Arbeit an allen Gewerken

Christiane zerlegt eine Winsch, die im Kutter „Aneesa“ ihren Platz finden wird. Foto: Cathrine

Auch wenn es draußen graupelt und weht, die Temperaturen die zweistelligen Marken nicht überschreiten: Der Frühling ist da und mit ihm die Nähe zur kommenden Segelsaison. Und deshalb arbeiten seit Wochen einige fleißige Mitglieder parallel an sämtlichen Gewerken, die gefordert sind. So nehmen mehrere ziemlich mitgenommene „Optimisten“ wieder Gestalt an: Schleifen, spachteln, schleifen, grundieren, schleifen, lackieren, schleifen – oh, da war noch eine Delle –, also erneut spachteln, schleifen, und so weiter … 😉

Mal sehen, was hier bei der Schleiferei alles ans Licht kommt. Bennet befreit den Opti vom Lack. Foto: har

Kleine Boote, kleine Sorgen, große Boote … Auch unsere betagten Kutter benötigen viel Liebe und noch mehr Pflege. „Aneesa“, an der wir bereits zwei Jahre arbeiten und die uns im Lauf der Zeit mit immer neuen Überraschungen geplagt hat, sieht inzwischen fast aus wie werftneu. In der gesamten Zeit wunderten sich die Beteiligten (sehr zu Recht), wo überall feuchte Stellen oder gar kleine Fontänen an dem Kutter auftauchten – der vor zwei Jahren das letzte Mal im Wasser war – keine zehn Minuten übrigens. Inzwischen sind die bekannten Problemzonen entweder beseitigt oder so sehr eingedämmt, dass wir halbwegs guten Gewissens die Endausrüstung in den Blick nehmen können.

Fragt bitte nicht … Unter dem aufgebockten ZK-10-Kutter „Aneesa“ arbeiten Nils und Christiane eingezwängt in der eiskalten Bootshalle an Kiel und Schwertkasten. Foto: har

Der Kiel von „Aneesa“ war eine besondere Herausforderung, hätte man mit dem Wasservorrat, der dort fälschlicherweise gebunkert gewesen war, doch einen kleinen Brand löschen können. Nils hatte sich der Sache angenommen und nach Abnahme der alten Kielschienen einige Bereiche neu aufgebaut und die neuen Schienen angepasst. Klingt übersichtlich, war es aber nicht. An viele Stellen kam man nicht so einfach heran. Die alten Bohrlöcher für Befestigungsschrauben mussten verfüllt werden. Sie waren nicht mehr zu gebrauchen. Das bedeutete allerdings, dass die neuen Schienen anders konstruiert werden mussten – eine Aufgabe, die Nils dann lieber in seiner heimischen Werkstatt erledigte.

Inzwischen sind die neuen Schienen am Boot befestigt, Primer und Antifouling sind aufgetragen. Damit ist der Kutter weit genug, um das Verlassen der Bootshalle zu planen. Einige kleinere Laminierarbeiten sind noch im Lastenheft, die Prüfung des Riggs, das Einsetzen des Schwerts, der Zusammenbau des Schwerttischs … Vor dem Spaß kommt halt eine Menge Engagement.

Ole und Emily überarbeiten das Holz des Ruderblatts von „Fritjof“. Foto: har

Ein Kutter ist kein Kutter: Denn auch „Fritjof“ hat im vergangenen Sommer seine Spuren davongetragen. Und die müssen ausgebessert werden. So hat die Inspektion des schweren hölzernen Ruderblatts Risse zu Tage gefördert. Zum Glück sahen sie dramatischer aus als sie waren. Aber dennoch muss das Blatt geschliffen und mit Holzleim und Epoxid ausgebessert werden, bevor wieder neuer Lack auf das Ruder kommen kann.

Die Freitaggruppe hat sich die Beschläge des „Fritjof“-Ruders vorgenommen. Foto: har

Und dann können auch die Eisenbeschläge wieder auf das Ruderblatt geschraubt werden. Die waren durch den blühenden Rost fast doppelt so dick wie vorgesehen. Die Freitaggruppe hatte also stundenlang mit schwerem Gerät geschliffen, Rostumwandler und Primer aufgetragen und mittlerweile den gewohnten mattweißen Metall-Lack gestrichen. Ein paar neue Schrauben und das Ruderblatt ist wieder einsatzfähig.

Welcher Bohrer könnte passen? Guido sucht das richtige Werkzeug zusammen. Foto: har

All diese Anstrengungen sind nur ein Teil dessen, was die Mitglieder zurzeit in die Hände nehmen. Die Yachten werden überholt, die Riggs und das viele Zubehör für den Segelalltag geprüft, überholt und bereitgelegt. Unter Tinas Leitung ist derweil die Mädchenlast weitgehend ausgeräumt worden, um Dirk die Ellbogenfreiheit zu verschaffen, unseren Wasseranschluss im Gruppenraum zu verlegen. Auch die Jungenlast ist aufgeräumt. Ihr erinnert Euch: Die Renovierung unseres Gruppenraums ist nun komplett in unseren eigenen Händen. Und bevor wir dort die Reste unserer alten Küche entsorgen können, muss der Ersatz fertig sein. 😉 Verflixt viel ehrenamtlicher Einsatz für die, die hier ohne Murren zupacken, damit es anschließend für alle wohnlicher wird.
Klaas

Wer eine Boje für das Segeltraining auslegen will, muss sichergehen, dass hier nicht an ungewünschter Stelle Luftlöcher vorhanden sind. Stephan, Dieter und Willi machen den Test. Foto: har
Aus der als Projekt aufzuarbeitenden Optimist-Ruine wird sicherlich kein Regattaboot mehr. Aber die Freitaggruppe baut die kleine Jolle so wieder auf, dass sie getrost gesegelt werden kann. Foto: har

Vollversammlung auf der Baustelle

Wenigstens war es warm: Die Jahreshauptversammlung musste in einem weitgehend ausgeräumten Gruppenraum stattfinden. Foto: Malte

Es gibt nicht viele Veranstaltungen, bei denen die Anwesenheit der Mitglieder geradezu zwingend gefordert ist: Die vorgeschriebene Jahreshauptversammlung eines eingetragenen Vereins gehört allerdings sicher dazu. Immerhin ein knappes Drittel der Mitglieder der Marine-Jugend Kieler Förde e.V. war dann tatsächlich zur Versammlung anwesend. Vor allem Krankheit und berufliche Erfordernisse hatten bei einigen Seglerinnen und Seglern die Teilnahme leider verhindert.

Diejenigen, die es geschafft hatten, in die Baustelle zu kommen, in die sich der Versammlungsraum verwandelt hatte, bekamen allerdings vom Vorstand für etliche Entwicklungen einen aktuellen Sachstand – angefangen bei den Sorgen über die mögliche negative Entwicklung für die Vereine an der Innenförde durch die beabsichtigten Pläne zum Umbau der Kiellinie ab 2026 über die Gespräche zur Zusammenarbeit mit den beiden Segelvereinen Arsenal Segel Gruppe und Segelgemeinschaft der Marineflieger am Plüschowhafen bis hin zu der Umgestaltung des Gruppenraums durch die Marinekameradschaft Kiel, die ja erst kürzlich ins Stocken gekommen war. Letzteres wird nun als Projekt der Marine-Jugend von deren Mitgliedern übernommen, nicht so aufwändig wie ursprünglich vorgesehen – aber so, dass es für die Vereinsmitglieder wieder nutzbar wird.

Neues Ehrenmitglied des Vereins: Claire Neumann (links) ist diese Ehre anlässlich der Versammlung zuteil geworden. Nicht nur der geschäftsführende Vorstand – Stephan Böttcher, Tina Hindersmann-Schmidt und Klaas Hartmann-Moritzen (von rechts) freuen sich mit ihr. Foto: Malte

Natürlich gehören zu einer Jahreshauptversammlung viele nicht zu vermeidende Formalien. Aber die Ehrungen gehören sicher zu den schönen Tagesordnungspunkten. Neben Auszeichnungen für langjährige Mitgliedschaft verlieh die Versammlung auch zwei Mitgliedern die Ehrenmitgliedschaft. Claire Neumann und Rolf Mückenheim erhielten diese Würdigung für ihr jeweiliges langjähriges Engagement. Letzterer hatte auf Grund seines gesundheitlichen Zustands nicht teilnehmen können. Aber die offizielle Übergabe der Urkunde wird selbstverständlich noch nachgeholt.

Natürlich wurde auch gewählt: Tina Hindersmann-Schmidt bleibt weiter zweite Vorsitzende, Christiane Schulz Jugendwartin und Jens Kruschwitz Kassenprüfer. Neu besetzt wurden die Schriftführung durch Cathrine Moritzen und der Sportwart durch Malte Schmidt. Die Mitglieder erhielten zudem einen groben Überblick über das Programm der kommenden Saison einschließlich Marinekutterregatta zur Kieler Woche, Segellager mit der Marine-Jugend Braunschweig und einem Angebot zum Ferienpass-Programm.

Traditionell wurde die Versammlung unterbrochen, um die Jahreshauptversammlung des Stützpunkts Kiel des Marine-Regatta-Vereins unter der Vorsitzenden Tina Hindersmann-Schmidt einzuschieben. Dies ist schon deshalb nie ein Problem, weil die Mitglieder beider Vereine weitgehend übereinstimmen – nur die Vorstände setzen sich unterschiedlich zusammen. Bei der einzigen hier anstehenden Neuwahl der Position des oder der zweiten Vorsitzenden kam es zur Wiederwahl von Stefan Bürger, der wie der scheidende Schriftwart Jonas Zumkeller online zugeschaltet war.

Beide Versammlungen waren gemeinsam innerhalb von 59 Minuten abgearbeitet – was nicht heißt, dass sich die Mitglieder danach gleich zerstreuten. Denn wie in jedem Jahr hatte es reichlich Spenden an selbst gebackenem Kuchen und Brot gegeben. Zusammen mit Kaffee, Tee und Kakao war damit die Voraussetzung geschaffen, noch in Gesprächsrunden beisammen zu bleiben, bis sich schließlich nach weiteren anderthalb Stunden die Räume langsam leerten – und Nils, Bennet und Christiane sich endlich wieder der Reparatur des Kutters „Aneesa“ in der Bootshalle widmen konnten. 😉
Klaas

Salz- und Brackwasser hinterlassen Spuren

Mit Schleifklötzen, Drahtbürsten und Maschinen geht es den dicken Rostschichten
an die Substanz. Foto: har

Langsam wird es Zeit, auch die in der vergangenen Saison heftig beanspruchten Metallbeschläge zu bearbeiten: Alles, was unser ZK-10-Kutter „Fritjof“ beispielsweise an Stahl in 2023 ins Wasser getaucht hat, ist von dickem blühendem Rost überzogen. Die Monate im Brackwasser der Ostsee und im Salzwasser der Nordsee haben halt ihre Spuren hinterlassen. Nachdem vor einigen Tagen alle Metallteile vom Ruderblatt des Kutters abgeschraubt worden waren, liegen sie nun auf der Werkbank und müssen alles über sich ergehen lassen, was den Rost vom verbleibenden Metall trennt.

Gutes Zureden nutzt hier nichts mehr. Da hilft nur noch brachiale Kraft.
Der Rost hat sich regelrecht in den Ruderbeschlag eingegraben. Foto: har

Wenigstens haben alle befallenen Beschläge noch so viel Substanz, dass sie nicht ersetzt werden müssen. Aber es zeigt sich wieder, dass die „kleinen Sachen“ in der Winterarbeit gern einmal unterschätzt werden. Bis das Kutter-Ruder wieder zusammengesetzt und einsatzbereit ist, werden noch so einige Stunden investiert werden müssen.
Klaas

Grünkohlessen wird zur Tradition

Der gedeckte Tisch wartet auf die hungrigen Gäste. 😉 Foto: Tina

Trotz Baustelle trafen wir uns auch in diesem Jahr zum Grünkohlessen. Dieses Jahr galt es, die hungrigen Mägen von 21 Vereinsmitgliedern und Gästen zu füllen. Wie auch im letzten Jahr wurde der Grünkohl vom Schlachter des Vertrauens abgeholt und stand pünktlich um 18 Uhr auf dem Tisch. In Schüsseln wurde der Grünkohl und die Kartoffeln an der großen Tafel herumgereicht. Jeder konnte den Grünkohl so essen, wie er oder sie wollte: Auswahl an Fleisch zwischen Kohlwurst, Kassler und Schweinebacke, zudem standen noch kleine Schüsseln mit Zucker und Senf auf dem Tisch. Ob Zucker oder nicht war, wie bereits im vergangenem Jahr eine häufig diskutierte Sache, allerdings ohne wirklich klares Ergebnis. Und auch unser jüngstes Mitglied Ben wollte nicht auf den Grünkohl verzichten und aß fleißig bei Mama und Papa mit. Während des Essens wurden in alten Erinnerungen geschwelgt, aber auch neue Pläne geschmiedet. Und die, die sich noch an letztes Jahr erinnern konnten, hatten dieses Jahr vorgesorgt: Die Tupperboxen von Zuhause warteten im Auto, um die Reste mitzunehmen. Alle gingen zufrieden und satt nach Hause und baten um eine Wiederholung im nächste Jahr. Also „same procedere as every year“: der dritte Samstag im Februar ist der 15.02.2025 – nur um es bereits erwähnt zu haben. Die Anmeldung folgt dann Ende des Jahres.
Tina

Plötzlich mehr Platz im Gruppenraum

Die dunkle Dekoration im Gruppenraum wird abgebaut. Denn eigentlich soll die Paneele ebenfalls abgenommen werden. Eigentlich … Foto: Tina

Das Rattern von Akkuschraubern betrifft ausnahmsweise nicht die Boote in der Halle nebenan: Der mehrtägige Arbeitseinsatz gilt dem Gruppenraum. Nach und nach kommt die Dekoration herunter, wird verpackt und weggeräumt. Pokale, Medaillen, maritime „Erinnerungsstücke“ – alles muss aus dem Weg.

Der Hauseigentümer, die Marinekameradschaft von 1914, die bislang ihren Vereinsraum im Stockwerk über unserem Verein gehabt hat, ist zu Gunsten der Gastronomie im eigenen Haus ausgewichen und hat den MK-Raum abgegeben. Das ist begreiflicherweise misslich für die kleineren Veranstaltungen. Und so hat die Marinekameradschaft die Bitte geäußert, den Raum der Marine-Jugend im Erdgeschoss mit nutzen zu dürfen. Der damit verbundene Vorschlag: den Raum umfassend zu renovieren. Damit die Bauarbeiten beginnen können, heißt es für uns: räumen. Bevor die Wände neu verputzt und Sitzecken eingerichtet werden können, müssen die alten Paneele weg. Die Küchenzeile wird genauso abgebaut wie die Büroecke mit unserem Computer. Die Hoffnung: noch vor der Kieler Woche im Juni wieder einen „gebrauchsfähigen“ Gruppenraum nutzen zu können.

Es wird kahl – auch die Küche wird zurückgebaut, um später im Tresen wiederbelebt zu werden. Foto: har

Leider zerschlagen sich die Pläne plötzlich, weil es in der Marinekameradschaft zu Missverständnissen gekommen ist. Konsequenz: „Baustopp“ auf unbestimmte Zeit. Da wir allerdings nicht Vereinsarbeit in der Baugrube leisten können, werden wir selbst die Ärmel in den kommenden Wochen hochkrempeln und den Gruppenraum in Eigenregie wieder nutzbar und wohnlich machen. Ob als Übergangs- oder Dauerlösung wird sich zeigen. Aber die Marine-Jugend ist es gewohnt, mit spontanen Richtungsänderungen und Kompromissfähigkeit solche Projekte gelassen anzugehen. 😉
Klaas

Und überall rattern die Schleifmaschinen

Jan, Jonas, Merle und Bennet nehmen sich eine Optimist-Jolle vor, die in der vergangenen Saison auf der Nordsee genutzt worden ist. Foto: har

Nordsee-Einsatz hinterlässt ein bisschen Spuren im Lack. Und so müssen die beiden Optimist-Jollen, die Kutter „Fritjof“ im vergangenen Sommer nach Fanø in Dänemark begleitet hatten, in diesen Wochen kräftig bearbeitet werden. Vor allem die Kanten dieser doch sehr eckigen Gefährte sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Und wenn die Blessuren an allen möglichen Stellen zu finden sind, bleibt nur der komplette Striptease – also die Farbe herunter. Zwei Wochenend-Arbeitseinsätze hat es benötigt, bis beide Boote ihren Lack losgeworden sind. Nun kann der Wiederaufbau mit Spachtel beginnen.

Nils und Christiane hängen sich unter Kutter „Aneesa“. Foto: har

Parallel zum Auffrischen der Optis geht die Erneuerung des Kiels am Kutter „Aneesa“ weiter. Wenn es mal feucht geworden ist, sind die Reparaturen aufwändig – und wenn es dann auch noch um einlaminiertes Hartholz geht, ist viel Sorgfalt nötig, um befallene Stellen komplett zu entkernen und zu erneuern. Knochenarbeit eben, und das mit ganz feinem Werkzeug, das man an einem eher rustikaler gestalteten Boot wie einem Kutter zunächst gar nicht vermutet: Feine Bohrer, Drämel, Endoskop-Kamera.

Segel inspizieren und dann wieder sorgfältig verpacken: Dieter, Jens und Malte kümmern sich um ein Varianta-Großsegel. Foto: har

Während in der Bootshalle die Schleifmaschinen rattern, geht es im Gruppenraum nebenan etwas ruhiger zu. Segel werden ausgepackt und inspiziert. Wenn es keine schadhaften Stellen und auch nicht sichtbaren Schmutz gibt, werden sie anschließend sorgsam wieder zusammengelegt und eingepackt. Bisher steht das Signal bei den Riggs zum Glück auf Grün – Bäume, Spieren und Gaffeln sind zwar alles andere als neu; aber zumindest gibt es bislang im Gegensatz zu den Rümpfen keinen akuten Handlungsbedarf.
Klaas

Gearbeitet wird bis zum letzten Augenblick

Bald ist Heiligabend? Und? Die Winterarbeit muss weitergehen. 😉 Foto: har

Es ist lausig in der Bootshalle in den Tagen kurz vor Weihnachten. Das eigens aufgehängte Thermometer zeigt unbestechlich 12 Grad Celsius. Aber selbst am Tag vor Heiligabend wird hier noch fleißig gearbeitet. Die Freitagsgruppe krempelt trotz der wenig gemütlichen äußeren Bedingungen die Ärmel hoch und repariert und bessert aus. Das Projekt in diesen Wochen ist eine Optimist-Jolle, die durch viele gut gemeinte Reparaturversuche und zugegeben auch durch offensichtliche Vernachlässigung in einem Zustand gewesen ist, der auch das Kleinsägen und das Verpacken in Müllsäcke gerechtfertigt hätte. Durch den Bootsboden ragende Schrauben, offene Kanten der Schwimmkörper, kaputter Schwertkasten, ausgerissene Löcher von Beschlägen, eine gebrochene und schlecht ausgebesserte Mastducht und vieles mehr. Vom Zustand des Lacks und des Gelcoats gar nicht zu sprechen.

Die Kiste muss bald schwimmen. Also sorgfältig alles am Kutter „Aneesa“ abdichten, wo künftig bitte kein Wasser mehr reinkommen soll. Foto: har

Nebenbei wird nach und nach auch am ZK-10-Kutter „Aneesa“ gearbeitet, der endlich in dieser Saison länger als zehn Minuten in der Kieler Förde schwimmen soll – hier teilen sich aber etliche Vereinsmitglieder an unterschiedlichen Tagen die Gewerke, die noch in Angriff genommen werden müssen. Der untere Rand des Schwerkastens wird ausgebessert, Teile des Kiels werden aufgebaut, eine neue Kielleiste aus Aluminium wird gefertigt, die Schwimmkörper abgedichtet, der Schwerttisch aufgebaut und mit einer zweiten Winsch ausgestattet.

In grauer Vorzeit hatte jemand die Idee, den Mastfuß mit Schrauben zu befestigen, die aus dem Boden des Bootes herausschauen. Das wird rückgängig gemacht. Foto: har

Den Optimisten haben Emma, Mayte, Linnea, Leonie, Sarah und Cathrine soweit zerlegt, soweit es überhaupt möglich ist. Die Beschläge sind entfernt und werden, wo nötig, ersetzt. Mittlerweile ist auch ein Plastikrohr, das als Mastführung gedient und mehr Schaden angerichtet als geholfen hat, entfernt; das Holz wurde abgebaut und gründlich geschliffen, um wieder lackiert zu werden; die Kanten der Schwimmkörper sind geschliffen, die ersten Spalten mit GfK-Matte und Epoxid abgedichtet, die Löcher im Bootsboden ebenfalls mit Epoxid verfüllt.

Vor dem Lackieren entfettet Sarah das Holz gründlich mit Isopropanol. Foto: har

So viel Arbeit der Optimist auch macht, hat das Projekt einen großen Vorteil: Die Schäden machen es erforderlich, sich mit allen Bereichen des Jollen-Refits auseinanderzusetzen – mit Holz, mit GfK, mit Metall, mit Tauwerk. Deshalb wird am Schluss nicht nur eine Jolle wieder einsatzfähig sein, sondern alle Beteiligten werden – hoffentlich – eine Menge gelernt haben, um künftig auch an anderen Booten sofort zu wissen, was bei welchem Schaden zu tun ist. Aber nun ist erstmal Pause – bis Anfang Januar. Dann wird wieder geschliffen, Epoxid gemischt und lackiert.
Klaas

Auch das Saison-Ende macht Spaß

Das Schwert von „Fritjof“ summt; also sind die fünf Knoten erreicht – nur unter Genua und Besan. Gute Bedingungen auf der Kieler Förde. Foto: Dieter

Windstärke 4, zunehmend 5 aus West und Böen deutlich darüber. Nicht unbedingt Optimisten-Wetter, aber auf jeden Fall richtige Bedingungen für einen Kutter. Und so ging es mit „Fritjof“ bei strahlendem Sonnenschein auf die Förde. Mangels ausreichenden Crew-Gewichts beließen wir es bei Genua und Besan. Aber auch die reichten aus, den Kutter immer wieder auf der Kante fahren zu lassen. Abwechslungsreich waren die beiden Stunden auf dem Wasser allemal. Denn Nachbarvereine an der Kiellinie hatten das hervorragende Wetter offensichtlich noch einmal zu einer internen Wettfahrt genutzt. So hätte man an diesem Nachmittag beinahe trockenen Fußes von der West- auf die Ostseite der Förde gelangen können. Denn viele Seglerinnen und Segler wollten es vielleicht noch ein letztes Mal in dieser Saison wissen. Für uns blieb es einfach ein richtig schöner Segel-Nachmittag. 🙂
Klaas

Ein paar Tage Süßwasser

Gar nicht so leicht, einen großen Kanadier zu kentern. Foto: har

Was für ein schönes verlängertes Wochenende! Nach dem Besuch der Marine-Jugend Braunschweig an der Kieler Förde im Sommer 2022 folgte nun der Gegenbesuch der Kieler per Bahn und Pkw an die Oker. Dreieinhalb Tage Wassersport mit viel Wasser von oben und von unten. Hier im norddeutschen Binnenland beides aber Süßwasser. Die schnell durchziehenden Schauerfronten wechselten sich immer wieder mit langen Sonnenschein-Phasen ab. Das Wetter war an diesen Tagen kein wirkliches Problem.

Ungewohnt aus Kieler Sicht: Gleichgewicht halten im Kanadier und Zusammenspiel mit mehreren anderen Paddlerinnen und Paddlern. Foto: Tina

Die Braunschweigerinnen und Braunschweiger um Gruppenleiterin Britta Ronge hatten ein tolles Programm vorbereitet, um den Küstenbewohnern das Befahren von Binnengewässern etwas näher zu bringen. Nach einem ersten kleinen Ausflug an Riemen und mit Paddeln am Donnerstag ging es am Freitag richtig auf Tour: Mit vier Kanadiern okeraufwärts startete die gemischte Gruppe mit rund 25 Personen den Fluss entlang, überquerte mit den Booten zwei Wehre, bestaunte die in den vergangenen Jahrzehnten immer wilder gewordene Natur des renaturierten Gewässers. Durch lange Wasserrosen- und Wassergras-Felder ging es um in den Fluss gefallene Baumstämme herum. Schwanenfamilien, Graureiher, Bisamratten, Nutrias und viele Fische begegneten mehr oder weniger neugierig den Eindringlingen in ihren bunten Booten.

Pause in Stöckheim: Die morgens beim Frühstück im Marineheim geschmierten Brote sind nach der halben Strecke des Tages schnell verzehrt. 😉 Foto: Britta

Sonnabend stand dann im Zeichen des Kutters – der kleinen Fluss-Variante, in der das Pullen allerdings nicht weniger anstrengend ist als in den großen Segelkuttern. Mit zwei Booten und den obligatorischen Broten für die Mittagspause im Gepäck pullte die Gruppe diesmal flussabwärts mitten durch die Stadt. Kurz vor dem Wendenwehr wurde gedreht und eine Anlegestelle nahe der Brücke am Staatstheater angesteuert. Hier gab es, richtig, eine verdiente Pause, bevor die Kutter und ein Begleitkanadier wieder flussaufwärts getrieben wurden.

Wendig und schnell – die sechsriemigen Kutter auf der Oker. Da der Fluss in den vergangenen Jahren immer mehr zugewachsen ist, wird das Befahren allerdings langsam schwierig. Foto: mor

Bei der Kuttertour zeigten sich allerdings einige Schwierigkeiten, mit denen die Sportlerinnen und Sportler beim Pullen immer mehr zu kämpfen haben. Zum einen wächst der Fluss zu. Pflanzenmassen und wuchernde Sandbänke engen den Spielraum immer mehr ein; zum anderen haben kommerzielle Anbieter riesige Flöße für Partygesellschaften auf den Fluss gelegt, die oft fast die ganze Gewässerbreite einnehmen und nur schwer zu manövrieren sind. Verbunden mit einer ganzen Flotte von Tret- und Paddelbooten sowie SUPs, die wild hin und her über die Oker gescheucht werden (gesteuert wäre hier der völlig falsche Begriff), ist eine Fahrt mit Ruderkuttern schon eine echte Herausforderung geworden.

Klapp- oder steckbare Dollen statt Runzeln für die Aufnahme der Riemen: Die Kieler Besucher müssen sich an einige neue Details gewöhnen. Foto: mor

Aber noch sind die Hindernisse mit ein bisschen Kopfschütteln umschiffbar. Abends wird es dann ruhiger auf der Oker. Und da das Pullen in der Nacht seinen ganz besonderen Reiz hat, machten sich zwei Kutter um kurz nach halb zehn erneut auf vom Steg des Marineheims in der Bucht mit dem Namen Heinrichshafen. Die Crews genossen die Stimmung in vollen Zügen, begrenzten sich aber und kehrten nach einer halben Stunde wieder um, damit die jüngeren Mitglieder eine Chance bekamen, ausreichend Schlaf zu tanken.

Literweise Wasser im Zwischenboden: Die Baustelle in diesem Youngster ist doch größer als ursprünglich gedacht. Foto: mor

Zwischendurch gab es in den kleinen Pausen die Gelegenheit zum „fachlichen Austauch“. In der Hellegat genannten Werkstatt der Braunschweiger wartete bereits eine Youngster-Jolle mit einem GFK-Problem im Cockpit, das gemeinsam angegangen werden sollte. Beim Prüfen der besagten Stelle stellten wir jedoch schnell fest, dass es hier mit einer fixen Reparatur leider nicht getan sein würde. Gemeinschaftlich und mit roher Gewalt wurde das Cockpit großflächig geöffnet. Zum Vorschein kam eine gewaltig aussehende und vor allem klatschnasse Baustelle. Aber ganz „zufälligerweise“ hatte die Kieler Gruppe einen Werkzeugkoffer mit (fast) allem benötigten Material dabei. Mit etwas Geduld, einer kurzen Anleitung an der Tafel im Hellegat – samt einiger Kieler Telefonnummern – sollte auch dieser Youngster bald wieder auf dem Braunschweiger Südsee schwimmen…

Apropos Pausen: Unterbringung und Verpflegung erhielten großes Lob. Gelände und Vereinsheim der Braunschweiger Marine-Jugend suchen ihresgleichen. Auf einer grünen Halbinsel zwischen der Oker und einer kleinen Bucht waren Zelte für die Übernachtung aufgebaut; per Floß ließ sich ein Pendelverkehr zum Vereinsheim mit seinem riesigen Versammlungsraum und der Küche bewerkstelligen. Das vom MJBS-Team vorbereitete Essen war reichhaltig und lecker … und nicht einmal ungesund 😉 Zwischendurch probierten Freiwillige erste Stehversuche auf vereinseigenen SUPs aus. Ganz wichtig: Die Fraktionsbildung nach Vereinsz ugehörigkeit brach ganz schnell auf, nicht zuletzt durch die langen gemeinsamen Spielerunden. Gemeinsam wurden auch Fragen geklärt, die zum Beispiel wie folgt lauteten: Kann ein großer Kanadier eigentlich leicht kentern? Antwort; nein, aber wie das Experiment zeigt, geht es mit etwas Mühe. Im sauberen Wasser der Oker war das jedoch kein Projekt mit hohem Risiko. 😉

Die Kielerinnen und Kieler stellten an diesem Wochenende fest, dass das Pullen im Kutter nicht der Notbehelf in der Fortbewegung ist, wenn das Segeln gerade mal aus irgend einem Grund nicht funktioniert – sondern eine sportliche Herausforderung, die sehr viel Technik, Kraft und Übung erfordert. Die eine oder der andere bekamen jedenfalls Lust auf mehr. Und den Braunschweiger Freundinnen und Freunden konnten die Kieler noch mehr Lust auf Kieler Woche und deren Wettbewerbe machen, die eben nicht nur Segeln bieten, sondern auch ein Kutterrace über 1.000 Meter auf der Innenförde. Da müsste doch eigentlich etwas gehen…

Die Kieler Gruppe verließ die Freunde in Braunschweig durchaus mit anderthalb weinenden Augen. Die Wiederholung ist fest geplant. Und vielleicht ergibt sich möglichst bald das nächste gemeinsame Projekt. Erstmal freuen wir uns auf die Nikolausregatta in Kiel. Denn die Einladung für die Braunschweiger Marine-Jugend haben wir gleich vor Ort ausgesprochen.
Klaas

Noch 197 Tage …

Flauten-Wettfahrt bei der Kieler Woche 2021 im Herbst – wenig Wind, aber trotzem schöne Erlebnisse auf dem Wasser. Foto: har

Das Jahr 2022 ist noch nicht vorbei. In den verbleibenden Tagen bleiben noch einige Vorhaben im Verein – die Nikolaus-Regatta (weniger jugendfrei, aber noch bekannter: „Eisarsch“- … ;-)), ein Film-Nachmittag und etliche Arbeitsstunden an den Booten. Und auch das neue Jahr soll neben Winterarbeit schon im Januar mit einem Grünkohl-Essen verschönert werden; über die Notwendigkeit von süßen Kartoffeln wird hinter den Kulissen noch heftig debatiert. Aber Kiel wäre nicht Kiel, wenn nicht schon jetzt an der Kieler Woche des kommenden Jahres gearbeitet werden würde. Und da der Ursprung dieses Welt-Segelereignisses nicht zuletzt die Kutterregatten sind, wird auch dort bei den Organisatoren kräftig geplant. Sehr früh sind sogar die Anmelde-Unterlagen fertiggestellt. Sie finden sich unter anderem auf der Seite www.marinekutterregatta.de – nur so angemerkt, falls jemand von außerhalb mitliest, der/die auch gern an dieser schönen Regatta teilnehmen möchte. Die Marine-Jugend Kieler Förde hat im kommenden Jahr ein Luxus-Problem. Dank des Erwerbs eines neuen gebrauchten ZK-10-Kutters von der Marinekameradschaft Bottrop können eventuell sogar drei Mannschaften an den Start gehen. Auch hier wird noch geplant und überlegt. Aber wie auch immer die Entscheidung fällt: Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird es sich lohnen. Und die Zeit rennt: In 197 Tagen verlegen die ersten Kutter in den Kieler Marinestützpunkt …
Klaas