Jüngstenschein – Motor-Ärger und viel Segel-Routine

Merle hat den praktischen Segelanteil für den Jüngstenschein schon einmal geschafft. Finja nimmt den erfolgreichen Prüfling am Steg an. Foto: har

Wenn jüngere Seglerinnen und Segler sich alle wichtigen Kenntnisse über ihren Sport angeeignet haben, ist es Zeit für den ersten „Führerschein“, den Nachweis, selbstständig mit dem Boot umgehen und vielleicht auch schon einmal an einer Regatta teilnehmen zu können. Und so waren nun vier Mädchen und Jungen an der Reihe, die praktische Prüfung für den Jüngstensegelschein abzulegen. Unter den wachsamen Augen von Finja, Janek und Christiane hieß es ab- und anzulegen, zu wenden zu halsen, das jeweils eigene Boot sauber auf- und abzutakeln, zu „versorgen“, die wichtigen Knoten knüpfen und vorzeigen zu können. Das Wetter war kühl und mäßig angenehm; aber auch unter diesen Bedingungen muss das Handwerkszeug ja sicher beherrscht werden. Kurze Zusammenfassung eines langen Nachmittags: Alle Vier haben sich souverän geschlagen und sind gut durch die praktische Prüfung gekommen. Herzlichen Glückwunsch!

Aber auch der ganz normale Gruppen- und Segelbetrieb läuft weiter. Vor allem Kutter „Fritjof“ darf sich in dieser Saison wirklich nicht über mangelnden „Auslauf“ beklagen. Mehrfach in jeder Woche trifft sich eine unermüdliche Seglergemeinschaft um Kassenwart Stephan und verschafft „Fritjof“ Seemeile um Seemeile unter dem Kiel – (fast) egal bei welchem Wind und welchem Wetter. Dass für die Crews am Rande öfter einmal das eine oder andere Fischbrötchen herausspringt, gehört wie jedes Jahr einfach dazu. 😉

Kurze Kaffeepause am Vereinsheim gemacht, und gleich geht es wieder los. „Fritjof“ ist in dieser Saison viel unterwegs. Foto: har

Neben dem eigentlichen Segel-Genuss haben sich allerdings seit dem Ende der Sommerferien auch ein paar ärgerliche Kleinigkeiten angesammelt, die umgehende Beschäftigung des jeweiligen „Fachpersonals“ erforderlich machten. Wie gut, dass sich immer wieder Mitglieder und Angehörige bereit erklären, hier zuzufassen. Quell unerschöpflicher „Freude“ ist vor allem das Auftreten von Motor-Macken. Drei Außenborder verlangten Reparaturen. Am ärgerlichsten dabei zeigte sich der Totalausfall unseres großen Motorboots. Das RHIB (Rigid Hull Inflatable Boat) oder einfach Schlauchboot mit festem Boden ließ aus zunächst unerfindlichen Gründen Luft (aus den Schläuchen) raus und Wasser (in den Zwischenboden) hinein. Da zudem der Motor des Bootes einen „Clown gefrühstückt“ und das Personal am Ruder mit seinen Zicken über Wochen schier in den Wahnsinn getrieben hatte, musste das Schlauchboot raus aus dem Wasser. Eine Reparatur im Hafenbecken schien nicht sehr erfolgversprechend. Da am Westufer der Förde keine Slipanlage in erreichbarer Nähe ist, kam der Koloss mit seinen paar hundert Kilogramm Gewicht also per Muskelkraft am Vereinssteg aus dem Wasser und dort gleich auf seinen Trailer.

Stunde um Stunde schweißtreibender Arbeit mit diversen Werkzeugen und vielen neuen Einfällen folgten, um den Motor vom Boot zu trennen, der sich trotz der dafür vorgesehenen, entsprechenden Halterung nicht bewegen lassen wollte. Nils, Nils, Christiane, Thomas, Kirstine, Jörn, Kai und Guido waren schon kurz davor aufzugeben, als es schließlich doch gelang. Ein Glück, denn der Ausbau der Maschine ist sowohl Bedingung für deren Reparatur als auch für die Überholung des Rumpfes selbst.

Mit dem Trockenlegen unseres RHIBs zeigte sich aber ein weiteres Problem: Das kleine Schlauchboot reicht als Begleitung der Optimisten auf dem Wasser. Mit der Beaufsichtigung der größeren Jollen oder auch nur einer größeren Opti-Anzahl ist so ein „Wasser-Hutschefiedel“ aber völlig überfordert. Die zunächst angedachte Lösung, auf Jollen für den Rest der Saison zu verzichten, war nicht so ganz durchzuhalten. So musste das große Schlauchboot halt übergangsweise ersetzt werden. Welches Boot ist im Allgemeinen schneller als ein großes Segelboot? Ein noch größeres Segelboot. Und so zockelte neben dem kleinen Schlauchboot also im Gruppenbetrieb auch noch eine Yacht mit. Nur für den Fall der Fälle. 😉

Aber auch an Land tut sich eine Menge. So sind Guido und Nils fleißig dabei, eine Europe-Jolle mit etlichen Löchern und Schaum wieder zum Leben zu erwecken. Harte, staubige, nicht immer gut riechende Tätigkeit. Aber wenn der Flitzer auf dem Wasser ist, wird es sich zeigen, dass sich der Aufwand lohnt. Nebenbei haben wir auch das Tätigkeitsfeld ein bisschen erweitert. Zur Segeltheorie und -praxis kommen weitere seemannschaftliche Fähigkeiten, die in der Vergangenheit etwas gelitten haben. Spätestens im kommenden Jahr, wenn wir den Schwesterverein in Braunschweig besuchen, müssen die aber sitzen, wenn wir uns nicht blamieren wollen: Und so werden zum Beispiel wieder Wurfleinen aufgeschossen und geworfen. Nicht ganz so einfach übrigens, wie sich das der Eine oder die Andere vorgestellt haben.

Und dann tropft es aus der Decke …

Aufwand haben wir auch immer noch mit unseren Räumlichkeiten. Tropfte über Monate hinweg Wasser aus der Decke der Mädchenlast, das dem Raum das Klima einer Champignonzucht verschaffte und wahrlich nicht zur Lagerung irgendwelcher Stoffe geeignet war, haben wir nach Ende des einen Übels im Nachbarraum – der Jungenlast – über weitere Monate ein anderes Phänomen zu bekämpfen: Aus dessen Decke tropft feines Öl. Inzwischen literweise. Und niemand ist in der Lage, die Herkunft festzustellen. Viele lustigen Ideen sind daraus entstanden: zum Bsiepiel, daraus Treibstoff für unsere Motoren zu gewinnen oder eine Ölquelle anzumelden; nur müssen wir der Sache in den nächsten Wochen schon Herr werden. Denn spätestens zu Beginn der Wintersaison sind wir auf diese Räume angewiesen.

Neue Seite im Aufbau: Wir haben die Domain www.kuttersegeln.de übernommen. Foto: har

Nicht nur dort werden wir uns auch um eine neue Seite im Internet kümmern. Denn neben unseren Vereinsseiten der Marine-Jugend Kieler Förde betreiben wir auch www.marinekutterregatta.de und seit Neuestem auch www.kuttersegeln.de. Letztere Homepage war vor vielen Jahren von dem ehemaligen Braunschweiger Marine-Jugend-Mitglied Joachim Glatzel aufgebaut und betreut worden. Auf seinen Vorschlag hin haben nun die Kieler das Projekt übernommen und möchten in Zusammenarbeit mit anderen Kuttersegel-Begeisterten eine neue Seite aufbauen, auf der nicht nur die Geschichte dieser besonderen Bootsklasse geschildert, sondern auch gezeigt wird, wie viel Leben noch in der Kuttersegelei ist.
Klaas