Kein Wind? Kein Motor? Wen stört’s? Da gibt es doch noch eine Antriebsart … Foto: Krug
Die Sommerferien-Zeit ist eine gute Zeit, um auch denen das Segelvergnügen zu verschaffen, die sonst beruflich zu eingespannt sind, um sich unter der Woche für ein paar Stunden ins Boot zu setzen. Und auch, die, die diesen wunderbaren Sport schon immer einmal ausprobieren wollten, finden nun vielleicht die Gelegenheit, das Segeln auszuprobieren. Das hatte Kutterführer Jörn im Hinterkopf, als er außer der Reihe zu einer Tour auf der Kieler Förde mit unserem Kutter „Fritjof“ einlud. Und so fanden sich am Liegeplatz neben der üblichen Crew ein paar Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, die sonst nicht so häufig dabei sind.
Fallen, Schoten, Baumniederholer, Dirken – durch das ganze Tauwerk muss man auch erstmal durchsteigen, damit man nicht daneben greift, wenn es plötzlich ganz schnell geht. Foto: Krug
Für den (Wieder-) Einstieg ins Kuttersegeln war das Wetter genau richtig: Sonnenschein, T-Shirt-Temperatur, Windstärke drei Beaufort und fallend. Letzteres sollte noch Auswirkungen haben… Erwartet wurden allerdings auch Schauer und Gewitter. Zunächst aber legte die Truppe gut gelaunt mit „Fritjof“ und freundlichen Winden ab. Und selbst wenn die Zusammensetzung an Bord eine andere als sonst war, wurden gewisse Sitten eingehalten. Übersetzt: Es wurde ein Zwischenziel gewählt, an dem sich ein gemütlicher Imbiss einnehmen lässt. Gute Erfahrungen mit den dortigen Fischbrötchen gaben den Ausschlag; der Kutter richtete seinen Bug nach Norden in Richtung Tiessenkai in Kiel-Holtenau.
Der Wind stimmt noch. Der Kutter bewegt sich unter Segeln Richtung Außenförde – noch … Foto: KrugDas gehisste Besansegel ist mehr Tarnen und Täuschen: Kurz vor dem Anlegen am Tiessenkai hatte die Crew die Riemen auspacken und pullen müssen. Der Wind war eingeschlafen. Foto: Krug
Die Kurve um die Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal wurde dann aber schon schwierig. Zwar waren die angekündigten Schauer ausgeblieben, dafür aber auch der Wind. Rund 50 Meter vor dem Anlegeplatz in Holtenau drohte „Fritjof“ zu „verhungern“. Da die Kutterbesatzung das allerdings nicht wollte, schon gar nicht 75 Meter vor den Fischbrötchen, wurden die kurzen Schlagriemen herausgezogen, das Runzelbord frei gemacht und der Rest des Weges bis zum Kai geruhsam gepullt.
Wie lässt sich die Zeit überbrücken, bis die Fischbrötchen fertig sind? Malte versucht es mit dem Bau von Stein-Türmchen. Foto: Krug
Gut gestärkt kletterten alle Besatzungsmitglieder nacheinander wieder in den Kutter und setzten an Tuch, was nur machbar war. Es erwies sich allerdings als vergeblicher Wunsch, nur unter Segeln nach Haus zu kommen. Einen Verbrennungsmotor gibt es nicht an unserem Kutter, wäre ja auch noch schöner; also wurden seufzend erneut die Riemen ausgelegt. Erst wechselten sich Doro, Sven und Arne beim Pullen ab. Auf Höhe des Marinestützpunktes war es aber allen an Bord klar, dass mit nur zwei Riemen erstens die Arme der Betroffenen ganz schön lang und zweitens die Heimfahrt schier endlos werden könnte. Also kamen noch die beiden Arbeitsriemen hinzu. Und zu viert an den Riemen und wie üblich mit Liv am Ruder pflügte der Kutter etwas zügiger durchs Wasser.
Macht ein entspanntes Gesicht … danke … reicht! 😉 Mit vier Riemen und den Segeln als Deko auf dem Weg in den Heimathafen. Foto: Krug
Nun sind Kutter von Haus aus dazu eingerichtet, mit Muskelkraft bewegt zu werden. Wahrscheinlich wäre es ohne Segel und mit aufgeholtem Schwert sogar noch schneller gegangen. Aber auch so schaffte es die muntere Truppe noch vor Einbruch der Dunkelheit, wieder mit „Fritjof“ in der heimischen Box festzumachen. Als Fazit: Könnte man wiederholen … sogar regelmäßig! Arne, Malte + Jörn
Hatten bei ihrem Ausflug mit Kutter „Fritjof“ und Kutterführer Jörn durchaus Spaß: Janek, Doro, Sven, Michelle, Stefan, Doreen, Malte, Arne und Liv. Foto: Krug
Der Weg vom Liegeplatz der Crew in die Stadt Dili. Foto: Reich/Aßmann
Unser Vereinsmitglied Helge Aßmann und seine Mitseglerin Asha Reich sitzen Dank der Corona-Pandemie noch immer mit ihrer Segelyacht „Gegenwind“ vor Dili in Osttimor fest. Die Bedingungen am Ankerplatz des Bootes zeigen sich inzwischen nicht mehr als sehr angenehm. Aber die Möglichkeiten, Anker zu lichten und Kurs auf ein erreichbares Ziel zu nehmen, sind begrenzt. Entweder gibt es keine verbindliche Regelung zur Aufnahme fremder Yachten in den Häfen, oder es gibt steigende Corona-Fallzahlen im betreffenden Land. Also bleiben Asha und Helge in Dili, wo sie mittlerweile jeden Stein und jede Straße kennen und sogar schon ein Bier mit dem Friedensnobelpreisträger José Ramos Horta getrunken haben. Von den ursprünglich drei Booten, die vor Dili ausharren, ist eins aufgebrochen – in Richtung Réunion, 4000 Seemeilen von Osttimor entfernt. Nicht nur Asha und Helge drücken die Daumen für eine sichere Reise. Die gesamte Geschichte könnt Ihr im Logbuch der Yacht „Gegenwind“ lesen. Klaas
Ærø voraus! Jugendwart Jörn nimmt Kurs auf den Hafen von Marstal. Foto: Krug
Von Ferienpause merkt man nicht sehr viel bei der Marine-Jugend Kieler Förde. Irgendwie nimmt der Betrieb im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich zu. Jugendwart Jörn meldete sich heute mit dem Ruf „Marstal. Endlich Marstal!“ Er hatte sich unter Segeln in die dänische Südsee aufgemacht und lief heute die Insel Ærø an – bei fünf Beaufort, strahlendem Sonnenschein und blauer See. Da könnte man richtig neidisch werden …
Beweisfoto: Jörns Selfie aus der dänischen Südsee – und der original Marine-Jugend-Kiel-Mund-Nasen-Schutz ist auch hier dabei. 😉 Foto: Krug
… aber nur fast, denn das Wetter zu Haus auf der Kieler Förde war heute ähnlich spektakulär. Und was macht man, wenn man richtig spontan sein möchte? Richtig, man wirft das sonst übliche Sonnabend-Programm über den Haufen. Sind ja eben doch Sommerferien. Und so traf sich ein ziemlich munterer Haufen Seglerinnen und Segler heute nicht am Vereinsheim, sondern gleich beim Liegeplatz unseres Kutters „Fritjof“ und stieg dort fröhlich ein. Mit einer Crew von neun Personen ist ein Kutter auch für etwas mehr Wind gut gerüstet. Stephan hatte seine frühere Klassenkameradin Steffi dabei, die sich sofort für diese sehr urtümliche Segel-Variante begeisterte.
Was macht man, wenn sich am Mast etwas vertörnt? Man schickt das leichteste Crewmitglied im Bootsmannstuhl nach oben. Heute bedeutete das für Cara das Aufentern in einer umgedrehten Schwimmweste, gesichert durch ein Fall. Foto: Chris
Mit Randi an der Pinne ging es zunächst etwas vorsichtig ohne Großsegel aus dem Hafen. Das stieg dann später aber doch auf. Kreuz und quer ging es über die Innenförde in Richtung Hörn. Zwischendurch gab es ein kleines Malheur. Die Dirk am Besan war nicht gefiert worden. Als dann die Besanschot einmal sehr dicht geholt wurde, riss das Konstrukt, in dem auch unsere große Marine-Jugend-Flagge integriert ist. Cara, als leichtestes Crew-Mitglied, enterte aber souverän auf und beseitigte die Reste. Und ein Mütze-über-Bord-Manöver musste die fröhliche Truppe auch noch fahren. Vor dem Wind flog Caras Hut weg. Die erste Meldung an die Rudergängerin geriet etwas leise. Und so war die Kopfbedeckung schon ziemlich weit abgetrieben, bis der Kutter schließlich wendete. Doch nach einigen Anläufen kam die tropfnasse Kopfbedeckung glücklich wieder ins Boot …
Auf dem Rückweg machte „Fritjof“, wie kann es anders sein, Halt, um die Besatzung in Richtung Fischbrötchen-Bude zu entlassen. Nach einer Runde Fisch und Pommes ging es dann unter vollen Segeln wieder in das heimische Hafenbecken zurück. Dort wartete schon Stefan. Auch der war mit einem Freund auf unserer Vereins-Varianta „Regulus“ unterwegs gewesen und half „Fritjof“ nun auf den letzten Metern mit dem großen Schlauchboot an den richtigen Platz zwischen den Dalben.
Eine sehr nahrhafte Tradition bei uns: Wer viel segelt, sollte auch gut essen – und wenn möglich irgendetwas mit Fisch. Foto: Steffi„Fritjof“ kommt nach dem Sonnabend-Törn wieder zum heimischen Liegeplatz zurück. Foto: Fe
Und nicht nur unsere Boote wurden ausführlich bewegt. Unsere zweite Vorsitzende machte heute einen Ausflug nach Mecklenburg. Dort wartete der heiß ersehnte und brandneue Segel-Satz für unseren Kutter darauf, beim Segelmacher unseres Vertrauens abgeholt zu werden. Und so meldete sich Tina mit einem erleichterten „Wir haben ihn!“ aus Warnemünde. In Kiel sollen die neuen und vermessenen Segel bald sorgfältig angeschlagen und dann ausgiebig getestet werden. Die Eine oder der Andere von Euch wird sich daran erinnern: Wir wollen noch unsere bisherigen 7,2 Knoten schlagen… Stephan + Klaas
Da sind sie! Unsere N.E.U.E.N. S.E.G.E.L!!! Mehrere Jahre haben wir dafür gearbeitet, Spenden gesammelt und jeden Cent mehrfach umgedreht. Nun bekommt unser Kutter endlich eine neue Garderobe. 😉 Foto: hin
Endlich wieder ein funktionierender Baumniederholer am Großbaum des Kutters: Jörn (links) und Stephan trimmen das Großsegel von „Fritjof“. Foto: har
Zweite Woche der Sommerferien in Schleswig-Holstein, aber für das Kuttersegeln bekommen wir noch immer genug begeisterte Seglerinnen und Segler zusammen. Auch heute liefen wir mit „Fritjof “ wieder zu unserer gewohnten Donnerstags-Tour in die Kieler Förde aus, zwar auf trockenen Duchten, aber mit feuchten Schoten in den Händen. Stephan hatte das Boot zuvor lenzen müssen; in den vergangenen Tagen hatte es kräftig geregnet, natürlich auch in den Kutter hinein.
Für den kleinen Flieger am Klüverbaum gab es heute zu wenig Wind über der Kieler Förde. Also wurde ein größeres zweites Vorsegel angeschlagen: Vor der Genua blies sich ein Klüver auf. Und es funktionierte. Foto: har
In dieser wegen der Corona-Pandemie sehr ungewöhnlichen Saison haben wir es uns angewöhnt, kräftig mit unserem ZK-10-Kutter zu experimentieren. Bei wenig Wind wagten wir uns heute daran, mal wieder unsere Segelfläche zu vergrößern. An unserem Klüverbaum, den es in dieser Kutterklasse gar nicht gibt, hatten wir bisher vor Fock oder Genua in luftiger Höhe einen so genannten Flieger gefahren – eine ehemalige Sturmfock, die an „Fritjof“ ein zweites Leben erhalten hat. Heute bogen wir vom Liegeplatz gleich wieder in Richtung Innenstadt ab, um Kurs auf unseren Vereinssteg zu nehmen und aus dem Vereinsheim noch ein Focksegel zu holen. Der Aufschießer vor dem Steg geriet uns so schwungvoll, dass wir in letzter Sekunde noch eine Wende fuhren, die schon den Charakter eines „Manöver des letzten Augenblicks“ hatte. Immerhin war Jörn in Erwartung des Anlegens schon auf den Steg gesprungen und musste nun von außen den zweiten Anlauf abwarten. Aber damit war schon jemand an Ort und Stelle, um die Leinen von Land aus anzunehmen. Auf dem Weg ins Vereinsheim sahen wir, dass – mal wieder – der örtliche Fischbrötchenstand geschlossen hatte. Komischweise stellte fast die gesamte Crew spontan fest, dass dringend und sofort Fischbrötchen-Bedarf bestand. Also wurde der Klüver-Aspirant samt Segelsack nur in den Kutter gelegt. Und die ganze Truppe machte sich auf in Richtung „Camp 24/7“, wo wir zu Recht eine weitere „Futterstation“ vermuteten.
Selfie beim Warten auf Fischbrötchen: Wenn die Crew spontan Hunger auf Matjes, Backfisch, Lachs und Fischfrikadellen entwickelt, sollte man dem Bedürfnis nachgeben. Sonst wird das nichts mit harmonischer Segelei. Wirklich nicht! Foto: har
Nachdem viele Fische in vielen unterschiedlichen Zubereitungen den Weg in hungrige Mägen gefunden hatten, wurde das zweite Vorsegel angeschlagen. Auch der lange schmerzlich vermisste Baumniederholer am Großsegel war repariert und funktionsfähig. Und so suchten und fanden wir den Weg zurück auf die Förde, an der Pinne wieder Liv, die es heute gar nicht so leicht hatte mit mehreren Kutterführern und Segellehrern an Bord, die auch wirklich alles besser wussten. Aber die Frau am Ruder zeigte, dass sie sich durchsetzen konnte. Wer nicht auf Kommandos hörte, merkte es eben, wenn spontan der Baum herumkam, das Segel ins Gesicht klatschte oder man plötzlich unten in Lee verdächtig nah am vorbeirauschenden Wasser saß. Allerdings konnte sie bei dem Segel-Berg, den wir heute mitführten, von achtern auch nicht immer alles gleich sehen – also so etwas wie Fördedampfer, Colorline-Frachtfähren, Fahrwassertonnen, kreuzende Drachen- und Ruderboote, Kinder in ihren kleinen Optimisten. Aber: Wir wurden nicht versenkt; wir versenkten niemanden. Und wir rammten auch nichts, nicht einmal ein klitzekleines bisschen … Wenn es dann ein wenig zu laut, frech oder unaufmerksam im Boot wurde, gab es rustikale Möglichkeiten, die Konzentration zu steigern. Da bekam Cathrine an der Besanschot von der Steuerfrau hinter ihr eben mal eine Kopfnuss, ganz leicht und vorsichtig wohlgemerkt, was dann eher zur Erheiterung auf dem Kutter führte. Stephan kommentierte die Kommunikationsfreude im Boot auch trocken mit: „Schnacken könnt Ihr in der Matrix (dem Sytem, das wir vereinsintern zur gegenseitigen Information nutzen). Beim Segeln ist Aufmerksamkeit gefragt!“
Harmonie im Achterschiff, auch wenn die Aufmerksamkeit schon mal mit einer angedeuteten Kopfnuss erheischt wird. Foto: har
In jedem Fall waren wir aufmerksam genug, um sicher und mit Schwung wieder zu unserem Liegeplatz zurückzukehren, und mittlerweile routiniert genug, um das Boot schon beim Rückwärtseinparken in die Box aufgeklart, die Segel abgeschlagen und das Tauwerk sorgfältig aufgeschossen zu haben. Allen äußeren Einschränkungen bisher zum Trotz ist die Seglerinnen- und Segler-Gruppe auf dem Kutter inzwischen wieder so mit der Materie vertraut, dass sie selbstbewusst auftritt. Und das zu Recht. Klaas
Die Handgriffe sitzen, vorausgesetzt alle an Bord hören auch zu… Foto: harCara hat das Kuttersegeln für sich entdeckt. Kutterführer Jörn nimmt aber auch allen Einsteigern bei dieser Bootsklasse die erste Furcht. Foto: KrugChristiane kümmert sich um ihre Großschot – auf die Vorfahrtsregelungen voraus muss sich die Steuerfrau kümmern. Foto: harStefan (links) und Stephan (rechts) behalten gemeinsam mit Jörn den Überblick an Bord. Foto: harDie Wetterverhältnisse bei der heutigen Tour sind so angenehm, dass genug Raum und Zeit für Diskussion und Erklärungen im Kutter bleiben. Foto: har
Noch ist draußen mehr Wasser als drinnen – und der Kutter läuft wie ein Häschen unter Segeln. Foto: Jörn
Noch gar nicht lange her, dass wir an dieser Stelle gemeckert haben, dass es uns ausgerechnet immer an unserem Segel-Sonnabend mit schlechtem Wetter erwischt. Das Schimpfen scheint irgendwie gewirkt zu haben, nur nicht so, wie wir es uns gewünscht hatten: Heute standen wir am frühen Nachmittag auf dem Steg und blickten erst prüfend in alle Himmelsrichtungen und dann auf die Wettervorhersagen. Leider war das Ergebnis überall das Gleiche: zu viel Wind bei gleichmäßigem Regen und mäßigen Temperaturen. Opti-Segeln war damit für heute gestorben, Jollen-Segeln gleichfalls. Dennis und Jörn, die eigentlich mit unserer Albin Vega „Johanna“ an einer 24-Stunden-Regatta hätten teilnehmen wollen, ließen ebenfalls Vernunft walten und ließen die Aktion bei Böen von sieben Beaufort lieber bleiben.
Was ziehen wir bei diesem Wetter hoch? Wenn alle anderen Boote drinnen bleiben müssen, hat ein Kutter immer noch Potential. Foto: Fe
Gewitter über und eine geschlossene Eisdecke auf der Förde sind die einzigen Begründungen, die das Segeln bei uns strikt verhindern. Solche Unbill war allerdings nicht in Sicht. Und was zieht uns in solchen Situationen immer aus dem Schlamassel und gleichzeitig auf das Wasser? Richtig. Unser Kutter. Die Bauweise eines klassischen Rettungsbootes bietet schließlich noch Möglichkeiten. Und da die Kutterführer Jörn und Stephan sowie unsere völlig unerschrockene Steuerfrau Liv bereit standen, war die Entscheidung getroffen: schnell ins große Motorboot und alle zum Liegeplatz von „Fritjof“. Emily zeigte sich erst etwas skeptisch, hatte sie sich schon so auf das Opti-Segeln gefreut und waren die äußeren Bedingungen doch recht „eindrucksvoll“; aber auch sie gab sich einen Ruck. Der große Kutter wurde seeklar gemacht.
Wer traut sich bei diesem Wetter raus? Robuste Schlepper und robuste Marinekutter – und wenn Emily sowie Liv am Ruder dabei sind, kann doch eh nichts passieren. Foto: Jörn
Es zeigte sich wieder einmal, dass diese uralte Boots-Klasse geradezu beneidenswert flexibel ist. Unter Besan und ein, zwei kleinen Vorsegeln – mehr war heute nicht nötig, aber ehrlicherweise auch nicht drin – glitt „Fritjof“ ins freie Wasser. Wer sich schon selbst unter Segeln auf den Weg gemacht hat, weiß um die Freude, die dabei entsteht. Fieser Nieselregen, Böen und schlechte Sicht? Egal. Auch Emily bekam schnell ihren Spaß an der Sache. Als die Tour vorbei war, kam die gesamte Crew tropfnass wieder an Land. Aber sie hatte sich vom Wetter nicht ins Bockshorn jagen lassen. Sagen wir doch einfach mal wieder mit einem Augenzwinkern: Danke, „Fritjof“! Natürlich waren die obligatorischen Fischbrötchen fällig, heute aber beim langsamen Trocknen von Segelkleidung und Insassen lieber im Gruppenraum … Klaas
Arne und Louis zeigen ihren Fischbrötchen, was eine Harke ist. Nach der Kutter-Tour heute haben sie es sich aber auch redlich verdient. Foto: JörnSoweit man es bei diesen Bedingungen sehen kann, ist niemand so „irre“ und segelt heute auf der Förde … oder etwa doch? 😉 Gleich kommt hier ein Marine-Jugend-Kiel-Kutter vorbei. Foto: FeYeah! Heute ist richtig Zug auf der Leine. Arne merkt die Windbedingungen in seiner Schot. Foto: Jörn
Endlich wieder festen Boden unter den Füßen … Liv, Cathrine, Arne und Louis machen auch wirklich einen sehr ausgehungerten Eindruck … Foto: har
Ferienzeit war in den vergangenen Jahren eigentlich überwiegend Ruhezeit im Vereinsleben. Aber angesichts der Einschränkungen der vergangenen Monate lässt auch bei uns niemand freiwillig ein Boot am Liegeplatz dümpeln, wenn es nicht unbedingt sein muss. Und so hieß es für unseren Kutter „Fritjof“ eben auch heute wieder „Leinen los“. Kaum aus dem Hafen heraus stellte Steuerfrau Liv die sehr berechtigte Frage nach dem Wohin. Nicht, dass wir uns vorher darüber Gedanken gemacht hätten – Hauptsache erstmal weg. Der bequemste Kurs war der Richtung Norden. Also ließen wir den Kutter dorthin laufen.
Stephan balanciert auf dem Runzelbord, um den Verbandsstander mit einem Stopperstek wieder in Form zu bringen. In diesem Fall sind Stil und Form wichtiger als der Trimm des Kutters. Foto: har
In Sichtweite der Zufahrt zum Nord-Ostsee-Kanal stellte sich bei der Mehrheit der Besatzungsmitglieder ein unzähmbares Hungergefühl ein. Konsequent wurde die Diskussion um den weiteren Kurs an Bord ausschließlich unter dem Aspekt der Erreichbarkeit akzeptabler Fischbrötchen geführt. Qualitätsgesichtspunkte sowie die Möglichkeit, einen vorzeigbaren Aufschießer vor Publikum auszuführen, reduzierte die Auswahl auf den Tiessenkai in Holtenau. Ganz artig hielten wir uns mit „Fritjof“ von dem Zufahrtsgebiet des Kanals fern und schlugen einen weiten Haken, bis wir vor dem ehemaligen Gelände des Marinefliegergeschwaders 5 einschwenkten. Mit einigen deutlichen Anweisungen von Kutterführer Stephan gelang auch das Anlegemanöver wie erhofft. Unser kleiner Zweimaster machte in Sichtweite der Lokale des Tiessenkais fest – kurz vor einem etwas größeren Zweimaster, dem Marstal-Schoner „Zuversicht“, der ebenfalls am Kai festgemacht hatte. Aufklaren war überflüssig. Der Wind stand so gut, dass die Segel sogar oben bleiben durften. Und die ganze Truppe ließ sich vom inneren Kompass in Richtung Fischbrötchen ziehen.
Das Warten auf das Essen ist viel leichter, wenn man weiß, dass die ersehnten Fischbrötchen alle ganz frisch zubereitet werden. Foto: har
Das Crew-Abendbrot ließ dann noch etwas auf sich warten, denn unsere Bestellung wurde Stück für Stück frisch zubereitet. In der Gewissheit, dass das Grundbedürfnis Nahrungszunahme bald befriedigt wird, war die Zeit aber gut auszuhalten. Es war gutes Wetter, angenehmes Segeln, die Zeit drückte nicht. Also genossen alle die Pause. Cathrine und Liv machten sich zudem auf, mit der Besatzung des Schoners „Zuversicht“ zu schnacken, so von Zweimaster zu Zweimaster … naja, die „Zuversicht“ hat 22,5 Meter mehr Wasserlänge ….
Volle Mägen segeln besser: Liv steuert uns weder von Holtenau weg. Foto: har
Gestärkt legten wir in Holtenau wieder ab und gingen auf Heimatkurs. Den Weg um das Zufahrt-Sperrgebiet des Kanals nahmen wir (fast) so genau wie auf dem Hinweg. Es drängte niemand. Der Wind hatte abgenommen, sodass die Tour regelrechten Kaffeefahrt-Charakter annahm – Louis streckte sich mal eben auf einer Ducht aus und verkündete: „Ich chill hier mal eben.“ Aber auch mit wenig Wind standen die alten Segel wie eine Eins, der Kutter lief mal wieder „auf Schienen“. Zu unserem Erstaunen gelang es einer größeren Yacht auf Parallelkurs nicht, uns zu überholen. Dabei waren bei uns heute nicht mehr als fünfeinhalb Knoten drin.
Auch wenn Stefan so aussieht, als ob er gerade überlege, wie der Achtknoten in der Großschot funktioniert: Er kann ihn – und die übrigen nötigen Knoten in unserem Gewerbe ebenfalls. 😉 Foto: har
Die Heimfahrt verlief weitestgehend ereignislos. „Fritjof“ spulte die Distanz auf einem Bug klaglos ab. Nach einer letzten Wende in die Hafeneinfahrt war allerdings plötzlich nichts mehr mit Segeln. Nun stand der Wind in der engen Einfahrt direkt von vorn. Andere Boote werfen in solchen Momenten ihre Maschinen an. Auf einem Marinekutter dagegen werden die Klappen von den Runzeln gezogen und die Riemen ausgefahren. Sprich: Die letzten Meter bis zu unserem Liegeplatz pullten wir „Fritjof“. Da damit schon die Gelegenheit bestanden hatte, sich gleichzeitig um das Tuch an den Masten zu kümmern, hatten wir in der Box auch gar nicht mehr viel aufzuklaren. Das Boot sauber, die Crew satt und zufrieden – und der nächste Segeltermin ist auch schon vereinbart. Klaas
Fachgespräche unter Gaffelsegler-Seglern: Cathrine und Liv schauen am Tiessenkai mal bei der TS „Zuversicht“ vorbei. Foto: harEntspanntes Segeln: Louis und Arne teilen sich die Bedienung der Fock, Stephan hat ein wachsames Auge auf alles. Foto: harUnd wie herum drehte sich gleich noch einmal diese Winsch? Klaas bemüht sich von achtern um den Flieger ganz vorn. Foto: büDas übliche Duo im Heck: Liv an der Pinne, Cathrine am Besan. Foto: har
Ein Gewitter ist gerade über die Kieler Förde gezogen. In der Ferne über dem Ostufer grummelt es noch; da sind die Jollen schon ganz schnell wieder auf dem Wasser. Foto: har
Der Wetterbericht war heute kurz davor gewesen, uns einen kleinen Hauch schlechter Laune zu verschaffen – durchziehende Gewitter, wie schwer und vor allem wie viele: unklar. Das hatten wir an den vergangenen Wochenenden häufig genug „genießen“ müssen. Da aber mittags noch die strahlende Sonne auf das Vereinsheim schien, beließen wir es bei den wöchentlichen Vorbereitungen mit jeweils einer Hand am Schiff und einer Hand am Smartphone, um die Aktualisierungen der Wettervorhersage im Auge zu behalten. Die Opti-Gruppe kam auch nach Plan in die Gänge. Emily betrat das Vereinsgelände mit der Forderung, die Ausbildung mit einem Kenter-Training zu beginnen. Es sei heute einfach zu heiß … Aber es blieb bei der trockenen Variante; der Wind hätte für unfreiwillige Abgänge über die Seite heute auch kaum ausgereicht. Eine Kleinjolle nach der anderen legte vom Steg ab und bewegte sich zügig auf die andere Seite der Förde, immer bewacht von der motorisierten „Glucke“, dem Aufpasser-Schlauchboot.
Vor dem Eingang der Schwentine in die Förde gondeln die Optis munter hin und her. Foto: har
Das Ende des Opti-Segelns beendete dann zunächst auch die Glücksträhne des Tages: Im Südwesten Kiel zog eine dunkelblaue Wand hoch, von der klar war, dass sie demnächst den Segelbetrieb treffen würde. Alle Optimisten und ihre Seglerinnen und Segler kamen glücklich aus dem Wasser. Allerdings musste auch ein Begleitboot heraus. Der frisch überholte Außenborder hatte angefangen zu mucken. Aus den sporadischen Aussetzern wurde schließlich Grabesstille, wenigstens erst im Moment des Anlegens.
Die älteren Jollen-Crews hatten derweil längst damit begonnen, ihre Boote an Land aufzuriggen. Die Blicke gen Himmel hatten allerdings zur Folge, dass sich die Geschwindigkeit der Vorbereitungen drastisch beschleunigte. Immerhin bestand doch die Hoffnung, vor dem ersten Regenguss noch eine kleine Runde zu drehen. Ein 420er schaffte es, vom Steg abzulegen. Ein „Floh“ sollte gerade vom selbigen geschoben werden. Aber dann kam ein heftiger Donnerschlag, und leichter Regen setzte ein. Also alles kehrt marsch, Boote aus dem Wasser, Besatzungen ins Vereinsheim. Aus dem vereinzelten Donner war das befürchtete Gewitter geworden.
Schnell die Leine annehmen – und alle raus aus den Booten, das befürchtete Gewitter ist da. Foto: har
Kaum waren alle unter dem festen Dach, die Heiß- und Kaltgetränke herumgereicht, stand bereits im Donnergrollen der Entschluss, auf der Rückseite des Gewitters die Boote umgehend wieder ins Wasser zu bringen. Und tatsächlich stürmten wir nach einer halben Stunde wieder ins Freie. Das Gewitter war noch über dem Osten Kiels zu sehen. Aber die Windrichtung stimmte. Die Jollen stießen ab. Auch das malade Begleitboot war wieder dabei. Den kaputten Motor hatten wir gegen ein Ersatz-Aggregat ausgetauscht. Das ließ sich zwar zunächst auch bitten. Aber nach einigem Ausprobieren und gutem Zureden sprang der kleine japanische Zweitakter an und ließ uns auch nicht mehr im Stich.
Trau, schau wem … Stephan dreht mit dem Ersatzmotor für unser kleines Schlauchboot einige Runden, um Gewissheit zu erlangen, ob wir der Maschine auch wirklich trauen dürfen. Foto: har
Was nun folgte, war ein kleiner paradiesischer Höhepunkt auf der Förde. Windstärke 1 bis 2, lauwarme Sommerluft und einfach pures Wassersport-Vergnügen. Es war keine Akrobatik gefordert; niemand musste auf „die Kante“. Es ging einfach nur um etwas Genuss am Segeln. „Haben wir nicht eine tolle Truppe beisammen?“, fragte Stephan auch eher rhetorisch. Wir dehnten die beabsichtigte Dauer des Gruppennachmittags einfach um die verlorene Zeit an Land aus und nahmen dann wieder unseren Heimatsteg ins Visier. Dort angekommen, wartete bereits Malte darauf, unsere Leinen anzunehmen. Er war gemeinsam mit Dennis zu einem ersten Ausflug in dieser Saison mit unserer Albin Vega „Johanna“ unterwegs gewesen. Die beiden hatten beim Gewitter auch im nächst liegenden Hafenbecken Schutz gesucht. Nun ist für das Vereinsleben ja eigentlich Sommerferien-Pause. Eigentlich. Denn wer will schon so lange auf das Segeln verzichten? Und das nach einem traumhaften Tag auf der Förde? Also werden wir weitermachen – auf Zuruf. Die Wege, um an Informationen und Zeiten heranzukommen, sind ja schließlich allen Beteiligten bekannt … 😉 Klaas
Gute Laune auf dem Schlauchboot: Das Selfie ist der Beweis. Jörn und Louis haben Spaß an Bord. Foto: jöEins von beiden gezeigten Wasserfahrzeugen ist auch ohne Werftüberholung betriebsbereit. Okay, das war jetzt ein bisschen gemein – aber die „Floh“-Besatzungen hatten heute keinerlei Maleschen. Foto: har Jollensegeln ganz gemütlich. Bleibt sogar genug Zeit für einen kleinen Plausch. Foto: harNicht nur unsere Jollen waren heute unterwegs. Dennis und Malte gehen auf einen kleinen Testschlag mit der „Johanna“. Foto: harWenn hier gerade kein Wind ist, kann einen das Motorboot halt dahin ziehen, wo es Wind gibt. Foto: harDas Turngerät forderte Liv und Simon heute nicht. Der 420er mochte es geruhsam. Foto: harArne und Louis packen ihren „Floh“ aus. Gleich wird es hier allerdings etwas hektischer. Der Himmel wird sich verfinstern. Foto: harLiv, Sina, Louis und Arne nehmen im großen Schlauchboot Platz. Die beiden Mädchen sind demnächst dran mit dem Sportbootführerschein. Dann dürfen sie das Boot auch selbst fahren. Foto: harNebenbei befreien wir unseren Piraten „Kassiopeia“ vom Antifouling. Eine Jolle, die nicht ständig im Wasser liegt, benötigt schließlich keinen giftigen Anstrich. Foto: harSaubermachen und Aufklaren. Die Boote sollen beim nächsten Ausflug schließlich fit sein. Foto: har
Das Kreuzen in die Schwentinemündung gerät heute zu einem „Zick-Zack-Stichmuster“. Aber Steuerfrau Liv lässt sich auch von kreuzenden Fährschiffen und Traditionsseglern nicht aus der Ruhe bringen. Foto: har
Heute hätte ins Logbuch des Segelkutters neben den üblichen Eintragungen zu Wetter, Windrichtung und Windstärke eigentlich auch noch die UV-Belastung gehört: Stundenlang strahlender Sonnenschein über der Kieler Förde! Mit einer neunköpfigen Crew ging es aus dem Liegeplatz zum regulären Wochentörn. Die Geschwindigkeit, mit der wir durch das geschützte Hafenbecken rauschten, machte uns klar, dass wir lieber erstmal abwarten sollten, ob wir heute das ganze Tuch an die Masten bringen. Tatsächlich blieb das Großsegel dann angesichts des steten Ostwinds mit vier bis sechs Beaufort unten. Aber „Fritjof“ kam dennoch mit Besan, kleiner Genua und Flieger auf 6,3 Knoten Geschwindigkeit über Grund.
Spannendes Rätsel in Sachen Ausweichregeln: Ein Binnenschiff dreht Vollkreise in der Schwentinemündung, bevor es dann doch zum Beladen anlegt. Foto: har
Kleine Aufgabe heute für Steuerfrau und Crew: Aufkreuzen in die Schwentinemündung – mit dem Wind platt von vorn ein nicht unsportliches Ansinnen. „Klar zur Wende!“ „Ist klar!“ „Reeee!“ Und noch mal und noch mal und noch mal. Die Abstände zu Spundwänden und Liegeplätzen der anliegenden Sportboothäfen wurden immer geringer, die Kommandos immer sparsamer. Zum Schluss reichte Livs „Re!“ von achtern, und alles sprang von einer auf die andere Seite – oder auch nicht … Nachdem wir auch noch der Schwentine-Fähre zweimal ausweichen mussten, drehten wir den Bug zurück zur Flussmündung. Genug geübt. Raumer Wind trieb uns zurück zur Förde. Den zaghaften Versuch, doch noch das Großsegel auszupacken, beendeten wir in Sichtweite der neuerlichen Böenfelder. Nach dem Anlegen waren dann später plötzlich doch viele im Nachhinein ganz mutig und fragten halblaut, warum wir nicht doch unter Vollzeug gesegelt waren …
Vereins-Stander im Backbord-, der Verbands-Stander hier im Steuerbord-Want: Nach einer kleinen Auffrischung in der Flaggenführung durch unseren Sportwart Dennis haben wir unseren Kutter heute komplettiert. Foto: har
Kaum wieder auf der Kieler Förde wurden wir mächtig Richtung Norden geschoben. Stephan als Kutterführer testete den Trimm von Rigg und Segeln und war sehr positiv überrascht. Das große Boot zeigte sich so ausgewogen getrimmt, dass unsere Steuerfrau zeitweise die Hände von der Pinne nehmen konnte. „Fritjof“ segelte aufrecht wie auf Schienen. Deutlich größere Yachten fuhren durch unseren Sichtkreis, zwar mit mehr Segelfläche, dafür allerdings auch mit größeren Schwierigkeiten. Als wir dann den Entschluss gefasst hatten, trotz des Windes nicht nach Laboe durchzusegeln, folgte die Wende Richtung Heimathafen. Liv an der Pinne zeigte sich als Ruhe selbst. Als ein erschrockener Ruf vom Vorschiff kam, der auf einen zweimastigen Traditionssegler auf Gegenkurs hinwies, warf unsere Steuerfrau nur einen kurzen Blick unter dem Besan nach vorn und reagierte mit einem coolen: „Mach Dir da mal nicht ins Hemd“. Sie blieb auf Kurs. Und es kam übrigens nicht zur Kollision …
Eingeschworene Gemeinschaft: Trotz eines manchmal rustikalen Umgangstons halten Kutterseglerinnen und -segler an Bord immer zusammen. Foto: har
Mit dem Heimatkurs hatten wir uns aber doch ein bisschen verschätzt: Als wir rückwärts in unsere Box eingeparkt, die Segel zusammengepackt und verstaut, die Schoten aufgeschossen hatten, blickten wir auf die Uhr und sahen, dass wir viel zu früh eingelaufen waren. „Fritjof“ wird immer schneller. Aber macht nichts: Fe hatte für die Besatzung einen riesigen Beutel Fischbrötchen eingekauft. Und Stephan holte einen großen Korb frischer Erdbeeren aus seinem Wagen. So endete unsere heutige Kutter-Tour mit einem ausgelassenen Picknick auf dem Steg. Darf so weitergehen diese Saison. Klaas
Heimatlicher Liegeplatz: Glücklicherweise sind von hier aus Vereinsheim, Fischbrötchen-Bude und Speiseeis-Stand nicht so weit weg. Foto: har Müde, doch sehr zufrieden sitzen wir mit Fischbrötchen und frischen Erdbeeren über unserem aufgeräumten Kutter und besprechen die Segelei der vergangenen Stunden. Foto: FeUnd ganz nebenbei … war heute auch Red-Hat-Day: Mit den roten Rollmützen erinnern nicht nur Cathrine und Klaas an den legendären Jaques Cousteau, der sich mit seinem Schiff „Calypso“ über Jahrzehnte für den Erhalt der Meere einsetze. Foto: har
Windstärke 3, aber schon niemand mehr in Lee. Unser Kutter hat sichtlich Spaß – seine Crew auch. Foto: har
Der Montag ist normalerweise nicht unbedingt unser Haupt-Segeltag in der Woche. In dieser Woche ist das ausnahmsweise anders. Denn eigentlich ist gerade Kieler Woche; eigentlich sind gerade Marinekutterregatten auf der Förde; eigentlich ist der letzte Tag der Wettfahrten der ZK-10-Klasse. Eigentlich… In jedem Fall ist an diesem Tag aber die Ehrung der Marinekutterregatta-Organisation durch das Land Schleswig-Holstein. Und da wir dort sowieso hinwollen, um den „Machern“ dieser Regatta zu applaudieren, können wir auch gleich unseren Kutter zu einem Ausflug über die Förde treiben.
An der Pinne platzieren wir wieder Liv. Erstens hat sie langsam Blut geleckt, was das Steuern des schweren Bootes angeht. Und zweitens sind wir der Meinung, dass sie nun aktiv in die Ausbildung zur Kutterführerin einsteigen soll. Und da sie das Anlegen am Steg vor unserem Landesparlament eh schon einmal geübt hat, darf sie das heute gleich noch einige Male exerzieren.
Leinenmanöver am Landeshaus – die Sache mit dem Wurfleinewerfen setzen wir demnächst mal wieder auf die Todo-Liste der zu übenden Fertigkeiten… 😉 Foto: har
Mit gutem Wetter und blendender Laune an Bord klappen auch alle Manöver, wenn nicht beim ersten, dann eben beim zweiten Mal. Obwohl es heute um nichts geht, passen alle mehr als sonst auf die Segelstellung auf. Am Wind wird per Winsch auch das letzte Quentchen Schot angezogen. Dazu werden Feinheiten geübt: Wie wirkt der Wind? Wie wirkt die Abtrift? Das Ganze testen wir, indem wir große Fahrwassertonnen auf der Förde anlaufen. Der Wind ist stetig. Wenn es Böen gibt, dann kommen sie in so großen Feldern, dass die gesamte Crew häufiger auf die Luv-Seite des Kutters steigen und dort sitzen bleiben muss. Wir haben das Gefühl, dass unser Boot den Ausflug genauso genießt wie wir selbst. Wenn nur nicht ausgerechnet für diesen Abend auch noch eine Vorstandssitzung anberaumt worden wäre. Dann hätten wir noch mehr Zeit auf dem Wasser gehabt … Klaas
Ansteuern einer Tonne. Nun kommt es darauf an: Woher kommt der Wind? Wie stark ist die Abtrift? Fehler wären hier schmerzhaft. Foto: harKurbel in die Winsch: Die Vorsegel bekommen wir noch etwas dichter und damit das Boot einige Grad höher an den Wind. Foto: harNein, Jörn legt sich nicht zum Schlafen hin: Ein Holzblock in der Schotführung des Besansegels hat den Geist aufgegeben. Gut, dass man an Bord eines solchen Gefährts ganz zufälligerweise immer ein paar Teile dabei hat, mit denen es sich improvisieren lässt. Foto: harFinja steht im Bug und weiß, dass hier jetzt niemand plötzlich bremsen kann, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. 😉 Foto: harUnd bist du nicht willig … Sagen wir es mal so: Stephan überzeugt das Großsegel mit etwas Nachdruck, dass es seinen Widerstand aufzugeben hat. Foto: harAblegen am Landeshaus: Die Kuttersegler nutzen die Gelegenheit, außer der Reihe einen Ausflug auf die Förde zu unternehmen. Foto: har
Gute Laune an Bord des Marine-Jugend-Kutters „Fritjof“: Ministerpräsident Daniel Günther und der geehrte Marinekutterregatta-Organisator, Kapitänleutnant Thomas Geburzky, unterhalten sich mit Jörn und Stephan. Foto: mor
Es ist DIE Auszeichnung des Landes Schleswig-Holstein für Verdienste um den Wassersport: das „Blaue Band“. Äußeres Zeichen des 2007 geschaffenen Preises ist ein stilisiertes Segel aus durchsichtigem Acryl mit einem eingelassenen Band in den Farben des Landes Schleswig-Holstein sowie dem Schriftzug „Der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein“. Siebenmal wurde die Auszeichnung seit ihrer Stiftung verliehen. Nun kommt ein achter Preisträger hinzu – die Organisation der Marinekutter-Regatta zur Kieler Woche. Die der „Kutter-Community“ bestens bekannten Gesichter dieser Organisation gehören seit vielen Jahren einem eingespielten Duo: Kapitänleutnant Thomas Geburzky und Oberstabsbootsmann Bodo von Reth. Mit ihrem Team aus Helfern, Schiedsrichtern, Wettfahrtleitern müssen sie den Überblick über den Mastenwald im Bootshafen des Kieler Marinestützpunkts und die rund 1.400 Seglerinnen und Segler bei diesen Regatten behalten.
Der offizielle Akt: Ministerpräsident Daniel Günther übergibt Kapitänleutnant Thomas Geburzky die Ehrung „Blaues Band“ im Gästehaus der Landesregierung Schleswig-Holsteins. Foto: har
„Die Marinekutterregatta hat eine über 130-jährige Tradition in Kiel. Sie ist sozusagen der maritime Kern, um den herum sich die Kieler Woche seit ihrem Beginn entwickelt hat“, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther bei der Verleihung der Auszeichnung im Gästehaus von Landtag und Staatskanzlei, das direkt neben dem Parlament an der Kieler Förde gelegen ist. Viele Menschen steckten ihre Kraft und Zeit in die Organisation der Wettfahrten, betonte der Ministerpräsident: „Die haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer leisten eine ganze Menge: für die vielen begeisterten Kuttersegler, für Generationen mitfiebernder Zuschauer sowie für den Wassersport in Kiel und Schleswig-Holstein.“ Günther verwies auch auf die aktuellen Umstände, indem er sagte: „Den geplanten Rahmen aus Live-Regatta und buntem Kieler-Woche-Programm können wir heute leider nicht bieten. Die Regatta steht für viele Dinge, auf die wir wegen der Corona-Pandemie verzichten müssen: sportlicher Wettkampf mit treuen Fans, Austausch über Grenzen hinweg und gemeinsames Feiern.“ In ihrer langen und bewegten Geschichte habe die Marinekutterregatta schon manche Krise überstanden: „Sie werden mit Sicherheit auch diese Krise überstehen und uns noch viele spannende Segelwettbewerbe bieten“, so der Ministerpräsident.
Zum Kuttersegeln bei der Marine-Jugend gekommen
In der Tat ist die Arbeit an der Marinekutter-Regatta ein Jahres-Projekt und beginnt gleich nach Ende der aktuellen Wettfahrten. Ein Konzept muss aufgestellt werden, Befehle wollen geschrieben sein, Dienststellen und Verbände um Material und Personal gebeten werden. Der Schriftverkehr im Zusammenhang mit der Regatta-Vorbereitung könnte ausgedruckt ganze Aktenschränke füllen. Steht das Seglerlager? Sind die Einladungen rausgeschickt? Was ist mit der Verpflegung, dem Kranen der Boote, den Zufahrtsberechtigungen? Sind alle, die sich sonst auf den Schlips getreten fühlen könnten, informiert? Und Vieles mehr …
Beweisfoto… Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrtausends ist der kleine Thomas Geburzky (2. von links) schon mit der Marine-Jugend Braunschweig unterwegs. Hier geht es gerade mit der Bahn ins Sommer-Segellager nach Mittelschweden. Foto: Gunther Hartmann
Seit 30 Jahren ist Thomas Geburzky bei der Marinekutter-Regatta von der Partie – als Schiedsrichter, als Wettfahrtleiter, als Organisator. Seit 1995 ist auch Bodo von Reth dabei. Geburzky lernte bereits als Jugendlicher das Kutterpullen, das Kuttersegeln und alles, was so dazugehört. Wo? Bei der Marine-Jugend natürlich, in seinem Fall in Braunschweig. Als er sich seinen Berufswunsch, zur Marine zu gehen, erfüllte, holte ihn die Leidenschaft für das Segeln wieder ein. Mit allen Konsequenzen und einem Engagement, das nun das Land Schleswig-Holstein gewürdigt hat.
Preisverleihung um ein Jahr verschoben
Eigentlich hatte die Preisverleihung bereits im Zuge der Kieler Woche 2019 stattfinden sollen, zur 130. Jubiläums-Regatta. Allerdings wurde die Feier kurzfristig abgesagt. Bei einem Zusammenstoß zweier „Eurofighter“ über Mecklenburg-Vorpommern war ein Pilot ums Leben gekommen. Aus Rücksicht auf die Bundeswehr verschob die Kieler Staatskanzlei den Festakt – auf den theoretischen Kieler-Woche-Termin in diesem Jahr. Der ist zwar ausgefallen, dieses Mal wegen der Corona-Pandemie; aber wenigstens die Auszeichnung sollte in dieser Zeit übergeben werden.
Ihre gute Laune ist eins ihrer Markenzeichen. Und nun haben sie allen Grund, fröhlich zu sein: Thomas Geburzky (rechts) und Bodo von Reth erhalten stellvertretend für die Marinekutterregatta die Auszeichnung „Blaues Band“ des Landes Schleswig-Holstein. Foto: Junge
Kleine Schummeleien bei der Zählung
In diesem Jahr leidet auch die Marinekutter-Regatta massiv unter der Pandemie: Offiziell abgesagt, werden Anfang September innerhalb der ebenfalls verschobenen, übrigen Segelwettkämpfe nur einige Wettfahrten der Marinekutter stattfinden können. Dass 2020 die 131. Marinekutter-Regatta ansteht, aber die 138. Kieler Woche ist übrigens nichts anderes als eine kleine Kieler Schummelei. Denn ihren Ursprung hat die Kieler Woche tatsächlich in den Marinekutter-Regatten, deren Beobachtung 1881 zu den ersten Yacht-Wettfahrten ein Jahr später führte. In der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs fand die Kieler Woche nicht statt. Aber es wurde einfach munter durchgezählt. Die Marinekutter-Regatten legten ihrer Zählweise dagegen die tatsächlich stattgefundenen Veranstaltungen zugrunde… 😉
Ein Preis für die Organisation der Marinekutteregatta ohne Beteiligung eines Kutters? Unmöglich. Deshalb kam „Fritjof“ eigens zum Landeshaus gesegelt. Foto: har
Bei der Übergabe des „Blauen Bands“ war das „Auftauchen“ unseres Marine-Jugend-Kutters „Fritjof“ der Höhepunkt der Veranstaltung. Mit sichtlicher Begeisterung setzten sich Ministerpräsident Günther und Kapitänleutnant Geburzky in den blauen Kutter, um ein bisschen die Atmosphäre an Bord – direkt vor dem Landeshaus – zu genießen. Klaas