Sie schwimmen wieder!

Ist es die Lenzklappe? Ist es ein Stopfen? Nein – es ist die Dichtung vom Schwertbolzen, die noch Wasser ins Innere lässt. Foto: Cathrine

Ein Regenguss nach dem anderen – und nur ein kleines Zeitfenster mit ein paar trockenen Stunden: Das musste reichen, um die Arbeit von etlichen Wochen zu prüfen. Ein 470er und ein „Jeton“ sollten nach Jahren auf dem Trockenen in der Innenförde wieder Bekanntschaft mit Wasser unter den Rümpfen machen. Werkzeug und Zubehör ausgebreitet, die Jollen auf den Trailern – und los ging’s. Tina, Finja, Malte, Guido, Janek, Cathrine und Klaas packten mit an. Denn so ganz leicht waren die Boote auf der steilen Rampe zum Wasser hinab nicht zu halten. Zudem sind die großen Jollen andere Kaliber als die gewohnten „Laser“, „Flöhe“ und „Optimisten“.

Der Schwertbolzen lässt die Förde ins Bootsinnere – nichts, was sich nicht mit zwei 13er Schlüsseln beheben ließe. Foto: Cathrine

Kandidat Nummer eins war unser überarbeiteter 470er. Janek, Finja und Malte hatten lange an dem Boot basteln müssen, um es wieder in einen akzeptablen Zustand zu versetzen. Die einzige Schwachstelle, so glaubten sie, waren die beiden Lenzklappen, von denen nicht sicher war, ob ihre Dichtungen wirklich ihren Zweck erfüllen. Beim „Sprung“ ins Wasser nahm das Boot auch erstmal Selbiges über das Heck. Aber als das ordentlich ausgeöst und die Reste mit einem Schwamm weggetupft waren, kam tatsächlich immer noch Wasser nachgelaufen. Nicht wie befürchtet an den Rändern der Lenzer, sondern vom Schwertkasten. Rings um den Schwertbolzen pladderte es munter nach – zum Glück ein Problem, das ganz schnell behoben werden konnte, mit zwei 13er Schlüsseln. Danach war der 470er tatsächlich dicht. Kann also losgehen mit dem Segeln … dachten wir. Aber davon später.

Alt aber fit: Das 70er-Jahre-Orange des „Jetons“ leuchtete auf der Förde. Den ersten Test absolvierte die alte Jolle ohne Ausfälle. Foto: Cathrine

Tina, Guido, Finja und Malte hatten einen zweiten Kandidaten mitgebracht, den sie bislang zu Haus bearbeitet hatten. Auch der sollte zeigen, ob er wieder segeltauglich ist. 25 Zentimeter länger als der 470er, ist das Boot dennoch ein bisschen leichter als dieser. Allerdings kam es dem Team, das den „Jeton“ die Rampe zur Förde herunterbringen musste, wirklich nicht so vor … Stopfen, Lenzventile, alles dicht – und so zog die kleine Truppe auch diese Jolle nach erfolgreichem Experiment wieder aus dem Wasser und brachte sie über die im Sonnenschein bedenklich bevölkerte Kiellinie wieder zurück zum Vereinsheim.

Rigg drauf. Und damit ist der 470er fertig? Nein, nicht ganz. Auf der Zielgeraden machte sich noch ein klitzekleiner Haken bemerkbar. Foto: Cathrine

Frohgemut wurde der 470er gleich mit seinem Rigg versehen, um ihn endgültig segelfertig zu bekommen. Und dann … riss der Schotblock für die Großschot aus seiner Verankerung. Am Beschlag baumelten vier nun nutzlose Schrauben in der Luft, und am Schwertkasten taten sich vier passende Löcher auf. Was nun folgte, waren große Anstrengungen, die Schrauben wieder zu befestigen, was aufgrund des nicht einsehbaren Untergrunds zunächst nur teilweise gelang und Guido schier zur Verzweiflung brachte. Aber Ihr kennt uns: ein, zwei Nächte darüber schlafen. Bisher ist uns immer eine passende Lösung eingefallen. Irgendwie … 😉
Klaas

Nun ist es Zeit für die Jollen

Aufriggen der „Floh“-Jollen: Die gutmütigen Sperrholzboote sind gut geeignet dafür, um nach langer Segelabstinzenz wieder ein Gefühl für den Sport zu bekommen. Foto: har

Die Sonnabende gehören den beiden Opti-Gruppen; der Donnerstag ist der traditionelle Tag des Kuttersegelns. Und nun sind die Jollen-Seglerinnen und -segler in die Gruppenarbeit am Sonntag eingestiegen. Was diesen Beginn sehr erleichterte, war das sonnige warme Wetter. Denn es gilt: Gruppenarbeit in geschlossenen Räumen findet zurzeit nicht statt. Auch bei den Jugendlichen begann das Saison-Programm mit der Bestandsaufnahme des Sportgeräts. Die Masten kamen aus dem Lager, wurden vorbereitet und noch einmal geputzt. Anschließend zogen die Jugendlichen die Bootsrümpfe auf die Wiese vor dem Vereinsgelände, um die Jollen mit dem jeweils passenden Rigg zu vereinen. Ein Mast nach dem anderen wurde gestellt. Der Jollen-Park wurde immer stattlicher. Im Hintergrund arbeitete Kassenwart Stephan die letzten Beschläge für den Kutter ab, lackierte ein letztes Mal eine aufbereitete Stelle am Großmast. Damit ist auch unser „Fritjof“ von seinem Material her segelklar. Hier fehlt nur noch der rechtliche Rahmen der „Pandemie-Vorgaben“, um mit dem Kuttersegeln zu beginnen.

Vor dem Maststellen werden die Riggs feinsäuberlich geputzt. Foto: har

Die Vorbereitungen in der Winterarbeit und das unermüdliche Engagement von Janek, Finja und Malte hatten sich sehr bezahlt gemacht. Alle Jollen konnten ohne substantielle Fehlbestände segelfertig gemacht werden. Vor dem abschließenden Aufklaren – die ersten Tropfen deuteten das Ende des sonnigen Wetters an – wurden die kleine Flotte so verteilt und verstaut, dass am kommenden Wochenende das eigentliche Segeln ohne weitere Verzögerungen starten kann. Kompliment ans Trainer-Team: So gut vorbereitet ging es seit vielen Jahren nicht mehr in eine Saison.
Klaas

Die Jollen-Flottille kommt vor dem Vereinsheim nach und nach ans Tageslicht. Foto: har
Refit: Beschäftigung nach dem sonntäglichen Gruppennachmittag: Janek (links) und Malte „tunen“ auf dem Vereinsgelände den 470er. Foto: har

Ab ins Wasser!

Noch fehlen die Masten: Aber Kutter „Fritjof“ befindet sich zumindest schon wieder in Kieler Förde und lässt sich gemächlich zu seinem Liegeplatz schleppen. Foto: Malte

Normalerweise ist das Kranen der großen Vereinsboote bei der Marine-Jugend Kieler Förde ein kleines „gesellschaftliches Ereignis“; wenn nach langer Vorbereitung und Winterpause Kutter, Yachten und großes Motorboot wieder zu Wasser gelassen werden, soll nicht nur gearbeitet werden, sondern auch ein fröhlicher Austausch stattfinden. Dieses Jahr: Pustekuchen. Auch hier geben natürlich die Corona-Regeln den Takt vor. Kleine (Familien-) Teams waren gebildet worden, um das sichere Zuwasserlassen zu gewährleisten. Mehr ging eben leider nicht.

Kranführer Thomas und Bootswart Guido – ein seit Jahren aufeinander eingespieltes Team. Foto: Malte

Wenigstens ist im Verein so große langjährige Routine vorhanden, dass es bei den auch gut eingespielten Teams völlig glatt ging. Das Wetter spielte mit. Der Regen hörte rechtzeitig auf. Thomas und sein mächtiger Kranwagen waren superpünktlich auf der Kiellinie. Einzig ein paar heftige Böen mischten sich ein, was das Maststellen auf der Varianta „Regulus“ etwas kitzelig machte. Und – „täglich grüßt das Murmeltier“ – wollte selbstverständlich auch das Schwert des Kielschwerters „Regulus“ nicht ans Tageslicht kommen, ein Phänomen, das uns nach Jahren immer des selben Ärgers nicht mehr sonderlich überrascht. Aber auch damit wurde die fleißige Truppe fertig. Wenn in den kommenden Tagen die Masten des Kutters gestellt worden sind, darf es also auch mit den größeren Booten wieder mit dem Segelbetrieb starten – wenn die Pandemie-Regeln es denn zulassen…
Dieter + Klaas

Die Boote liegen wieder da, wo sie natürlich hingehören: in der Förde. Foto: Malte

Wo war hier gleich noch mal vorn?

Wenn man ein halbes Jahr nur noch am Computer gesegelt hat, müssen ein paar Begriffe und Handgriffe zunächst wiederholt werden. Foto: Finja

Endlich. Es geht wieder los. Zugegeben, es ist nicht so locker, wie wir es aus den vergangenen Jahren gewohnt sind; aber für die Segel-Leidenschaft und die Gelegenheit, endlich Freundinnen und Freunde „live und in Farbe“ wiedersehen zu dürfen, müssen diese Opfer schließlich gebracht werden. Die große Trainingsgruppe ist der Corona-Regeln wegen in drei Gruppen aufgeteilt worden – eine kleine Opti-Gruppe, die sich auf die Opti-Liga vorbereitet, wechselt sich mit der größeren Opti-Gruppe im Wochenwechsel ab. Die Jollenseglerinnen und -segler haben sich online zusammengesetzt und beschlossen, vom üblichen Sonnabend-Treffen abzurücken und den Sonntag für ihr Segeln zu nutzen. So verhindern wir große Wulings auf dem Vereinsgelände. Und nach dem ersten Durchgang lässt sich sagen: Läuft! 😉

Kniffs und Tricks beim Auftakeln: Sportwart Janek gibt eine grundlegende Einführung in die Optimisten-Takelage. Foto: Finja

Die ersten Minuten der Gruppenstunden waren für die Beteiligten noch etwas ungewohnt – auch weil die Räumlichkeiten des Vereinsheims weitestgehend tabu bleiben. Aber die Gruppen gewöhnten sich schnell daran. Da Finja, Malte und Janek in dieser Saison ein durchaus anspruchsvolles Programm aufgelegt haben, blieb auch nicht viel Zeit zum Diskutieren und Nachdenken: Segeltheorie und Praxis werden von Anfang an vereint. Die lange Abstinenz vom Freiluft-Sport muss eingefangen werden. Und nun weiß auch jede/r, wo beim eigenen Boot vorn und hinten sind. Es kann also wieder aufs Wasser gehen.
Klaas

Material-Kontrolle vom kleinsten Schäkel bis zur Mastspitze: Zum Spaß gehört auch die Verantwortung für das Material. Foto: Finja