen sich gegenseitig ja (hoffentlich) nichts krumm. Im freien Fahrwasser angekommen, nutzte Dieter dann die günstigen Bedingungen, um erneut die Mannschaft auf wechselnden Positionen Segelmanöver fahren zu lassen und wichtiges Hintergrundwissen zu vertiefen. Nach einer nicht ganz geglückten Wende – das Boot kam herum, aber nur weil die Wind wirklich half, nicht weil es technisch so gut ausgeführt war – folgte die Lektion, den Kutter beizudrehen. Der Eine oder die Andere machten große Augen, als es wirklich funktionierte, das große Boot aus zügiger Fahrt zum Stehen zu bringen: Fock back, Besan dicht. Der Kutter nahm die Fahrt weg. Erstaunlich. Die physikalischen Einzelheiten dahinter erklärte Dieter der Crew ebenfalls. Aber egal, ob die Einzelheiten nun bei allen ankamen. Das Prinzip wurde verstanden. Und das ist doch die Hauptsache.

Cathrine steuert den Kutter mit fester Hand: Dieter passt auf die Stellung der Segel auf und lässt alles nacheinander korrigieren. Foto: har

Kreuz und quer rauschte „Fritjof“ über die Förde und machte dem Begriff „Kreuzen“ alle Ehre. Bis kurz nach 18 Uhr ging die Fahrt Richtung Norden. Mit einer Halse um die grüne Fahrwassertonne vor der Einfahrt des Nord-Ostseekanals begann die Rückfahrt. Einigermaßen geschlaucht ließ die Crew dann den Kutterführer wissen, dass sie nun gern platt vor dem Laken in einem langen Schlag bis zum Hafen zurücksegeln möchte. Mit einem wissenden Augenzwinkern und der Anmerkung, dass das aber „recht langweilig“ sei, ließ es Dieter aber zu. Mit rund sechs Knoten Fahrt „flog“ der Kutter gen Heimat. An Bord drehten sich die Gespräche eine halbe Stunde lang entspannt um die verschiedenen Erfahrungen der Crew-Mitglieder mit ihrem jeweiligen Schulbeginn im Anschluss von Corona-Lockdown und Sommerferien. Nach einer erneuten Halse vor der Hafeneinfahrt hatte „Fritjof“ dann noch so viel Fahrt drauf, dass er ohne Segel bis zur richtigen Box kam. Mehr als ein bisschen aufzuräumen und die Segel zu verzurren, musste die Mannschaft nicht leisten. Denn am Liegeplatz wartete schon Sportwart Dennis, der anschließend mit einer zweiten Crew auf Abendtour gehen wollte: Die verkürzte Saison wird genutzt.
Klaas

„Fritjof“ rauscht auf dem Weg nach Hause durch die Wellen. Ein Log ist nur eingeschränkt nötig. Bei fünf Knoten Geschwindigkeit beginnt das massive Schwert des Bootes zu vibrieren, so dass es die gesamte Mannschaft wahrnimmt. Und ab fünfeinhalb Knoten wird es wieder ruhiger … 😉 Foto: Klaas

Ein Kutter lässt sich auch mit Muskelkraft antreiben

Kein Wind? Kein Motor? Wen stört’s? Da gibt es doch noch eine Antriebsart … Foto: Krug

Die Sommerferien-Zeit ist eine gute Zeit, um auch denen das Segelvergnügen zu verschaffen, die sonst beruflich zu eingespannt sind, um sich unter der Woche für ein paar Stunden ins Boot zu setzen. Und auch, die, die diesen wunderbaren Sport schon immer einmal ausprobieren wollten, finden nun vielleicht die Gelegenheit, das Segeln auszuprobieren. Das hatte Kutterführer Jörn im Hinterkopf, als er außer der Reihe zu einer Tour auf der Kieler Förde mit unserem Kutter „Fritjof“ einlud. Und so fanden sich am Liegeplatz neben der üblichen Crew ein paar Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, die sonst nicht so häufig dabei sind.

Fallen, Schoten, Baumniederholer, Dirken – durch das ganze Tauwerk muss man auch erstmal durchsteigen, damit man nicht daneben greift, wenn es plötzlich ganz schnell geht. Foto: Krug

Für den (Wieder-) Einstieg ins Kuttersegeln war das Wetter genau richtig: Sonnenschein, T-Shirt-Temperatur, Windstärke drei Beaufort und fallend. Letzteres sollte noch Auswirkungen haben… Erwartet wurden allerdings auch Schauer und Gewitter. Zunächst aber legte die Truppe gut gelaunt mit „Fritjof“ und freundlichen Winden ab. Und selbst wenn die Zusammensetzung an Bord eine andere als sonst war, wurden gewisse Sitten eingehalten. Übersetzt: Es wurde ein Zwischenziel gewählt, an dem sich ein gemütlicher Imbiss einnehmen lässt. Gute Erfahrungen mit den dortigen Fischbrötchen gaben den Ausschlag; der Kutter richtete seinen Bug nach Norden in Richtung Tiessenkai in Kiel-Holtenau.

Der Wind stimmt noch. Der Kutter bewegt sich unter Segeln Richtung Außenförde – noch … Foto: Krug
Das gehisste Besansegel ist mehr Tarnen und Täuschen: Kurz vor dem Anlegen am Tiessenkai hatte die Crew die Riemen auspacken und pullen müssen. Der Wind war eingeschlafen. Foto: Krug

Die Kurve um die Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal wurde dann aber schon schwierig. Zwar waren die angekündigten Schauer ausgeblieben, dafür aber auch der Wind. Rund 50 Meter vor dem Anlegeplatz in Holtenau drohte „Fritjof“ zu „verhungern“. Da die Kutterbesatzung das allerdings nicht wollte, schon gar nicht 75 Meter vor den Fischbrötchen, wurden die kurzen Schlagriemen herausgezogen, das Runzelbord frei gemacht und der Rest des Weges bis zum Kai geruhsam gepullt.

Wie lässt sich die Zeit überbrücken, bis die Fischbrötchen fertig sind? Malte versucht es mit dem Bau von Stein-Türmchen. Foto: Krug

Gut gestärkt kletterten alle Besatzungsmitglieder nacheinander wieder in den Kutter und setzten an Tuch, was nur machbar war. Es erwies sich allerdings als vergeblicher Wunsch, nur unter Segeln nach Haus zu kommen. Einen Verbrennungsmotor gibt es nicht an unserem Kutter, wäre ja auch noch schöner; also wurden seufzend erneut die Riemen ausgelegt. Erst wechselten sich Doro, Sven und Arne beim Pullen ab. Auf Höhe des Marinestützpunktes war es aber allen an Bord klar, dass mit nur zwei Riemen erstens die Arme der Betroffenen ganz schön lang und zweitens die Heimfahrt schier endlos werden könnte. Also kamen noch die beiden Arbeitsriemen hinzu. Und zu viert an den Riemen und wie üblich mit Liv am Ruder pflügte der Kutter etwas zügiger durchs Wasser.

Macht ein entspanntes Gesicht … danke … reicht! 😉 Mit vier Riemen und den Segeln als Deko auf dem Weg in den Heimathafen. Foto: Krug

Nun sind Kutter von Haus aus dazu eingerichtet, mit Muskelkraft bewegt zu werden. Wahrscheinlich wäre es ohne Segel und mit aufgeholtem Schwert sogar noch schneller gegangen. Aber auch so schaffte es die muntere Truppe noch vor Einbruch der Dunkelheit, wieder mit „Fritjof“ in der heimischen Box festzumachen. Als Fazit: Könnte man wiederholen … sogar regelmäßig!
Arne, Malte + Jörn

Hatten bei ihrem Ausflug mit Kutter „Fritjof“ und Kutterführer Jörn durchaus Spaß: Janek, Doro, Sven, Michelle, Stefan, Doreen, Malte, Arne und Liv. Foto: Krug

Ein Kutter lernt zu fliegen …

Lasst die Kiste laufen … „Fritjof“ legte heute auf der Kieler Förde richtig los. Foto: har

Windstärke 4 bis 5, in Böen 6 bis 7, bedeckter Himmel, ab und zu leichter Nieselregen – also ideales Wetter für einen Marinekutter: Im Boot saßen heute überwiegend erfahrene Seglerinnen und Segler. Und alle hatten richtig Lust auf einen Nachmittag, der auch ein bisschen feucht werden durfte. Als der Wind vor der Hafeneinfahrt in die Segel griff, war klar, dass es heute ein bisschen schneller zugehen würde. Aber vor dem Vergnügen kommt die Arbeit. Zunächst führte uns der Weg etwas tiefer in die Innenförde, um noch einmal am Vereinssteg anzulegen. Für die Sommersaison gehört ein wenig Auftriebsmaterial in die ansonsten hohlen Schwimmkörper des Bootes. In unsererm Fall sind das – kein Witz – Dutzende „Schwimmnudeln“, die sich nicht mit Wasser vollsaugen können. Nach einem zügigen Anlegemanöver wurde der Kutter schnell festgebändselt. Dann schleppten Arne und Cathrine die quietschbunten Schwimmhilfen aus dem Marineheim zum Boot. Rosa, gelbe, grüne, blaue Schwimmnudeln verschwanden nach und nach in den Inspektions-Öffnungen des Bootes, bis aus den Hohlräumen im wahrsten Sinn des Wortes die Luft raus war.

Alle Segel hoch: Der Boot und Wind verlangten geradezu danach. Foto: har

Dann ging es schleunigst wieder Richtung Norden. „Alle Segel hoch?“ Ein Blick in die Runde, allgemeines Grinsen – und nach Fock, Flieger und Besan stieg auch noch das Großsegel auf. Wer die Konturen eines Marinekutters im Hinterkopf hat, weiß, dass es bei dieser Konstruktion um Sicherheit, nicht um Geschwindigkeit geht. Aber „Fritjof“ wollte uns heute zeigen, dass er beides drauf hat: Die Segel standen wie Bretter, das Brummen des großen Stahlschwerts unter dem Boot übertrug sich als Vibrieren auf die Bordwand, und in Lee kam ab und zu auch ein bisschen Wasser über das Runzelbord.

Eine alte Sturmfock als Flieger: Das zweite Vorsegel gibt dem schweren Marinekutter auf Amwind-Kursen spürbar die Sporen. Foto: har

Klar, dass wir wissen wollten, was der Kutter so kann. Stetige Blicke auf die GPS-Logge ließen uns auch staunen: 5,4 Knoten, 5,7 … 6,0 … Bei 6,7 Knoten Fahrt über Grund war heute dann Schluss. „Mehr als 7,2 Knoten sind auch nicht rauszuholen“, bremste Kassenwart und Kutterführer Stephan unseren Enthusiasmus. Aber wir waren zumindest nahe dran heute. Zwei Stunden vergingen wie im Flug. Malte, der bei diesem Ritt tapfer die Pinne gehalten hatte, wurde auch zum Logbuch-Eintrag verdonnert: War aber nicht schlimm. Denn wer kann schon nach einer Tour mit einem ZK-10-Kutter solche Geschwindigkeiten niederschreiben? Und, darauf legen wir Wert: Wir waren mit unseren uralten Segeln auf Fahrt gegangen. Die frischen, neu gefertigten Tücher sind aber fertig und werden bald vom Segelmacher unseres Vertrauens abgeholt. Und dann, dann gibt es auch die 7,2 auf der Logge!
Klaas

Stefan hält Ausguck, wahrscheinlich auf der Suche nach einem offenen Fischbrötchen-Stand. Aber damit hatten wir heute leider Pech. Foto: har