Sonnenbank statt Langfahrt

Andere geben viel Geld aus, um mal zweieinhalb Stunden auf dem Wasser in der Sonne zu liegen. Beim Warten auf die Langfahrt gab es das fantastische Ambiente gratis. Foto: har

Vierter Tag, zweiter Anlauf für eine Langfahrt aus der Innenförde nach Schilksee und zurück: Alle Kutter waren heute morgens rechtzeitig auf der Bahn und warteten wie die Wettfahrtleitung auch auf eine günstige Gelegenheit zu starten. Kutter „86“ war der Marine-Jugend-Kiel-Crew zugelost worden. Aber der „86er“ dümpelte wie alle anderen Boote auch in gleißender Sonne auf der Förde. Wind gab es nicht, dafür eine hervorragende Aussicht. Zweieinhalb Stunden war keine Brise zu spüren, nur ganz in der Ferne hinter dem Leuchtturm Friedrichsort schien die Wasserfärbung mehr Windbewegung zu verheißen. Der Blick in die entsprechenden Apps und auf die Homepage des Instituts Geomar bestätigten diese Vermutung. In der Strander Bucht gab es Windstärken von 2 bis 3 Bft. Auf der Innenförde gab es muntere Sprüche und leidlich gute Stimmung.

Wenn ab und zu ein anderer Segler auftauchte, hatte der meist nicht mal die Segel gesetzt, sondern motorte gleich. Foto: har

Gegen zwölf Uhr beendete die Wettfahrtleitung das Sonnenbad und schickte die Kutter wieder zurück in den Stützpunkt. Und, man ahnt es, kaum waren die Boote wieder drin, briste es auf. Aber erstens war nicht klar, wie lange der Segen hält, und zweitens war es für eine Tour in die Strander Bucht nun einfach zu spät. Während die Mehrheit der Kutterbesatzungen artig Richtung Bootshafen pullte, hielt man bei der MJK-Crew die Vorleine hoch und ließ sich vom Vorstand ganz bequem abschleppen. 😉

Nachmittags geht es auf den kurzen Bahnen auf der Innenförde wieder los. Die Norwegen-Fähre bezeugt den pünktlichen Start. Foto: Sönke

Da die Regatta bis zu diesem Zeitpunkt nur drei abgeschlossene Wettfahrten auf der Haben-Seite verbucht, muss die Flotte am Nachmittag wieder raus. Um 14 Uhr ertönt das Startsignal für die vierte Wettfahrt. Und erstaunlich: Der leichte Wind zwischen zwei und drei Beaufort hält dieses Mal. Natürlich gibt es die üblichen Dreher und Windlöcher; aber es reicht, das Rennen in einer guten Stunde zu Ende zu bringen. Die MJK-Mannschaft hat inzwischen den Bogen raus, weiß um ihre Schwächen, aber auch um ihre Stärken: Ausgerechnet mit den Laken platt vor dem Wind fällt das Boot immer wieder zurück. „Und wir haben wirklich noch nicht herausbekommen, woran es liegt“, sagt Stefan anschließend. Das Schwert ist oben; die Mannschaft hat das Gewicht nach vorn verlagert; ständig wandern die Blicke zu den Mitbewerbern, um die eigene Segelstellung zu hinterfragen. Aber es hilft nichts. Kommt der Wind von achtern, fährt auch die Marine-Jugend Kiel achtern. Glücklicherweise gehört zu jedem der Kurse auch die eine oder andere Kreuz und vor allem die Taktik an den Wendemarken. Und da kommt der Kutter tatsächlich immer wieder „aus dem Kreuz“. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sitzen die Regeln, manchmal zur Überraschung der anderen Crews, wenn das Marine-Jugend-Boot sich nicht mehr höflich von der Boje abdrängen lässt. Blicke in Richtung Schiedsrichter helfen da auch nichts. Die „86“ schiebt sich bei solchen Gelegenheiten wieder nach vorn.

Nur weil alle in die eine Richtung fahren, heißt es nicht, dass der Marine-Jugend-Kutter auch in diese Richtung fahren muss … Foto: har

Mit einem 9. und einem 13. Platz ist die Crew durchaus zufrieden; in „Duell-Situationen“ weiß sie sich inzwischen zu behaupten. Und an den anderen Dingen kann man ja in Zukunft arbeiten. Am Nachmittag war auch unsere Rekonvaleszentin Liv wieder im Stützpunkt, um die Mannschaft anfeuern zu können. Und die Wettfahrt-Organisatoren, die ja bekanntlich ein ganz großes Herz für die Jugendmannschaften haben, setzten sie gleich an Bord einer Barkasse, damit Liv die Wettfahrten auch aus der Nähe betrachten kann. Gerüchte besagen übrigens, dass sie dabei zeitweise selbst das Ruder in die Hand nahm … 🙂 Wieder an Land bekam sie dann gleich Gesellschaft: Arne und Cathrine hatten wie die anderen auch eine Menge Hitze abbekommen. Am Ende der letzten Wettfahrt des Tages kannten die Älteren an Bord kein Pardon und riefen ein Juryboot herbei. Arne und Liv stiegen in das große Motorschlauchboot der Marine um; deren Besatzung brachte die Beiden dann nicht nur schleunigst an Land und in den Schatten. Sie orderten auch gleich Flüssigkeitsnachschub. Am Ende des Tages waren dann alle wieder fröhlich auf den Beinen. Die Organisation dieser Regatta ist wirklich einsame Spitze. Morgen geht es in den Endspurt. Für die letzten Wettfahrten ist wieder Start um 10 Uhr angesetzt. Allerdings sagt der Wetterbericht nicht nur Wind voraus, sondern auch 20 Liter Starkregen in einer Stunde und Gewitter. Was man nicht alles geboten bekommt in einer Kieler Woche!
Klaas

Nicht übermäßig viel Wind, aber genug, um ordentlich über die Strecke zu kommen. Foto: har
Nein, Leute, jetzt ist genug Wind da. Ihr müsst Euch nicht abschleppen lassen. Foto: Fe

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