Etwas mehr Licht und ziemlicher Frust

Abgehängt! Mit der passenden Portion Coolness schiebt sich die MJK-Crew an der gespreizten Tonne einen Platz nach vorn. Foto: har

Es ist in diesem Fall das Wetter, nicht das Klima, das der Marinekutterregatta echten Ärger macht. Das Hochdruckgebiet, das uns die Windlosigkeit beschert hat, warf heute Morgen erstmal das Programm völlig um. Eigentlich hatte es heute ja auf die lange Strecke nach Schilksee gehen sollen. Aber dieses Unterfangen war der Regattaleitung angesichts der Flaute zu heikel. Und das sicher zu Recht. Also hieß es schon bei der Steuermannsbesprechung, dass wieder die üblichen Dreiecke auf der Innenförde gesegelt werden sollen. Nach dem Ausfall des vergangenen Tages waren ja auch dringend Wettfahrten aufzuholen. Unter der Voraussetzung, dass die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ihre Zustimmung erteilt, könnte die Langfahrt auch morgen in Angriff genommen werden – passende Windverhältnisse vorausgesetzt.

Es kann losgehen: Die Crew takelt den Kutter auf. Am Vormittag ist ihr das Boot mit der Nummer 138 zugelost worden. Foto: har

Die erste Runde am Morgen fällt unter „gewagt, aber leider nicht gewonnen“. Tapfer segelte unsere Mannschaft jedem einzelnen Windfeld entgegen. Aber die Taktik zahlte sich nicht aus, weil die Windrichtung am Morgen wie ein irritierter Kreiselkompass drehte. So gut die Manöver zum großen Teil klappen mochten: Bei diesen Windverhältnissen war jede Wende eine zu viel und nahm Geschwindigkeit aus dem Kutter. Ergebnis: 15. Platz. Aber wie so oft: Eine Marine-Jugend kam noch hinterher. 😉

An den Tonnen wurde es in den Wettfahrten trotz des geringen Windes – oder gerade deshalb – manchmal dramatisch eng. Die MJK-Crew leistete sich aber kein einziges Ramming. Foto: har

Neue Wettfahrt, neues Glück: Und hier zeigte sich, dass man auch aus kleinen Fehlern lernen kann. Der „138er“ hatte es auch mit einer Besatzung in der ersten Wettfahrt der Regatta nicht unter die ersten Zehn geschafft. Aber mit Vorausschau und zusammengebissenen Zähnen an den Wendemarken konnte man von hinten einige Plätze gut machen. Finjas Truppe legte an der letzten Boje und der anschließend letzten Kreuz noch einmal zu, segelte tatsächlich noch zwei Kutter aus, die es der MJK-Besatzung wirklich nicht leicht machten – und ging immerhin als Zwölfte aus dieser Wettfahrt. Immer ein kleines bisschen mehr…

In der dritten Wettfahrt des Tages drängelt sich das Hauptfeld an einer Wendemarke. Eine kleine Gruppe hat sich derweil schon abgesetzt – ganz vorn das RBZ Technik aus Kiel, an Platz fünf die Marine-Jugend Kieler Förde (Bildmitte). Foto: har

Was am Nachmittag kam, war allerdings ein Tiefschlag für die Stimmung mehrerer Mannschaften – auch der Kieler MJ. Kurz nach 13 Uhr waren die Kutter wieder im Stützpunkt gewesen: kurz Verpflegung aufnehmen, vielleicht noch einmal zum „stillen Örtchen“ verschwinden und rasch wieder zum Kutter, der für den Nachmittag zugelost worden war. Die MJK-Crew stieg von „138“ auf „86“ um und machte schnell wieder los. Auf dem Weg zur Regattabahn stellte sich heraus, dass die Mannschaft, die zuvor in dem Kutter gesessen hatte, das Tau zum Schiften des Besans hatte „mitgehen“ lassen – oder ganz ohne ausgekommen war. Der Ersatzteilbeutel gab kein passendes Tauwerk für diese Spiere her. Und auch die Schiedsrichter konnten nicht helfen. Also wurde das lose Ende des Besanfalls kurzerhand umfunktioniert. Als Notbehelf klappte das sogar.

Nicht viel Wind, aber genug für Manövrierfähigkeit und Ruderdruck. Foto: har

Der Start zur Nachmittagswettfahrt funktionierte. Und diesmal blieb der MJK-Kutter vorne dran. Während sich das Hauptfeld an Wendemarken verhedderte, setzte sich eine kleine Spitzengruppe ab. Ganz weit vorn das Kieler RBZ Technik, schon an fünfter Stelle die Marine-Jugend Kieler Förde … Hätte so weitergehen können; die Verfolger waren zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich weit weg. Aber dann: Abbruch der Wettfahrt wegen Flaute. Es hatte zwar für einige Minuten einen Einbruch gegeben, aber bei den vorne liegenden Kuttern reichte der Wind zumindest, um langsam voranzukommen. Ungläubige Gesichter in den Booten und massiv wachsender Frust, die gute Platzierung nicht mitnehmen zu dürfen. Tatsächlich war der Wind auf ein knappes Beaufort abgesackt; aber er nahm nur kurz darauf wieder auf über zwei Beaufort zu, gleich nach dem Abbruch. Und so ergab sich das kuriose Bild, dass die Kutterflotte mit prall gefüllten Segeln zurück in den Marinestützpunkt zum Bootshafen rauschte.

Was wollen die denn schon wieder hier? Die Kutterflotte kommt nach dem Abbruch der Wettfahrt wieder in den Hafen zurück. Foto: har

An Land gab es dann noch heftige Diskussionen zu der Entscheidung, die Wettfahrt vorzeitig zu beenden. Die flatternden Flaggen im Hafen schienen den Kritikern Recht zu geben. Zumindest hätte es wahrscheinlich für ein ordnungsgemäßes Ende des Wettkampfs gereicht. Zur Ehrenrettung muss allerdings gesagt werden, dass sich die Windgeschwindigkeit auch in der folgenden Stunde wie bei einem Paternoster rauf und wieder runter bewegte.

Die Stimmung nach der abgebrochenen Wettfahrt ist bei vielen Crews eher mäßig. Hier werden die Boote ausgeräumt, die Segel und das Zubehör wieder abgegeben. Foto: har

Dennoch blieb das kleine gemeine Gefühl, trotz der sehr guten Segel-Leistung einer Chance beraubt worden zu sein, mal vorn mitsegeln zu können. Die MJK-Crew nahm es aber sehr professionell, übte durchaus Kritik an der eigenen „Performance“ und sprach Punkte an, die vielleicht in den nächsten Wettfahrten noch verbessert werden könnten – Segelstellung im Allgemeinen, das Backnehmen der Fock im Besonderen. Egal, wie der dritte Regattatag ausgegangen mag: Eine gute Lernkurve kann unserer Mannschaft mit Fug Recht bescheinigt werden. Kompliment „vom Beckenrand“ aus. 😉 Morgen startet die Flotte erneut, vielleicht sogar auf dem langen Kurs Richtung Schilksee. Die Ergebnisse der Wettfahrten finden sich alle auf www.marinekutterregatta.de.
Klaas

Der dritte Tag ist gelaufen – mit einem Abschluss, den sich die Crew ein bisschen besser vorgestellt hätte. Aber morgen geht es wieder von vorn los. Foto: har

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