Der Wetterbericht war heute kurz davor gewesen, uns einen kleinen Hauch schlechter Laune zu verschaffen – durchziehende Gewitter, wie schwer und vor allem wie viele: unklar. Das hatten wir an den vergangenen Wochenenden häufig genug „genießen“ müssen. Da aber mittags noch die strahlende Sonne auf das Vereinsheim schien, beließen wir es bei den wöchentlichen Vorbereitungen mit jeweils einer Hand am Schiff und einer Hand am Smartphone, um die Aktualisierungen der Wettervorhersage im Auge zu behalten. Die Opti-Gruppe kam auch nach Plan in die Gänge. Emily betrat das Vereinsgelände mit der Forderung, die Ausbildung mit einem Kenter-Training zu beginnen. Es sei heute einfach zu heiß … Aber es blieb bei der trockenen Variante; der Wind hätte für unfreiwillige Abgänge über die Seite heute auch kaum ausgereicht. Eine Kleinjolle nach der anderen legte vom Steg ab und bewegte sich zügig auf die andere Seite der Förde, immer bewacht von der motorisierten „Glucke“, dem Aufpasser-Schlauchboot.
Das Ende des Opti-Segelns beendete dann zunächst auch die Glücksträhne des Tages: Im Südwesten Kiel zog eine dunkelblaue Wand hoch, von der klar war, dass sie demnächst den Segelbetrieb treffen würde. Alle Optimisten und ihre Seglerinnen und Segler kamen glücklich aus dem Wasser. Allerdings musste auch ein Begleitboot heraus. Der frisch überholte Außenborder hatte angefangen zu mucken. Aus den sporadischen Aussetzern wurde schließlich Grabesstille, wenigstens erst im Moment des Anlegens.
Die älteren Jollen-Crews hatten derweil längst damit begonnen, ihre Boote an Land aufzuriggen. Die Blicke gen Himmel hatten allerdings zur Folge, dass sich die Geschwindigkeit der Vorbereitungen drastisch beschleunigte. Immerhin bestand doch die Hoffnung, vor dem ersten Regenguss noch eine kleine Runde zu drehen. Ein 420er schaffte es, vom Steg abzulegen. Ein „Floh“ sollte gerade vom selbigen geschoben werden. Aber dann kam ein heftiger Donnerschlag, und leichter Regen setzte ein. Also alles kehrt marsch, Boote aus dem Wasser, Besatzungen ins Vereinsheim. Aus dem vereinzelten Donner war das befürchtete Gewitter geworden.
Kaum waren alle unter dem festen Dach, die Heiß- und Kaltgetränke herumgereicht, stand bereits im Donnergrollen der Entschluss, auf der Rückseite des Gewitters die Boote umgehend wieder ins Wasser zu bringen. Und tatsächlich stürmten wir nach einer halben Stunde wieder ins Freie. Das Gewitter war noch über dem Osten Kiels zu sehen. Aber die Windrichtung stimmte. Die Jollen stießen ab. Auch das malade Begleitboot war wieder dabei. Den kaputten Motor hatten wir gegen ein Ersatz-Aggregat ausgetauscht. Das ließ sich zwar zunächst auch bitten. Aber nach einigem Ausprobieren und gutem Zureden sprang der kleine japanische Zweitakter an und ließ uns auch nicht mehr im Stich.
Was nun folgte, war ein kleiner paradiesischer Höhepunkt auf der Förde. Windstärke 1 bis 2, lauwarme Sommerluft und einfach pures Wassersport-Vergnügen. Es war keine Akrobatik gefordert; niemand musste auf „die Kante“. Es ging einfach nur um etwas Genuss am Segeln. „Haben wir nicht eine tolle Truppe beisammen?“, fragte Stephan auch eher rhetorisch. Wir dehnten die beabsichtigte Dauer des Gruppennachmittags einfach um die verlorene Zeit an Land aus und nahmen dann wieder unseren Heimatsteg ins Visier. Dort angekommen, wartete bereits Malte darauf, unsere Leinen anzunehmen. Er war gemeinsam mit Dennis zu einem ersten Ausflug in dieser Saison mit unserer Albin Vega „Johanna“ unterwegs gewesen. Die beiden hatten beim Gewitter auch im nächst liegenden Hafenbecken Schutz gesucht. Nun ist für das Vereinsleben ja eigentlich Sommerferien-Pause. Eigentlich. Denn wer will schon so lange auf das Segeln verzichten? Und das nach einem traumhaften Tag auf der Förde? Also werden wir weitermachen – auf Zuruf. Die Wege, um an Informationen und Zeiten heranzukommen, sind ja schließlich allen Beteiligten bekannt … 😉
Klaas