Die Erfindung des „Manöver-Kekses“

Wenig Wind und viel Segelfläche bringen unseren Kutter „Fritjof“ auf sehr gelassene Art und Weise über die Kieler Förde. Foto: har

Die Wettervorhersage versprach für diesen Kutter-Nachmittag wenige Wolken und wenig Wind – gute Voraussetzungen für eine nicht allzu anstrengende Tour auf der Kieler Innenförde mit einigen der neueren und jüngeren Mitglieder. Vor allem den Schülerinnen und Schülern steckte ganz offensichtlich ein fordernder Unterrichtstag in den Knochen. Und entsprechend müde gestalteten sich die Bewegungen an Bord. Kutterführer Stephan zog einige Male die Augenbrauen hoch, wenn eigentlich längst eingeübte und trainierte Manöver-Ansagen nur mit fragenden Blicken beantwortet wurden. Aber es war ja nicht viel Wind …

„Stephan, sag mal …“ Müdigkeit bedeutet nicht gleichzeitig schlechte Laune an Bord. 😉 Foto: har

Wesentlich munterer wurde es nach rund 45 Minuten, als Jan vom Bug aus die entscheidende Frage stellte: „Wann essen wir eigentlich Kekse?“ Das Filou wusste genau, dass eine große Rolle Doppelkekse an Bord war, denn Jan hatte sie doch selbst mitgebracht. Die Antwort des Kutterführers: „Nach dem Segelmanöver.“ Nun zog sich die schon angekündigte Wende noch ein bisschen hin. Auch die Frage nach Fischbrötchen erhielt eine unbefriedigende Antwort, konnten wir doch in der Ferne sehen, dass die in Frage kommenden Imbissbuden schon längst ihre Klappen heruntergelassen hatten. Und irgendwann begann Jan mit der Verteilung der Kekse an viele hungrige Mäuler – inzwischen war von achtern allerdings das Ankündigungskommando „Klar zur Wende!“ gekommen. Stephans eher rhetorische Frage, seit wann mitten im Segelmanöver gegessen wird, wurde von der Crew frech mit: „Das sind Manöver-Kekse“ beantwortet.

Der „Verpflegungsmeister“ an Bord von „Fritjof“: Jan hat die Kekse aus der Backskiste befreit. Foto: har

Der Wind ließ im Lauf des Nachmittags immer mehr nach. Dass wir dennoch nicht durchs Fahrwasser trieben, sondern meist genug Fahrt machten, um jedem Fördedampfer aus dem Weg gehen zu können, lag vielleicht an der erweiterten Segelfläche. Vor die Genua hatten wir nicht wie meist noch einen Flieger am Klüverbaum gesetzt, sondern einen Klüver mit den Ausmaßen einer zweiten Genua. Mit knapp 35 statt regulär 26 Quadratmetern am Wind blieb uns damit das durchaus angedrohte Pullen zurück in den Hafen erspart. Nach einem Blick auf die Uhr gab Stephan dann gegen viertel nach sechs das Signal zur Heimfahrt. Die müde Truppe sollte rechtzeitig wieder an Land kommen. Dass das nicht unberechtigt war, zeigte dann die zweite Erfindung des Tages: die „Halswende“, bei der nach dem üblichen „Klar zur Wende“ bei „Re“ die Pinne zügig vom Baum weggezogen wurde. Nun hat eine Halse durchaus Vorteile. Die Gefahr, bei der Kursänderung stehen zu bleiben, ist im Vergleich zur Wende minimal … Und wie gesagt: Es war wenig Wind, und wir waren alle seeeeehr müde. 😉
Klaas

Wenn der Kutterführer den Leetrimm gleich selbst übernimmt, statt die müde Mannschaft auf die andere Seite zu komplimentieren. 🙂 Foto: Klaas
„Wir wollen nach Hause!“ Und das hat auch unbeschadet funktioniert! Foto: har
Geschafft: Der Klüverbaum zeigt schon einmal auf die richtige Hafeneinfahrt. Foto: har

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