Beifall brandet auf am Steg vor „Germania“ und „Marine-Jugend Kieler Förde“ an der Kielline: Dutzende Besucherinnen und Besucher haben hier schon eine dreiviertel Stunde gestanden und geduldig die Ankunft der Yacht „Gegenwind“ und ihrer kleinen Begleitflottille der MJK erwartet. Nun sind sie da. Mit weit auswehender MJK-Flagge bringen Asha und Helge die „Gegenwind“ an die Südseite des Stegs. Nach zehn Jahren und knapp drei Monaten sind die beiden zurück in Kiel – am Ende einer ausgedehnten und abenteuerlichen Weltreise. Die Begeisterung bei Angehörigen, Freunden und Vereinsmitgliedern ist groß. Hörbares Durchatmen bei Organisatorinnen und Organisatoren, bei allen Helferinnen und Helfern des Vereins. Bis zu diesem Moment hat ein großes Räderwerk gearbeitet, um die Vorbereitungen für diesen Tag zu bewältigen.
Den Zeitpunkt hatten unsere beiden Weltreisenden glücklicherweise schon rechtzeitig festgelegt – aber damit begannen natürlich erst die eigentlichen Planungen. Wer wird eingeladen? Wer muss informiert werden? Die Freundinnen und Freunde vom Nachbarverein „Germania“ mussten schließlich zustimmen, dass wir einen ganzen Tag den gemeinsamen Steg blockieren wollen (Ganz großes Dankeschön an dieser Stelle!). Und das Restaurant „Lagom“ im Vereinsgebäude musste seine Anlieferungen anpassen können. Wie soll der Tagesablauf aussehen? Wie sieht die Verpflegung der Gäste aus? Wo sollen sich alle versammeln? Und vor allem: Wer übernimmt was? Die Räumlichkeiten erwiesen sich als grundsätzliches Problem, befinden sich die selbigen doch seit Wochen im Status „Sanierung“. Die Bootshalle, wegen der Renovierungsarbeiten ein Lagerplatz für Mobiliar und Gerät, fiel damit auch aus. Somit blieb nur der Weg nach draußen, unabhängig von jeder Wettervorhersage für ein Wochenende am Ende eines sehr regnerischen Septembers.
Immer Verbindung zur „Gegenwind“ gehalten
Zwei privat zur Verfügung gestellte Pavillons schlossen die erste Lücke. Angesichts des zu erwartenden Aufwands beschlossen wir, den Empfang für die „Gegenwind“ mit dem offiziellen Absegel-Termin des Vereins zusammenzulegen. Die beiden Kutter „Aneesa“ und „Fritjof“ sollten der „Gegenwind“ zur Holtenauer Schleuse entgegen segeln – genauso wie die beiden Yachten „Regulus“ und „Johanna“. Letztere war zudem wegen eines Risses im Großsegel außer Gefecht gesetzt, der kurz vor der Veranstaltung noch ausgebessert werden konnte. 😉 Parallel hielt das Organisations-Team natürlich Verbindung zu den beiden Weltumseglern Asha und Helge, die sich langsam über Cuxhaven und Rendsburg in Richtung Kiel vorarbeiteten, und das immer so behutsam, dass der Veranstaltungstermin des 28. Septembers in jedem Fall gehalten werden konnte.
Bei der Vorbereitung „die üblichen Verdächtigen“
Es waren natürlich die „üblichen Verdächtigen“ im Verein, die wieder einmal über etliche Tage hinweg die Ärmel hochkrempelten und in ihrer Freizeit zupackten, damit die große Veranstaltung ein Erfolg werden konnte. Getränke wurden herbeigeschafft, Transparente gemalt, Pavillons und Sitzgarnituren aufgebaut, Schutzsegel aufgehängt, die Mannschaften für das Absegeln verteilt; die Einladungen an die Medien, die Partnervereine, die Stadt Kiel mussten raus; es wurde geschmückt, gekocht, gebacken, der Grill repariert, der Parkplatz des Vereins gefegt und gesäubert und wirklich noch ganz viel mehr.
Am Morgen des großen Tages stehen schon die Pavillons und Sitzgarnituren – nun geht es rings um das Vereinsheim ins Eingemachte. Viele fleißige Hände sind ab neun Uhr morgens dabei, es den Gästen möglichst schön zu machen, auch im Regen. Parallel dazu versammeln sich am Sporthafen nach und nach die Besatzungen der vier Boote, die der „Gegenwind“ entgegenfahren werden. Der erste Vorsitzende versenkt in der Aufregung noch sein Smartphone in der Förde, das nach einer gemeinschaftlichen Anstrengung und einem eilends herbeigeschafften Kescher nach einer dreiviertel Stunde heil und unversehrt aus dem Brackwasser aus rund zwei Metern Tiefe aus dem Hafenbecken geborgen wird. Kompliment an die Retter und die Firma, die dieses Telefon hergestellt hat. 😉
Eine MJK-Flagge für das Einlaufen
Dann legt ein Boot nach dem anderen ab. Das Wetter ist unstet, mal Regenschauer, mal Sonnenschein; es ist kalt, der Wind böig und ständig die Richtung wechselnd. Aber die Crews sind zumindest von ihrer Bekleidung her gut auf die Unbill vorbereitet. Die „Johanna“-Crew nimmt die neue große Marine-Jugend-Kiel-Flagge mit an Bord – eine unserer Änderungen in letzter Minute. Eigentlich hatte sie am Flaggenmast auf dem Steg zur Begrüßung wehen sollen; nun wird die „Johanna“ sie für die letzte Meile zur „Gegenwind“ bringen, damit diese sie beim Einlaufen zeigen kann.
Als die „Gegenwind“ dann schließlich gegen 14 Uhr am Vereinssteg anlegt, gibt es natürlich Applaus und ein riesiges „Hallo“. Es ist offensichtlich, dass Asha und Helge von dem Empfang ziemlich überwältigt sind; aber sie haben keine Chance, darüber nachzudenken. Denn viele Menschen wollen sie begrüßen, in den Arm nehmen und ein paar erste Worte hören. Presseteams sind auf dem Steg, holen die ersten Bilder und „O-Töne“. Überhaupt ist das Echo für die Aktion sehr groß. Der NDR verbreitet die Geschichte online, im Radio, im Fernsehen. Die Kieler Nachrichten berichten genauso wie der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag. Radio Schleswig-Holstein bringt die Ankunft der „Gegenwind“ im Nachgang. Und da die Deutsche Presseagentur eine bundesweite Nachricht gesendet hat, müssen Asha und Helge sogar spontan am Telefon dem Bayerischen Rundfunk ein Interview geben. Die rennomierte Zeitschrift „Yacht“ ist mit einem Redakteur vor Ort, der eine tolle Geschichte online stellt und für die kommende Ausgabe vorbereitet. Und auch die „Segeln“ wird von der MJK selbstverständlich versorgt werden.
Der Steg ist schnell dicht
Beim Anlegen zeigt es sich auch, dass es sinnvoll gewesen ist, den Steg für diese Veranstaltung freizuhalten. Als die übrigen „Dickschiffe“ nach und nach ihre Leinen herübergeben, ist die Anlegestelle ringsum dicht. Der Steg ist voll, und überall beginnen intensive Gespräche zwischen Gästen und Mitgliedern. So vertieft sind die vielen kleinen Gruppen, dass es für die Organisatorinnen und Organisatoren richtig schwierig ist, den Schwerpunkt der Veranstaltung die 50 Meter zum Vereinsgelände zu verlagern.
Irgendwann gelingt es schließlich. Mit Essen und Trinken lässt es sich zudem viel besser unterhalten. Und es wird in den nächsten Stunden gut zugelangt bei Grillgut, Salaten, selbst gebackenem Brot und vielen verschiedenen Kuchen. Zeitweise kommt das Vereinsteam kaum mit Kaffeekochen und Nachlegen hinterher. Aber alle freuen sich, dass es den Gästen so gut schmeckt. Asha und Helge werden noch einmal offiziell vom Vorstand begrüßt, erhalten ihren neuen MJK-Wimpel und dürfen nun endlich auch selbst ein wenig über das Erlebte berichten. Das Publikum ist sehr bunt gemischt: Freunde und Verwandte der Weltumsegler sind dabei, aber natürlich auch viele Vereinsmitglieder und Ehemalige, die zur Freude nicht nur des Vorstands teils nach Jahren wieder einmal bei der Marine-Jugend vorbeischauen.
Aufräumen und Boote zurück verlegen
Während viele Gäste noch unter dem Pavillon sitzen und klönen, machen sich die Crews zwischenzeitlich auf und segeln die vier großen Vereinsboote wieder zurück zu ihren Liegeplätzen im Sporthafen. „Fritjof“ nutzt zudem die Gelegenheit und nimmt gleich ein paar interessierte Gäste mit auf die Tour mit. Als die gemeinsame Feier am Abend langsam zu Ende geht, schreiten wieder die Helferinnen und Helfer zur Tat, bauen das Bufett zurück, waschen die Reste ab, sammeln den Müll ein, klappen Bänke und Tische zusammen, schrauben die Pavillons auseinander. Als sich die Helferrunde schließlich zum Abschluss im Gruppenraum versammelt, ist das gesamte Gelände wieder „besenrein“. Auch das gehört zu einem guten Abschluss. Und allen, die bei dieser schönen Veranstaltung geholfen und sich eingebracht haben, gebührt wirklich großer Dank!
Fotos von: Guido+Marcel+Jörn+Thomas+Dörte+Cathrine
Klaas