Ruhig ist es auf einem Kutter nie

Auch das ist beim Segeln möglich: das gepflegte Pausengespräch auf einem längeren Schlag … Foto: har

Zwischendurch entfuhr unserem langjährigen Schriftwart ein Stoßseufzer: „Wenn ich auf der ,Regulus‘ segele, ist es ruhiger …“ Dazu muss man allerdings wissen, dass Dieter öfter allein mit besagter Vereins-,Varianta‘ unterwegs ist. Bei der jüngsten Tour mit ZK-10-Kutter „Fritjof“ ging es dagegen zeitweise munter zu. Gutes Wetter, mäßiger Wind um vier Beaufort aus Nordost – die äußeren Zutaten für diesen Tag. Keine übermäßige Anforderung ans Kuttersegeln, wenn man einmal von der Tatsache absieht, dass der Wind genau auf der Hafeneinfahrt stand, aus der falschen Richtung, um dort hinauszusegeln, wohlgemerkt.

Segeln auf der Kieler Förde – ein Traum bei gutem und bei weniger gutem Wetter. Foto: har

Dennoch schaffte die Kutter-Crew es einigermaßen, ohne Blessuren auf die Förde zu kommen. Einzig die Besatzung eines großen Motorboots musste sich etwas anhören, weil sie sich dem Kutter sicher unabsichtlich in der Ausfahrt ungünstig in den Weg gelegt hatte. Aber Wassersportler nehmen sich gegenseitig ja (hoffentlich) nichts krumm. Im freien Fahrwasser angekommen, nutzte Dieter dann die günstigen Bedingungen, um erneut die Mannschaft auf wechselnden Positionen Segelmanöver fahren zu lassen und wichtiges Hintergrundwissen zu vertiefen. Nach einer nicht ganz geglückten Wende – das Boot kam herum, aber nur weil die Wind wirklich half, nicht weil es technisch so gut ausgeführt war – folgte die Lektion, den Kutter beizudrehen. Der Eine oder die Andere machten große Augen, als es wirklich funktionierte, das große Boot aus zügiger Fahrt zum Stehen zu bringen: Fock back, Besan dicht. Der Kutter nahm die Fahrt weg. Erstaunlich. Die physikalischen Einzelheiten dahinter erklärte Dieter der Crew ebenfalls. Aber egal, ob die Einzelheiten nun bei allen ankamen. Das Prinzip wurde verstanden. Und das ist doch die Hauptsache.

Cathrine steuert den Kutter mit fester Hand: Dieter passt auf die Stellung der Segel auf und lässt alles nacheinander korrigieren. Foto: har

Kreuz und quer rauschte „Fritjof“ über die Förde und machte dem Begriff „Kreuzen“ alle Ehre. Bis kurz nach 18 Uhr ging die Fahrt Richtung Norden. Mit einer Halse um die grüne Fahrwassertonne vor der Einfahrt des Nord-Ostseekanals begann die Rückfahrt. Einigermaßen geschlaucht ließ die Crew dann den Kutterführer wissen, dass sie nun gern platt vor dem Laken in einem langen Schlag bis zum Hafen zurücksegeln möchte. Mit einem wissenden Augenzwinkern und der Anmerkung, dass das aber „recht langweilig“ sei, ließ es Dieter aber zu. Mit rund sechs Knoten Fahrt „flog“ der Kutter gen Heimat. An Bord drehten sich die Gespräche eine halbe Stunde lang entspannt um die verschiedenen Erfahrungen der Crew-Mitglieder mit ihrem jeweiligen Schulbeginn im Anschluss von Corona-Lockdown und Sommerferien. Nach einer erneuten Halse vor der Hafeneinfahrt hatte „Fritjof“ dann noch so viel Fahrt drauf, dass er ohne Segel bis zur richtigen Box kam. Mehr als ein bisschen aufzuräumen und die Segel zu verzurren, musste die Mannschaft nicht leisten. Denn am Liegeplatz wartete schon Sportwart Dennis, der anschließend mit einer zweiten Crew auf Abendtour gehen wollte: Die verkürzte Saison wird genutzt.
Klaas

„Fritjof“ rauscht auf dem Weg nach Hause durch die Wellen. Ein Log ist nur eingeschränkt nötig. Bei fünf Knoten Geschwindigkeit beginnt das massive Schwert des Bootes zu vibrieren, so dass es die gesamte Mannschaft wahrnimmt. Und ab fünfeinhalb Knoten wird es wieder ruhiger … 😉 Foto: Klaas

Eine Antwort auf „Ruhig ist es auf einem Kutter nie“

  1. Bin ich denn zu streng? – hat mir schon mal ein Mitglied ‚gesteckt‘. Aber ich denke: Jede Fahrt ist eine Ausbildungsfahrt. Geradeaussegeln kann jede(r). – Nichtsfürungut
    Dieter

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