Ein fantastisches Wochenende mit viel, viel Regen

Einige hatten schon losfahren müssen, um Material wegzubringen. Aber alle anderen großen und kleinen Teilnehmer des Segelwochenendes zeigen am Ende des Ausflugs noch einmal stolz und ziemlich müde die Erinnerungs-Armbänder, die die zweite Vorsitzende Tina angefertigt hatte. Foto: har

Was für ein Segel-Erlebnis! Mit gut zwei Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten wir uns auf den Weg nach Sundsacker an die Schlei gemacht. Die Logistik hatte es in sich gehabt. Über Wochen waren Boote vorbereitet, das Material gesichtet, Zugfahrzeuge und Anhänger organisiert worden. Dazu vorbereitende Besuche bei „Event Nature“, die Absprachen für die Verpflegung und … und … und … Und wie immer waren viele helfende Hände nötig gewesen, mehr Personen beteiligt als tatsächlich mitfahren konnten. Rolf hatte einen Laster gestellt, Dirk, Mirco und Heiko je einen Anhänger. Donnerstag vor dem Ausflugswochenende gab es ein Alle-Frau/Mann-Manöver, um Boote und Material einzupacken. Kati und Dörte kochten einen Abend lang in riesigen Töpfen vegetarische Bolognese, um eine warme Mahlzeit sicherzustellen. Auch in vielen anderen Familien wurde Salate und Brötchen für den ersten Abend vorbereitet. Und dann stellten wir am Freitag auch noch diverse kleine Hindernisse vor der eigentlichen Abfahrt fest. Kaum ein Anhänger konnte problemlos in Schlepp genommen werden. Hier funktionierte ein Blinklicht nicht; dort passte das Lichtkabel nicht an den Stecker, wenn ein Adapter der Kupplung selbst in den Weg geriet. Und doch wurde jedes einzelne Hindernis beseitigt oder umschifft. Und nach und nach polterte ein Bootsgespann langsam und mit Warnblinklicht über die Kiellinie.

Auspacken der Boote in Sundsacker, bevor die Sonne untergeht. Das Wetter hält noch … Foto: har

Als alle Fahrzeuge in Sundsacker angekommen waren, hieß es abzuladen und die Hütten zu beziehen. Ein Gebäude für die Mädchen und Frauen, eins für Jungen und Männer – und zwei Doppelzimmer in einer dritten Hütte gab es auch noch. Während am Schleiufer mehr oder weniger eilig die Boote aufgeriggt wurden, griff sich Tina die erste der eingeteilten Küchenmannschaften und bereitete das Abendessen vor. Der Grill wurde angeworfen. Und Stefan stellte sich in bewährter Weise an den Rost und wendete Fleisch und Würstchen.

Stefan meistert den Grill – neben ihm wird übrigens ein gewaltiges Büffet mit Salaten, Dips, Pizzabrötchen und vielen anderen Leckereien aufgebaut. Foto: har

Irgendwann war es dann zu Ende mit dem natürlichen Licht von oben. Das Vorbereiten der Boote wurde eingestellt. Und alle strömten auf den Platz vor den Hütten, wo schon Tische und Bänke aufgestellt worden waren. Beim Abendessen begann dann auch der Regen zu strömen – was er mit kurzen Unterbrechungen das gesamte Wochenende tun sollte. Aber wenn das Programm stimmt und alle die Lust auf das gemeinsame Erlebnis teilen, gerät das schlechte Wetter in den Hintergrund. Die Küchenmannschaft übernahm das Abräumen und Abwaschen in der kleinen Küche. Der Rest der Truppe verteilte sich zunächst auf die Hütten, um die mitgebrachten Gesellschaftsspiele auszupacken.

Das erste Abendessen beginnt. Noch ist nur der Rasen feucht. Eine Viertelstunde später kommt bereits der „Nachschub“ von oben. Foto: har

Andreas und Mirco hatten aber schon die große Grillhütte am Rand des Ferienlagers erkundet, die theoretisch allen offen steht. Da unser Verein allerdings der einzige Nutzer des Camps war, nahmen wir das kleine Holzgebäude in Beschlag. Bald prasselte in der Mitte ein wärmendes Feuer. Und nach und nach fanden sich die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein – viele mit Spielkarten, einige nur zum Klönen. Die meisten Jugendlichen verzogen sich nach ein, zwei Stunden freiwillig in die Kojen. Es war doch ein ziemlich anstrengender Tag gewesen.

Am späten Abend machten wir noch einmal eine Kontrollrunde bei den Booten am Schleiufer. Wind und Strömung hatten den Wasserpegel steigen lassen. Und da wir uns nicht ganz sicher waren, wie das in der Nacht weitergeht, zogen wir alle Boote vorsichtshalber noch ein Stück das Ufer hinauf.

Da sind wohl wirklich einige richtig müde … 😉 Foto: har

Neuer Tag, neues Glück: Der Regen hatte sich zwar über Nacht verstetigt; aber auch der Wind hatte aufgefrischt. Die Vorhersage hatte in den Tagen zuvor ständig geschwankt, aber zwischen 4 und 6 Beaufort war alles drin gewesen. Und da am Morgen nun in der Ferne auf der Schlei kleine weiße Kämme auf den Wellen zu sehen waren, wurde Malte mit einem Opti auf Erkundung geschickt. Ergebnis: Die begleitenden Schlauchboote und die Optimisten würden zunächst alle sein, die ernsthaft auf das Wasser könnten. Die großen Jollen, egal welcher Klasse, wären ernsthaft überfordert. Janek, Finja und Malte senkten jedenfalls einhellig die Daumen – und Erfahrung schlägt in Sicherheitsfragen jeden Enthusiasmus.

Hannes legt ab. Die Optimisten sind bei diesen Wetterverhältnissen die einzigen Segelboote, die genutzt werden dürfen. Foto: Andreas

Janek, Finja und Malte hatten sich auch auf ein Segelgebiet für dieses Wochenende geeinigt – von der Steganlage aus ausschließlich in Richtung Kappeln. Denn direkt neben der Ferienanlage befindet sich eine Fähre über die Schlei nach Arnis, die auch noch an einer Stahltrosse hin- und hergezogen wird. Freihalten hieß deshalb die Devise. Wie richtig diese Vorgabe war, zeigte sich auch jedes Mal, wenn die Strömung die Boote – ob mit oder ohne Motor – Richtung Mündung zog.

Opti-Flotte auf der Schlei – die kleinen Jollen zeigten wieder einmal ihren großen Spaß-Faktor. Deshalb stiegen auch die „Großen“ gern wieder ein. Foto: Andreas
Ohne die begleitenden Motorboote ging nichts. Und auch die schaukelten kräftig. Foto: mor
Die „gelben Engel“ von der Schlei 😉 – zum Glück gab es am gesamten Wochenende nur eine einzige Kenterung. Foto: har

Die Jollen, die wir am Vorabend schon ins Wasser an die Steganlage gebracht hatten, waren in der Nacht fast vollgelaufen. Mirco und Klaas mussten zudem ein schlagendes Want bei dem 420er „Jam Jam“ wieder bändigen und befestigen. Der Beschlag hatte sich in der Dunkelheit auf die Reise ins Nirgendwo gemacht. Jeweils mehr als 140 Liter Wasser mussten aus den Booten geschöpft werden …

Keine gute Idee bei diesem Wind: Ein Want hatte sich über Nacht gelöst. Mirco und Klaas befestigen es wieder. Natürlich geht bei den ersten Versuchen auch gleich der nächste Bolzen auf Grund. Foto: Stefan

Am Nachmittag mussten dann doch zumindest der mitgebrachte „Jeton“ und der „470er“ eine Runde auf der Schlei drehen. Unter Applaus wurden die Jollen nämlich in der Schlei getauft – der „Jeton“ auf den angesichts seiner Farbe sehr passenden Namen „MeerOrange“; der „470er“ hört nun auf den Namen „Snorre“. Im Schlepp des großen Motorboots wurde dann gleich eine Runde gedreht – länger als gedacht, denn nach der ersten Schleife kam eine Motoryacht in den Weg, nach dem Ausweichen der örtliche Rettungskreuzer.

Mit Schleiwasser von Finja und Janek getauft: „MeerOrange“ und „Snorre“. Foto: har
Nach der Taufe die erste offizielle Runde auf der Schlei – angesichts des Windes allerdings ohne Segel. Foto: har

Die meisten verbrachten fast den ganzen Tag auf dem Wasser, Wetter hin oder her, unterbrochen nur von dem Mittagessen und einer kurzen Pause. Als nur noch drei Optis mit Finja, Janek und Konstantin auf der Schlei unterwegs war, entschied Stefan nach kurzer Beobachtung doch mal auf die andere Seite der Fähre zu segeln. Mit hochgeholten Schwertern segelte und motorte die kleine Armada an der Fähre vorbei und rundete eine Befestigung in der Mitte der Schlei. Nachdem sich die Fähre dann erneut in Richtung Arnis aufgemacht hatte, fuhr besagte Armada erneut über die Haltetrosse und lief wieder in ihren kleinen Hafen ein.

Anlauf auf den Bereich der Fähre – und reichlich Spaß dabei gibt es offensichtlich auch. Foto: har

Nach dem feuchten Tageserlebnis wanderten dann doch etliche Seglerinnen und Segler zu den Duschen, um sich wieder richtig aufzuwärmen. Die Boote wurden an Land gezogen und provisorisch abgeriggt – provisorisch deshalb, damit es am nächsten Morgen bei günstigen Bedingungen gleich wieder losgehen konnte. Derweil brodelte es in den Kochtöpfen. Immer wieder schauten hungrige Vertreter/innen 😉 in der Küche vorbei – nur mal so zum Probieren … Allerdings wurde die Restenergie bis zum Abendbrot noch auf dem Platz vor den Hütten verbraucht. Drei Wikinger-Schach-Spiele warteten dort aufgebaut auf ein Turnier. In Windeseile war die ganze Gruppe in sechs Mannschaften aufgeteilt und legte los. Dabei waren die vorhergehenden Anstrengungen durchaus zu spüren, flog der eine oder andere Holzscheit doch gefährlich hoch und weit…

Am Vorabend wurde hier noch gegrillt. Nun muss Platz sein für die klatschnassen Segel-Klamotten. Foto: har
Hätte es beim Wikinger-Schach auch Haltungsnoten gegeben, wäre diese Mannschaft ziemlich weit vorn gewesen… Foto: har
„Da hinten muss das Ding hin“ – noch mal volle Konzentration bitte. Foto: har
Mit dem letzten Elan dabei, aber Janek will schon gar nicht mehr wissen, wo die Würfe von Christiane und Malte landen werden. 🙂 Foto: har
Scheint zu schmecken: Liv und Cathrine wollen das Abendbrot nicht mehr so lange abwarten… Foto: mor

Dann wurde richtig getafelt. Da der Unterstand des Vorabends durch den Regen zur Hälfte klatschnass war, verzog sich die gesamte Truppe gleich ans lodernde Feuer in die Grillhütte, stillte den Hunger und streckte zum ersten Mal an diesem Tag die Beine aus. Was dann folgte, wird wohl landläufig als „Fresskoma“ bezeichnet. Aber auch das dauerte gar nicht so lange. Denn nun fanden sich in der wunderbaren Grillhütte wieder die Gruppen zum Klönen zusammen, was bis in den späten Abend andauern sollte.

Die Ruhe nach dem Sturm: Alle sitzen zufrieden beim Abendbrot in der Grillhütte. Foto: mor

Der Sonntag musste aber auch noch genutzt werden. Also schnell die Hütten aufklaren, aufräumen und ans Wasser, um zu sehen, was geht. Janek, Finja und Malte beschlossen, zumindest die beiden gutmütigen „Floh“-Jollen neben den Optimisten auf das Wasser zu schicken. Das klappte auch. Ein „Floh“ hatte zwar nach kurzer Zeit ein technisches Problem mit der Ruderanlage und musste wieder zum Steg zurück; aber die andere Jolle wurde für den Rest der Segel-Zeit noch intensiv genutzt und jagte über die Schlei. Überflüssig zu erwähnen, dass es fast die gesamte Zeit über immer wieder nieselte.

Der gutmütige „Floh“ verträgt eine Menge Wind – kein Wunder, dass so gut wie keine andere Jolle auf der Schlei zu sehen ist. Foto: Andreas
Der zweite „Floh“ macht zunächst auch „bella figura“, bis das Ruderblatt aus seiner Halterung springt und nicht mehr zuverlässig zu befestigen ist. Foto: Andreas

Irgendwann ist es dann leider soweit: Die Boote müssen mittags aus dem Wasser; die nächsten Gäste beziehen in der Ferne bereits die Hütten. Und mit verteilten Rollen werden die Gespanne beladen, die Boote verzurrt, Küche und Sanitäranlagen übergeben, die Vorräte wieder verstaut. Guido macht sich mit dem vollgeladenen Transporter von Rolf als erstes auf den Weg zurück nach Kiel. Ein Gespann nach dem anderen folgt. Etwa anderthalb Stunden später sind alle wieder am Vereinsheim an der Kiellinie angekommen. Und obwohl das Team eingespielt ist, braucht es ein paar Stunden, bis das ganze Material wieder verstaut ist. Denn Boote, Hänger und Schwimmwesten müssen zunächst gut mit Süßwasser gespült und getrocknet werden. Das große Schlauchboot kam wieder vom Trailer in die gewohnte Kieler Förde und wurde von Stefan an den Liegeplatz in den Sportboothafen gefahren. All das braucht halt seine Zeit. Muss man noch erwähnen, dass es in Kiel bei der Ankunft natürlich nicht regnete..? Dennoch war es ein richtig schönes Segel-Wochenende und ein gutes Gemeinschafts-Erlebnis. Wenn alles gesackt ist, werden wir mal herumfragen, wie die verschiedenen Eindrücke gewesen sind – um daraus folgern zu können, wie wir unsere nächste Reise gestalten.
Klaas

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