Schon beim Aufschließen der Bootshalle ist klar, dass hier schon fleißige Hände am Werk gewesen sind: Noch vor dem Betätigen des Lichtschalters melden die Nasen die Lackierarbeiten. Schnell die Masken aufgesetzt und einen Blick risiert – Guido und Malte haben eine der „Floh“-Jollen zum Strahlen gebracht. Himmelblau glänzend ist das Boot nun weitestgehend fertiggestellt. Lackdosen und Härter werden geöffnet, und die zweite Schicht des heutigen Tages nimmt sich den nächsten „Floh“ vor. Nach ein paar Stunden ist der zweite „Floh“ lackiert. „Platin“ heißt die F.arbe. Gräulich weiß wäre wahrscheinlich passender.
Mit ein bisschen Glück bekommen wir auch den letzten Vertreter dieser Bootsklasse aus unserem Bestand in dieser Woche halbwegs fertig. Allerdings hat der dritte „Floh“ ein paar Macken mehr und verlangt auch noch Arbeit mit Schleifgerät. Der Schichbetrieb zu Corona-Zeiten geht also noch weiter. Klaas
Während wir einzeln, still und leise abwechselnd hinter verschlossener Tür an unseren Booten werkeln, erreicht uns heute die nächste Hiobsbotschaft. Mit sofortiger Wirkung schließt die Stadt Kiel ihre Sportboothäfen, kurz gefasst: Das sind so gut wie alle in der „Sailing City“. Selbst das Einfahren von außen ist untersagt, Slippen und Kranen natürlich auch. Die Verfügung gilt bis zu, 19. April – erstmal. Denn wie auch die anderen behördlichen Verfügungen kann auch diese Weisung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie immer wieder verlängert werden. Sollte das geschehen, könnte es das natürlich weitestgehend mit Segeln in der Saison 2020 gewesen sein. Die Kieler Woche ist schon vom Ende Juni auf September verschoben worden; die Sommerferien beginnen in Schleswig-Holstein beginnen auch schon am 29. Juni.
Wir machen trotzdem weiter. Halbfertige Boote sind ja kein erhebender Anblick. Und es ist schon viel Arbeit in die schwimmenden Untersätze investiert worden. Deshalb geht es nun ans Finish: Der erste „behandelte“ Opti hat seine erste Schicht Lack erhalten. Sieht nicht ganz aus wie neu, aber fast … Und zwei von drei unserer „Floh“-Jollen haben ihre letzten Schleifarbeiten über sich ergehen lassen müssen. Das Boot in Froschgrün gehört zudem der Vergangenheit an. Die hellgraue Vorstreichfarbe weist dezent darauf hin, dass die alte Schönheit künftig eine hellere Erscheinung sein wird. Und so machen wir in den kommenden Tagen weiter. Irgendwann wird man sicher wieder auch in Kiel segeln können. Klaas
Warten auf die erste Wettfahrt der Marinekutterregatta bei der Kieler Woche. Foto: har
Es ist einer der wesentlichen Höhepunkte im Segler-Leben im Jahr: die „Kieler Woche“ in der letzten vollen Juniwoche. So ist es seit Ende des Zweiten Weltkrieges Jahr für Jahr gewesen – jedenfalls bis 2020. Die Corona-Pandemie hat Stadt Kiel und Veranstalter dazu gebracht, das weltgrößte Segel-Ereignis auszusetzen und voraussichtlich auf Anfang September, genauer, auf die Zeit vom 5. bis 13. September zu verschieben.
Das Feld der ZK-10-Kutter auf der Bahn auf der Kieler Innenförde. Foto: har
Für die Marine-Jugend Kieler Förde ist das natürlich alles andere als schön. Seit vielen, vielen Jahren ist ein Kutter mit seiner jugendlichen Crew bei den Marinekutterregatten dabei. Was aus diesem für uns speziell wichtigen Ereignis innerhalb der Segelwettkämpfe wird, wissen wir noch nicht, bleiben aber dran. Denn eine Verschiebung als solche ist das eine Problem. Wie es im September mit der Pandemie und ihren Folgen aussieht, müssen wir im Vereinsleben erst einmal sehen. Die meisten jungen Seglerinnen und Segler gehen natürlich zur Schule. Die Schulen wiederum – zumindest in Kiel und Umgebung – haben die letzte Juni-Woche in der Vergangenheit immer als besonders segelrelevant eingepreist. Wir werden sehen und Euch auf dem Laufenden halten. Klaas
Corona-Shutdown im Gruppenraum: Aber es ist so ordentlich hier – eindeutig die „Handschrift“ von Dieter und Tina … Foto: har
Gähnende Leere im Gruppenraum der Marine-Jugend Kieler Förde: und das an einem Sonnabend. Normalerweise ist hier richtig etwas los. Kinder und Jungendliche, die hier Segeltheorie pauken, spielen, sich unterhalten, an den Booten arbeiten. Heute. Nichts. Das Herunterfahren des öffentlichen Lebens im Zuge der Corona-Pandemie schlägt auch voll auf einen kleinen Jugendverein durch.
Mmmh, hier ist doch eindeutig an den großen Jollen gearbeitet worden. Sieht ein bisschen nach Guido, Stephan, Jörn, Stefan und Klaas aus. Aber die Heinzelmännchen sind schon wieder ausgeflogen … Foto: har
Aber Einiges lässt sich nicht komplett am Telefon oder schriftlich regeln. Deshalb ist heute wenigstens der erweiterte Vorstand des Vereins da – nur ein paar Menschen, die genug Abstand untereinander halten können und sich, wie die Kanzlerin sagt, weniger die Hände schütteln als vielmehr länger freundlich in die Augen schauen. Aber es müssen Dokumente gelesen, rechtliche Angelegenheiten entschieden werden. Darüber hinaus: Was wird aus den bisher anberaumten Terminen? Kranen? Ansegeln? Kommunikation mit den Mitgliedern? Der ausgesetzten Jahreshauptversammlung? Dem Kids Festival? Der Kieler Woche? Der Segelfreizeit? Vieles lässt sich noch nicht absehen. Aber wenigstens gibt es neben all den Dingen, die wir „auf Sicht fahren“ müssen, auch ein paar gute Nachrichten.
Erwischt: Guido arbeitet still und leise an einer „Floh“-Jolle. Hier muss ein Pütting neu einlaminiert werden. Das ist der Beschlag an der Jolle, an dem ein Want befestigt wird. Foto: har
Die fleißige Arbeit der vergangenen Wochen lässt uns etwas Luft zum Atmen: Viele Boote sind schon bereit für die kommende Saison, auch die großen unter ihnen. Unsere Yacht „Regulus“ und der ZK-10-Kutter „Fritjof“ benötigen nur noch ihren jeweiligen Unterwasser-Anstrich. Dann können sie in „den Bach“. Ein Motorboot muss noch dringend gewartet werden. Dafür ist die Opti-Flotte für diese Saison so groß wie lange nicht mehr. Und auch bei den großen Jollen sind die Restarbeiten übersichtlich. Die werden wir wohl im „Heinzelmännchen-Modus“ abarbeiten, still und leise, immer wenn der oder die Einzelne Zeit hat, sich in die Bootshalle zu schleichen und für sich weiter zu werkeln. Das Motto lautet: Kopf hoch. Wir werden dieses Jahr schon segeln. Denn zum Glück gibt es die Möglichkeit, auch allein im Boot unterwegs zu sein. Corona hin oder her. Klaas
Vor der Verarbeitung die Verarbeitungshinweise: Nicht nur Stefan braucht für das extrem klein Gedruckte schon fast eine Lupe. Foto: har
Die Jahreshauptversammlung der Marine-Jugend Kieler Förde muss wegen der Situation im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie verschoben werden. Foto: har
Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Immerhin sind auch schon etliche Vorbereitungen für unsere Jahreshauptversammlung am Sonnabend, 14. März, getroffen worden. Aber es hilft nichts. Sie muss verschoben werden. Die äußeren Umstände zwingen uns dazu. Denn zunächst haben die Gesundheit unserer Mitglieder, Freundinnen und Freunde – und deren Angehöriger absoluten Vorrang. Die Entwicklung der Corona-Epidemie verlangt nun einmal die Einschränkung bei nicht absolut notwendigen, sozialen Kontakten. In diese Kategorie fällt auch eine Jahreshauptversammlung. Zum Glück sind keine für den Verein überlebenswichtigen Entscheidungen zu treffen. Die Marine-Jugend Kieler Förde bleibt auch so handlungsfähig. Sobald es die Entwicklung erlaubt, wird die Jahreshauptversammlung umgehend nachgeholt. Der eigentliche Vereinsbetrieb wird in nächster Zeit von Woche zu Woche sehr kurzfristig geregelt werden müssen – über die üblichen Kanäle, die uns zur Verfügung stehen. Klaas
Mal nach Backbord, mal nach Steuerbord, mal nach achtern kippeln. Wo kommt überall Wasser ins Boot, wo es nicht soll? Foto: har
Der Silberstreif der kommenden Segelsaison wird am Horizont sichtbar. Deshalb haben wir heute bei der Arbeit an den Booten richtig „reingehauen“. Und damit sich schon einmal das richtige Gefühl einstellt, musste gleich das erste Boot in die Förde geworfen werden. Der 420er „Jam Jam“, der uns in den vergangenen Wochen manches Kopfzerbrechen bereitet hatte, war das passende Versuchsobjekt.
Hier ist Wasser, das da nicht hingehört. Aber wenigstens kommt es nicht aus Stellen, die gerade aufwändig repariert wurden. Foto: har
Das Vorschiff des Bootes, das reichlich „weich“ geworden war, hatte stabilisiert werden, viele Beschläge hatten ausgetauscht oder repariert werden müssen. Der Schwertkasten war zu Beginn der Winterarbeit eher ein unabhängiges Accessoire zur Jolle gewesen – sprich: da war Einiges zu laminieren gewesen, um aus dem Springbrunnen wieder ein ordentliches Boot zu machen … aber … beim fröhlichen zu Wasser lassen entpuppte sich „Jam Jam“ doch als Salzwasser-Springbrunnen. Wir hatten etwas übersehen: die kleine Lenzklappe, die eigentlich dazu dient, Wasser nach dem Kentern wieder aus dem Boot zu bekommen. Dummerweise war die Klappe verbogen, die Dichtung völlig verrottet. Dabei hatte sie auf ersten Blick doch völlig funktionsfähig ausgesehen.
Die Lenzklappe ist die Schwachstelle dieses 420ers. Sie muss raus und ausgetauscht werden. Malte legt Hand an und operiert das verbogene Metall aus dem Rumpf. Foto: har
Also ganz schnell wieder aus dem Wasser – und zurück in die Bootshalle. Und es folgt der Beginn der neuerlichen Reparatur: Die Lenzklappe muss raus, im Netz nach Ersatz gesucht werden. Die alte Klappe ist nicht mehr zu retten, verbogen, undicht eben. Also bleibt das Loch im Boot bis zum nächsten Wochenende, in der Hoffnung, bis dahin das richtige Ersatzteil bekommen zu haben. Wir packten „Jam Jam“ erstmal wieder unter eine Persenning. Immerhin ist das gute Stück ansonsten wieder einsatzbereit.
Der Kleine muss auf den Großen: Der 420er wird von Mirco und Klaas auf einem 470er platziert. Foto: cmo
Aber nicht nur der 420er kam heute „auf die Werkbank“. Zwei Optimist-Jollen bekamen ihren Anteil ab, wurden angeschliffen, einer von ihnen sorgfältig ein ungewolltes Loch im Schwertkasten verschlossen. Unsere „Floh“-Jollen ereilte das gleiche Schicksal; auch sie erhielten eine liebevolle Behandlung mit grobem Schleifpapier. Und der ZK-10-Kutter „Fritjof“ schließlich wurde von innen trocken gelegt und von außen gesäubert, dazu die Ruderbeschläge gereinigt. Wie gesagt, es gibt einen Silberstreif am Horizont. Wir werden langsam unruhig und wollen auf das Wasser. Und die Boote scheinen es auch schon ein wenig zu merken…. Klaas
Ungewohntes Bild: Wo sind all die Boote hin? Die Kieler Marine-Jugend hat für kurze Zeit etlichen schwimmenden Untersätzen ein bisschen Sonnenlicht verschafft. Foto: Finja
Kurze Absprachen zwischen den Arbeitsschritten: Ole, Cathrine, Cara, Hannes und Constantin sind konzentriert dabei. Foto: har
Nix frische Luft an der frischen Luft: Beim Abschleifen einer Optimist-Jolle schützen sich Cathrine und Cara natürlich gegen den ungesunden Schleifstaub. Foto: har
„Magische Hände“ am Optimisten: Stefan repariert einen schadhaften Schwertkasten mit Epoxidharz. Foto: har
Zwischendurch bedarf auch der Kutter der Pflege: Emely, Jan, Cathrine und Cara ösen das große Boot aus, bevor die Persenning wieder darüber gespannt werden kann. Foto: har
Der so genannte Wasserpass des Kutters „Fritjof“ wird saubergemacht. Stephan putzt mit dem Schwamm den Dreck weg. Foto: cmo
Das „Holz“ muss aus dem Weg, um die Jollen hier vorbeizubekommen. Masten, Bäume und Riemen des ZK-10-Kutters werden und die Decke gezogen. Foto: har
Alles muss raus. Mehrere Boote werden vor die Halle geschoben. Foto: har
Guidos Lachen ist fröhlicher, als es der Zustand der ramponierten Jolle vermuten lässt, die er gerade abschleift. Foto: har
Die schweren Boote müssen nicht unbedingt etliche Meter geschleppt werden. Das geht auch bequemer. Finja schiebt schon mal das passende Gestell zum Verladepunkt. Foto: har
Die Boote auf dem Gelände müssen für die kommenden Arbeiten komplett umgestapelt werden. Foto: cmo
Schnell einen Bootswagen vorbereitet: Der sanierte 420er soll in der Kieler Förde getestet werden. Foto: har
Gleichmäßig die Farbe auftragen: Dieser „Optimist“ bekommt nach aufwändigen Reparaturen seine Farbe zurück. Foto: bür
Am vergangenen Wochenende haben wir wieder die Temperaturen in der Bootshalle durch fleißiges Arbeiten erhöht. Riemen und Masten unseres ZK-10-Kutters erhielten die letzten Lackschichten für die Saison. Und einer der Optimisten, die wir uns vorgenommen hatten, ist mit Ausbesserungen ebenfalls „durch“. Die erste Fuhre grauer Farbe wurde vorsichtig über den Bootskörper gerollt. Sieht ebenfalls wieder ganz passabel aus.
Der 420er „Jam Jam“ bekommt seine Farbe zurück. Rings um den Schwertkasten waren Ausbesserungen nötig gewesen. Foto: bür
Der 420er „Jam Jam“ steht auch vor seiner Vollendung. Der Schwertkasten ist (hoffentlich) dicht. Mühe genug haben wir uns in den vergangenen Wochen gegeben, um zu verhindern, dass mal wieder Feuchtigkeit von unten eindringt, wo sie nicht hingehört. Und schließlich haben wir auch noch ein Werkstück in die Hand genommen, mit dem wir nicht auf dem Wasser unterwegs sind. Ein Werbe-Aufsteller hatte ganz schön marode „Füße“ bekommen. Die sind jetzt ab. In den kommenden Wochen wird er auf neue Beine gestellt, damit wir auch damit öffentlich auf uns ein bisschen aufmerksam machen können. Malte Schmidt