Es hatte eigentlich eine Woche früher stattfinden sollen: das Kranen der großen Boote zum Ende der Segelsaison. Krankheitsbedingt hatte es verschoben werden müssen – mitten in die schleswig-holsteinischen Herbstferien. Aber alle Befürchtungen im Zusammenhang mit der Beteiligung der Mitglieder und dem Wetter erwiesen sich als völlig unbegründet. Sonnenschein, zweistellige Temperaturen, kaum Wind und vor allem eine große Resonanz im Verein machten aus dem Stress-Termin eine tiefenentspannte Angelegenheit. Viele der erfahreneren Mitglieder, zum Teil mit beachtlicher Anreise, waren zur Kiellinie gekommen und hatten die Ärmel hochgekrempelt. Nicht zuletzt die in diesem Jahr sehr gründliche Vorbereitung reduzierte den Aufwand rings um den Kran.
Die beiden Kutter sind zuerst dran mit dem Kranen. Bei ihnen ist es auch etwas anspruchsvoller, auf den Winterliegeplatz zu kommen. Fotos: Kirstine, Dörte, Jörn, Marcel, Klaas
Als Peer mit dem großen Autokran langsam vor das Vereinsgelände rollte, hatte Asha im Gruppenraum schon den Kaffee bereitet. Die Crew, die die Boote derweil aus dem Sportboothafen Düsternbrook herangeführt hatte, war längst mit Fischbrötchen gestärkt. Die beiden Kutter waren von dem großen Motorschlauchboot und der „Colombina“ zum Vereinssteg geschleppt worden, die „Regulus“ wurde ebenfalls gezogen, ihr Elektromotor musste gar nicht mehr bemüht werden.
Zuerst die beiden Kutter
Zunächst kamen die Kutter „Fritjof“ und „Aneesa“ an die Reihe. Zur Überraschung der Helferinnen und Helfer war sehr wenig Bewuchs von Kiel und Schwertern abzukratzen. Das Antifouling hatte in dieser Sommersaison gut durchgehalten. Der Kran hob die Boote dann quer über die Kiellinie zum Vereinsparkplatz, beobachtet von Hunderten Zuschauerinnen und Zuschauern, die das Spektakel mit Kameras vor den Nasen und vielen gut gemeinten Kommentaren begleiteten.
Einsatz der stählernen Lagerböcke
„Fritjof“ war schnell auf seinem Rollwagen untergebracht und dank der neuen Schwerlastrollen unter dem Gestell ohne Schwierigkeiten unter dem Balkon am Vereinsheim untergebracht. Für „Aneesa“ folgte eine Premiere: Die alten stählernen Böcke der früheren Kutter wurden bereitgestellt, und das Boot wurde darauf abgesenkt. Hintergrund: Das Schwert von „Aneesa“ hat in der vergangenen Saison Schwierigkeiten gemacht und soll in ausgefahrenem Zustand in Ordnung gebracht werden. Die hohen Lagerböcke machen dies erst möglich. Die Polster der seitlichen Halterungen waren rechtzeitig wieder „aufgetaucht“, erfahrene Kuttersegler, die mit der Konstruktion umgehen können, standen parat. Und so war auch das Lagern unseres roten Kutters in Windeseile erledigt.
Die „Kleinen“ sind auch nicht ganz unkompliziert: Dem Schlauchboot fehlt schon etwas Luft, „Regulus“ muss immer gebeten werden, das Schwert einzuziehen, und „Colombina“ sitzt zunächst schief auf dem Trailer. Fotos: Kirstine, Dörte, Jörn, Marcel
Die drei kleineren Boote machten es uns dann nicht ganz so leicht; aber auf deren Sperenzchen waren wir ja vorbereitet. Den Anfang machte die Varianta „Regulus“. Wie gewohnt zickte das Schwert, das sich nicht freiwillig und ohne gutes Zureden einfahren lassen wollte. Ein großer Hammer und ein Stück Holz leisteten die passende Überzeugungsarbeit. Die Nachbarn vom Ruderclub „Germania“ zeigten sich nachsichtig, als wir auf deren Grundstück ein paar Trailer verrücken mussten, um die „Regulus“ dort unterzubringen. Und schnell war auch die kleine Yacht dort, wo sie hinsollte.
Motorboot reist nach Nordfriesland
Das Motorschlauchboot hatte schon beim Schleppen gezeigt, dass die Saison diesmal richtig an dem Material genagt hatte. Die wenige Luft in den Schläuchen war nach kurzer Inspektion das geringste Problem, war doch unter anderem die Bughalterung komplett aus dem Schlauch gerissen. Mit vereinter Hilfe wurde das Boot auf seinen Trailer verfrachtet, der Schlauch vom Festrumpf gezogen, alles gestaut und festgeschnallt. Axel nahm den Patienten anschließend mit zu sich nach Nordfriesland, um Schlauchboot und Trailer auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Polizei, die das Gespann nach nur einem Kilometer Fahrt kontrollierte, zeigte sich aber zufrieden und ließ die Fuhre unbehelligt ihrer Wege ziehen. Querelen machte in diesem Jahr auch die „Colombina“; sie musste als einziges Boot zurück ins Wasser. Beim ersten Hebevorgang war sie offenbar in den Gurten gerutscht und hing dann schief auf dem Trailer. Gute Worte halfen nichts. Es musste ein zweiter Anlauf genommen werden. Dann aber konnte sie sicher und aufrecht von der Kiellinie rollen. Dennis hatte in der Woche zuvor schon die Albin Vega „Johanna“ nach Schilksee gebracht, wo sie ins dortige Außenlager gekrant worden war. Damit sind alle Boote sicher im Winterquartier angekommen. Und die Arbeit für die nächste Sommersaison kann beginnen. 😉
Klaas
Danke für den super Bericht und an alle Beteiligten, die sachkundig zugepackt haben!