Quantenphysik – lieber nur theoretisch

Die Pinne fest im Griff, den Blick auf Segel und Umgebung gerichtet: Heute hatte Liv das Steuer an Bord von „Fritjof“ in der Hand. Foto: har

Strahlender Sonnenschein, stetig Wind in Stärke 3 bis 4 aus Nordost – da muss man einfach aufs Wasser, heute am Kuttersegeltag noch zusätzlich mit unserer Varianta „Regulus“. Während sich also Dieter und Kai mit der Varianta eigenständig aus dem Staub machten, beschloss die Kutter-Crew, erstmal wieder zum Marineheim zu segeln. Wenn es darum geht, in der Saison im laufenden Betrieb an unserem kleinen Zweimaster zu basteln, ist der lange niedrige Steg dort günstiger dafür. Heute wollten wir das Stampfstag ein wenig kürzen – eine Kette, die von der Spitze des Klüverbaums hinunter an den Bootsrumpf führt. Das Stag ist wichtig, um die Kräfte des zweiten Vorsegels, das von oben am Klüverbaum zerrt, aufzufangen. Bringt nur nicht viel, wenn das Ganze zu locker ist. Also fix zusammenziehen die Konstruktion. Und außerdem, so unser Hintergedanke, könnte man für die gesamte Besatzung an der nahen Bude Fischbrötchen kaufen ….

Auf eigenem Kurs: Kai und Dieter machen sich mit der „Regulus“ auf den Weg. Foto: har

… machen wir die traurige Geschichte kurz: Es gab keine Fischbrötchen mehr. Mit hängenden Schultern und nicht mehr ganz so guter Laune richteten wir den Kutter und legten mit dem gekürzten Stag so schnell wie möglich wieder ab. Die knurrenden Mägen blieben aber nicht lang ungesättigt, weil Jan aus der Tasche eine komplette Rolle Doppelkekse zauberte. Was ist das Leben schön!

Stephan (rechts) versucht Constantin und Cathrine davon zu überzeugen, dass die Quantenphysik erlaubt, durch massive Wände zu segeln – eine schöne Theorie, der die Beiden heute zum Glück nicht folgen wollen … Foto: har

Wenn der Kutterführer auch noch Physikdozent an der hiesigen Universität ist, darf man sich auf nautische Lektionen freuen, von denen andere Seglerinnen und Segler nur träumen können: So segelten wir vierkant auf den Steinwall zu, der den Hafen des Marinearsenals von der Kieler Förde trennt. Stephan versuchte uns glaubhaft davon zu überzeugen, dass der so genannte Tunnel-Effekt in der Quantenphysik es ermöglichen könnte, mit dem Kutter durch den massiven Wall zu segeln und schadlos auf der anderen Seite anzukommen. Wir glauben Stephan fast alles. Aber nach der Feststellung, dass wir gerade mit knapp fünf Knoten unterwegs sind, nahmen wir von dem Experiment lieber Abstand.

Mit gut getrimmtem Boot und vielen Doppelkeksen in den Mägen gleiten wir über die Kieler Förde. Foto: har

Nach zwei Stunden nahmen wir wieder Kurs auf unsere Hafeneinfahrt. Den Geschwindigkeitsrekord, den wir hatten einstellen wollen, erreichten wir nicht ganz. Aber knapp sechs Knoten sind ja auch ganz schön. Außerdem hatten wir die guten Bedingungen dazu genutzt, schon mal einen Probeanlauf an den Steg in der Nähe des Landeshauses zu versuchen. Warum wir da hin wollten? Das verraten wir heute noch nicht – aber am kommenden Montag erfahrt Ihr hier die Auflösung des Rätsels. In unserer Box angekommen, stellten wir fest, dass es auch die Varianta heil zurück in den Hafen geschafft hatte. Eine Viertelstunde später war dieser wunderschöne Segeltag vorbei, die Segel waren aufgetucht, die Leinen aufgeschossen, das Logbuch war säuberlich ausgefüllt. Aber am Sonnabend geht es ja weiter. Ein Glück.
Klaas

In Gedanken versunken: Jan passt auf die Achterleine von „Fritjof“ auf. Foto: har
Anlauf mit dem Kutter in Richtung Landeshaus: Wir haben demnächst in der Nähe einen besonderen Termin … Montag mehr. Foto: har

4 Antworten auf „Quantenphysik – lieber nur theoretisch“

  1. Hat sehr viel Spaß gemacht, aber im Nachhinein bin ich froh, dass wir diese Theorie, bei der natürlich nichts schief gehen konnte, nicht ausprobiert haben… 😉

  2. Hallo Klaas.
    Ein toller Bericht. Passend zum Wetter.
    Wie gut das ihr noch Verpflegung bekommen habt. 😁
    Quantenphysik muss doch klappen…. 🤔🤔 Arsenalmauern…. und durch.
    Segeln ist aber doch besser!!
    Kai

  3. Wieder mal ein schöner Bericht – es hat schon etwas für sich, einen Kommunikator/Zeitungs-/Nachrichten-Mann (Entschuldigung: eine Nachrichtenusw.-Person) als Vors. zu haben. Mit Kai an der Pinne segelte REGULUS leichtfüßig bis zum Marinehafen, um mal zu sehen, welche Schiffe schon dort sind (aus Norwegen + Canada). Nach dem nächsten Törn bekommt Kai den REGULUS-Schein und kann dann das Boot eigenverantwortlich segeln. Ich ernuntere alle ab 16 Jahre, sich darum auch zu kümmern.

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