Zwischen kostbarem Holz und verzinktem Stahl

Ein Zwölfer in der Überholung: Gespannt hören wir uns die Details dazu an. Foto: mor

Die zweite Exkursion in die ganz besondere Klassiker-Werft von Robbe & Berking in Flensburg begann dieses Mal mit einer Überraschung: Wir hatten mit einem anderen Betreuer gerechnet; aber Günter Ahlers, der uns begrüßte, war für den Hintergrund dessen, was wir zu sehen bekamen, sicherlich der Richtige. Als langjähriger Chef-Vermesser des Deutschen Seglerverbands, der auch international äußerst beschlagen ist, weihte er uns zunächst in die theoretischen Grundlagen des klassischen Yachtbaus ein.

Eine Halle voller seglerischer Kostbarkeiten – und überall wird vorsichtig Hand angelegt. Foto: Jörn

Nach ausführlichen Erläuterungen zur Geschichte zur Vermessung von Yachten leitete Ahlers über in die Bedeutung von sogenannten Halbmodellen, von denen es in der Sammlung bei Robbe & Berking reichlich Beispiele gibt. Auch hier nahm sich Ahlers viel Zeit, um Details zur Bedeutung einzelner Modelle herauszuarbeiten. Nach einer guten Stunde Theorie führte er die Gruppe schließlich in die „heiligen Hallen“ der eigentlichen Werft. Nach einem Blick in die hervorragend ausgestattete Holzwerkstatt liefen wir über teils wackelige Stege, die provisorisch aufgebaut worden waren, an einzelne Yachten heran, hatten so die Gelegenheit, „work in progress“ in Augenschein zu nehmen.

Bei Arbeiten mit Holz ist eine große Anzahl an Schraubzwingen unbedingt erforderlich. Foto: mor

Hier spätestens zeigte sich, dass es sich bei diesem Besuch nicht einfach um eine Wiederholung unserer ersten Exkursion in diesen besonderen Werftbetrieb handelte. Bei unserem Rundgang Ende 2021 hatten wir uns lauter weitestgehend fertig gewartete und überholte Yachten ansehen dürfen und hatten uns mit deren individueller Geschichte beschäftigt. In diesem Jahr dagegen sahen wir regelrecht in die „Eingeweide“ mehrerer Boote, die teils heftige Schäden davongetragen hatten und nun aufwändig repariert werden mussten. Günter Ahlers erläuterte in der Tiefe, die Umstände, die zu den jeweiligen Schäden geführt hatten, und erklärte die Wege, die nun beschritten werden, um die Yachten wieder seetüchtig zu bekommen. Die Andeutung der Mittel, die dazu von den Eignern in die Hand genommen werden, machte uns aber klar, dass ein normaler Segelverein schon mit einem dieser wunderschönen Yachten komplett überfordert wäre.

Mit ein bisschen Schleifen und neuem Lack ist es hier nicht getan … Foto: Guido

Auch wenn die Boote, die wir besichtigen und bestaunen durften, jenseits des Vereinsbudgets angesiedelt sind, zogen wir doch ganz handfesten Nutzen für unsere eigene Instandsetzungs-Arbeit: Bei der Diskussion um die Qualität verschiedener Holzsorten fragten wir Günter Ahlers nach seiner Meinung zu einem adäquaten Ersatz für einzelne Teak-Gewerke. Konkret müssen wir bei einem Kutter den sogenannten Schwerttisch, auf dem unter anderem zwei Winschen montiert sind austauschen. Das Tropenholz Teak ist aus Umweltschutzgründen weitgehend tabu, die legalen Reste schier unbezahlbar. Aber unser Experte verwies und auf afrikanisches Kambala, das robust und als Konstruktions-Holz mittlerweile sehr geschätzt ist.

  • Verschiedene Halbmodelle zeigen die Entwicklung des Rennyacht-Baus. Foto: Jörn

Zweieinhalb Stunden pausenlosen „Inputs“ später bedankten wir uns bei Günter Ahlers für seine umfangreichen Ausführungen und bedankten uns mit ein paar Kieler Spezialitäten und dem jugendvereinsgemäßen Traubensaft.
Klaas

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