Erster Ausflug und Restarbeiten

Thomas und Malte bringen die „Regulus“ zurück zum Liegeplatz. Foto: har

Wenn die Boote erstmal im Wasser liegen, geht es los. Nein, weit gefehlt. Sie schwimmen. Aber das ist dann auch schon alles. Zur vollkommenen Glückseligkeit müssen diverse Feinarbeiten noch erledigt werden – ob an der Elektrik oder am Segeltrimm. Karsamstag ist da doch ein guter Tag, um Hand anzulegen. Die „Regulus“ bekam in diesem Zusammenhang ein elektrisches Update. Und auch der neue elektrische „Quirl“ durfte zeigen, was er drauf hat. Zusammenfassung: Gegen Wind und Welle geht es langsam, aber durchaus stetig. Und die Verbrauchswerte sind erstaunlich gering.

Nachdenkliche Gesichter: Wo genau kommt jetzt das ganze Wasser her – das im Boot wohlgemerkt, nicht das drumherum? Foto: har

Eine kleine Runde mit Kutter „Fritjof“ zeigte ebenfalls ein paar Mängel auf, die noch behoben werden müssen. Zu Beginn stand die Bilge mit Wasser voll. Hatte es geregnet? Da die Ostsee kein Salz-, sondern Brackwasser beherbergt, half auch der „Lecktest“ zunächst nichts. Zwanzig Minuten Pumpen später – die Handpumpe muss nun auch repariert werden – war der Boden wieder sichtbar, und es konnte gesegelt werden. Beim Einlaufen war die Bilge dann allerdings wieder randvoll. Nachdem die Elektropumpe ihren Dienst verrichtet hatte, wurde der Übeltäter sichtbar: Am Schwertbolzen leckte es. Mit dem Einsatz von Schraubenschlüsseln und Rohrzangen wurde dem Problem zu Leibe gerückt; aber das Misstrauen blieb. Der Kutter soll zu Regatten antreten und eine Pfingstfahrt überstehen. Also muss eventuell der Kran wieder ran? Den Ostersonntag schlug sich deshalb unser Kassenwart Stephan um die Ohren und arbeitete nach. Erste Einschätzung: Die Notreparatur hält besser als zunächst gedacht. Wir werden es mit Argusaugen beobachten. Was allerdings bereits am Karsamstag aufgefallen war: Die Masten des Kutters wiesen beide Schräglage auf – in unterschiedliche Richtungen. Verwunderlich bei gleich langen Wanten und gleicher Einstellung der Wantenspanner. Und auch der auffälligen Biegung des Besanmastes werden wir noch auf den Grund gehen müssen. Aber die Saison fängt ja erst an.
Klaas

Ostseewasser unter dem Kiel

„Fritjof“ schwebt ganz elegant vom Parkplatz des Marineheims über die Kiellinie direkt in die Förde. Foto: Fe

Manchmal muss man flexibel sein: Den Krantermin für unsere größeren Boote hatten wir mehrfach umgeworfen. Der traditionelle Freitagnachmittag musste in diesem Jahr zugunsten des Gründonnerstags weichen. Einige Konstanten ließen sich allerdings nicht verändern. Wie in den Vorjahren lagen zum verabredeten Beginn der Aktion bereits die ersten beiden Boote in der Förde. Kranführer Peer und sein Vorgänger Thomas, der sich in diesem Winter ausgiebig um den Außenborder des großen Schlauchboots bemüht hatte, waren wie immer rasend fix. Und so schwebten nacheinander Kutter und Motorboot über die Flaniermeile Kiellinie.

Erster Test für den Motor: Nils, Jörn, Guido und Thomas werden den Außenborder an. Foto: Fe

Die zweite Konstante war die Varianta „Regulus“: Wie im Vorjahr und im Vorvorjahr und im Vorvorvorjahr … zickte das Kielschwert. Alles lag bereit, um die Yacht aufzutakeln. Nur was hilft es, wenn sich das Schwert weder mit gutem Zureden, Streicheleinheiten oder Hammerschlägen dazu bewegen lässt, sich zu bewegen? So kam das Boot in seinen Hebegurten gerade mal vom Parkplatz bis zur davor liegenden Wiese. Erst musste dieses unwillige Stück Blech aus dem Kielkasten heraus. Nach stundenlangem Gezerre und Gehämmere, begleitet von wohlmeinenden Hinweisen durch Spaziergänger, kam das Schwert dann millimeterweise ans Sonnenlicht.

Nein, wir versuchen es nicht mit Gebeten, das Schwert aus dem Kasten zu holen. Es war – wie immer – stundenlange und mühevolle Anstrengung. Foto: Fe

Das gute Wetter hielt dann aber noch lange genug, um die Boote so weit fertig zu machen, dass es möglich war, sie zu ihren Boxen im Sportboothafen unweit des Instituts für Weltwirtschaft zu überführen. Nach den Osterfeiertagen bleibt noch genug zu tun: Gruppenraum und Lasten, die aussehen, als wäre dort eingebrochen worden, sowie die Bootshalle müssen aufgeräumt werden, um wieder einen normalen Betrieb aufnehmen zu können. Und es muss Platz geschaffen werden, um die kleineren Boote, die diversen Jollen, aus dem Winterlager in Bokel zurückholen zu können. Segeln ist eben nicht nur Spaß auf dem Wasser. 😉
Klaas

Endspurt: Endlich kann es losgehen

Hagel? Strömender Regen? Egal. Liv und Jörn verschaffen dem Kutter Auftrieb mit Schwimmnudeln. Foto: har

Die Tage werden länger; die Geduld lässt nach: So lässt sich am besten das Gefühl beschreiben, bevor die Saison wieder losgehen darf. In den vergangenen Wochen hat eine kleine Gruppe aus Jugendlichen und Erwachsenen mächtig geschuftet. Vor allem der ZK-10-Kutter „Fritjof“ erblickt wieder Tageslicht – nach Monaten der Trocknungs- und Reparatur-Phasen. Den Kutter ins Freie zu bugsieren, bedeutet in den beengten Verhältnissen, das große Boot mit kräftiger Schräglage vorsichtig durch das kleine Rolltor zu schieben. Immer wieder müssen die Räder des Gestells mit Hilfe von Wagenhebern in die richtige Richtung gedreht werden. Und draußen folgt wieder ein Alle-Mann/Frau-Manöver, wenn der Kutter aufgerichtet, festgehalten und das Gestell unter ihm angepasst werden muss.

Standort verändern: Kutter „Fritjof“ kann wieder frische Luft schnappen. Foto: har

ber auch die Jollen, die es teils wirklich nötig hatten, nähern sich einem Zustand, der ein gefahrloses Wassern ermöglicht. Unebenheiten, die beim besten Willen nicht mehr als geheime technische Raffinesse verkauft werden können, sind geschliffen, gespachtelt, grundiert, lackiert worden. Vor allem die „Flöhe“ als Rückgrat der Ausbildung müssen in ein paar Tagen fit sein. Und da sie in der Saison kräftig beansprucht werden, bleiben diverse „Macken“ leider nicht aus.

So glatt war der Boden dieser „Floh“-Jolle noch nie: Nils setzt den Schleifer an. Foto: har

Ein Allround-Verein an der Förde mit Blick in Richtung Ostsee wird natürlich nur mit Jollen nicht glücklich: Auch die etwas größeren „Kaliber“ verlangen nach Aufmerksamkeit. So bekommt unsere Albin Vega „Johanna“ einen neuen Herzschrittmacher: Der alte Volvo Penta ist nach vielen Bemühungen nicht mehr mit vertretbarem Aufwand zu retten. Und so wird eine Austauschmaschine implantiert. Die Dehler Varianta „Regulus“ segelt zwar zuverlässig. Aber auch hier hat der Zahn der Zeit genagt. Die gesamte Elektrik wird überholt – vom Schalter bis zu den Navigationslichtern.

Thomas und Janek reparieren die Elektrik der Varianta „Regulus“. Foto: har

Und damit auch die Grundlagen für die Segelei stimmen, haben sich Finja, Malte, Christiane und Janek im vergangenen Winter um die Ausbildung zum Jüngstensegelschein gekümmert. Und während nun nebenan in der Bootshalle am Kutter gezerrt wird, rauchen im Gruppenraum die Köpfe, als unter Finjas wachsamen Augen die Theorie-Prüfung abgelegt wird. Sieht übrigens gut aus: Die Prüflinge dürfen sich innerlich schon einmal mit der anstehenden Praxis beschäftigen. 😉

Finja korrigiert die aktuellen Jüngstenscheine für die theoretische Prüfung.

Am Gründonnerstag, rechtzeitig vor den Feiertagen, kommt der Kran an die Kiellinie: Und dann schweben die „dicken Brocken“, angeführt vom Kutter, vom Parkplatz aus in die Förde und werden aufgeriggt. Und dann? Dann geht es wie versprochen ans Eingemachte. Das Programm für die Saison ’22 bietet so einige Höhepunkte für unseren kleinen Verein: Zu Pfingsten wird es eine „Dickschiff-Tour“ geben. Zur Kieler Woche gehen zwei Mannschaften in unterschiedlichen Klassen bei der Marinekutterregatta an den Start. Mitte August feiern wir die 50. Wiederkehr der olympischen Segelwettbewerbe in Kiel mit, indem wir ein Segelwochenende gemeinsam mit der Marine-Jugend Braunschweig veranstalten. Und dazwischen wird genug Platz und Zeit für Ausbildung, Regatten und Ausflüge bleiben. Wie gesagt: Die Tage werden länger, und mit ihnen wächst die Ungeduld. 😉
Klaas

Johanna lässt sich auch nicht von festgegammelten Beschlägen erschrecken. Foto: har