Mit dem Dickschiff in die Strander Bucht

Für die Jollen war es ein bisschen viel Wind … aber für dieses Kaliber genau richtig. Foto: Finja

Auf die Jollen hatte es gehen sollen; aber es war reichlich Wind, ein bisschen viel sogar. Und da unser Motorboot-Begleiter, der an diesem Tag eigentlich hätte auf die Seglerinnen und Segler aufpassen sollen, wegen Zahnschmerzen ausgefallen war (Gute Besserung, Dennis!!!), suchten wir nach einer Alternative – Wind ist ja schließlich allein kein Ausschlusskriterium beim Segeln. 😉

Peter hatte uns im Anschluss an die Kieler Woche angeboten, gern mit uns auf seiner Yacht zu segeln. Wenn nicht jetzt, wann dann? Nach einem kurzen Gespräch wurde die Jollen-Gruppe „umgerüstet“: dicke Klamotten statt Neopren, wo vorhanden Automatik- statt Feststoffweste. Und so stiegen wir sehr spontan bei Peter aufs Boot.

Als ob ein Kreuzfahrtschiff ein „Match“ für uns wäre: Malte peilt am Ruder nach vorn. Foto: Finja

Peter Greve segelte mit uns raus in die Strander Bucht; jede und jeder durften (mussten 😉 ) abwechselnd ans Ruder – in der Welle vor Schilksee und Strande war das gar nicht so einfach. Und wir stellten fest, dass Surfer und Kiter mit ihren manchmal recht unvorhersehbaren Manövern für einen Rudergänger einer Yacht schon eine echte Herausforderung darstellen. Und wir lernten Einiges dazu. Alle möglichen Fragen wurden gestellt und beantwortet. Nun weiß auch ein Crew-Mitglied, wie es zum Hochseilgarten in Falkenstein kommt. Einiges Wissen blieb wohl allerdings eher im Kurzzeitgedächtnis haften, wenn mit Blick auf Heikendorf auf der Rücktour dann ernsthaft nachgefragt wurde, ob das nun Heikendorf oder Falkenstein sei. Nach der kurzweiligen Tour kamen wir rundum zufrieden im Hafen an – mit der Gewissheit, dass Dickschiff-Segeln eine echte Alternative ist. Ganz herzlichen Dank, Peter, dass Du uns das ermöglicht hast!

Gute Laune an Bord und wieder eine Menge gelernt. Foto: Finja
Fix aus der Kieler Förde heraus: Peter und Hannes behalten den Überblick. Foto: Finja

Am Tag zuvor hatte es noch anders auf der Förde ausgesehen: gutes Segelwetter für die Opti-Gruppe der Fortgeschrittenen. Der Wind hatte so gut gestanden, dass wir für Constantin, Louis und Ole die rote Fahrwassertonne gegenüber unserem Vereinssteg als Regattatonne nutzen konnten. Zwischen Steg-Kopf und großem Schlauchboot wurde die Startlinie gelegt – und dann wurden Starts geübt. Nach der ersten Rundung der Tonne fuhren alle wieder zum Steg, damit Janek noch einmal den Startvorgang erklären konnte und welche Signale von Malte wann zu erwarten sind. Dann wechselte ich vorsichtshalber noch ein Segel, das einen schlechteren Eindruck machte als die der anderen. Nach diesen Verbesserungen und Absprachen sprangen alle wieder in die Boote. Und erneut wurde der Start geübt. Damit verging auch dieser Nachmittag aber wie im Fluge.
Finja

Der letzte Tag bringt Wind … und Regen

Flottillenadmiral Christian Bock, der Kommandeur der Einsatzflottille 1, überreicht Finja die Plakette für die Steuerfrau und allen ihre jeweilige Urkunde für den 14. Platz. Foto: har

Als die Siegerehrung beginnt, hat der Regen wieder aufgehört. Aber niemand will das Risiko eingehen und die Feier wieder ins Freie verlegen. Zu sehr hat das Wetter in dieser Kieler Woche alle Beteiligten genarrt. Der 14. Platz ist der Marine-Jugend-Kiel-Crew geblieben. Angesichts der Tatsache, dass auch ein neunter, ein elfter und zwei zwölfte Plätze in den Wettfahrten zu Buche schlugen, ist das durchaus ein respektables Ergebnis. Gewonnen hat in diesem Jahr die Marine selbst – nicht nur durch ihre gute Organisation und die betont lässige Umsetzung der Regatta. Auch der erste Platz blieb bei der Marine, denn den segelte der Offiziernachwuchs von der Marineschule aus Mürwik ein. „Ich war diesmal ja nicht dabei“, frotzelte Kapitänleutnant Michael Woyna, der Chef-Organisator und Nachfolger von Kapitänleutnant Thomas Geburzky, der diese Organisation mehr als 30 Jahre betreut hatte. Woyna hatte im vergangenen Jahr noch selbst an der Pinne eines beteiligten Kutters gesessen und die Mannschaft aus Plön gesteuert – von der Marineunteroffizierschule.

Auf dem zweiten Platz landete eine zivile Truppe – die Crew der Butenplöner; auf Platz drei folgte eine, naja, fast zivile Mannschaft vom Bundesamt für Umweltschutz, Infrastruktur und Dienstleistungen … der Bundeswehr. 😉 Die beiden einzigen beteiligten Marine-Jugenden landeten eher auf der anderen Seite der Tabelle. Aber dafür war wenigstens mal wieder eine zweite MJ dabei, die aus Wertheim. Viele neue Bekannte wurden kennen gelernt. Der BC Eintracht Leipzig 02 lud uns sogar zum Segeln zu sich ein. Stefan erhielt von einem Bundespolizisten wortlos eine kleine rote Polizeikelle überreicht (wir wissen immer noch nicht, was sich da hinter den Kulissen abspielte), und die meisten Mannschaften haben sich gegenseitig versichert, zur 133. Marinekutterregatta wieder dabei zu sein.

Ölzeug statt T-Shirt: Am letzten Tag gibt es Wind; aber die Sonne ist dafür auch nicht mehr zu sehen. Foto: har

Morgens hatte es noch die Gelegenheit gegeben, zwei Wettfahrten auf die Haben-Seite zu bekommen. In der Nacht war das Wetter umgeschlagen. Der fehlende Wind hatte sich eingestellt, allerdings zogen auch Regenschauer auf. Rechtzeitig zog sich die gesamte Mannschaft im Kutter vor dem Start noch Ölzeug über.

Nach den Flautetagen zuvor fehlten zum Schluss insgesamt nur noch drei der geplanten zehn Durchgänge. Ein zwölfter und ein elfter Platz kamen dabei bei den letzten Fahrten für die MJK heraus. Was wir von den „normalen“ Kieler Wochen gewohnt sind, mit unserem ZK-10-Kutter „Fritjof“ hinterher zu segeln und zu hoffen, noch in der vorgegebenen Gesamtzeit über die Linie zu kommen, gab es in diesem Jahr nicht. Das Feld der Marinekutter lag deutlich dichter beieinander. Und es wurde in jedem Abschnitt des Feldes verbissen um jeden Meter und jede Position gekämpft.

Von links: Bundespolizei Ostholstein (13. Platz), Marine-Jugend Kieler Förde (14. Platz) und Marine-Jugend „Main“ Wertheim (16. Platz). Foto: har

Die Crew hatte deshalb zum Schluss auch eine bisher nicht gekannte Routine darin, sich an Wendemarken zu duellieren, taktisch zu segeln und ganz schnell neue Entschlüsse zu fällen, wenn die gewählte Taktik durch einen Winddreher nicht aufging. Unter dem Strich: eine sehr harmonische Truppe mit einer ganz steilen Lernkurve, die so auch gern weiter zusammen im Kutter segeln möchte. Im kommenden Jahr wird es wahrscheinlich wieder eine „große“ Ausgabe der Marinekutterregatta geben. Die Kapitänleutnante Michael Woyna und Michael Bauer sowie Oberstabsbootsmann Bodo von Reth möchten unerschütterlich optimistisch wieder eine Langfahrt auf dem Programm unterbringen – sowohl für INAT als auch für ZK 10. Nach den aktuellen Erlebnissen spekuliert die MJK-Crew ein bisschen darauf, dann wieder in einer Marinekutter-Klasse zu starten. Die Boote sind halt größer und schneller als zumindest unser ZK 10 und technisch sehr anspruchsvoll.

Die Einzelergebnisse der Woche 2021 finden sich auf www.marinekutterregatta.de.
Klaas

Im Folgenden ein paar Eindrücke von dieser denkwürdigen 132. Marinekutterregatta von Fe, Sönke, Sahand, Stefan und Klaas:

Sonnenbank statt Langfahrt

Andere geben viel Geld aus, um mal zweieinhalb Stunden auf dem Wasser in der Sonne zu liegen. Beim Warten auf die Langfahrt gab es das fantastische Ambiente gratis. Foto: har

Vierter Tag, zweiter Anlauf für eine Langfahrt aus der Innenförde nach Schilksee und zurück: Alle Kutter waren heute morgens rechtzeitig auf der Bahn und warteten wie die Wettfahrtleitung auch auf eine günstige Gelegenheit zu starten. Kutter „86“ war der Marine-Jugend-Kiel-Crew zugelost worden. Aber der „86er“ dümpelte wie alle anderen Boote auch in gleißender Sonne auf der Förde. Wind gab es nicht, dafür eine hervorragende Aussicht. Zweieinhalb Stunden war keine Brise zu spüren, nur ganz in der Ferne hinter dem Leuchtturm Friedrichsort schien die Wasserfärbung mehr Windbewegung zu verheißen. Der Blick in die entsprechenden Apps und auf die Homepage des Instituts Geomar bestätigten diese Vermutung. In der Strander Bucht gab es Windstärken von 2 bis 3 Bft. Auf der Innenförde gab es muntere Sprüche und leidlich gute Stimmung.

Wenn ab und zu ein anderer Segler auftauchte, hatte der meist nicht mal die Segel gesetzt, sondern motorte gleich. Foto: har

Gegen zwölf Uhr beendete die Wettfahrtleitung das Sonnenbad und schickte die Kutter wieder zurück in den Stützpunkt. Und, man ahnt es, kaum waren die Boote wieder drin, briste es auf. Aber erstens war nicht klar, wie lange der Segen hält, und zweitens war es für eine Tour in die Strander Bucht nun einfach zu spät. Während die Mehrheit der Kutterbesatzungen artig Richtung Bootshafen pullte, hielt man bei der MJK-Crew die Vorleine hoch und ließ sich vom Vorstand ganz bequem abschleppen. 😉

Nachmittags geht es auf den kurzen Bahnen auf der Innenförde wieder los. Die Norwegen-Fähre bezeugt den pünktlichen Start. Foto: Sönke

Da die Regatta bis zu diesem Zeitpunkt nur drei abgeschlossene Wettfahrten auf der Haben-Seite verbucht, muss die Flotte am Nachmittag wieder raus. Um 14 Uhr ertönt das Startsignal für die vierte Wettfahrt. Und erstaunlich: Der leichte Wind zwischen zwei und drei Beaufort hält dieses Mal. Natürlich gibt es die üblichen Dreher und Windlöcher; aber es reicht, das Rennen in einer guten Stunde zu Ende zu bringen. Die MJK-Mannschaft hat inzwischen den Bogen raus, weiß um ihre Schwächen, aber auch um ihre Stärken: Ausgerechnet mit den Laken platt vor dem Wind fällt das Boot immer wieder zurück. „Und wir haben wirklich noch nicht herausbekommen, woran es liegt“, sagt Stefan anschließend. Das Schwert ist oben; die Mannschaft hat das Gewicht nach vorn verlagert; ständig wandern die Blicke zu den Mitbewerbern, um die eigene Segelstellung zu hinterfragen. Aber es hilft nichts. Kommt der Wind von achtern, fährt auch die Marine-Jugend Kiel achtern. Glücklicherweise gehört zu jedem der Kurse auch die eine oder andere Kreuz und vor allem die Taktik an den Wendemarken. Und da kommt der Kutter tatsächlich immer wieder „aus dem Kreuz“. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sitzen die Regeln, manchmal zur Überraschung der anderen Crews, wenn das Marine-Jugend-Boot sich nicht mehr höflich von der Boje abdrängen lässt. Blicke in Richtung Schiedsrichter helfen da auch nichts. Die „86“ schiebt sich bei solchen Gelegenheiten wieder nach vorn.

Nur weil alle in die eine Richtung fahren, heißt es nicht, dass der Marine-Jugend-Kutter auch in diese Richtung fahren muss … Foto: har

Mit einem 9. und einem 13. Platz ist die Crew durchaus zufrieden; in „Duell-Situationen“ weiß sie sich inzwischen zu behaupten. Und an den anderen Dingen kann man ja in Zukunft arbeiten. Am Nachmittag war auch unsere Rekonvaleszentin Liv wieder im Stützpunkt, um die Mannschaft anfeuern zu können. Und die Wettfahrt-Organisatoren, die ja bekanntlich ein ganz großes Herz für die Jugendmannschaften haben, setzten sie gleich an Bord einer Barkasse, damit Liv die Wettfahrten auch aus der Nähe betrachten kann. Gerüchte besagen übrigens, dass sie dabei zeitweise selbst das Ruder in die Hand nahm … 🙂 Wieder an Land bekam sie dann gleich Gesellschaft: Arne und Cathrine hatten wie die anderen auch eine Menge Hitze abbekommen. Am Ende der letzten Wettfahrt des Tages kannten die Älteren an Bord kein Pardon und riefen ein Juryboot herbei. Arne und Liv stiegen in das große Motorschlauchboot der Marine um; deren Besatzung brachte die Beiden dann nicht nur schleunigst an Land und in den Schatten. Sie orderten auch gleich Flüssigkeitsnachschub. Am Ende des Tages waren dann alle wieder fröhlich auf den Beinen. Die Organisation dieser Regatta ist wirklich einsame Spitze. Morgen geht es in den Endspurt. Für die letzten Wettfahrten ist wieder Start um 10 Uhr angesetzt. Allerdings sagt der Wetterbericht nicht nur Wind voraus, sondern auch 20 Liter Starkregen in einer Stunde und Gewitter. Was man nicht alles geboten bekommt in einer Kieler Woche!
Klaas

Nicht übermäßig viel Wind, aber genug, um ordentlich über die Strecke zu kommen. Foto: har
Nein, Leute, jetzt ist genug Wind da. Ihr müsst Euch nicht abschleppen lassen. Foto: Fe

Etwas mehr Licht und ziemlicher Frust

Abgehängt! Mit der passenden Portion Coolness schiebt sich die MJK-Crew an der gespreizten Tonne einen Platz nach vorn. Foto: har

Es ist in diesem Fall das Wetter, nicht das Klima, das der Marinekutterregatta echten Ärger macht. Das Hochdruckgebiet, das uns die Windlosigkeit beschert hat, warf heute Morgen erstmal das Programm völlig um. Eigentlich hatte es heute ja auf die lange Strecke nach Schilksee gehen sollen. Aber dieses Unterfangen war der Regattaleitung angesichts der Flaute zu heikel. Und das sicher zu Recht. Also hieß es schon bei der Steuermannsbesprechung, dass wieder die üblichen Dreiecke auf der Innenförde gesegelt werden sollen. Nach dem Ausfall des vergangenen Tages waren ja auch dringend Wettfahrten aufzuholen. Unter der Voraussetzung, dass die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ihre Zustimmung erteilt, könnte die Langfahrt auch morgen in Angriff genommen werden – passende Windverhältnisse vorausgesetzt.

Es kann losgehen: Die Crew takelt den Kutter auf. Am Vormittag ist ihr das Boot mit der Nummer 138 zugelost worden. Foto: har

Die erste Runde am Morgen fällt unter „gewagt, aber leider nicht gewonnen“. Tapfer segelte unsere Mannschaft jedem einzelnen Windfeld entgegen. Aber die Taktik zahlte sich nicht aus, weil die Windrichtung am Morgen wie ein irritierter Kreiselkompass drehte. So gut die Manöver zum großen Teil klappen mochten: Bei diesen Windverhältnissen war jede Wende eine zu viel und nahm Geschwindigkeit aus dem Kutter. Ergebnis: 15. Platz. Aber wie so oft: Eine Marine-Jugend kam noch hinterher. 😉

An den Tonnen wurde es in den Wettfahrten trotz des geringen Windes – oder gerade deshalb – manchmal dramatisch eng. Die MJK-Crew leistete sich aber kein einziges Ramming. Foto: har

Neue Wettfahrt, neues Glück: Und hier zeigte sich, dass man auch aus kleinen Fehlern lernen kann. Der „138er“ hatte es auch mit einer Besatzung in der ersten Wettfahrt der Regatta nicht unter die ersten Zehn geschafft. Aber mit Vorausschau und zusammengebissenen Zähnen an den Wendemarken konnte man von hinten einige Plätze gut machen. Finjas Truppe legte an der letzten Boje und der anschließend letzten Kreuz noch einmal zu, segelte tatsächlich noch zwei Kutter aus, die es der MJK-Besatzung wirklich nicht leicht machten – und ging immerhin als Zwölfte aus dieser Wettfahrt. Immer ein kleines bisschen mehr…

In der dritten Wettfahrt des Tages drängelt sich das Hauptfeld an einer Wendemarke. Eine kleine Gruppe hat sich derweil schon abgesetzt – ganz vorn das RBZ Technik aus Kiel, an Platz fünf die Marine-Jugend Kieler Förde (Bildmitte). Foto: har

Was am Nachmittag kam, war allerdings ein Tiefschlag für die Stimmung mehrerer Mannschaften – auch der Kieler MJ. Kurz nach 13 Uhr waren die Kutter wieder im Stützpunkt gewesen: kurz Verpflegung aufnehmen, vielleicht noch einmal zum „stillen Örtchen“ verschwinden und rasch wieder zum Kutter, der für den Nachmittag zugelost worden war. Die MJK-Crew stieg von „138“ auf „86“ um und machte schnell wieder los. Auf dem Weg zur Regattabahn stellte sich heraus, dass die Mannschaft, die zuvor in dem Kutter gesessen hatte, das Tau zum Schiften des Besans hatte „mitgehen“ lassen – oder ganz ohne ausgekommen war. Der Ersatzteilbeutel gab kein passendes Tauwerk für diese Spiere her. Und auch die Schiedsrichter konnten nicht helfen. Also wurde das lose Ende des Besanfalls kurzerhand umfunktioniert. Als Notbehelf klappte das sogar.

Nicht viel Wind, aber genug für Manövrierfähigkeit und Ruderdruck. Foto: har

Der Start zur Nachmittagswettfahrt funktionierte. Und diesmal blieb der MJK-Kutter vorne dran. Während sich das Hauptfeld an Wendemarken verhedderte, setzte sich eine kleine Spitzengruppe ab. Ganz weit vorn das Kieler RBZ Technik, schon an fünfter Stelle die Marine-Jugend Kieler Förde … Hätte so weitergehen können; die Verfolger waren zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich weit weg. Aber dann: Abbruch der Wettfahrt wegen Flaute. Es hatte zwar für einige Minuten einen Einbruch gegeben, aber bei den vorne liegenden Kuttern reichte der Wind zumindest, um langsam voranzukommen. Ungläubige Gesichter in den Booten und massiv wachsender Frust, die gute Platzierung nicht mitnehmen zu dürfen. Tatsächlich war der Wind auf ein knappes Beaufort abgesackt; aber er nahm nur kurz darauf wieder auf über zwei Beaufort zu, gleich nach dem Abbruch. Und so ergab sich das kuriose Bild, dass die Kutterflotte mit prall gefüllten Segeln zurück in den Marinestützpunkt zum Bootshafen rauschte.

Was wollen die denn schon wieder hier? Die Kutterflotte kommt nach dem Abbruch der Wettfahrt wieder in den Hafen zurück. Foto: har

An Land gab es dann noch heftige Diskussionen zu der Entscheidung, die Wettfahrt vorzeitig zu beenden. Die flatternden Flaggen im Hafen schienen den Kritikern Recht zu geben. Zumindest hätte es wahrscheinlich für ein ordnungsgemäßes Ende des Wettkampfs gereicht. Zur Ehrenrettung muss allerdings gesagt werden, dass sich die Windgeschwindigkeit auch in der folgenden Stunde wie bei einem Paternoster rauf und wieder runter bewegte.

Die Stimmung nach der abgebrochenen Wettfahrt ist bei vielen Crews eher mäßig. Hier werden die Boote ausgeräumt, die Segel und das Zubehör wieder abgegeben. Foto: har

Dennoch blieb das kleine gemeine Gefühl, trotz der sehr guten Segel-Leistung einer Chance beraubt worden zu sein, mal vorn mitsegeln zu können. Die MJK-Crew nahm es aber sehr professionell, übte durchaus Kritik an der eigenen „Performance“ und sprach Punkte an, die vielleicht in den nächsten Wettfahrten noch verbessert werden könnten – Segelstellung im Allgemeinen, das Backnehmen der Fock im Besonderen. Egal, wie der dritte Regattatag ausgegangen mag: Eine gute Lernkurve kann unserer Mannschaft mit Fug Recht bescheinigt werden. Kompliment „vom Beckenrand“ aus. 😉 Morgen startet die Flotte erneut, vielleicht sogar auf dem langen Kurs Richtung Schilksee. Die Ergebnisse der Wettfahrten finden sich alle auf www.marinekutterregatta.de.
Klaas

Der dritte Tag ist gelaufen – mit einem Abschluss, den sich die Crew ein bisschen besser vorgestellt hätte. Aber morgen geht es wieder von vorn los. Foto: har

Zweiter Tag: Flaute

Am Nachmittag schleppen sich die Kutter zur Bahn auf die Förde. Aber der Wind lässt die Wettfahrt im Stich: Foto: har

Die erste Nachricht des Morgens: Startverschiebung! Die beiden geplanten Wettfahrten am Vormittag sollten ausfallen; ab 14 Uhr, so die Hoffnung, könnte ein Versuch gestartet werden. Die Begründung für die Hoffnung ist eine Eigenheit der Kieler Innenförde: Selbst, wenn vor Schilksee keinerlei Lüftchen zu spüren ist, verursacht die Thermik über der Stadt auf der Innenförde gegen Nachmittag regelmäßig etwas Luftbewegung. Darauf setzten heute Regattaleitung und Mannschaften.

Die Stunden bis zum Auftakeln des Kutters müssen gefüllt sein: Kniffel, uno und Quiz-Duell bringen die MJK-Crew über die Runden. Haribo tut sein Übriges… 😉 Foto: har

Den Vorsitzenden erreicht nach kurzer Zeit der telefonische Hilferuf: Gibt es hier so etwas wie Gesellschaftsspiele? Kurze Antwort: nein. Aber dazu hat man ja die greisen Ehrenamtler, damit man sie zum benachbarten „famila“-Markt schicken und Abhilfe verschaffen kann. Ein Kniffel-, ein uno-Spiel und eine große Tüte Lebkuchen später (ist ja schließlich schon September, wenn auch bei 21° Celsius), ist die Truppe befriedet und kann sich die übrige Zeit vertreiben.

Der Versuch wird gewagt: Die Kutter werden für eine Wettfahrt vorbereitet. Foto: har

Kurz vor 13 Uhr wird es lebhaft im Kutterhafen: Die Mannschaften trudeln ein und setzen Segel. Um aus dem Stützpunkt herauszukommen, reicht das allerdings nicht. Eine Crew nach der anderen bringt Riemen aus, um sich pullend in Richtung Startlinie zu bewegen. Dort angekommen, machen kleine vereinzelte Windfelder sogar Hoffnung, dass man den Start wagen kann. Allerdings muss die Kutterflotte warten. Die Regattabahn befindet sich vor dem Stützpunkt. Und heute kommen mehrere Minenjagdboote zurück nach Kiel, die nicht auch noch stundenlang auf eine Regatta warten sollen. Die Kutterflotte verzieht sich ganz, ganz langsam ein Stück in Richtung Innenförde und wartet dort ab, bis die großen grauen Boote in den Hafen eingelaufen sind. Dann allerdings ist tatsächlich auch der letzte Windhauch wieder verschwunden.

Vorbildlich entspannt an der Pinne: Kutterführerin Finja. Foto: har
Wenn man schon nicht schnell ist, kann man wenigstens schnell aussehen. Der Leetrimm hilft. Foto: Fe

Kurz vor 15 Uhr flitzen erneut die Motorboote der Schiedsrichter und Regattahelfer durch die Kutterflotte. Abbruch. Endgültig. Ein Kutter nach dem anderen schwenkt mühsam den Bug zurück in Richtung Hafen. Viele nutzen erneut die Riemen, um überhaupt voran zu kommen. Kutter 138, auf dem die Marine-Jugend Kieler Förde vor sich hindümpelt. kommt in der Flaute kaum in die Wende. Da muss dann eben erneut die ehrenamtliche Abteilung aushelfen, die glücklicherweise dienstlich vor Ort ist: Vorleine an Achterleine – und schon helfen „Colombina“ und ihre fünf Außenborder-Pferdestärken dem MJK-Kutter bis kurz vor den Liegeplatz. Und das mit 2,9 Knoten – eine Geschwindigkeit, die heute aus eigener Kraft gar nicht möglich gewesen ist. Aber morgen ist auch ein Tag – und dann auch noch mit dem langen Schlag nach Schilksee. Aber wir haben uns ja nichts anderes vorgenommen.
Klaas

Wer sagt denn, dass fünf PS nicht ausreichen, um einen ausgewachsenen Marinekutter zu schleppen? Foto: har
Eine Seefahrt, die ist lustig … Naja, Hauptsache, es geht voran. Foto: Fe

Am ersten Tag wurde ausprobiert

Heute in der ersten Wettfahrt mit dem Kutter Nummer 8 unterwegs – die Boote waren selten allein auf weiter Flur. Foto: Fe

Am Ende des ersten Wettfahrt-Tages lässt sich sagen: Es ist eine richtig harmonische Truppe unterwegs: Finja, Liv, Ricarda, Cathrine, Stefan, Malte, Arne und Sahand, den wir für Fotos von Bord für diese Woche „ausgeliehen“ haben, waren schon am Schluss des Vormittagstrainings ein eingespieltes Team.

Die Organisation der Marinekutterregatta hatte sich nicht auf Experimente eingelassen. Was sich in der ersten Corona-Ausgabe der Regatta im vergangenen Jahr bewährt hatte, funktionierte auch 2021: Meldung im Regattabüro, Abgabe der Listen, Zelte für jede Mannschaft – und die Kutterverteilung, wie man es schon gewohnt war.

Team Marine-Jugend Kieler Förde: Trotz des jugendlichen Alters schon eine Menge „alter Hasen“ dabei. Foto: har

Bei der ersten Steuermanns-Besprechung machten die Cheforganisatoren Michael Woyna, Michael Bauer und Bodo von Reth klar, dass wir uns nicht darauf verlassen dürfen, dass die zugelosten Kutter alle gleich schnell unterwegs sein würden. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr werden die Boote tatsächlich auch nicht den jeweils ganzen Tag zugelost, sondern wo immer möglich auch nach den Vormittags-Wettfahrten neu zugeordnet. Frei nach Michael Woynas Motto „Bei starkem Wind kann jeder schnell segeln“ wurde diese Aussage bei der ersten Wettfahrt am Nachmittag gleich auf die Probe gestellt – und zumindest in Teilen zumindest in Zweifel gezogen: Der Wind war kaum vorhanden, und doch blieben die 16 Boote recht nah beieinander. Die Marine-Crew im Bootshafen hatte bei der Durchsicht und Ausstattung der Kutter offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Boote, bei denen die Masten in verschiedene Himmelsrichtungen zeigen, waren jedenfalls in der Flotte nicht zu sehen.

Steuermann/frau-Besprechung vor der ersten Wettfahrt: Das Organisationsteam ist so professionell und zugewandt wie gewohnt. Foto: har

Ein mächtiger Schreck fuhr aber allen direkt vor Beginn der ersten Wettfahrt in die Glieder: Liv war im Boot beim Auftakeln gefallen und hatte sich einen Knöchel böse verletzt. Die Rettungskette funktionierte allerdings tadellos. Nach einer sehr liebevollen Erstversorgung durch die Marinesanitäterin Christine Blank kam auch schon ein Rettungswagen der Feuerwehr in den Stützpunkt. Im Krankenhaus stellte sich dann heraus, dass Liv zwar Glück im Unglück gehabt hatte. Mit der Teilnahme an den weiteren Wettfahrten wird es aber nichts. Da sind die Ärzte vor. Also muss die Crew nun für Liv mitsegeln! Alle drücken ihr jedenfalls die Daumen, dass der Fuß schnell wieder in Ordnung kommt. Sie gehört schließlich fest zu dieser Kutter-Crew.

Auftakeln: Bei jedem übernommenen Boot müssen zunächst die Segel angeschlagen werden. Und nach Ende der Vormittags-/Nachmittags-Wettfahrten heißt es, die Kutter wieder abzurüsten und ordnungsgemäß zu übergeben. Foto: har

Auf dem Wasser mussten sich unsere Seglerinnen und Segler wieder an die Regatta-Bedingungen gewöhnen. Das vermeintliche Hupen der Fähren ringsum (die tatsächlich genau in diesem Moment ihre Tröten betätigten) war jedenfalls in einem speziellen Fall auch der „Startschuss“. Glücklicherweise erkannte die Crew das auch am Niederholen der Klassenflagge auf dem Startschiff – und los ging es. Ein taktisches Risiko im ersten Drittel der Wettfahrt zahlte sich leider nicht aus. Und so musste das Feld ganz vom Tampen angegangen werden. Das klappte sogar. Zeitweise kam der Kutter mit der Nummer 8 wieder bis auf den 12. Platz voran. Bei einem Tonnen-Gerangel hielt sich die Mannschaft dann aber berechtigterweise aus dem Wuhling heraus und zog den Bogen lieber etwas größer. Das bedeutete immerhin zum Schluss den 14. Nichts, wofür man sich hier schämen müsste. In diesem Jahr ist die Kieler Marine-Jugend auch nicht ganz allein mit diesem Namen unterwegs: Die MJ aus Wertheim ist ebenfalls dabei. Wenn man sich überlegt, wo überall bei Marine-Jugenden noch mit Kuttern gesegelt wird, bleibt aber noch mächtig Luft nach oben bei der Beteiligung. Morgen geht es weiter – mit den Wettfahrten 2, 3 und 4. Wer den Verlauf verfolgen und die Ergebnisse der Fahrten sehen möchte, findet diese übrigens auf: www.marinekutterregatta.de.

Klaas

Nach der morgendlichen Windstille kamen die Kutter am Nachmittag dann doch noch in Fahrt. Foto: har
Lob von der Bootshafen-Crew: Keine Mannschaft kann ihre Segel so gut zusammenlegen wie unsere. 😉 Foto: Blank

Theorie gleich in die Praxis umsetzen

Die Opti-Flotte geht zum Training wieder auf die gewohnte Kieler Förde. Foto: Christiane

Nun war die allgemeine Opti-Gruppe wieder dran mit Training. Die Förde war voller als gewohnt – klar: die Kieler Woche hatte begonnen –, aber es war ein schöner Spätsommertag mit gutem Wetter und reichlich Wind. Die Gruppe musste einige Dinge (wieder) lernen und üben. Und so fingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Halbwindkursen an und machten eine Wende nach der anderen, um mit den Booten vertraut zu werden.

Auch der schönste Segeltag findet ein Ende. Es geht wieder an den Steg. Foto: Christiane

Die zwischendurch eingelegte Pause war nur eine Pause von der Praxis; denn wir nutzen sie, um eine kleine Theorie-Einheit einzulegen. Das Verhalten der Boote auf dem Wasser bedarf halt der einen oder anderen Erklärung. Das frisch Erlernte musste dann im Anschluss umgehend und erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden. Eine durchaus schöne Erfahrung, wenn man bei einer solchen Lern-Einheit gleich eine steile Lern-Kurve feststellen kann. 😉

Kippelige Angelegenheit: Finja und Malte machen mit dem Rumpf des 420ers „Jam Jam“ eine Dichtigkeitsprüfung auf die harte Tour. Foto: Christiane

Für die Ausbilder war der Tag allerdings noch nicht ganz zu Ende. Guido hatte bei unserem Ausflug nach Sundsacker einige Zweifel an der Dichtigkeit unseres 420ers „Jam Jam“ bekommen. Die Wassermenge IM Boot war nach einer Nacht vielleicht nicht doch allein dem Regen zuzuschreiben. Und so warfen wir den Rumpf von „Jam Jam“ in die Förde, damit Finja und Malte sich die Bescherung von innen ansehen können. Sagen wir es mal so. Wir haben da noch ein, zwei, drei Baustellen, die der Nacharbeit bedürfen.
Christiane

Ein fantastisches Wochenende mit viel, viel Regen

Einige hatten schon losfahren müssen, um Material wegzubringen. Aber alle anderen großen und kleinen Teilnehmer des Segelwochenendes zeigen am Ende des Ausflugs noch einmal stolz und ziemlich müde die Erinnerungs-Armbänder, die die zweite Vorsitzende Tina angefertigt hatte. Foto: har

Was für ein Segel-Erlebnis! Mit gut zwei Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten wir uns auf den Weg nach Sundsacker an die Schlei gemacht. Die Logistik hatte es in sich gehabt. Über Wochen waren Boote vorbereitet, das Material gesichtet, Zugfahrzeuge und Anhänger organisiert worden. Dazu vorbereitende Besuche bei „Event Nature“, die Absprachen für die Verpflegung und … und … und … Und wie immer waren viele helfende Hände nötig gewesen, mehr Personen beteiligt als tatsächlich mitfahren konnten. Rolf hatte einen Laster gestellt, Dirk, Mirco und Heiko je einen Anhänger. Donnerstag vor dem Ausflugswochenende gab es ein Alle-Frau/Mann-Manöver, um Boote und Material einzupacken. Kati und Dörte kochten einen Abend lang in riesigen Töpfen vegetarische Bolognese, um eine warme Mahlzeit sicherzustellen. Auch in vielen anderen Familien wurde Salate und Brötchen für den ersten Abend vorbereitet. Und dann stellten wir am Freitag auch noch diverse kleine Hindernisse vor der eigentlichen Abfahrt fest. Kaum ein Anhänger konnte problemlos in Schlepp genommen werden. Hier funktionierte ein Blinklicht nicht; dort passte das Lichtkabel nicht an den Stecker, wenn ein Adapter der Kupplung selbst in den Weg geriet. Und doch wurde jedes einzelne Hindernis beseitigt oder umschifft. Und nach und nach polterte ein Bootsgespann langsam und mit Warnblinklicht über die Kiellinie.

Auspacken der Boote in Sundsacker, bevor die Sonne untergeht. Das Wetter hält noch … Foto: har

Als alle Fahrzeuge in Sundsacker angekommen waren, hieß es abzuladen und die Hütten zu beziehen. Ein Gebäude für die Mädchen und Frauen, eins für Jungen und Männer – und zwei Doppelzimmer in einer dritten Hütte gab es auch noch. Während am Schleiufer mehr oder weniger eilig die Boote aufgeriggt wurden, griff sich Tina die erste der eingeteilten Küchenmannschaften und bereitete das Abendessen vor. Der Grill wurde angeworfen. Und Stefan stellte sich in bewährter Weise an den Rost und wendete Fleisch und Würstchen.

Stefan meistert den Grill – neben ihm wird übrigens ein gewaltiges Büffet mit Salaten, Dips, Pizzabrötchen und vielen anderen Leckereien aufgebaut. Foto: har

Irgendwann war es dann zu Ende mit dem natürlichen Licht von oben. Das Vorbereiten der Boote wurde eingestellt. Und alle strömten auf den Platz vor den Hütten, wo schon Tische und Bänke aufgestellt worden waren. Beim Abendessen begann dann auch der Regen zu strömen – was er mit kurzen Unterbrechungen das gesamte Wochenende tun sollte. Aber wenn das Programm stimmt und alle die Lust auf das gemeinsame Erlebnis teilen, gerät das schlechte Wetter in den Hintergrund. Die Küchenmannschaft übernahm das Abräumen und Abwaschen in der kleinen Küche. Der Rest der Truppe verteilte sich zunächst auf die Hütten, um die mitgebrachten Gesellschaftsspiele auszupacken.

Das erste Abendessen beginnt. Noch ist nur der Rasen feucht. Eine Viertelstunde später kommt bereits der „Nachschub“ von oben. Foto: har

Andreas und Mirco hatten aber schon die große Grillhütte am Rand des Ferienlagers erkundet, die theoretisch allen offen steht. Da unser Verein allerdings der einzige Nutzer des Camps war, nahmen wir das kleine Holzgebäude in Beschlag. Bald prasselte in der Mitte ein wärmendes Feuer. Und nach und nach fanden sich die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein – viele mit Spielkarten, einige nur zum Klönen. Die meisten Jugendlichen verzogen sich nach ein, zwei Stunden freiwillig in die Kojen. Es war doch ein ziemlich anstrengender Tag gewesen.

Am späten Abend machten wir noch einmal eine Kontrollrunde bei den Booten am Schleiufer. Wind und Strömung hatten den Wasserpegel steigen lassen. Und da wir uns nicht ganz sicher waren, wie das in der Nacht weitergeht, zogen wir alle Boote vorsichtshalber noch ein Stück das Ufer hinauf.

Da sind wohl wirklich einige richtig müde … 😉 Foto: har

Neuer Tag, neues Glück: Der Regen hatte sich zwar über Nacht verstetigt; aber auch der Wind hatte aufgefrischt. Die Vorhersage hatte in den Tagen zuvor ständig geschwankt, aber zwischen 4 und 6 Beaufort war alles drin gewesen. Und da am Morgen nun in der Ferne auf der Schlei kleine weiße Kämme auf den Wellen zu sehen waren, wurde Malte mit einem Opti auf Erkundung geschickt. Ergebnis: Die begleitenden Schlauchboote und die Optimisten würden zunächst alle sein, die ernsthaft auf das Wasser könnten. Die großen Jollen, egal welcher Klasse, wären ernsthaft überfordert. Janek, Finja und Malte senkten jedenfalls einhellig die Daumen – und Erfahrung schlägt in Sicherheitsfragen jeden Enthusiasmus.

Hannes legt ab. Die Optimisten sind bei diesen Wetterverhältnissen die einzigen Segelboote, die genutzt werden dürfen. Foto: Andreas

Janek, Finja und Malte hatten sich auch auf ein Segelgebiet für dieses Wochenende geeinigt – von der Steganlage aus ausschließlich in Richtung Kappeln. Denn direkt neben der Ferienanlage befindet sich eine Fähre über die Schlei nach Arnis, die auch noch an einer Stahltrosse hin- und hergezogen wird. Freihalten hieß deshalb die Devise. Wie richtig diese Vorgabe war, zeigte sich auch jedes Mal, wenn die Strömung die Boote – ob mit oder ohne Motor – Richtung Mündung zog.

Opti-Flotte auf der Schlei – die kleinen Jollen zeigten wieder einmal ihren großen Spaß-Faktor. Deshalb stiegen auch die „Großen“ gern wieder ein. Foto: Andreas
Ohne die begleitenden Motorboote ging nichts. Und auch die schaukelten kräftig. Foto: mor
Die „gelben Engel“ von der Schlei 😉 – zum Glück gab es am gesamten Wochenende nur eine einzige Kenterung. Foto: har

Die Jollen, die wir am Vorabend schon ins Wasser an die Steganlage gebracht hatten, waren in der Nacht fast vollgelaufen. Mirco und Klaas mussten zudem ein schlagendes Want bei dem 420er „Jam Jam“ wieder bändigen und befestigen. Der Beschlag hatte sich in der Dunkelheit auf die Reise ins Nirgendwo gemacht. Jeweils mehr als 140 Liter Wasser mussten aus den Booten geschöpft werden …

Keine gute Idee bei diesem Wind: Ein Want hatte sich über Nacht gelöst. Mirco und Klaas befestigen es wieder. Natürlich geht bei den ersten Versuchen auch gleich der nächste Bolzen auf Grund. Foto: Stefan

Am Nachmittag mussten dann doch zumindest der mitgebrachte „Jeton“ und der „470er“ eine Runde auf der Schlei drehen. Unter Applaus wurden die Jollen nämlich in der Schlei getauft – der „Jeton“ auf den angesichts seiner Farbe sehr passenden Namen „MeerOrange“; der „470er“ hört nun auf den Namen „Snorre“. Im Schlepp des großen Motorboots wurde dann gleich eine Runde gedreht – länger als gedacht, denn nach der ersten Schleife kam eine Motoryacht in den Weg, nach dem Ausweichen der örtliche Rettungskreuzer.

Mit Schleiwasser von Finja und Janek getauft: „MeerOrange“ und „Snorre“. Foto: har
Nach der Taufe die erste offizielle Runde auf der Schlei – angesichts des Windes allerdings ohne Segel. Foto: har

Die meisten verbrachten fast den ganzen Tag auf dem Wasser, Wetter hin oder her, unterbrochen nur von dem Mittagessen und einer kurzen Pause. Als nur noch drei Optis mit Finja, Janek und Konstantin auf der Schlei unterwegs war, entschied Stefan nach kurzer Beobachtung doch mal auf die andere Seite der Fähre zu segeln. Mit hochgeholten Schwertern segelte und motorte die kleine Armada an der Fähre vorbei und rundete eine Befestigung in der Mitte der Schlei. Nachdem sich die Fähre dann erneut in Richtung Arnis aufgemacht hatte, fuhr besagte Armada erneut über die Haltetrosse und lief wieder in ihren kleinen Hafen ein.

Anlauf auf den Bereich der Fähre – und reichlich Spaß dabei gibt es offensichtlich auch. Foto: har

Nach dem feuchten Tageserlebnis wanderten dann doch etliche Seglerinnen und Segler zu den Duschen, um sich wieder richtig aufzuwärmen. Die Boote wurden an Land gezogen und provisorisch abgeriggt – provisorisch deshalb, damit es am nächsten Morgen bei günstigen Bedingungen gleich wieder losgehen konnte. Derweil brodelte es in den Kochtöpfen. Immer wieder schauten hungrige Vertreter/innen 😉 in der Küche vorbei – nur mal so zum Probieren … Allerdings wurde die Restenergie bis zum Abendbrot noch auf dem Platz vor den Hütten verbraucht. Drei Wikinger-Schach-Spiele warteten dort aufgebaut auf ein Turnier. In Windeseile war die ganze Gruppe in sechs Mannschaften aufgeteilt und legte los. Dabei waren die vorhergehenden Anstrengungen durchaus zu spüren, flog der eine oder andere Holzscheit doch gefährlich hoch und weit…

Am Vorabend wurde hier noch gegrillt. Nun muss Platz sein für die klatschnassen Segel-Klamotten. Foto: har
Hätte es beim Wikinger-Schach auch Haltungsnoten gegeben, wäre diese Mannschaft ziemlich weit vorn gewesen… Foto: har
„Da hinten muss das Ding hin“ – noch mal volle Konzentration bitte. Foto: har
Mit dem letzten Elan dabei, aber Janek will schon gar nicht mehr wissen, wo die Würfe von Christiane und Malte landen werden. 🙂 Foto: har
Scheint zu schmecken: Liv und Cathrine wollen das Abendbrot nicht mehr so lange abwarten… Foto: mor

Dann wurde richtig getafelt. Da der Unterstand des Vorabends durch den Regen zur Hälfte klatschnass war, verzog sich die gesamte Truppe gleich ans lodernde Feuer in die Grillhütte, stillte den Hunger und streckte zum ersten Mal an diesem Tag die Beine aus. Was dann folgte, wird wohl landläufig als „Fresskoma“ bezeichnet. Aber auch das dauerte gar nicht so lange. Denn nun fanden sich in der wunderbaren Grillhütte wieder die Gruppen zum Klönen zusammen, was bis in den späten Abend andauern sollte.

Die Ruhe nach dem Sturm: Alle sitzen zufrieden beim Abendbrot in der Grillhütte. Foto: mor

Der Sonntag musste aber auch noch genutzt werden. Also schnell die Hütten aufklaren, aufräumen und ans Wasser, um zu sehen, was geht. Janek, Finja und Malte beschlossen, zumindest die beiden gutmütigen „Floh“-Jollen neben den Optimisten auf das Wasser zu schicken. Das klappte auch. Ein „Floh“ hatte zwar nach kurzer Zeit ein technisches Problem mit der Ruderanlage und musste wieder zum Steg zurück; aber die andere Jolle wurde für den Rest der Segel-Zeit noch intensiv genutzt und jagte über die Schlei. Überflüssig zu erwähnen, dass es fast die gesamte Zeit über immer wieder nieselte.

Der gutmütige „Floh“ verträgt eine Menge Wind – kein Wunder, dass so gut wie keine andere Jolle auf der Schlei zu sehen ist. Foto: Andreas
Der zweite „Floh“ macht zunächst auch „bella figura“, bis das Ruderblatt aus seiner Halterung springt und nicht mehr zuverlässig zu befestigen ist. Foto: Andreas

Irgendwann ist es dann leider soweit: Die Boote müssen mittags aus dem Wasser; die nächsten Gäste beziehen in der Ferne bereits die Hütten. Und mit verteilten Rollen werden die Gespanne beladen, die Boote verzurrt, Küche und Sanitäranlagen übergeben, die Vorräte wieder verstaut. Guido macht sich mit dem vollgeladenen Transporter von Rolf als erstes auf den Weg zurück nach Kiel. Ein Gespann nach dem anderen folgt. Etwa anderthalb Stunden später sind alle wieder am Vereinsheim an der Kiellinie angekommen. Und obwohl das Team eingespielt ist, braucht es ein paar Stunden, bis das ganze Material wieder verstaut ist. Denn Boote, Hänger und Schwimmwesten müssen zunächst gut mit Süßwasser gespült und getrocknet werden. Das große Schlauchboot kam wieder vom Trailer in die gewohnte Kieler Förde und wurde von Stefan an den Liegeplatz in den Sportboothafen gefahren. All das braucht halt seine Zeit. Muss man noch erwähnen, dass es in Kiel bei der Ankunft natürlich nicht regnete..? Dennoch war es ein richtig schönes Segel-Wochenende und ein gutes Gemeinschafts-Erlebnis. Wenn alles gesackt ist, werden wir mal herumfragen, wie die verschiedenen Eindrücke gewesen sind – um daraus folgern zu können, wie wir unsere nächste Reise gestalten.
Klaas