Ein paar Tage Süßwasser

Gar nicht so leicht, einen großen Kanadier zu kentern. Foto: har

Was für ein schönes verlängertes Wochenende! Nach dem Besuch der Marine-Jugend Braunschweig an der Kieler Förde im Sommer 2022 folgte nun der Gegenbesuch der Kieler per Bahn und Pkw an die Oker. Dreieinhalb Tage Wassersport mit viel Wasser von oben und von unten. Hier im norddeutschen Binnenland beides aber Süßwasser. Die schnell durchziehenden Schauerfronten wechselten sich immer wieder mit langen Sonnenschein-Phasen ab. Das Wetter war an diesen Tagen kein wirkliches Problem.

Ungewohnt aus Kieler Sicht: Gleichgewicht halten im Kanadier und Zusammenspiel mit mehreren anderen Paddlerinnen und Paddlern. Foto: Tina

Die Braunschweigerinnen und Braunschweiger um Gruppenleiterin Britta Ronge hatten ein tolles Programm vorbereitet, um den Küstenbewohnern das Befahren von Binnengewässern etwas näher zu bringen. Nach einem ersten kleinen Ausflug an Riemen und mit Paddeln am Donnerstag ging es am Freitag richtig auf Tour: Mit vier Kanadiern okeraufwärts startete die gemischte Gruppe mit rund 25 Personen den Fluss entlang, überquerte mit den Booten zwei Wehre, bestaunte die in den vergangenen Jahrzehnten immer wilder gewordene Natur des renaturierten Gewässers. Durch lange Wasserrosen- und Wassergras-Felder ging es um in den Fluss gefallene Baumstämme herum. Schwanenfamilien, Graureiher, Bisamratten, Nutrias und viele Fische begegneten mehr oder weniger neugierig den Eindringlingen in ihren bunten Booten.

Pause in Stöckheim: Die morgens beim Frühstück im Marineheim geschmierten Brote sind nach der halben Strecke des Tages schnell verzehrt. 😉 Foto: Britta

Sonnabend stand dann im Zeichen des Kutters – der kleinen Fluss-Variante, in der das Pullen allerdings nicht weniger anstrengend ist als in den großen Segelkuttern. Mit zwei Booten und den obligatorischen Broten für die Mittagspause im Gepäck pullte die Gruppe diesmal flussabwärts mitten durch die Stadt. Kurz vor dem Wendenwehr wurde gedreht und eine Anlegestelle nahe der Brücke am Staatstheater angesteuert. Hier gab es, richtig, eine verdiente Pause, bevor die Kutter und ein Begleitkanadier wieder flussaufwärts getrieben wurden.

Wendig und schnell – die sechsriemigen Kutter auf der Oker. Da der Fluss in den vergangenen Jahren immer mehr zugewachsen ist, wird das Befahren allerdings langsam schwierig. Foto: mor

Bei der Kuttertour zeigten sich allerdings einige Schwierigkeiten, mit denen die Sportlerinnen und Sportler beim Pullen immer mehr zu kämpfen haben. Zum einen wächst der Fluss zu. Pflanzenmassen und wuchernde Sandbänke engen den Spielraum immer mehr ein; zum anderen haben kommerzielle Anbieter riesige Flöße für Partygesellschaften auf den Fluss gelegt, die oft fast die ganze Gewässerbreite einnehmen und nur schwer zu manövrieren sind. Verbunden mit einer ganzen Flotte von Tret- und Paddelbooten sowie SUPs, die wild hin und her über die Oker gescheucht werden (gesteuert wäre hier der völlig falsche Begriff), ist eine Fahrt mit Ruderkuttern schon eine echte Herausforderung geworden.

Klapp- oder steckbare Dollen statt Runzeln für die Aufnahme der Riemen: Die Kieler Besucher müssen sich an einige neue Details gewöhnen. Foto: mor

Aber noch sind die Hindernisse mit ein bisschen Kopfschütteln umschiffbar. Abends wird es dann ruhiger auf der Oker. Und da das Pullen in der Nacht seinen ganz besonderen Reiz hat, machten sich zwei Kutter um kurz nach halb zehn erneut auf vom Steg des Marineheims in der Bucht mit dem Namen Heinrichshafen. Die Crews genossen die Stimmung in vollen Zügen, begrenzten sich aber und kehrten nach einer halben Stunde wieder um, damit die jüngeren Mitglieder eine Chance bekamen, ausreichend Schlaf zu tanken.

Literweise Wasser im Zwischenboden: Die Baustelle in diesem Youngster ist doch größer als ursprünglich gedacht. Foto: mor

Zwischendurch gab es in den kleinen Pausen die Gelegenheit zum „fachlichen Austauch“. In der Hellegat genannten Werkstatt der Braunschweiger wartete bereits eine Youngster-Jolle mit einem GFK-Problem im Cockpit, das gemeinsam angegangen werden sollte. Beim Prüfen der besagten Stelle stellten wir jedoch schnell fest, dass es hier mit einer fixen Reparatur leider nicht getan sein würde. Gemeinschaftlich und mit roher Gewalt wurde das Cockpit großflächig geöffnet. Zum Vorschein kam eine gewaltig aussehende und vor allem klatschnasse Baustelle. Aber ganz „zufälligerweise“ hatte die Kieler Gruppe einen Werkzeugkoffer mit (fast) allem benötigten Material dabei. Mit etwas Geduld, einer kurzen Anleitung an der Tafel im Hellegat – samt einiger Kieler Telefonnummern – sollte auch dieser Youngster bald wieder auf dem Braunschweiger Südsee schwimmen…

Apropos Pausen: Unterbringung und Verpflegung erhielten großes Lob. Gelände und Vereinsheim der Braunschweiger Marine-Jugend suchen ihresgleichen. Auf einer grünen Halbinsel zwischen der Oker und einer kleinen Bucht waren Zelte für die Übernachtung aufgebaut; per Floß ließ sich ein Pendelverkehr zum Vereinsheim mit seinem riesigen Versammlungsraum und der Küche bewerkstelligen. Das vom MJBS-Team vorbereitete Essen war reichhaltig und lecker … und nicht einmal ungesund 😉 Zwischendurch probierten Freiwillige erste Stehversuche auf vereinseigenen SUPs aus. Ganz wichtig: Die Fraktionsbildung nach Vereinsz ugehörigkeit brach ganz schnell auf, nicht zuletzt durch die langen gemeinsamen Spielerunden. Gemeinsam wurden auch Fragen geklärt, die zum Beispiel wie folgt lauteten: Kann ein großer Kanadier eigentlich leicht kentern? Antwort; nein, aber wie das Experiment zeigt, geht es mit etwas Mühe. Im sauberen Wasser der Oker war das jedoch kein Projekt mit hohem Risiko. 😉

Die Kielerinnen und Kieler stellten an diesem Wochenende fest, dass das Pullen im Kutter nicht der Notbehelf in der Fortbewegung ist, wenn das Segeln gerade mal aus irgend einem Grund nicht funktioniert – sondern eine sportliche Herausforderung, die sehr viel Technik, Kraft und Übung erfordert. Die eine oder der andere bekamen jedenfalls Lust auf mehr. Und den Braunschweiger Freundinnen und Freunden konnten die Kieler noch mehr Lust auf Kieler Woche und deren Wettbewerbe machen, die eben nicht nur Segeln bieten, sondern auch ein Kutterrace über 1.000 Meter auf der Innenförde. Da müsste doch eigentlich etwas gehen…

Die Kieler Gruppe verließ die Freunde in Braunschweig durchaus mit anderthalb weinenden Augen. Die Wiederholung ist fest geplant. Und vielleicht ergibt sich möglichst bald das nächste gemeinsame Projekt. Erstmal freuen wir uns auf die Nikolausregatta in Kiel. Denn die Einladung für die Braunschweiger Marine-Jugend haben wir gleich vor Ort ausgesprochen.
Klaas

Noch 197 Tage …

Flauten-Wettfahrt bei der Kieler Woche 2021 im Herbst – wenig Wind, aber trotzem schöne Erlebnisse auf dem Wasser. Foto: har

Das Jahr 2022 ist noch nicht vorbei. In den verbleibenden Tagen bleiben noch einige Vorhaben im Verein – die Nikolaus-Regatta (weniger jugendfrei, aber noch bekannter: „Eisarsch“- … ;-)), ein Film-Nachmittag und etliche Arbeitsstunden an den Booten. Und auch das neue Jahr soll neben Winterarbeit schon im Januar mit einem Grünkohl-Essen verschönert werden; über die Notwendigkeit von süßen Kartoffeln wird hinter den Kulissen noch heftig debatiert. Aber Kiel wäre nicht Kiel, wenn nicht schon jetzt an der Kieler Woche des kommenden Jahres gearbeitet werden würde. Und da der Ursprung dieses Welt-Segelereignisses nicht zuletzt die Kutterregatten sind, wird auch dort bei den Organisatoren kräftig geplant. Sehr früh sind sogar die Anmelde-Unterlagen fertiggestellt. Sie finden sich unter anderem auf der Seite www.marinekutterregatta.de – nur so angemerkt, falls jemand von außerhalb mitliest, der/die auch gern an dieser schönen Regatta teilnehmen möchte. Die Marine-Jugend Kieler Förde hat im kommenden Jahr ein Luxus-Problem. Dank des Erwerbs eines neuen gebrauchten ZK-10-Kutters von der Marinekameradschaft Bottrop können eventuell sogar drei Mannschaften an den Start gehen. Auch hier wird noch geplant und überlegt. Aber wie auch immer die Entscheidung fällt: Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird es sich lohnen. Und die Zeit rennt: In 197 Tagen verlegen die ersten Kutter in den Kieler Marinestützpunkt …
Klaas

Winterarbeit: Maßnahmen gegen kaputte Hosen

Knochenarbeit: Mit der Heißluftpistole wird das Material Zentimeter für Zentimeter erwärmt, um es so mit dem Farbkratzer abschaben zu können. Bennet und Nils arbeiten sich voran. Foto: har

Seit die Marine-Jugend Kieler Förde mit Mannschaften in der Offenen Klasse bei der Marinekutterregatta zur Kieler Woche teilnimmt, ist das Wissen um einen gewissen mörderischen Belag auf GfK-Oberflächen immer weiter gewachsen. Mörderisch für Hosen aller Gewebe und unangenehm für die Haut. Auf den Sitz- und Laufflächen der Marinekutter ist eine rutschfeste Oberfläche ausgebracht, die aus einer dicken, mit Sand vermischten Farbschicht besteht. Prädikat: Schürfwunde. Die Crews, die in besagter Offener Klasse antreten, verabschieden sich bereits vor Beginn der Regatta innerlich von einem Teil ihrer Kleidung. Seit kurzem haben wir dieses Problem allerdings auch im Verein, denn der schöne ZK-10-Kutter, den wir von der Marinekameradschaft Bottrop erstanden haben, ist ebenfalls mit besagter Hosenraspel versehen. Da wir kleinere Risse ausbessern müssen, nutzen wir die Gelegenheit, uns auch von dieser rutschfesten Beschichtung zu trennen.

Finja versucht es mit einem Spachtel, die noch mühsamere Variante. Foto: har

Dabei standen wir allerdings zunächst vor einem Riesenproblem: Wie lässt sich eine Farbschicht beseitigen, die aufgrund ihrer Struktur sämtliche Schleifmaterialien, egal ob billig oder teuer, sofort dermaßen selbst abschleift, dass die Wirkung im Ziel irgendwo bei Null ist? Schwingschleifer, Exenterschleifer, Bandschleifer, Flex mit Schleifaufsatz – alle weitest gehend wirkungslos. Eine gezielte Anfrage bei der Bootsgruppe im Marinestützpunkt bleibt ebenfalls ohne Erfolg, weil die Marinekutter inzwischen in zivilen Werftbetrieben überholt werden. Glücklicherweise gibt es immer noch ein paar „alte Hasen“, die Rat wissen und uns sagen können, dass der einzige Feind des Belags im Boot die hohe Temperatur ist. Und tatsächlich sind Heißluftpistolen die Lösung.

Nur noch wenige Quadratzentimeter sind übrig. Dann geht es an den Neuaufbau der Oberflächen. Foto: har

Es bleibt aber zunächst immer noch Knochenarbeit, denn die Metallspachtel, die wir unter die erwärmte Farbe schieben, kommen nur im Millimeterbereich vorwärts. Bis, ja bis unser Vereinsmitglied Stefan „Crazy“ Bürger zum massiven Farbschaber greift und in den Kutter steigt. Nicht, dass es damit richtig einfach wird; aber es geht nun schlagartig viel zügiger weiter. Nicht mehr Milli-, sondern Zentimeter messen die Fortschritte. Und nach dem vierten Arbeitseinsatz an der „Aneesa“ trennen uns nur noch wenige Quadratzentimeter von dem Abschluss dieses Arbeitsschritts. Wir können uns nun schon um die Weitung der vorhandenen Risse im Laminat und in Spachtelstellen kümmern, Voraussetzung dafür, dem Kutter möglichst bald ein neues Farbkleid verpassen zu können.
Klaas

Perspektive für die nächste Arbeits-Einheit: Nils und Klaas suchen nach bestimmten Aufsätzen für die Flex – und bestellen sie sofort, Sicher ist sicher. Foto: mor

Warten auf die Winterpause der Orcas …

Der Mast der „Gegenwind“ muss inspiziert werden. Helge macht auf halber Höhe mal eine Pause. Foto: Asha

Unsere Weltumsegler Asha und Helge mit ihrer Yacht „Gegenwind“ haben das Mittelmeer von Ost nach West durchquert und wollen sich demnächst auf den Weg rund Spanien begeben. Noch allerdings warten sie an der spanischen Mittelmeer-Küste ab. Denn das Seegebiet, das sie mit der „Gegenwind“ durchqueren müssen, ist seit Juli 2020 für Überfälle berüchtigt. Die Gefahr droht aber nicht von Piraten, sondern von Wegelagerern im Wasser: Orcas vor Spanien und Portugal greifen immer wieder Segelyachten an; zwei Boote sind bereits durch die großen Säugetiere versenkt worden. Die Wissenschaft hat diverse Theorien entwickelt, die dem Verhalten der Orcas auf den Grund gehen sollen. Aber den Crews der Segler hilft das natürlich zunächst nicht weiter. Da die Orcas ab Ende November dieses Revier vor der iberischen Halbinsel für einige Monate verlassen , wollen Asha und Helge bis dahin diesen Gewässern vorsichtshalber fern bleiben. Mehr erfahrt Ihr wie immer im Logbuch der „Gegenwind“.
Klaas

Farbe, Flex und Apfelkuchen

Holz will gut gepflegt sein: Stephan, Merle und Jonas schleifen und lackieren Duchten und Riggteile des Kutters „Fritjof“. Foto: har

Ich betrete die Bootshalle wie jeden Sonnabend. Schlagartig steigt mir der typische Geruch von Holz und Lack in die Nase. Es ist wieder so weit, denke ich. Die Saison ist zu Ende und die Winterarbeit hat begonnen. Seit kurzem steht ja der ZK-10-Kutter „Aneesa“ in der Bootshalle. Was neu ist: Es befinden sich Leute darin. Natürlich nicht zum Segeln – Wasser in der Halle wäre nicht so gut –, sondern zum Arbeiten. Mit Föhnen und Spachteln bewaffnet sitzen Johanna und Nils im Kutter. Sie hatten sich zur Aufgabe gemacht, den Anti-Rutsch-Belag von den Sitzen zu entfernen. Diese Arbeit ist sehr mühsam und wird wohl noch eine Weile dauern. Guido sitzt mit einer Flex daneben und hilft den beiden die Risse frei zu legen.

Johanna und Giudo spielen mit hohen Temperaturen: Risse in der Oberfläche werden erweitert, um sie anschließend besser reparieren zu können. Und auch der Anti-Rutsch-Belag lässt sich nur mit Wärme vom Untergrund lösen. Foto: har

Währenddessen sitzen Gerd, Stephan, Jan, Jonas und Merle im anderen ZK-10-Kutter „Fritjof“ und schrauben alles, was aus Holz ist, aus dem Rumpf. Duchten, Runzelblätter, die Pinne, Schwerttisch und Klüverbaum landen im Vereinsheim. Dort macht sich Birgit daran, diese abzuschleifen und neu zu lackieren. Helmut kümmert sich derweil darum, die Beschläge, welche noch aus Fritjof gebracht werden, zu säubern.

Helmut geht die Metall-Beschläge von „Fritjof“ an, befreit sie von Schmutz und Rost. Foto: har

Nachdem ich allen guten Tag gesagt hatte, machte ich mich auf den Weg in Richtung Steg. Dort lagen zwei aufgetakelte Optis, bereit dazu ins Wasser gelassen zu werden. Die vier Segler stehen davor und teilen sich in zwei Gruppen ein. Merle und Jonas begeben sich in die Boote, während Bennet und Constantin darauf warten, dass Malte ihnen dass okay gibt, ins kleine Schlauchboot zu steigen. Nach einer Weile auf dem Wasser geht es dann wieder an den Steg und es wird durchgetauscht.

Klirrende Kälte hindert nicht am Segeln: Bennet, Constantin, Merle und Jonas machen einen kleinen Ausflug auf den „Fjord“. Foto: har

Nach einer Weile auf dem Steg verzog ich mich ins Vereinsheim, um mir dort eine Beschäftigung zu suchen. Die Anderen sah ich erst in der späteren Pause wieder, bei der sich alle zu dem von Birgit frisch gebackenen Apfelkuchen gesellten, von welchem nichts übrig blieb. Kai hatte sich den ganzen Tag um einen Topf bemüht, mit welchem er den ausgekühlten Seglerinnen und Seglern einen Kakao kochte. Und so hatte die Winterarbeit begonnen, und ich muss sagen: So schlecht ist es bisher nicht.

Cathrine

Gebrauchs-Physik oder: Das Runde muss ins Eckige

Die Neigung des Kutters muss stimmen – auf das Grad genau. Sonst ist es nichts mit der beschädigungslosen Durchfahrt in die Halle. Foto: Fe

Man nehme: einen hölzernen Bootswagen, diverse Keile und Balken, einen Bootswagen und ein gutes Dutzend kräftiger Vereinsmitglieder. Und dann noch möglichst ein oder zwei Leute mit Übersicht und einer Vita, in der im Physikunterricht nicht nur Kreide geholt wurde. Dann kann es klappen, 1000 Kilogramm ZK-10-Kutter mit 2,15 Meter Breite und 7,50 Länge durch ein Tor zu zerren, das mehr für die Durchfahrt eines VW Käfer oder Fiat Panda gedacht gewesen sein mag.

Und immer wieder kommt der Wagenheber zum Einsatz, um die Räder unter dem Bootswagen in die richtige Richtung zu stellen. Foto: Fe

Eins sei vorweggenommen: Es fehlte nur ein- oder zweimal ein passender Holzkeil; der wurde aber fix mit Hilfe des passenden Werkzeugdenkens höher entwickelter Primaten durch Fundstücke im Regal ersetzt. Alles andere waren Planung, Logistik und brutale Muskelkraft. „Aneesa“, der betroffene Kutter, musste zunächst von seiner Persenning befreit und auf seinem hölzernen Bootswagen in Stellung gebracht werden. Weil das Schwesterboot „Fritjof“ noch eine Weile im Freien verbringen wird, verschwand dieses also zunächst unter der frei gewordenen Plane. Schritt zwei: den Kutter „Aneesa“ vor dem Hallentor in Stellung zu bringen. Wichtigstes Hilfsmittel hier war der große Werkstattwagenheber aus dem Betrieb unseres Mitglieds Rolf Mückenheim. Bei jeder Änderung der Fahrtrichtung des Bootswagens wanderte der Wagenheber um das Gestell, um die Räder des Gefährts auszurichten, Vor dem Tor angekommen, folgte die Sicherung des Kutters durch Tauwerk, um das Abrutschen vom Wagen zu verhindern.

Langsam, ganz langsam bewegt sich der Kutter Richtung Eingang. Foto: Fe

An dieser Stelle folgte der heikelste Punkt der Aktion: das Boot auf einige Grad genau in der Neigung so auf die Seite zu legen, dass Kutter und Tor-Umfassung die Einfahrt ohne Kratzer überstehen. Vor, zurück, drücken, ziehen, schieben, Keile unterlegen, mit Augenmaß den Fortschritt einschätzen. Und es funktionierte. Zentimeter für Zentimeter schoben und zogen die Helferinnen und Helfer das Gefährt in die Halle. Ein Teilerfolg. Denn um später am Kutter arbeiten zu können, musste er erst wieder zurück in die Waagerechte. Also erneut drücken, ziehen, Keile unterlegen oder herausnehmen. Zu guter Letzt schob die Crew die „Aneesa“ so weit zur Seite (Einsatz Wagenheber …), dass der Fluchtweg durch das Gebäude wieder geöffnet wurde. Fazit: Grundsätze der Mechanik und die Hebelgesetze sitzen wieder. Der Muskelkater wird wieder abflauen. Und wenn die renovierte „Aneesa“ mit „Fritjof“ die Plätze tauscht, wird es sicher noch schneller gehen.
Klaas

Es hilft nichts – die Boote müssen raus

„Fritjof“ kommt aus der Förde. Thomas, Jan, Christiane, Guido, Malte und Stephan warten gespannt darauf, dass der Kutter an Land kommt, um den Bewuchs abzuschrubben. Foto: Fe

Wenn die großen Boote am Ende der Saison aus dem Wasser müssen, ist das einerseits ziemlich traurig. Aber auf der anderen Seite ist das Kranen auch immer ein richtiges „Happening“. Traditionell sammelt sich die Arbeits-Crew an einem Freitag, um Yachten und Kutter aus der Förde zu holen. In diesem Jahr klappte alles wie am Schnürchen. Das Wetter war sonnig und kaum windig. Dem Ruf nach vielen starken Händen waren mehr motivierte Vereinsmitglieder gefolgt als gedacht. Und schließlich machte sich die Routine in den Abläufen bemerkbar – gekrönt von dem ruhigen Kranführer Peer, der mit seinem Können ein Boot nach dem anderen an seinen riesigen Ausleger hängte.

Und nun greift sich der Kran zu guter Letzt die Varianta „Regulus“. Foto: Fe
„Kurz-Reinigung“ vor dem Verladen auf den Trailer: Der Muschel-Bewuchs der Saison muss ganz fix abgeschabt werden. Foto: Fe

Morgens hatte die „Colombina“ den schon abgeriggten Kutter „Fritjof“ an seinem Liegeplatz abgeholt und zum Vereinssteg geschleppt. Die „Regulus“ war dem Schleppzug gefolgt – mit der Kraft ihres E-Außenborders. Als der Kranwagen die Kiellinie entlang kam, waren auch „Colombina“ und „Regulus“ bereits „entmastet“. Auch hier zeigte sich die jahrelange Erfahrung in routinierten Alle-Frau-und-Mann-Manövern. 😉

Boote im Päckchen? Kein Problem für unseren Kranfahrer Peer. 😉 Foto: Fe

Mit dem Kranen selbst war es natürlich nicht getan. In Windeseile wurde jedes Boot von seinem Bewuchs befreit, bevor der Kran es sanft auf den jeweiligen Trailer bugsierte. Letzte Einstellungen mussten an den Auslegern der Bootswagen vorgenommen werden. In schier endloser Geduld hob Peer Boot um Boot immer wieder an, um es nach mühselig verstellten Halterungen wieder abzusenken … mal hier zehn Zentimeter nach vor … mal dort zehn Zentimeter nach hinten … mal hier das Heck ein Stück nach Backbord … mal dort der Bug ein Stück nach Steuerbord. Und selbstverständlich gab es die üblichen Stolpersteine: Vor allem der Kielschwerter „Regulus“ mit seinem berüchtigten Schwert zickte wie immer herum. Auch in diesem Jahr wollte die Stahlplatte sich nicht in den Rumpf einziehen lassen und benötigte viel Zuspruch und reichlich Nachhilfe mit Hammer und langen Sägen, bis sie schließlich aufgab und in ihrem Stummelkiel verschwand.

Neu war das Rangieren unseres Kutters „Fritjof“. Denn sein eigener hölzerner Bootswagen war von dem baugleichen Neu-Zugang „Aneesa“ besetzt. Der flexibel einstellbare Holzunterbau ist Voraussetzung, um einen Kutter in die Bootshalle zu manövrieren. Und da zunächst „Aneesa“ dort saison-fein gemacht werden soll, thronte also dieser Kutter auf dem Holz. „Fritjof“ dagegen musste auf dem neuen Edelstahl-Bootswagen von „Aneesa“ platziert werden. Und dabei stellten wir fest, dass es durchaus Unterschiede zwischen baugleich und baugleich gibt. Nach einer knappen halben Stunde saß dann aber auch „Fritjof“ bombenfest auf seinem Vehikel. Und nach einer weiteren halben Stunde Rangiererei stand dieser Kutter an seinem Platz unter der Terrasse des Vereinsheims. Ein sonniger Tag, viele fleißige Helfer – und ein gutes Ergebnis. Die Winterarbeit kann beginnen.
Klaas

„Fritjof“ hängt am Haken: Liv und Stephan prüfen das Hebegeschirr. Foto: Fe

Jüngstenschein – Motor-Ärger und viel Segel-Routine

Merle hat den praktischen Segelanteil für den Jüngstenschein schon einmal geschafft. Finja nimmt den erfolgreichen Prüfling am Steg an. Foto: har

Wenn jüngere Seglerinnen und Segler sich alle wichtigen Kenntnisse über ihren Sport angeeignet haben, ist es Zeit für den ersten „Führerschein“, den Nachweis, selbstständig mit dem Boot umgehen und vielleicht auch schon einmal an einer Regatta teilnehmen zu können. Und so waren nun vier Mädchen und Jungen an der Reihe, die praktische Prüfung für den Jüngstensegelschein abzulegen. Unter den wachsamen Augen von Finja, Janek und Christiane hieß es ab- und anzulegen, zu wenden zu halsen, das jeweils eigene Boot sauber auf- und abzutakeln, zu „versorgen“, die wichtigen Knoten knüpfen und vorzeigen zu können. Das Wetter war kühl und mäßig angenehm; aber auch unter diesen Bedingungen muss das Handwerkszeug ja sicher beherrscht werden. Kurze Zusammenfassung eines langen Nachmittags: Alle Vier haben sich souverän geschlagen und sind gut durch die praktische Prüfung gekommen. Herzlichen Glückwunsch!

Aber auch der ganz normale Gruppen- und Segelbetrieb läuft weiter. Vor allem Kutter „Fritjof“ darf sich in dieser Saison wirklich nicht über mangelnden „Auslauf“ beklagen. Mehrfach in jeder Woche trifft sich eine unermüdliche Seglergemeinschaft um Kassenwart Stephan und verschafft „Fritjof“ Seemeile um Seemeile unter dem Kiel – (fast) egal bei welchem Wind und welchem Wetter. Dass für die Crews am Rande öfter einmal das eine oder andere Fischbrötchen herausspringt, gehört wie jedes Jahr einfach dazu. 😉

Kurze Kaffeepause am Vereinsheim gemacht, und gleich geht es wieder los. „Fritjof“ ist in dieser Saison viel unterwegs. Foto: har

Neben dem eigentlichen Segel-Genuss haben sich allerdings seit dem Ende der Sommerferien auch ein paar ärgerliche Kleinigkeiten angesammelt, die umgehende Beschäftigung des jeweiligen „Fachpersonals“ erforderlich machten. Wie gut, dass sich immer wieder Mitglieder und Angehörige bereit erklären, hier zuzufassen. Quell unerschöpflicher „Freude“ ist vor allem das Auftreten von Motor-Macken. Drei Außenborder verlangten Reparaturen. Am ärgerlichsten dabei zeigte sich der Totalausfall unseres großen Motorboots. Das RHIB (Rigid Hull Inflatable Boat) oder einfach Schlauchboot mit festem Boden ließ aus zunächst unerfindlichen Gründen Luft (aus den Schläuchen) raus und Wasser (in den Zwischenboden) hinein. Da zudem der Motor des Bootes einen „Clown gefrühstückt“ und das Personal am Ruder mit seinen Zicken über Wochen schier in den Wahnsinn getrieben hatte, musste das Schlauchboot raus aus dem Wasser. Eine Reparatur im Hafenbecken schien nicht sehr erfolgversprechend. Da am Westufer der Förde keine Slipanlage in erreichbarer Nähe ist, kam der Koloss mit seinen paar hundert Kilogramm Gewicht also per Muskelkraft am Vereinssteg aus dem Wasser und dort gleich auf seinen Trailer.

Stunde um Stunde schweißtreibender Arbeit mit diversen Werkzeugen und vielen neuen Einfällen folgten, um den Motor vom Boot zu trennen, der sich trotz der dafür vorgesehenen, entsprechenden Halterung nicht bewegen lassen wollte. Nils, Nils, Christiane, Thomas, Kirstine, Jörn, Kai und Guido waren schon kurz davor aufzugeben, als es schließlich doch gelang. Ein Glück, denn der Ausbau der Maschine ist sowohl Bedingung für deren Reparatur als auch für die Überholung des Rumpfes selbst.

Mit dem Trockenlegen unseres RHIBs zeigte sich aber ein weiteres Problem: Das kleine Schlauchboot reicht als Begleitung der Optimisten auf dem Wasser. Mit der Beaufsichtigung der größeren Jollen oder auch nur einer größeren Opti-Anzahl ist so ein „Wasser-Hutschefiedel“ aber völlig überfordert. Die zunächst angedachte Lösung, auf Jollen für den Rest der Saison zu verzichten, war nicht so ganz durchzuhalten. So musste das große Schlauchboot halt übergangsweise ersetzt werden. Welches Boot ist im Allgemeinen schneller als ein großes Segelboot? Ein noch größeres Segelboot. Und so zockelte neben dem kleinen Schlauchboot also im Gruppenbetrieb auch noch eine Yacht mit. Nur für den Fall der Fälle. 😉

Aber auch an Land tut sich eine Menge. So sind Guido und Nils fleißig dabei, eine Europe-Jolle mit etlichen Löchern und Schaum wieder zum Leben zu erwecken. Harte, staubige, nicht immer gut riechende Tätigkeit. Aber wenn der Flitzer auf dem Wasser ist, wird es sich zeigen, dass sich der Aufwand lohnt. Nebenbei haben wir auch das Tätigkeitsfeld ein bisschen erweitert. Zur Segeltheorie und -praxis kommen weitere seemannschaftliche Fähigkeiten, die in der Vergangenheit etwas gelitten haben. Spätestens im kommenden Jahr, wenn wir den Schwesterverein in Braunschweig besuchen, müssen die aber sitzen, wenn wir uns nicht blamieren wollen: Und so werden zum Beispiel wieder Wurfleinen aufgeschossen und geworfen. Nicht ganz so einfach übrigens, wie sich das der Eine oder die Andere vorgestellt haben.

Und dann tropft es aus der Decke …

Aufwand haben wir auch immer noch mit unseren Räumlichkeiten. Tropfte über Monate hinweg Wasser aus der Decke der Mädchenlast, das dem Raum das Klima einer Champignonzucht verschaffte und wahrlich nicht zur Lagerung irgendwelcher Stoffe geeignet war, haben wir nach Ende des einen Übels im Nachbarraum – der Jungenlast – über weitere Monate ein anderes Phänomen zu bekämpfen: Aus dessen Decke tropft feines Öl. Inzwischen literweise. Und niemand ist in der Lage, die Herkunft festzustellen. Viele lustigen Ideen sind daraus entstanden: zum Bsiepiel, daraus Treibstoff für unsere Motoren zu gewinnen oder eine Ölquelle anzumelden; nur müssen wir der Sache in den nächsten Wochen schon Herr werden. Denn spätestens zu Beginn der Wintersaison sind wir auf diese Räume angewiesen.

Neue Seite im Aufbau: Wir haben die Domain www.kuttersegeln.de übernommen. Foto: har

Nicht nur dort werden wir uns auch um eine neue Seite im Internet kümmern. Denn neben unseren Vereinsseiten der Marine-Jugend Kieler Förde betreiben wir auch www.marinekutterregatta.de und seit Neuestem auch www.kuttersegeln.de. Letztere Homepage war vor vielen Jahren von dem ehemaligen Braunschweiger Marine-Jugend-Mitglied Joachim Glatzel aufgebaut und betreut worden. Auf seinen Vorschlag hin haben nun die Kieler das Projekt übernommen und möchten in Zusammenarbeit mit anderen Kuttersegel-Begeisterten eine neue Seite aufbauen, auf der nicht nur die Geschichte dieser besonderen Bootsklasse geschildert, sondern auch gezeigt wird, wie viel Leben noch in der Kuttersegelei ist.
Klaas

Eine Schwester für „Fritjof“

Zwischenstation in Dammer Berge: Die Sonne brennt, die Frisuren sitzen ;-). Foto: har

So leidenschaftlich viele Mitglieder der Marine-Jugend Kieler Förde seit jeher das Kuttersegeln betreiben: Mit unserem geliebten Maskottchen „Fritjof“ wird es schwierig, wenn es einmal darum geht, etwas zügiger voranzukommen. Dieses Problem ist alles andere als neu. Seit Jahren versuchen wir, hier einen Ausweg zu finden – am besten in Form eines zweiten Kutters der nicht nur als Sparringspartner für „Fritjof“ dient, sondern vielleicht bei Wanderfahrten eingesetzt werden kann oder auch bei einer Kutterregatta nicht nur mit großem Abstand hinter dem jeweiligen Feld hinterher segelt.

Neue Kutter unerschwinglich

Ein neuer Kutter ist für unseren kleinen Verein preislich jenseits aller Vorstellungskraft. Vernünftig ausgerüstet, vielleicht sogar mit einem passenden Trailer versehen, wären wir ganz fix im Bereich der 50.000 bis 70.000 Euro. Und am Gebrauchtmarkt finden sich ebenfalls ziemlich fantasievolle Preisvorstellungen – wenn es denn überhaupt Boote im Angebot gibt. Aber nun kam uns der Zufall zu Hilfe und ganz, ganz viel Unterstützung. Denn Jörg Jonscher, Vorsitzender des Marine-Regatta-Vereins, wusste um unsere Nöte – und stellte umgehend die Verbindung her, als er hörte, dass die Marinekameradschaft Bottrop einen gebrauchten ZK-10-Kutter verkaufen möchte.

Finanzierung ist „rund“

Die ersten Gespräche Kiel-Bottrop verliefen hervorragend. Und so machten wir uns an die Mittelbeschaffung. Die Finanzierung stand tatsächlich nach kurzer Zeit, auch Dank der Unterstützung von Mitgliedern, mögliche „Durststrecken“ zu überbrücken. Und wir klemmten uns hinter öffentliche Zuschüsse und Zuschüsse von Verbänden, die uns zwar noch keine Zusage geben konnten, wohl aber den vorzeitigen Erwerb des Kutters genehmigten.

Rundum-Wohlfühlpaket der MK Bottrop

Und so machten wir uns unter anderem mit einem Zugfahrzeug von Rolf sowie einem passenden geliehenen Trailer frühmorgens von Kiel nach Essen auf, wo das gute Stück hoch und trocken bereits an einem Kran in einer Halle stand. Roland Gillar, der Vorsitzende der MK Botropp, hatte sehr fürsorglich alles erdenklich Notwendige vorbereitet. Und so stand „Aneesa“ mit der Segelnummer K-306 nach anderthalb Stunden auf dem Trailer. Viel passendes Zubehör von der dreiteiligen Zelt-Persenning bis hin zu Riemen zur Verwendung beim Kutterrace, vom 9,9-PS-Außenborder bis zum Alu-Rigg, waren verladen. Wir werden sogar ein zweites Mal ins Ruhrgebiet fahren müssen; denn zu dem Kutter gehören noch ein großer Trailer und ein passender Bootswagen. Nur benötigen wir dafür ein Zugfahrzeug mit entsprechenden Muskeln. Abgesehen davon machte der Besuch bei den Bottropern so viel Spaß, dass wir schon mit Vorfreude auf den nächsten Ausflug freuen. Nun steht die „Freundliche“ – das ist die Übersetzung des Namens „Aneesa“ vor der Bootshalle auf „Fritjofs“ Wagen und wartet auf die Überholung, die wir uns vorgenommen haben. Farbe bekommen wir übrigens von der Firma „international“, die uns diesen Teil des „Refits“ sponsoren möchte. Wenn alles fertig ist, wird „Aneesa“ ihr bisheriges Grau ab- und ein Weinrot angelegt haben. Auch die Kutterführer stehen bereits fest: Janek und Christiane werden hier für den MJK-Kutter Nummer zwei „antreten“.
Klaas

2 x Marine-Jugend = eine ganze Menge Spaß!

Die Segelcamp-Truppe aus Braunschweig und Kiel vor dem Marineheim an der Förde. Foto: Guido

Wir hatten über Jahre hinweg immer wieder mal wieder darüber gesprochen – über eine gemeinsame Veranstaltung der Marine-Jugenden aus Braunschweig und Kiel. Und in diesem Jahr – auch hier hatte die Entwicklung der Pandemie alles verzögert – sollte es endlich klappen. Das Projekt: ein Segelcamp an der Kieler Förde. Wie immer zeigten sich die Probleme bei der Vorbereitung in den nicht ganz unwesentlichen Details. Denn schon die Suche nach einer Unterkunft für eine Gruppe von 20 bis 30 Personen gestaltete sich schwierig. Auf dem Westufer war schon Anfang 2022 alles ausgebucht – von Falckenstein bis Schwedeneck, nichts zu bekommen. Vor allem Tina, Kiels zweite Vorsitzende und mit der Gesamtorganisation betraut, lief sich im wahrsten Sinn die Hacken wund. Letztlich hatten wir doch Riesenglück. Auf dem Zeltplatz der Campinganlage in Möltenort auf dem Ostufer nahm uns die Betreiber-Familie Rohde liebevoll auf und gab uns für die geplanten vier Tage einen passenden Standort.

Ankunft in Möltenort – erstmal das Gelände erkunden. Foto: har

Dann musste festgelegt werden, welche Boote an der Aktion teilnehmen – und auch, wer jeweils für das Boot verantwortlich ist. Neben „Regulus“, „Johanna“ und „Fritjof“ mussten noch private Yachten teilnehmen; denn sonst wäre es auf drei Schiffen reichlich kuschelig geworden. So nahm Peter Greve einen Tag mit seiner „Vacanza“ teil. Und auch Dirks „Sagitta“ nahm an einem Tag eine erweiterte Mannschaft an Bord. Das Ruder musste dort allerdings Dennis übernehmen, denn Dirk hatte sich üble Maleschen mit seiner Achilles-Sehne „eingefangen“. Deshalb auch von dieser Stelle aus alles Gute und baldige Genesung

Es geht los. „Fritjof“ verlässt seinen Liegeplatz. Foto: har

Nach dem Eintreffen unserer Braunschweiger und einigen kurzen Absprachen machten sich Helferinnen und Helfer mit Gepäck und Ausrüstung für die ganze Truppe in Autos auf den Weg um die Förde nach Möltenort. Die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten sich auf den Weg zur Fähre, um direkt über das Wasser ans Ostufer zu kommen. Dann folgte das Akklimatisieren und Aufbauen des kleinen Zeltlagers. Stephan hatte allein zwei Zelte und einen großen Pavillon dabei. Letzterer, ausgestattet mit Bierzeltgarnituren, diente in den folgenden Tagen als Verpflegungspunkt. Nach dem Einrichten hieß es: Grill anwerfen, Umgebung erkunden … und danach „Werwolf“ spielen – ein Spiel, das Kieler und Braunschweiger gemeinsam mit Leidenschaft und durch etliche Runden bis in die Dunkelheit genossen. 😉

Ablegen in Richtung Laboe bei strahlendem Sonnenschein. Foto: har

Nach einem ausführlichen Frühstück ließen sich die Crews am kommenden Morgen zunächst per Fähre wieder zurück nach Düsternbrook kutschieren. Dort angekommen, enterten alle die jeweiligen Boote, um nacheinander endlich unter Segeln auf die Förde zu gleiten. Ziel des Tages war Laboe. Zwar nutzen die Kieler das Anlegen dort gern, um die örtlichen Fischbuden zu erobern; an diesem Tag war aber niemandem nach Fisch. Es war einfach viel zu heiß. Also ließen sich die Mannschaften nach dem Anlegen zwischen Rettungskreuzer, Sportbooten und Fähren lieber im Park zum Picknick nieder.

Am späten Nachmittag hieß es, zurück zu segeln – nicht nach Düsternbrook, sondern in den Sportboothafen Möltenort, wo Tina mit dem Hafenmeister eine gemeinsame Box für das verlängerte Wochenende herausverhandelt hatte. Direkt vor dem Büro des Hafenmeisters übrigens.  😉

Außenborder mit fehlendem Eigenleben

Damit die Segelei nicht zu langweilig wird, entschloss sich der Außenbordmotor an der „Johanna“, pünktlich vor der Hafeneinfahrt von Möltenort nicht mehr anzuspringen. Der Innenborder war eh außer Gefecht (Ersatz steht schon an Land und wartet auf den Einbau). Nun wollte auch der Quirl am Heck nicht mehr. Die gerade eingelaufene „Regulus“ kam zu Hilfe. Und so übte die „Johanna“-Besatzung mal wieder das Anlegen unter Segeln in engen Häfen und Boxen. Lange Geschichte kurz erzählt: Es ging nichts Weiteres mehr kaputt; aber der Motor verweigerte trotz guten Zuredens und sanfter Eingriffe weiter jegliche Zusammenarbeit.

Hungrig wie die Wölfe

Dafür gab es wenigstens im Zeltlager wieder gut und reichlich zu essen. Kati und Dörte hatten wie schon im Vorjahr beim Ausflug nach Sundsacker an der Schlei stundenlang geschnitten, geschnipselt und gekocht. Herausgekommen war erneut die vegetarische Bolognese, die aus dem Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor der Veranstaltung mit Nachdruck eingefordert worden war. Die Crews stürzten sich jedenfalls wie die Wölfe auf der Ergebnis, um dann zufrieden nach jeweils ein bis vier Portionen den Tag zu beschließen beziehungsweise nach einer Anstandspause zum Verdauen noch einmal in die Förde zu springen.

Am Sonnabend Morgen sah die Truppe mehrheitlich müde und gleichzeitig unternehmungslustig aus. Nach dem Frühstück wanderten die Crews wieder zum Sportboothafen, an Badestrand, Promenade und UBoot-Ehrenmal vorbei. Auch Dennis war pünktlich mit der „Sagitta“ angekommen und löste mit einigen Tricks und passendem Werkzeug kleine elektrische Probleme an Bord der „Johanna“. Unter Einsatz einer Reserve-Batterie von der „Regulus“ leuchteten und blinkten kurz darauf wieder alle LEDs und Bildschirme. Offiziell hatte die „Johanna“-Crew nicht auf den Einsatz des Plotters verzichten wollen. Wer allerdings weiß, dass an diesem Gerät auch das Musik-Center hängt, mag noch ganz andere Gründe vermuten …

Ein Tag – aber unterschiedliche Ziele

An diesem Morgen setzten die Boote unterschiedliche Kurse: „Fritjof“, „Regulus“ und „Sagitta“ steuerten den Olympiahafen von Schilksee an, um ein bisschen der erhofften Wettkampf-Luft an diesem Wochenende zu schnuppern und in einschlägigen Segel-Fachgeschäften bei Dingen zuzuschlagen, die in Braunschweig nicht (mehr) zu haben sind. „Johanna“ dagegen legte unter Segeln ab und machte sich auf den Weg zum Vereinssteg in der Innenförde. Der kaputte Außenborder sollte von Bord, ein anderer, gleich starker Antrieb angebaut werden. Wind und Sonne waren noch viel besser als angekündigt; alle aktuellen Regattateilnehmer und deren Tross hatten den Hafen von Schilksee verlassen. So war genug Platz, um ein paar Stunden dort anzulegen und das Gelände unsicher zu machen.

Achten fahren vor der Hafeneinfahrt

„Johanna“ nutzte den raumen Wind und fuhr unter ihrem bunten Blister gen Heimat. Die Albin Vega nur unter Segeln an den Steg zu bringen, gelang allerdings nicht im ersten Anlauf. Die vorsichtige Crew war überrascht, dass das Boot ein, zwei Meter zu früh vor dem Anleger stehen blieb. Aber dann klappte es – im Gegensatz zum Austauschmotor, der zunächst genauso „zickte“ wie sein abgebauter Kumpel. Mit Guidos Hilfe, viel Muskelkraft und einigen nicht ganz feinen Worten ließ sich die kleine Maschine dann aber doch zum Arbeiten bewegen. Nach etwas mehr als einer Stunde legte die „Johanna“ wieder ab und fuhr zur Außenförde. Für Schilksee war es längst zu spät. Also nahm die Crew Kurs auf Möltenort, wo bald schon „Regulus“ und „Fritjof“ einliefen, die „Sagitta“ noch auf den Nachzügler aus dem Süden vor dem Hafen wartete. Der Außenborder sprang dann tatsächlich an; aber die beiden verbliebenen Boote mussten trotzdem noch ein paar Achten vor der Einfahrt drehen, weil just in diesem Moment mehrere größere Schiffe auslaufen mussten.

Nach dem Anlegen und Aufklaren verabschiedete sich Dennis und fuhr die „Sagitta“ zum angestammten Liegeplatz zurück. Die Crews wanderten langsam und sehr müde durch die spätnachmittagliche Hitze zurück zum Zeltplatz. Erneut wurden die Grills angeworfen. Die Kopfzahl der anschließend noch Badenden war deutlich kleiner als an den Vortagen. Viele wollten einfach nur noch ein bisschen sitzen und den Abend ausklingen lassen – natürlich nicht ohne ein paar Runden „Werwolf“.

Am Sonntag Morgen klappte das Aufräumen und Zusammenpacken nach dem Frühstück wie am Schnürchen. In Windeseile waren die Zelte abgebrochen, Gepäck und Zubehör gestapelt. Viele fleißige Hände reduzierten die Arbeitszeit. Die großen Wagen von Fe und Ralf sowie von Mirco wurden bis an die Dachkanten beladen. Danach wanderten die Crews ein letztes Mal zum Sportboothafen, um die Boote von dort aus nach Düsternbrook zurückzusegeln. Die Autos fuhren direkt zum Marineheim und wurden dort entladen. Die Bierzeltgarnituren kamen allerdings nur zum Teil ins Haus – denn immerhin stand noch das Abschiedsessen für die Veranstaltung an: Die entsprechenden Reste aus Möltenort kamen auf den Grill; dazu wurde ein Schwung Hot Dogs vorbereitet. Als die Mannschaften dann nach dem Säubern der Boote von den Liegeplätzen am Vereinsheim ankamen, war das Essen auch schon – fast – fertig. Die letzten ruhigen gemeinsamen Minuten, bevor die sechs Braunschweigerinnen und Braunschweiger ihre Gepäckstücke schulterten und sich in Richtung Bushaltestelle aufmachten. Bei dem sehr herzlichen Abschied folgte erneut das Versprechen einer Wiederholung. Und die Kieler Marine-Jugend wird sich auch mit Sicherheit einen Gegenbesuch in den Kalender schreiben – nicht zum Segeln, sondern zum Kutterpullen, Paddeln, Wurfleinewerfen etc.  🙂
Klaas