Arbeit an allen Gewerken

Christiane zerlegt eine Winsch, die im Kutter „Aneesa“ ihren Platz finden wird. Foto: Cathrine

Auch wenn es draußen graupelt und weht, die Temperaturen die zweistelligen Marken nicht überschreiten: Der Frühling ist da und mit ihm die Nähe zur kommenden Segelsaison. Und deshalb arbeiten seit Wochen einige fleißige Mitglieder parallel an sämtlichen Gewerken, die gefordert sind. So nehmen mehrere ziemlich mitgenommene „Optimisten“ wieder Gestalt an: Schleifen, spachteln, schleifen, grundieren, schleifen, lackieren, schleifen – oh, da war noch eine Delle –, also erneut spachteln, schleifen, und so weiter … 😉

Mal sehen, was hier bei der Schleiferei alles ans Licht kommt. Bennet befreit den Opti vom Lack. Foto: har

Kleine Boote, kleine Sorgen, große Boote … Auch unsere betagten Kutter benötigen viel Liebe und noch mehr Pflege. „Aneesa“, an der wir bereits zwei Jahre arbeiten und die uns im Lauf der Zeit mit immer neuen Überraschungen geplagt hat, sieht inzwischen fast aus wie werftneu. In der gesamten Zeit wunderten sich die Beteiligten (sehr zu Recht), wo überall feuchte Stellen oder gar kleine Fontänen an dem Kutter auftauchten – der vor zwei Jahren das letzte Mal im Wasser war – keine zehn Minuten übrigens. Inzwischen sind die bekannten Problemzonen entweder beseitigt oder so sehr eingedämmt, dass wir halbwegs guten Gewissens die Endausrüstung in den Blick nehmen können.

Fragt bitte nicht … Unter dem aufgebockten ZK-10-Kutter „Aneesa“ arbeiten Nils und Christiane eingezwängt in der eiskalten Bootshalle an Kiel und Schwertkasten. Foto: har

Der Kiel von „Aneesa“ war eine besondere Herausforderung, hätte man mit dem Wasservorrat, der dort fälschlicherweise gebunkert gewesen war, doch einen kleinen Brand löschen können. Nils hatte sich der Sache angenommen und nach Abnahme der alten Kielschienen einige Bereiche neu aufgebaut und die neuen Schienen angepasst. Klingt übersichtlich, war es aber nicht. An viele Stellen kam man nicht so einfach heran. Die alten Bohrlöcher für Befestigungsschrauben mussten verfüllt werden. Sie waren nicht mehr zu gebrauchen. Das bedeutete allerdings, dass die neuen Schienen anders konstruiert werden mussten – eine Aufgabe, die Nils dann lieber in seiner heimischen Werkstatt erledigte.

Inzwischen sind die neuen Schienen am Boot befestigt, Primer und Antifouling sind aufgetragen. Damit ist der Kutter weit genug, um das Verlassen der Bootshalle zu planen. Einige kleinere Laminierarbeiten sind noch im Lastenheft, die Prüfung des Riggs, das Einsetzen des Schwerts, der Zusammenbau des Schwerttischs … Vor dem Spaß kommt halt eine Menge Engagement.

Ole und Emily überarbeiten das Holz des Ruderblatts von „Fritjof“. Foto: har

Ein Kutter ist kein Kutter: Denn auch „Fritjof“ hat im vergangenen Sommer seine Spuren davongetragen. Und die müssen ausgebessert werden. So hat die Inspektion des schweren hölzernen Ruderblatts Risse zu Tage gefördert. Zum Glück sahen sie dramatischer aus als sie waren. Aber dennoch muss das Blatt geschliffen und mit Holzleim und Epoxid ausgebessert werden, bevor wieder neuer Lack auf das Ruder kommen kann.

Die Freitaggruppe hat sich die Beschläge des „Fritjof“-Ruders vorgenommen. Foto: har

Und dann können auch die Eisenbeschläge wieder auf das Ruderblatt geschraubt werden. Die waren durch den blühenden Rost fast doppelt so dick wie vorgesehen. Die Freitaggruppe hatte also stundenlang mit schwerem Gerät geschliffen, Rostumwandler und Primer aufgetragen und mittlerweile den gewohnten mattweißen Metall-Lack gestrichen. Ein paar neue Schrauben und das Ruderblatt ist wieder einsatzfähig.

Welcher Bohrer könnte passen? Guido sucht das richtige Werkzeug zusammen. Foto: har

All diese Anstrengungen sind nur ein Teil dessen, was die Mitglieder zurzeit in die Hände nehmen. Die Yachten werden überholt, die Riggs und das viele Zubehör für den Segelalltag geprüft, überholt und bereitgelegt. Unter Tinas Leitung ist derweil die Mädchenlast weitgehend ausgeräumt worden, um Dirk die Ellbogenfreiheit zu verschaffen, unseren Wasseranschluss im Gruppenraum zu verlegen. Auch die Jungenlast ist aufgeräumt. Ihr erinnert Euch: Die Renovierung unseres Gruppenraums ist nun komplett in unseren eigenen Händen. Und bevor wir dort die Reste unserer alten Küche entsorgen können, muss der Ersatz fertig sein. 😉 Verflixt viel ehrenamtlicher Einsatz für die, die hier ohne Murren zupacken, damit es anschließend für alle wohnlicher wird.
Klaas

Wer eine Boje für das Segeltraining auslegen will, muss sichergehen, dass hier nicht an ungewünschter Stelle Luftlöcher vorhanden sind. Stephan, Dieter und Willi machen den Test. Foto: har
Aus der als Projekt aufzuarbeitenden Optimist-Ruine wird sicherlich kein Regattaboot mehr. Aber die Freitaggruppe baut die kleine Jolle so wieder auf, dass sie getrost gesegelt werden kann. Foto: har

Vollversammlung auf der Baustelle

Wenigstens war es warm: Die Jahreshauptversammlung musste in einem weitgehend ausgeräumten Gruppenraum stattfinden. Foto: Malte

Es gibt nicht viele Veranstaltungen, bei denen die Anwesenheit der Mitglieder geradezu zwingend gefordert ist: Die vorgeschriebene Jahreshauptversammlung eines eingetragenen Vereins gehört allerdings sicher dazu. Immerhin ein knappes Drittel der Mitglieder der Marine-Jugend Kieler Förde e.V. war dann tatsächlich zur Versammlung anwesend. Vor allem Krankheit und berufliche Erfordernisse hatten bei einigen Seglerinnen und Seglern die Teilnahme leider verhindert.

Diejenigen, die es geschafft hatten, in die Baustelle zu kommen, in die sich der Versammlungsraum verwandelt hatte, bekamen allerdings vom Vorstand für etliche Entwicklungen einen aktuellen Sachstand – angefangen bei den Sorgen über die mögliche negative Entwicklung für die Vereine an der Innenförde durch die beabsichtigten Pläne zum Umbau der Kiellinie ab 2026 über die Gespräche zur Zusammenarbeit mit den beiden Segelvereinen Arsenal Segel Gruppe und Segelgemeinschaft der Marineflieger am Plüschowhafen bis hin zu der Umgestaltung des Gruppenraums durch die Marinekameradschaft Kiel, die ja erst kürzlich ins Stocken gekommen war. Letzteres wird nun als Projekt der Marine-Jugend von deren Mitgliedern übernommen, nicht so aufwändig wie ursprünglich vorgesehen – aber so, dass es für die Vereinsmitglieder wieder nutzbar wird.

Neues Ehrenmitglied des Vereins: Claire Neumann (links) ist diese Ehre anlässlich der Versammlung zuteil geworden. Nicht nur der geschäftsführende Vorstand – Stephan Böttcher, Tina Hindersmann-Schmidt und Klaas Hartmann-Moritzen (von rechts) freuen sich mit ihr. Foto: Malte

Natürlich gehören zu einer Jahreshauptversammlung viele nicht zu vermeidende Formalien. Aber die Ehrungen gehören sicher zu den schönen Tagesordnungspunkten. Neben Auszeichnungen für langjährige Mitgliedschaft verlieh die Versammlung auch zwei Mitgliedern die Ehrenmitgliedschaft. Claire Neumann und Rolf Mückenheim erhielten diese Würdigung für ihr jeweiliges langjähriges Engagement. Letzterer hatte auf Grund seines gesundheitlichen Zustands nicht teilnehmen können. Aber die offizielle Übergabe der Urkunde wird selbstverständlich noch nachgeholt.

Natürlich wurde auch gewählt: Tina Hindersmann-Schmidt bleibt weiter zweite Vorsitzende, Christiane Schulz Jugendwartin und Jens Kruschwitz Kassenprüfer. Neu besetzt wurden die Schriftführung durch Cathrine Moritzen und der Sportwart durch Malte Schmidt. Die Mitglieder erhielten zudem einen groben Überblick über das Programm der kommenden Saison einschließlich Marinekutterregatta zur Kieler Woche, Segellager mit der Marine-Jugend Braunschweig und einem Angebot zum Ferienpass-Programm.

Traditionell wurde die Versammlung unterbrochen, um die Jahreshauptversammlung des Stützpunkts Kiel des Marine-Regatta-Vereins unter der Vorsitzenden Tina Hindersmann-Schmidt einzuschieben. Dies ist schon deshalb nie ein Problem, weil die Mitglieder beider Vereine weitgehend übereinstimmen – nur die Vorstände setzen sich unterschiedlich zusammen. Bei der einzigen hier anstehenden Neuwahl der Position des oder der zweiten Vorsitzenden kam es zur Wiederwahl von Stefan Bürger, der wie der scheidende Schriftwart Jonas Zumkeller online zugeschaltet war.

Beide Versammlungen waren gemeinsam innerhalb von 59 Minuten abgearbeitet – was nicht heißt, dass sich die Mitglieder danach gleich zerstreuten. Denn wie in jedem Jahr hatte es reichlich Spenden an selbst gebackenem Kuchen und Brot gegeben. Zusammen mit Kaffee, Tee und Kakao war damit die Voraussetzung geschaffen, noch in Gesprächsrunden beisammen zu bleiben, bis sich schließlich nach weiteren anderthalb Stunden die Räume langsam leerten – und Nils, Bennet und Christiane sich endlich wieder der Reparatur des Kutters „Aneesa“ in der Bootshalle widmen konnten. 😉
Klaas

Salz- und Brackwasser hinterlassen Spuren

Mit Schleifklötzen, Drahtbürsten und Maschinen geht es den dicken Rostschichten
an die Substanz. Foto: har

Langsam wird es Zeit, auch die in der vergangenen Saison heftig beanspruchten Metallbeschläge zu bearbeiten: Alles, was unser ZK-10-Kutter „Fritjof“ beispielsweise an Stahl in 2023 ins Wasser getaucht hat, ist von dickem blühendem Rost überzogen. Die Monate im Brackwasser der Ostsee und im Salzwasser der Nordsee haben halt ihre Spuren hinterlassen. Nachdem vor einigen Tagen alle Metallteile vom Ruderblatt des Kutters abgeschraubt worden waren, liegen sie nun auf der Werkbank und müssen alles über sich ergehen lassen, was den Rost vom verbleibenden Metall trennt.

Gutes Zureden nutzt hier nichts mehr. Da hilft nur noch brachiale Kraft.
Der Rost hat sich regelrecht in den Ruderbeschlag eingegraben. Foto: har

Wenigstens haben alle befallenen Beschläge noch so viel Substanz, dass sie nicht ersetzt werden müssen. Aber es zeigt sich wieder, dass die „kleinen Sachen“ in der Winterarbeit gern einmal unterschätzt werden. Bis das Kutter-Ruder wieder zusammengesetzt und einsatzbereit ist, werden noch so einige Stunden investiert werden müssen.
Klaas

Grünkohlessen wird zur Tradition

Der gedeckte Tisch wartet auf die hungrigen Gäste. 😉 Foto: Tina

Trotz Baustelle trafen wir uns auch in diesem Jahr zum Grünkohlessen. Dieses Jahr galt es, die hungrigen Mägen von 21 Vereinsmitgliedern und Gästen zu füllen. Wie auch im letzten Jahr wurde der Grünkohl vom Schlachter des Vertrauens abgeholt und stand pünktlich um 18 Uhr auf dem Tisch. In Schüsseln wurde der Grünkohl und die Kartoffeln an der großen Tafel herumgereicht. Jeder konnte den Grünkohl so essen, wie er oder sie wollte: Auswahl an Fleisch zwischen Kohlwurst, Kassler und Schweinebacke, zudem standen noch kleine Schüsseln mit Zucker und Senf auf dem Tisch. Ob Zucker oder nicht war, wie bereits im vergangenem Jahr eine häufig diskutierte Sache, allerdings ohne wirklich klares Ergebnis. Und auch unser jüngstes Mitglied Ben wollte nicht auf den Grünkohl verzichten und aß fleißig bei Mama und Papa mit. Während des Essens wurden in alten Erinnerungen geschwelgt, aber auch neue Pläne geschmiedet. Und die, die sich noch an letztes Jahr erinnern konnten, hatten dieses Jahr vorgesorgt: Die Tupperboxen von Zuhause warteten im Auto, um die Reste mitzunehmen. Alle gingen zufrieden und satt nach Hause und baten um eine Wiederholung im nächste Jahr. Also „same procedere as every year“: der dritte Samstag im Februar ist der 15.02.2025 – nur um es bereits erwähnt zu haben. Die Anmeldung folgt dann Ende des Jahres.
Tina

Plötzlich mehr Platz im Gruppenraum

Die dunkle Dekoration im Gruppenraum wird abgebaut. Denn eigentlich soll die Paneele ebenfalls abgenommen werden. Eigentlich … Foto: Tina

Das Rattern von Akkuschraubern betrifft ausnahmsweise nicht die Boote in der Halle nebenan: Der mehrtägige Arbeitseinsatz gilt dem Gruppenraum. Nach und nach kommt die Dekoration herunter, wird verpackt und weggeräumt. Pokale, Medaillen, maritime „Erinnerungsstücke“ – alles muss aus dem Weg.

Der Hauseigentümer, die Marinekameradschaft von 1914, die bislang ihren Vereinsraum im Stockwerk über unserem Verein gehabt hat, ist zu Gunsten der Gastronomie im eigenen Haus ausgewichen und hat den MK-Raum abgegeben. Das ist begreiflicherweise misslich für die kleineren Veranstaltungen. Und so hat die Marinekameradschaft die Bitte geäußert, den Raum der Marine-Jugend im Erdgeschoss mit nutzen zu dürfen. Der damit verbundene Vorschlag: den Raum umfassend zu renovieren. Damit die Bauarbeiten beginnen können, heißt es für uns: räumen. Bevor die Wände neu verputzt und Sitzecken eingerichtet werden können, müssen die alten Paneele weg. Die Küchenzeile wird genauso abgebaut wie die Büroecke mit unserem Computer. Die Hoffnung: noch vor der Kieler Woche im Juni wieder einen „gebrauchsfähigen“ Gruppenraum nutzen zu können.

Es wird kahl – auch die Küche wird zurückgebaut, um später im Tresen wiederbelebt zu werden. Foto: har

Leider zerschlagen sich die Pläne plötzlich, weil es in der Marinekameradschaft zu Missverständnissen gekommen ist. Konsequenz: „Baustopp“ auf unbestimmte Zeit. Da wir allerdings nicht Vereinsarbeit in der Baugrube leisten können, werden wir selbst die Ärmel in den kommenden Wochen hochkrempeln und den Gruppenraum in Eigenregie wieder nutzbar und wohnlich machen. Ob als Übergangs- oder Dauerlösung wird sich zeigen. Aber die Marine-Jugend ist es gewohnt, mit spontanen Richtungsänderungen und Kompromissfähigkeit solche Projekte gelassen anzugehen. 😉
Klaas