Etwas mehr Licht und ziemlicher Frust

Abgehängt! Mit der passenden Portion Coolness schiebt sich die MJK-Crew an der gespreizten Tonne einen Platz nach vorn. Foto: har

Es ist in diesem Fall das Wetter, nicht das Klima, das der Marinekutterregatta echten Ärger macht. Das Hochdruckgebiet, das uns die Windlosigkeit beschert hat, warf heute Morgen erstmal das Programm völlig um. Eigentlich hatte es heute ja auf die lange Strecke nach Schilksee gehen sollen. Aber dieses Unterfangen war der Regattaleitung angesichts der Flaute zu heikel. Und das sicher zu Recht. Also hieß es schon bei der Steuermannsbesprechung, dass wieder die üblichen Dreiecke auf der Innenförde gesegelt werden sollen. Nach dem Ausfall des vergangenen Tages waren ja auch dringend Wettfahrten aufzuholen. Unter der Voraussetzung, dass die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ihre Zustimmung erteilt, könnte die Langfahrt auch morgen in Angriff genommen werden – passende Windverhältnisse vorausgesetzt.

Es kann losgehen: Die Crew takelt den Kutter auf. Am Vormittag ist ihr das Boot mit der Nummer 138 zugelost worden. Foto: har

Die erste Runde am Morgen fällt unter „gewagt, aber leider nicht gewonnen“. Tapfer segelte unsere Mannschaft jedem einzelnen Windfeld entgegen. Aber die Taktik zahlte sich nicht aus, weil die Windrichtung am Morgen wie ein irritierter Kreiselkompass drehte. So gut die Manöver zum großen Teil klappen mochten: Bei diesen Windverhältnissen war jede Wende eine zu viel und nahm Geschwindigkeit aus dem Kutter. Ergebnis: 15. Platz. Aber wie so oft: Eine Marine-Jugend kam noch hinterher. 😉

An den Tonnen wurde es in den Wettfahrten trotz des geringen Windes – oder gerade deshalb – manchmal dramatisch eng. Die MJK-Crew leistete sich aber kein einziges Ramming. Foto: har

Neue Wettfahrt, neues Glück: Und hier zeigte sich, dass man auch aus kleinen Fehlern lernen kann. Der „138er“ hatte es auch mit einer Besatzung in der ersten Wettfahrt der Regatta nicht unter die ersten Zehn geschafft. Aber mit Vorausschau und zusammengebissenen Zähnen an den Wendemarken konnte man von hinten einige Plätze gut machen. Finjas Truppe legte an der letzten Boje und der anschließend letzten Kreuz noch einmal zu, segelte tatsächlich noch zwei Kutter aus, die es der MJK-Besatzung wirklich nicht leicht machten – und ging immerhin als Zwölfte aus dieser Wettfahrt. Immer ein kleines bisschen mehr…

In der dritten Wettfahrt des Tages drängelt sich das Hauptfeld an einer Wendemarke. Eine kleine Gruppe hat sich derweil schon abgesetzt – ganz vorn das RBZ Technik aus Kiel, an Platz fünf die Marine-Jugend Kieler Förde (Bildmitte). Foto: har

Was am Nachmittag kam, war allerdings ein Tiefschlag für die Stimmung mehrerer Mannschaften – auch der Kieler MJ. Kurz nach 13 Uhr waren die Kutter wieder im Stützpunkt gewesen: kurz Verpflegung aufnehmen, vielleicht noch einmal zum „stillen Örtchen“ verschwinden und rasch wieder zum Kutter, der für den Nachmittag zugelost worden war. Die MJK-Crew stieg von „138“ auf „86“ um und machte schnell wieder los. Auf dem Weg zur Regattabahn stellte sich heraus, dass die Mannschaft, die zuvor in dem Kutter gesessen hatte, das Tau zum Schiften des Besans hatte „mitgehen“ lassen – oder ganz ohne ausgekommen war. Der Ersatzteilbeutel gab kein passendes Tauwerk für diese Spiere her. Und auch die Schiedsrichter konnten nicht helfen. Also wurde das lose Ende des Besanfalls kurzerhand umfunktioniert. Als Notbehelf klappte das sogar.

Nicht viel Wind, aber genug für Manövrierfähigkeit und Ruderdruck. Foto: har

Der Start zur Nachmittagswettfahrt funktionierte. Und diesmal blieb der MJK-Kutter vorne dran. Während sich das Hauptfeld an Wendemarken verhedderte, setzte sich eine kleine Spitzengruppe ab. Ganz weit vorn das Kieler RBZ Technik, schon an fünfter Stelle die Marine-Jugend Kieler Förde … Hätte so weitergehen können; die Verfolger waren zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich weit weg. Aber dann: Abbruch der Wettfahrt wegen Flaute. Es hatte zwar für einige Minuten einen Einbruch gegeben, aber bei den vorne liegenden Kuttern reichte der Wind zumindest, um langsam voranzukommen. Ungläubige Gesichter in den Booten und massiv wachsender Frust, die gute Platzierung nicht mitnehmen zu dürfen. Tatsächlich war der Wind auf ein knappes Beaufort abgesackt; aber er nahm nur kurz darauf wieder auf über zwei Beaufort zu, gleich nach dem Abbruch. Und so ergab sich das kuriose Bild, dass die Kutterflotte mit prall gefüllten Segeln zurück in den Marinestützpunkt zum Bootshafen rauschte.

Was wollen die denn schon wieder hier? Die Kutterflotte kommt nach dem Abbruch der Wettfahrt wieder in den Hafen zurück. Foto: har

An Land gab es dann noch heftige Diskussionen zu der Entscheidung, die Wettfahrt vorzeitig zu beenden. Die flatternden Flaggen im Hafen schienen den Kritikern Recht zu geben. Zumindest hätte es wahrscheinlich für ein ordnungsgemäßes Ende des Wettkampfs gereicht. Zur Ehrenrettung muss allerdings gesagt werden, dass sich die Windgeschwindigkeit auch in der folgenden Stunde wie bei einem Paternoster rauf und wieder runter bewegte.

Die Stimmung nach der abgebrochenen Wettfahrt ist bei vielen Crews eher mäßig. Hier werden die Boote ausgeräumt, die Segel und das Zubehör wieder abgegeben. Foto: har

Dennoch blieb das kleine gemeine Gefühl, trotz der sehr guten Segel-Leistung einer Chance beraubt worden zu sein, mal vorn mitsegeln zu können. Die MJK-Crew nahm es aber sehr professionell, übte durchaus Kritik an der eigenen „Performance“ und sprach Punkte an, die vielleicht in den nächsten Wettfahrten noch verbessert werden könnten – Segelstellung im Allgemeinen, das Backnehmen der Fock im Besonderen. Egal, wie der dritte Regattatag ausgegangen mag: Eine gute Lernkurve kann unserer Mannschaft mit Fug Recht bescheinigt werden. Kompliment „vom Beckenrand“ aus. 😉 Morgen startet die Flotte erneut, vielleicht sogar auf dem langen Kurs Richtung Schilksee. Die Ergebnisse der Wettfahrten finden sich alle auf www.marinekutterregatta.de.
Klaas

Der dritte Tag ist gelaufen – mit einem Abschluss, den sich die Crew ein bisschen besser vorgestellt hätte. Aber morgen geht es wieder von vorn los. Foto: har

Zweiter Tag: Flaute

Am Nachmittag schleppen sich die Kutter zur Bahn auf die Förde. Aber der Wind lässt die Wettfahrt im Stich: Foto: har

Die erste Nachricht des Morgens: Startverschiebung! Die beiden geplanten Wettfahrten am Vormittag sollten ausfallen; ab 14 Uhr, so die Hoffnung, könnte ein Versuch gestartet werden. Die Begründung für die Hoffnung ist eine Eigenheit der Kieler Innenförde: Selbst, wenn vor Schilksee keinerlei Lüftchen zu spüren ist, verursacht die Thermik über der Stadt auf der Innenförde gegen Nachmittag regelmäßig etwas Luftbewegung. Darauf setzten heute Regattaleitung und Mannschaften.

Die Stunden bis zum Auftakeln des Kutters müssen gefüllt sein: Kniffel, uno und Quiz-Duell bringen die MJK-Crew über die Runden. Haribo tut sein Übriges… 😉 Foto: har

Den Vorsitzenden erreicht nach kurzer Zeit der telefonische Hilferuf: Gibt es hier so etwas wie Gesellschaftsspiele? Kurze Antwort: nein. Aber dazu hat man ja die greisen Ehrenamtler, damit man sie zum benachbarten „famila“-Markt schicken und Abhilfe verschaffen kann. Ein Kniffel-, ein uno-Spiel und eine große Tüte Lebkuchen später (ist ja schließlich schon September, wenn auch bei 21° Celsius), ist die Truppe befriedet und kann sich die übrige Zeit vertreiben.

Der Versuch wird gewagt: Die Kutter werden für eine Wettfahrt vorbereitet. Foto: har

Kurz vor 13 Uhr wird es lebhaft im Kutterhafen: Die Mannschaften trudeln ein und setzen Segel. Um aus dem Stützpunkt herauszukommen, reicht das allerdings nicht. Eine Crew nach der anderen bringt Riemen aus, um sich pullend in Richtung Startlinie zu bewegen. Dort angekommen, machen kleine vereinzelte Windfelder sogar Hoffnung, dass man den Start wagen kann. Allerdings muss die Kutterflotte warten. Die Regattabahn befindet sich vor dem Stützpunkt. Und heute kommen mehrere Minenjagdboote zurück nach Kiel, die nicht auch noch stundenlang auf eine Regatta warten sollen. Die Kutterflotte verzieht sich ganz, ganz langsam ein Stück in Richtung Innenförde und wartet dort ab, bis die großen grauen Boote in den Hafen eingelaufen sind. Dann allerdings ist tatsächlich auch der letzte Windhauch wieder verschwunden.

Vorbildlich entspannt an der Pinne: Kutterführerin Finja. Foto: har
Wenn man schon nicht schnell ist, kann man wenigstens schnell aussehen. Der Leetrimm hilft. Foto: Fe

Kurz vor 15 Uhr flitzen erneut die Motorboote der Schiedsrichter und Regattahelfer durch die Kutterflotte. Abbruch. Endgültig. Ein Kutter nach dem anderen schwenkt mühsam den Bug zurück in Richtung Hafen. Viele nutzen erneut die Riemen, um überhaupt voran zu kommen. Kutter 138, auf dem die Marine-Jugend Kieler Förde vor sich hindümpelt. kommt in der Flaute kaum in die Wende. Da muss dann eben erneut die ehrenamtliche Abteilung aushelfen, die glücklicherweise dienstlich vor Ort ist: Vorleine an Achterleine – und schon helfen „Colombina“ und ihre fünf Außenborder-Pferdestärken dem MJK-Kutter bis kurz vor den Liegeplatz. Und das mit 2,9 Knoten – eine Geschwindigkeit, die heute aus eigener Kraft gar nicht möglich gewesen ist. Aber morgen ist auch ein Tag – und dann auch noch mit dem langen Schlag nach Schilksee. Aber wir haben uns ja nichts anderes vorgenommen.
Klaas

Wer sagt denn, dass fünf PS nicht ausreichen, um einen ausgewachsenen Marinekutter zu schleppen? Foto: har
Eine Seefahrt, die ist lustig … Naja, Hauptsache, es geht voran. Foto: Fe

Am ersten Tag wurde ausprobiert

Heute in der ersten Wettfahrt mit dem Kutter Nummer 8 unterwegs – die Boote waren selten allein auf weiter Flur. Foto: Fe

Am Ende des ersten Wettfahrt-Tages lässt sich sagen: Es ist eine richtig harmonische Truppe unterwegs: Finja, Liv, Ricarda, Cathrine, Stefan, Malte, Arne und Sahand, den wir für Fotos von Bord für diese Woche „ausgeliehen“ haben, waren schon am Schluss des Vormittagstrainings ein eingespieltes Team.

Die Organisation der Marinekutterregatta hatte sich nicht auf Experimente eingelassen. Was sich in der ersten Corona-Ausgabe der Regatta im vergangenen Jahr bewährt hatte, funktionierte auch 2021: Meldung im Regattabüro, Abgabe der Listen, Zelte für jede Mannschaft – und die Kutterverteilung, wie man es schon gewohnt war.

Team Marine-Jugend Kieler Förde: Trotz des jugendlichen Alters schon eine Menge „alter Hasen“ dabei. Foto: har

Bei der ersten Steuermanns-Besprechung machten die Cheforganisatoren Michael Woyna, Michael Bauer und Bodo von Reth klar, dass wir uns nicht darauf verlassen dürfen, dass die zugelosten Kutter alle gleich schnell unterwegs sein würden. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr werden die Boote tatsächlich auch nicht den jeweils ganzen Tag zugelost, sondern wo immer möglich auch nach den Vormittags-Wettfahrten neu zugeordnet. Frei nach Michael Woynas Motto „Bei starkem Wind kann jeder schnell segeln“ wurde diese Aussage bei der ersten Wettfahrt am Nachmittag gleich auf die Probe gestellt – und zumindest in Teilen zumindest in Zweifel gezogen: Der Wind war kaum vorhanden, und doch blieben die 16 Boote recht nah beieinander. Die Marine-Crew im Bootshafen hatte bei der Durchsicht und Ausstattung der Kutter offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Boote, bei denen die Masten in verschiedene Himmelsrichtungen zeigen, waren jedenfalls in der Flotte nicht zu sehen.

Steuermann/frau-Besprechung vor der ersten Wettfahrt: Das Organisationsteam ist so professionell und zugewandt wie gewohnt. Foto: har

Ein mächtiger Schreck fuhr aber allen direkt vor Beginn der ersten Wettfahrt in die Glieder: Liv war im Boot beim Auftakeln gefallen und hatte sich einen Knöchel böse verletzt. Die Rettungskette funktionierte allerdings tadellos. Nach einer sehr liebevollen Erstversorgung durch die Marinesanitäterin Christine Blank kam auch schon ein Rettungswagen der Feuerwehr in den Stützpunkt. Im Krankenhaus stellte sich dann heraus, dass Liv zwar Glück im Unglück gehabt hatte. Mit der Teilnahme an den weiteren Wettfahrten wird es aber nichts. Da sind die Ärzte vor. Also muss die Crew nun für Liv mitsegeln! Alle drücken ihr jedenfalls die Daumen, dass der Fuß schnell wieder in Ordnung kommt. Sie gehört schließlich fest zu dieser Kutter-Crew.

Auftakeln: Bei jedem übernommenen Boot müssen zunächst die Segel angeschlagen werden. Und nach Ende der Vormittags-/Nachmittags-Wettfahrten heißt es, die Kutter wieder abzurüsten und ordnungsgemäß zu übergeben. Foto: har

Auf dem Wasser mussten sich unsere Seglerinnen und Segler wieder an die Regatta-Bedingungen gewöhnen. Das vermeintliche Hupen der Fähren ringsum (die tatsächlich genau in diesem Moment ihre Tröten betätigten) war jedenfalls in einem speziellen Fall auch der „Startschuss“. Glücklicherweise erkannte die Crew das auch am Niederholen der Klassenflagge auf dem Startschiff – und los ging es. Ein taktisches Risiko im ersten Drittel der Wettfahrt zahlte sich leider nicht aus. Und so musste das Feld ganz vom Tampen angegangen werden. Das klappte sogar. Zeitweise kam der Kutter mit der Nummer 8 wieder bis auf den 12. Platz voran. Bei einem Tonnen-Gerangel hielt sich die Mannschaft dann aber berechtigterweise aus dem Wuhling heraus und zog den Bogen lieber etwas größer. Das bedeutete immerhin zum Schluss den 14. Nichts, wofür man sich hier schämen müsste. In diesem Jahr ist die Kieler Marine-Jugend auch nicht ganz allein mit diesem Namen unterwegs: Die MJ aus Wertheim ist ebenfalls dabei. Wenn man sich überlegt, wo überall bei Marine-Jugenden noch mit Kuttern gesegelt wird, bleibt aber noch mächtig Luft nach oben bei der Beteiligung. Morgen geht es weiter – mit den Wettfahrten 2, 3 und 4. Wer den Verlauf verfolgen und die Ergebnisse der Fahrten sehen möchte, findet diese übrigens auf: www.marinekutterregatta.de.

Klaas

Nach der morgendlichen Windstille kamen die Kutter am Nachmittag dann doch noch in Fahrt. Foto: har
Lob von der Bootshafen-Crew: Keine Mannschaft kann ihre Segel so gut zusammenlegen wie unsere. 😉 Foto: Blank

Theorie gleich in die Praxis umsetzen

Die Opti-Flotte geht zum Training wieder auf die gewohnte Kieler Förde. Foto: Christiane

Nun war die allgemeine Opti-Gruppe wieder dran mit Training. Die Förde war voller als gewohnt – klar: die Kieler Woche hatte begonnen –, aber es war ein schöner Spätsommertag mit gutem Wetter und reichlich Wind. Die Gruppe musste einige Dinge (wieder) lernen und üben. Und so fingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Halbwindkursen an und machten eine Wende nach der anderen, um mit den Booten vertraut zu werden.

Auch der schönste Segeltag findet ein Ende. Es geht wieder an den Steg. Foto: Christiane

Die zwischendurch eingelegte Pause war nur eine Pause von der Praxis; denn wir nutzen sie, um eine kleine Theorie-Einheit einzulegen. Das Verhalten der Boote auf dem Wasser bedarf halt der einen oder anderen Erklärung. Das frisch Erlernte musste dann im Anschluss umgehend und erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden. Eine durchaus schöne Erfahrung, wenn man bei einer solchen Lern-Einheit gleich eine steile Lern-Kurve feststellen kann. 😉

Kippelige Angelegenheit: Finja und Malte machen mit dem Rumpf des 420ers „Jam Jam“ eine Dichtigkeitsprüfung auf die harte Tour. Foto: Christiane

Für die Ausbilder war der Tag allerdings noch nicht ganz zu Ende. Guido hatte bei unserem Ausflug nach Sundsacker einige Zweifel an der Dichtigkeit unseres 420ers „Jam Jam“ bekommen. Die Wassermenge IM Boot war nach einer Nacht vielleicht nicht doch allein dem Regen zuzuschreiben. Und so warfen wir den Rumpf von „Jam Jam“ in die Förde, damit Finja und Malte sich die Bescherung von innen ansehen können. Sagen wir es mal so. Wir haben da noch ein, zwei, drei Baustellen, die der Nacharbeit bedürfen.
Christiane

Ein fantastisches Wochenende mit viel, viel Regen

Einige hatten schon losfahren müssen, um Material wegzubringen. Aber alle anderen großen und kleinen Teilnehmer des Segelwochenendes zeigen am Ende des Ausflugs noch einmal stolz und ziemlich müde die Erinnerungs-Armbänder, die die zweite Vorsitzende Tina angefertigt hatte. Foto: har

Was für ein Segel-Erlebnis! Mit gut zwei Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten wir uns auf den Weg nach Sundsacker an die Schlei gemacht. Die Logistik hatte es in sich gehabt. Über Wochen waren Boote vorbereitet, das Material gesichtet, Zugfahrzeuge und Anhänger organisiert worden. Dazu vorbereitende Besuche bei „Event Nature“, die Absprachen für die Verpflegung und … und … und … Und wie immer waren viele helfende Hände nötig gewesen, mehr Personen beteiligt als tatsächlich mitfahren konnten. Rolf hatte einen Laster gestellt, Dirk, Mirco und Heiko je einen Anhänger. Donnerstag vor dem Ausflugswochenende gab es ein Alle-Frau/Mann-Manöver, um Boote und Material einzupacken. Kati und Dörte kochten einen Abend lang in riesigen Töpfen vegetarische Bolognese, um eine warme Mahlzeit sicherzustellen. Auch in vielen anderen Familien wurde Salate und Brötchen für den ersten Abend vorbereitet. Und dann stellten wir am Freitag auch noch diverse kleine Hindernisse vor der eigentlichen Abfahrt fest. Kaum ein Anhänger konnte problemlos in Schlepp genommen werden. Hier funktionierte ein Blinklicht nicht; dort passte das Lichtkabel nicht an den Stecker, wenn ein Adapter der Kupplung selbst in den Weg geriet. Und doch wurde jedes einzelne Hindernis beseitigt oder umschifft. Und nach und nach polterte ein Bootsgespann langsam und mit Warnblinklicht über die Kiellinie.

Auspacken der Boote in Sundsacker, bevor die Sonne untergeht. Das Wetter hält noch … Foto: har

Als alle Fahrzeuge in Sundsacker angekommen waren, hieß es abzuladen und die Hütten zu beziehen. Ein Gebäude für die Mädchen und Frauen, eins für Jungen und Männer – und zwei Doppelzimmer in einer dritten Hütte gab es auch noch. Während am Schleiufer mehr oder weniger eilig die Boote aufgeriggt wurden, griff sich Tina die erste der eingeteilten Küchenmannschaften und bereitete das Abendessen vor. Der Grill wurde angeworfen. Und Stefan stellte sich in bewährter Weise an den Rost und wendete Fleisch und Würstchen.

Stefan meistert den Grill – neben ihm wird übrigens ein gewaltiges Büffet mit Salaten, Dips, Pizzabrötchen und vielen anderen Leckereien aufgebaut. Foto: har

Irgendwann war es dann zu Ende mit dem natürlichen Licht von oben. Das Vorbereiten der Boote wurde eingestellt. Und alle strömten auf den Platz vor den Hütten, wo schon Tische und Bänke aufgestellt worden waren. Beim Abendessen begann dann auch der Regen zu strömen – was er mit kurzen Unterbrechungen das gesamte Wochenende tun sollte. Aber wenn das Programm stimmt und alle die Lust auf das gemeinsame Erlebnis teilen, gerät das schlechte Wetter in den Hintergrund. Die Küchenmannschaft übernahm das Abräumen und Abwaschen in der kleinen Küche. Der Rest der Truppe verteilte sich zunächst auf die Hütten, um die mitgebrachten Gesellschaftsspiele auszupacken.

Das erste Abendessen beginnt. Noch ist nur der Rasen feucht. Eine Viertelstunde später kommt bereits der „Nachschub“ von oben. Foto: har

Andreas und Mirco hatten aber schon die große Grillhütte am Rand des Ferienlagers erkundet, die theoretisch allen offen steht. Da unser Verein allerdings der einzige Nutzer des Camps war, nahmen wir das kleine Holzgebäude in Beschlag. Bald prasselte in der Mitte ein wärmendes Feuer. Und nach und nach fanden sich die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein – viele mit Spielkarten, einige nur zum Klönen. Die meisten Jugendlichen verzogen sich nach ein, zwei Stunden freiwillig in die Kojen. Es war doch ein ziemlich anstrengender Tag gewesen.

Am späten Abend machten wir noch einmal eine Kontrollrunde bei den Booten am Schleiufer. Wind und Strömung hatten den Wasserpegel steigen lassen. Und da wir uns nicht ganz sicher waren, wie das in der Nacht weitergeht, zogen wir alle Boote vorsichtshalber noch ein Stück das Ufer hinauf.

Da sind wohl wirklich einige richtig müde … 😉 Foto: har

Neuer Tag, neues Glück: Der Regen hatte sich zwar über Nacht verstetigt; aber auch der Wind hatte aufgefrischt. Die Vorhersage hatte in den Tagen zuvor ständig geschwankt, aber zwischen 4 und 6 Beaufort war alles drin gewesen. Und da am Morgen nun in der Ferne auf der Schlei kleine weiße Kämme auf den Wellen zu sehen waren, wurde Malte mit einem Opti auf Erkundung geschickt. Ergebnis: Die begleitenden Schlauchboote und die Optimisten würden zunächst alle sein, die ernsthaft auf das Wasser könnten. Die großen Jollen, egal welcher Klasse, wären ernsthaft überfordert. Janek, Finja und Malte senkten jedenfalls einhellig die Daumen – und Erfahrung schlägt in Sicherheitsfragen jeden Enthusiasmus.

Hannes legt ab. Die Optimisten sind bei diesen Wetterverhältnissen die einzigen Segelboote, die genutzt werden dürfen. Foto: Andreas

Janek, Finja und Malte hatten sich auch auf ein Segelgebiet für dieses Wochenende geeinigt – von der Steganlage aus ausschließlich in Richtung Kappeln. Denn direkt neben der Ferienanlage befindet sich eine Fähre über die Schlei nach Arnis, die auch noch an einer Stahltrosse hin- und hergezogen wird. Freihalten hieß deshalb die Devise. Wie richtig diese Vorgabe war, zeigte sich auch jedes Mal, wenn die Strömung die Boote – ob mit oder ohne Motor – Richtung Mündung zog.

Opti-Flotte auf der Schlei – die kleinen Jollen zeigten wieder einmal ihren großen Spaß-Faktor. Deshalb stiegen auch die „Großen“ gern wieder ein. Foto: Andreas
Ohne die begleitenden Motorboote ging nichts. Und auch die schaukelten kräftig. Foto: mor
Die „gelben Engel“ von der Schlei 😉 – zum Glück gab es am gesamten Wochenende nur eine einzige Kenterung. Foto: har

Die Jollen, die wir am Vorabend schon ins Wasser an die Steganlage gebracht hatten, waren in der Nacht fast vollgelaufen. Mirco und Klaas mussten zudem ein schlagendes Want bei dem 420er „Jam Jam“ wieder bändigen und befestigen. Der Beschlag hatte sich in der Dunkelheit auf die Reise ins Nirgendwo gemacht. Jeweils mehr als 140 Liter Wasser mussten aus den Booten geschöpft werden …

Keine gute Idee bei diesem Wind: Ein Want hatte sich über Nacht gelöst. Mirco und Klaas befestigen es wieder. Natürlich geht bei den ersten Versuchen auch gleich der nächste Bolzen auf Grund. Foto: Stefan

Am Nachmittag mussten dann doch zumindest der mitgebrachte „Jeton“ und der „470er“ eine Runde auf der Schlei drehen. Unter Applaus wurden die Jollen nämlich in der Schlei getauft – der „Jeton“ auf den angesichts seiner Farbe sehr passenden Namen „MeerOrange“; der „470er“ hört nun auf den Namen „Snorre“. Im Schlepp des großen Motorboots wurde dann gleich eine Runde gedreht – länger als gedacht, denn nach der ersten Schleife kam eine Motoryacht in den Weg, nach dem Ausweichen der örtliche Rettungskreuzer.

Mit Schleiwasser von Finja und Janek getauft: „MeerOrange“ und „Snorre“. Foto: har
Nach der Taufe die erste offizielle Runde auf der Schlei – angesichts des Windes allerdings ohne Segel. Foto: har

Die meisten verbrachten fast den ganzen Tag auf dem Wasser, Wetter hin oder her, unterbrochen nur von dem Mittagessen und einer kurzen Pause. Als nur noch drei Optis mit Finja, Janek und Konstantin auf der Schlei unterwegs war, entschied Stefan nach kurzer Beobachtung doch mal auf die andere Seite der Fähre zu segeln. Mit hochgeholten Schwertern segelte und motorte die kleine Armada an der Fähre vorbei und rundete eine Befestigung in der Mitte der Schlei. Nachdem sich die Fähre dann erneut in Richtung Arnis aufgemacht hatte, fuhr besagte Armada erneut über die Haltetrosse und lief wieder in ihren kleinen Hafen ein.

Anlauf auf den Bereich der Fähre – und reichlich Spaß dabei gibt es offensichtlich auch. Foto: har

Nach dem feuchten Tageserlebnis wanderten dann doch etliche Seglerinnen und Segler zu den Duschen, um sich wieder richtig aufzuwärmen. Die Boote wurden an Land gezogen und provisorisch abgeriggt – provisorisch deshalb, damit es am nächsten Morgen bei günstigen Bedingungen gleich wieder losgehen konnte. Derweil brodelte es in den Kochtöpfen. Immer wieder schauten hungrige Vertreter/innen 😉 in der Küche vorbei – nur mal so zum Probieren … Allerdings wurde die Restenergie bis zum Abendbrot noch auf dem Platz vor den Hütten verbraucht. Drei Wikinger-Schach-Spiele warteten dort aufgebaut auf ein Turnier. In Windeseile war die ganze Gruppe in sechs Mannschaften aufgeteilt und legte los. Dabei waren die vorhergehenden Anstrengungen durchaus zu spüren, flog der eine oder andere Holzscheit doch gefährlich hoch und weit…

Am Vorabend wurde hier noch gegrillt. Nun muss Platz sein für die klatschnassen Segel-Klamotten. Foto: har
Hätte es beim Wikinger-Schach auch Haltungsnoten gegeben, wäre diese Mannschaft ziemlich weit vorn gewesen… Foto: har
„Da hinten muss das Ding hin“ – noch mal volle Konzentration bitte. Foto: har
Mit dem letzten Elan dabei, aber Janek will schon gar nicht mehr wissen, wo die Würfe von Christiane und Malte landen werden. 🙂 Foto: har
Scheint zu schmecken: Liv und Cathrine wollen das Abendbrot nicht mehr so lange abwarten… Foto: mor

Dann wurde richtig getafelt. Da der Unterstand des Vorabends durch den Regen zur Hälfte klatschnass war, verzog sich die gesamte Truppe gleich ans lodernde Feuer in die Grillhütte, stillte den Hunger und streckte zum ersten Mal an diesem Tag die Beine aus. Was dann folgte, wird wohl landläufig als „Fresskoma“ bezeichnet. Aber auch das dauerte gar nicht so lange. Denn nun fanden sich in der wunderbaren Grillhütte wieder die Gruppen zum Klönen zusammen, was bis in den späten Abend andauern sollte.

Die Ruhe nach dem Sturm: Alle sitzen zufrieden beim Abendbrot in der Grillhütte. Foto: mor

Der Sonntag musste aber auch noch genutzt werden. Also schnell die Hütten aufklaren, aufräumen und ans Wasser, um zu sehen, was geht. Janek, Finja und Malte beschlossen, zumindest die beiden gutmütigen „Floh“-Jollen neben den Optimisten auf das Wasser zu schicken. Das klappte auch. Ein „Floh“ hatte zwar nach kurzer Zeit ein technisches Problem mit der Ruderanlage und musste wieder zum Steg zurück; aber die andere Jolle wurde für den Rest der Segel-Zeit noch intensiv genutzt und jagte über die Schlei. Überflüssig zu erwähnen, dass es fast die gesamte Zeit über immer wieder nieselte.

Der gutmütige „Floh“ verträgt eine Menge Wind – kein Wunder, dass so gut wie keine andere Jolle auf der Schlei zu sehen ist. Foto: Andreas
Der zweite „Floh“ macht zunächst auch „bella figura“, bis das Ruderblatt aus seiner Halterung springt und nicht mehr zuverlässig zu befestigen ist. Foto: Andreas

Irgendwann ist es dann leider soweit: Die Boote müssen mittags aus dem Wasser; die nächsten Gäste beziehen in der Ferne bereits die Hütten. Und mit verteilten Rollen werden die Gespanne beladen, die Boote verzurrt, Küche und Sanitäranlagen übergeben, die Vorräte wieder verstaut. Guido macht sich mit dem vollgeladenen Transporter von Rolf als erstes auf den Weg zurück nach Kiel. Ein Gespann nach dem anderen folgt. Etwa anderthalb Stunden später sind alle wieder am Vereinsheim an der Kiellinie angekommen. Und obwohl das Team eingespielt ist, braucht es ein paar Stunden, bis das ganze Material wieder verstaut ist. Denn Boote, Hänger und Schwimmwesten müssen zunächst gut mit Süßwasser gespült und getrocknet werden. Das große Schlauchboot kam wieder vom Trailer in die gewohnte Kieler Förde und wurde von Stefan an den Liegeplatz in den Sportboothafen gefahren. All das braucht halt seine Zeit. Muss man noch erwähnen, dass es in Kiel bei der Ankunft natürlich nicht regnete..? Dennoch war es ein richtig schönes Segel-Wochenende und ein gutes Gemeinschafts-Erlebnis. Wenn alles gesackt ist, werden wir mal herumfragen, wie die verschiedenen Eindrücke gewesen sind – um daraus folgern zu können, wie wir unsere nächste Reise gestalten.
Klaas

Vorbereitung auf die Weiterfahrt

Die „Gegenwind“-Crew sieht nach langer Zeit wieder Licht am Horizont und bereitet sich zum Aufbruch in Richtung Thailand vor. Foto: Asha & Helge

Sie sind zweimal gegen Covid 19 geimpft, haben den Motor repariert, ihrer Yacht von unten einen „Frühjahrsputz“ verpasst, die Vorräte aufgefrischt, das Boot gründlich inspiziert – und wo nichts anderes half: Tape drum rumgewickelt. Eigentlich könnte es nun endlich losgehen. Asha Reich, unser Mitglied Helge Aßmann und ihre Segelyacht „Gegenwind“ harren nunmehr seit 575 (!) Tagen an ihren Ankerplatz vor Dili in Osttimor aus. „Urlaubsreif“ nennen Asha und Helge ihren aktuellen Zustand. Phuket auf der gleichnamigen Insel in Thailand soll als nächstes angesteuert werden – ein Schlag von rund 2.000 Seemeilen. Doch einige Dinge fehlen noch zum Glück – für die muss die Crew an Land: Wasser, Restvorräte und das Ausklarieren. Das verhindert jedoch zurzeit das Wetter mit 5 bis 6 Bft aus der falschen Richtung. Wir drücken die Daumen, dass die „Gegenwind“ Fahrt aufnehmen kann. Über den aktuellen Stand informieren Asha und Helge wie immer in ihrem Logbuch.
Klaas

Warmlaufen für die Kieler Woche

Training im Marinekutter des Camps 24/7: Die Marine-Jugend-Crew hat sich das Boot ausgeliehen, um sowohl die technischen Eigenheiten als auch die Ausmaße dieser Klasse berücksichtigen zu können. Foto: har

In 18 Tagen beginnt die Kieler Woche, in 20 Tagen die Wettfahrten zur Marinekutterregatta 2021. Also wurde es höchste Zeit für die kleine Regatta-Crew, sich wieder an die besonderen Bedingungen der Einheitsklasse zu gewöhnen, mit der auch in diesem Jahr gesegelt wird. Zur Erinnerung: Normalerweise starten die Wettkämpfe in mehreren verschiedenen Klassen, die sich baulich und damit auch vom Handling deutlich voneinander unterscheiden. Die Marine-Jugend Kieler Förde hat einen betagten ZK-10-Kutter in ihrer Flotte, der zwar nicht mehr in seiner Klasse wettbewerbsfähig ist, der sich aber eben vor allem von Technik und Verhalten her von den anderen Kutter-Bootsklassen unterscheidet. Wie im vergangenen Jahr auch musste die ausrichtende Marine die Veranstaltung zur Kieler Woche den Corona-Umständen anpassen. Das heißt: Es gibt eine Einladungs-Regatta mit gestellten Booten, die täglich neu den Crews zugelost werden.

Spieren statt Gaffeln: Was im gewohnten ZK-10-Kutter enfällt, ist hier nötig: das Schiften nach Wende und Halse, um die Segel auf die „richtige“ Seite der Masten zu bekommen. Foto: har

Natürlich besteht die Kutter-Flotte der Marine aus den aktuellen GfK-Kuttern – ein Meter länger als ZK 10, 35 Zentimeter breiter – und in der Endgeschwindigkeit am Wind eine ganze Ecke fixer. Das ist ja erstmal kein Nachteil; aber diese Boote sind auch einfacher in der technischen Ausstattung. Denn es gibt keine Winschen, um darüber die Vorsegel zu fahren. Und statt der bequemen Gaffeln finden sich an Groß und Besan die Masten überlappende Spieren, die in jeder Wende und Halse am jeweiligen Mast vorbei gerissen werden müssen. Wehe, man verpasst da den günstigen Moment, wenn das Segel killt, und hat wieder Druck im Tuch. Dann helfen nur Glück und hohes Eigengewicht. 😉

Nutzen des Heimvorteils: Die Marinekutterregatten zur Kieler Woche werden auf der Innenförde ausgerichtet – bis auf eine Langfahrt in der Mitte der Regatta. Foto: har

Unsere Bootssteuerfrau Finja, die auch als Trainerin im benachbarten Camp 24/7 arbeitet, nutzte ihre Beziehungen, um nach dem Ende des Tagewerks im Camp den dort vorhandenen Marinekutter auszuleihen. Denn was könnte Besseres geschehen, als mit dem richtigen Material auf dem echten Revier zu üben? Über den Tag hinweg waren die Segelgruppen des Camps zurecht vorsichtig gewesen: Windstärke 5 bis 6, in Böen 7. Da sind bei Gästefahrten Fock und Besan mehr als ausreichend. Für Regattazwecke reicht das erfahrenen Kutterseglern natürlich nicht aus. Und so nahm die Marine-Jugend-Crew auch gleich das Großsegel hoch. Der Effekt zeigte sich umgehend: Der Kutter fuhr wie auf Schienen, ließ sich kaum unter sechs Knoten Geschwindigkeit drücken. Und offensichtlich ist es mit dem Kuttersegeln wie mit dem Fahrradfahren: Wenn man es einmal richtig gelernt hat … Nach zehn Minuten machte die Crew jedenfalls den Eindruck, als könne es sofort losgehen. Aber zu übermütig will sie nicht werden: Ein paar Trainingseinheiten stehen schon noch auf dem Programm.
Klaas

Ferienpass passt – und das Sommerfest auch

Teilnahme-Urkunden und ein kleines Knotenlern-Paket zum Abschluss verteilen Janek und Malte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Ferienpass-Aktion. Foto: mor

Zehn Kinder haben sich in den vergangenen Sommerferien für eine Woche das Segeln bei der Marine-Jugend in Kiel angeschaut – eine gute Gruppengröße, um sich in verschiedenen Disziplinen einen ersten Einblick verschaffen zu können. Vor allem Janek, Malte, Liv und Cathrine beschäftigten sich mit den jungen Gästen. Kuttersegeln wurde ausprobiert, klar, „Fritjof“ ist dafür ja auch wie geschaffen. Aber auch individuelles Segeln boten unsere Jugendlichen an. Und die Gruppe ließ sich auch sichtlich gern darauf ein. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten schon erste Erfahrungen gemacht, unter anderem „nebenan“ im Camp 24/7. Die „Optimisten“ wurden zu Wasser gelassen, zu zweit gepaddelt und dann auch richtig aufgeriggt.

Bei viel Wind wird einfach die Segelfläche halbiert. Dann klappt es auch mit dem Opti. Foto: Tina

So harmonisch die Gruppe, so gut das Material und die Vorbereitung durch die MJ-Trainer, so wenig freundlich war das begleitende Wetter. Aber auch dafür waren Janek, Malte und Co. gewappnet. Zum Segeln gehört eh ein theoretischer Anteil. Knoten muss auch jede/r können, wenn ein Boot eigenständig bewegt werden soll. Und selbst die spielerischen Stunden hatten sehr viel mit Verein und dem Segelsport zu tun. Das „Große-Preis“-Vergnügen, das schon in den vergangenen Winterzeit rauchende Köpfe und viel Gelächter produziert hatte, kam auch bei den Ferienpass-Gästen gut an – so gut, dass eine Wiederholung gefordert wurde. Die gab es dann auch am letzten Tag.

Zu guter Letzt gibt es noch eine Ladung Hot Dogs zur Stärkung. Foto: mor

Viel Wind, aber auch ein bisschen Sonnenschein gaben die Gelegenheit, die verbleibenden Stunden an der frischen Luft zu verbringen. Damit auch im Anschluss an die Ferienpass-Woche die gerade erlernten Knoten nicht zu schnell in Vergessenheit geraten, verteilten Janek und Malte noch die bei uns schon bekannten Knoten-Säckchen mit dem passenden Material für das Üben allein zu Haus. Teilnehmer-Urkunden gab es ebenfalls. Und dann ging es – endlich – an den provisorischen Tresen, um mit Röstzwiebeln, sauren Gurken, den einschlägigen Brötchen und Soßen individuelle Hotdogs zusammenzustellen und zu verzehren. Sagen wir es mal so: Es blieb nicht ganz so viel übrig, weder von den „normalen“ Würstchen noch von den veganen noch von denen mit Geflügelfleisch … 😉 Frische Luft macht eben hungrig. Janek und Malte vergaßen auch nicht, zu einer Wiederkehr einzuladen, um vielleicht dauerhaft an unserem Vereinsleben teilzuhaben..

Bedienung am Buffet geht nur mit Mund-Nasen-Schutz; aber draußen waren ja schon Tische und Bänke vorbereitet. Foto: Tina

Unser langjähriges Mitglied Rolf Mückenheim hatte vor einigen Wochen die berechtigte Frage gestellt, ob es nicht an der Zeit wäre, ein kleines Sommerfest mit Grillen auf die Beine zu stellen. Er selbst wollte sich auch gern um Grillgut bemühen. Gesagt. Getan. In Windeseile waren 35 Anmeldungen bei unserer zweiten Vorsitzenden Tina Hindersmann-Schmidt aufgelaufen – und vielen Ankündigungen, Salate und andere Leckereien zum Buffet beizutragen. Aber wie schon in der Ferienpass-Woche verlangte der Wetterbericht nach Alternativen zum alleinigen Beisammensein unter freiem Himmel. Und so kam der Grill nach draußen, Pavillons über die Sitzbänke und das Buffet nach drinnen in den Gruppenraum. Da hieß es beim Auffüllen der Speisen natürlich: verpflichtend Mund-Nasenschutz. Überhaupt wurden die Corona-Regeln natürlich ernst genommen. Tina hatte eigens die Luca-App für den Verein registriert. Und so konnten sich jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer wahlweise bei der Luca-App, der Corona-App oder wie zuvor ganz herkömmlich schriftlich in der Anwesenheitsliste eintragen. Und mit dem Wetter hatte die große Runde sogar ein wenig Glück. Zwar gab es die erwarteten Schauer, aber auch einigen Sonnenschein. Mehr als seither an den folgenden „Herbsttagen“.
Klaas

Es kann losgehen: Und wider Erwarten ist das Wetter sogar (ein bisschen) besser, als es die Vorhersage vermuten ließ. Foto: Tina

Und nun nähert sich unweigerlich das Ferien-Ende

Tina und Malte machen „Reinschiff“. Morgen beginnt bei uns das Ferienpass-Segelangebot. Foto: har

In diesem Jahr ist der Verein in den Sommerferien nicht „abgeschlossen“ worden. Regelmäßig wurde jede Gelegenheit genutzt, Boote zu „bewegen“. Etliche Vereinsmitglieder waren nicht in den Urlaub gefahren, andere nur wenige Tage. Also bot es sich an, zwischendurch immer wieder nach Lust und Laune aufs Wasser zu gehen. Dabei fanden sich sogar neue Crews zusammen, die nun auch künftig gemeinsam segeln wollen.

Die Crew der „alten Herrn“ ist regelmäßig mit „Fritjof“ unterwegs. Foto: Fe

Bestes Beispiel ist eine „Alte-Herren-Mannschaft“, die nun regelmäßig auf unserem Kutter „Fritjof“ die Kieler Förde unsicher macht. Da sind dann viel Erfahrung und gegenseitiges Verständnis im Boot. Und wer von den jüngeren Mitgliedern einen kleinen „Fortgeschrittenen-Kursus“ belegen möchte, hat mit Sicherheit die Gelegenheit dazu und gleichzeitig eine Menge Spaß dabei. 😉

Jede Gelegenheit wird genutzt, auch wenn das Wetter mal nicht ganz so „perfekt“ ist: „Regulus“ und „Colombina“ treffen sich unverabredet am Vereinssteg. Foto: mor

Aber nicht nur der Kutter war in den vergangenen Wochen unterwegs; die anderen größeren Boote gingen auch immer wieder und regelmäßig auf Tour. Dennis machte sich mit Familie und der „Johanna“ sogar auf in Richtung dänische Südsee.

Nun bricht allerdings die letzte Phase der schleswig-holsteinischen Sommerferien an. Und das bedeutet für die Marine-Jugend Kieler Förde, sich auf das Angebot „Ferienpass-Segeln“ vorzubereiten. Tina, Guido und Malte haben schon Bootshalle und Gruppenraum aufgeräumt und „gefeudelt“, damit wir nicht gleich einen schlechten Eindruck abliefern. 😉 Eine ganze Reihe Kinder hat sich für diese verbleibende Ferienwoche angemeldet, um bei uns in den Segelsport hineinzuschnuppern. Vor allem das gemeinsame Kuttersegeln wird dabei im Vordergrund stehen. Eine Erweiterung des Programms ist allerdings je nach Neigung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer möglich. Zudem wird auch Einiges auf der Förde zu sehen sein, denn die „Sailing Champions League“ wird Ende der Woche mitten in Kiel stattfinden!

Gut ausgestattet legen Christiane und Malte mit der „Regulus“ wieder ab. Foto: har

Das Ferienende ist aber erst der Anfang für den zweiten Teil der Saison: Am 31. Juli werden wir vereinsintern den großen Grill anwerfen – eine gute Gelegenheit für die angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich wieder von Angesicht zu Angesicht zu unterhalten. Auch die Segelfreizeit an der Schlei kommt über den zeitlichen Horizont. Und nicht zu vergessen: Es sind nur noch 42 Tage bis zum Start der ersten Wettfahrt bei der Marinekutterregatta 2021.
Klaas

Endlich läuft es!

Woche um Woche daran gebastelt: Nun ist der 470er einsatzbereit. Malte und Janek holen sich auf der Förde den Lohn ihrer Arbeit ab. Foto: har

Gut gemeint heißt nicht reibungsloses Funktionieren: in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes. Janek und Malte hatten ihre ersten Versuche mit dem aufgearbeiteten 470er hinter sich, als sie schmerzlich feststellten, dass sie die Materialstärke des Großfalls überdimensioniert hatten. Also musste erneut die Leine ausgetauscht werden. Nach einem kurzen Blick auf das Smartphone rauschten Guido und Janek gen Schilksee, um Material in passender Stärke einzukaufen. Die übrigen Jugendlichen kümmerten sich derweil um die „Floh“-Jollen, die alle längst geprüft waren und nur noch aufgeriggt werden mussten.

Es folgte ein fantastischer Segelnachmittag mit Sonnenschein und lauen Lüften auf der Förde, der die Gelegenheit gab, das „Hintern-Gefühl“ für die „Flöhe“ wiederzuerlangen. Die Mädchen der Gruppe, die ein schweres und langsames Boot erwischt hatten, zeigten zudem, dass mit gutem Trimm und guten Manövern fast alle technischen Nachteile wettzumachen sind. So drehten sie ihren männlichen Mitstreitern einige Male eine lange Nase, wenn sie diese an Wendemarken hinter sich ließen. 😉 Und auch unser einziger 470er folgte in Rekordzeit auf die Bahn, nachdem das sperrige Fall ausgetauscht worden war.

Erstmal geradeaus. Die allgemeine Opti-Gruppe ist auch wieder auf dem Wasser. Foto: Malte

Ebenfalls gute Laune hatte es am Tag zuvor bei der allgemeinen Opti-Gruppe gegeben. Hervorragendes Wetter, nicht zu viel Wind – die richtigen Bedingungen, um sich wieder an den kippeligen Untersatz zu gewöhnen. Die Vorarbeiten hatten sich gelohnt, denn die Mädchen und Jungen hatten ihre Boote fix für den Start fertig bekommen. Und auch hier war natürlich alles viel zu schnell wieder vorbei. Finja hat allerdings inzwischen eine Terminübersicht zusammengestellt. So sollten nun wenigstens alle wissen, wann sie wieder dran sind. Unterm Strich: Das war ein wirklich guter Start in die Saison.
Klaas