Die „Johanna“ mag die Segel lieber als jeden Motor …

Die „Johanna“ liegt im Hafen von Maasholm. Unter Segeln schlägt sie sich tapfer. Aber mit Motoren als solchen hatte sie auf diesem Törn mal wieder ihre sehr eigenen Probleme. Foto: Dennis

Die Albin Vega des Vereins, die gute „Johanna“, war zum ersten Mal in dieser Saison auf einer längeren Tour – zweieinhalb Wochen in den bewährten Händen von Sportwart Dennis, seiner Frau Rika und unserem allerjüngsten Mitglied Bjarne (1). Begleitet von der elterlichen „Sagitta“ bedeutete das für Bjarne familiäre Rundumversorgung bei diesem Törn durch die dänische Südsee. Gleich am ersten Tag inspizierte der kleine „Seebär“ seine schwimmende Umgebung nach der kurzen Tour von der Kieler Innenförde nach Schilksee und zeigte sich zufrieden.

Bjarne hat das Prinzip mit dem Steuern eines Segelbootes verstanden und teilt nun seinem Papa den Pinnenausleger zu. Foto: Rika

Nicht ganz zufrieden zeigte sich die „Johanna“ allerdings mit ihrem Antrieb. Der in die Jahre gekommene Volvo-Innenborder hatte in den vergangenen Jahren schon kräftig Zicken gemacht. Dennis hatte viele Stunden mit noch mehr Ersatzteilen in den Motor investiert. Aber immer wieder fiel das Museumsstück aus. Deshalb kam nun der Außenborder von der Vereins-Varianta „Regulus“ an den Spiegel. Doch … beim Anreißen gab die zugehörige Leine auf und beim Öffnen des Motorgehäuses verabschiedete sich auch noch eine Feder in hohem Bogen ins Hafenbecken. Also wurde das Ersatzteil bestellt, das am kommenden Tag eintreffen sollte … Bis dahin wurde der alte Olympiahafen zum touristischen Ziel dieser Reise. Am vierten Tag in Schilksee schließlich gelang die Reparatur des Außenborders, und die „Johanna“ flog bei ruppigem Wind gen Marstal auf Ærø. Nach weiteren drei Tagen folgte dann die Etappe nach Lyø – 21 Nautische Meilen in vier Stunden. Aber gleichzeitig war den Crews klar, dass es hier wieder etwas länger dauern würde: Windstärken von 6 bis 7 Bft standen im Wetterbericht.

Pause in Lyø: Auffrischender Wind hielt die Boote ein paar Tage im Hafen fest. Foto: Dennis

Aber da es kein schlechtes Wetter gibt, wurden die Tage auch so fröhlich genutzt. Mit der Fähre unternahm die kleine Truppe einen Ausflug nach Faaborg. Und Bjarne hatte sowieso immer Abwechslung. Denn wenn es bei Mama und Papa zu langweilig wurde, hatte er ja noch Oma Birgit und Opa Dirk, um dorthin zu fliehen. Der Wind frischte tatsächlich kräftig auf. Die angekündigten 6 bis 7 wurden zu 8. Die Pause war also zurecht eingelegt worden.

Und Bjarne lässt seine Familie in die Pedale treten: Hinter Papa sitzend ist eine Fahrradtour eine schöne Abwechslung vom Segeln … Foto: Rika

Am vierten Tag in Ivø konnten die beiden Crews endlich weitersegeln – über Fynshav, dann durch den Alsensund über Dyvig sollte es zurück Richtung Damp und Kiel gehen. Grobe Richtung jedenfalls. Fynshav klappte. Und die nächste Etappe führte „Johanna“ und „Sagitta“ bis Sønderborg. Damp dagegen klappte nicht. Am frühen Nachmittag war an diesem Tag der „Wind weg“. Aber man hatte ja einen Außenborder dabei zum Schieben. Dieses Mal ließ sich die „Johanna“ nicht bitten und akzeptierte den Hilfsantrieb, der auch am folgenden Tag auf dem Weg nach Schilksee eingesetzt werden musste. Dort angekommen, war nach einem kurzen Durchpusten nur noch das allerletzte Stück bis an den Liegeplatz zu bewältigen. „Johanna“ hielt sich tapfer. Und über die Sache mit dem Motor müssen wir noch einmal reden… 😉
Dennis + Klaas

Die „Johanna“ kommt mit ihren alten Segeln voran – aber die „Sagitta“ hat deutlich mehr drauf. Foto: Rika
Dennis am Ruder … und er genießt es ganz offensichtlich. 🙂 Foto: Rika.
Ist schon gut, wenn man einen Opa dabei hat, der einem alles Mögliche erklären kann: Bjarne hört gut zu, was Dirk ihm zu sagen hat. Foto: Rika
Ja, es gab auf diesem Törn einige Tage zu viel Wind. Aber wie man sieht, gab es auch immer wieder das „perfekte Segel-Genuss-Wetter“. Foto: Rika
Warten auf die „Johanna“ an ihrem Liegeplatz an der Innenförde: Nur die vorwitzige Spring vom Nachbarn muss da wohl vor dem Anlegen noch dringend weg … Foto: har

Fröhliches Ferien-Segeln

Aufklaren nach dem Anlegen: Wir kommen mit den Ferienpass-Gästen von einer Kuttertour zurück. Foto: har

Eine Woche lange „Ferienpass-Segeln“ – dieses Angebot für das Ferienpass-Angebot in Kiel hat schon Tradition bei der Marine-Jugend Kieler Förde. Dabei gab es in diesem Jahr durchaus einiges Warten und etwas Unsicherheit, konnten die fleißigen Planerinnen und Planer bei der Stadt Kiel doch lange nicht absehen, wie es mit der Corona-Pandemie weitergehen würde. Doch rechtzeitig vor den Sommerferien kam der nach oben gerichtete Daumen. Unsere Segelei in den den letzten Tagen der Sommerferien durfte stattfinden.

Kein Unfall, sondern Absicht: Kentern gehört zum Segeln zumindest bei den Jollen nun einmal dazu. Foto: Malte

Pünktlich versammelten sich Teilnehmer und Helfer vor dem Marineheim am Düsternbrooker Weg. Und wieder einmal stellten wir fest, dass wir an unserem Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit durchaus noch ein bisschen schrauben müssen. Zwar ist die Kieler Ausgabe der Marine-Jugend schon deutlich über 60 Jahre alt; aber unsere jungen Gäste und ihre Eltern hatten bis zur Veröffentlichung des Ferienpass-Angebots noch nie etwas von uns gehört. Aber das sollte sich nun umgehend ändern.

Kuttersegeln: Ein Haufen verschiedener Teile ist an diesem Boot erst zu lernen. Und erst die vielen seltsamen Begriffe! Unsere Ferienpass-Gäste fuchsten sich aber ganz schnell ein. Foto: har

Wie fängt man am besten mit dem Kuttersegeln an? Man setzt sich einfach in das Boot und fährt mit einer erfahrenen Crew los. So haben wir es auch in diesem Jahr gehandhabt. Viele Mitglieder wechselten sich über die Tage ab; aber einer behielt wie schon so einige Male die Zügel in der Hand: Janek Balster, unsere Allzweckwaffe, wenn es um die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen geht. Zugute kommt ihm nicht nur seine Segelerfahrung. Als angehender Lehrer weiß er auch, wie man die jungen Gäste richtig „anspricht“. Und das ist ihm auch richtig gut gelungen. Im Kutter herrschte von Anfang an richtig gute Laune. 😉

Kräftiger Wind, der gebietet, nicht alle Segel zu setzen – und strahlender Sonnenschein: Die Bedingungen zum Segeln auf der Förde ließen nichts zu wünschen übrig. Foto: har

Drei Tage kreuzten wir über die Kieler Förde: Unsere Ferienpass-Gäste nahmen die Schoten in die Hand, durften unter Aufsicht auch die Pinne des kleinen Zweimasters führen. Und natürlich waren sie auch bei allen Segelmanövern dabei, hissten und bargen die Segel, lernten, wie man das Ganze zum Ende des Ausflugs auch wieder fachgerecht verstaut. Das i-Tüpfelchen waren zudem die Rahmenbedingungen in dieser Woche – sprich: kein „Kieler-Woche-Wetter“ (Wind plus Regen oder Sonne plus Flaute). Wechselnde Winde in unterschiedlicher Stärke und durchgehend Sonnenschein über der Förde machten das Ferienpass-Segeln zu einer sehr angenehmen Angelegenheit.

„Begleitetes Opti-Segeln“: Zwei Tage in den kleinen Flitzern machten den Teilnehmern eine ganze Menge Freude. Foto: Malte

Um den Gästen das Gefühl zu geben, die absolute Oberhoheit über ein Wasserfahrzeug zu erlangen, wechselte die Truppe in den letzten beiden Tagen an den Steg vor dem Vereinsheim: Segeln in Optimist-Jollen zeigte den Kindern das Zusammenspiel aus Wind und robuster Technik hautnah. Zunächst ging es unter Begleitung unserer motorisierten Schlauchboote quer über die Förde in Richtung Arsenal und Schwentine-Mündung. Dabei war auch der Perspektiv-Wechsel beachtlich: Bedeuteten vorbeiziehende Fähren vom Kutter aus noch eine sanfte Schaukelei, mussten Pinne und Schot im kleinen Optimisten fester angepackt werden. Später kam noch die Kurzeinweisung in das Thema: „Was ich mache, wenn die ,Mühle‘ umkippt und ich im Wasser lande“ … Sagen wir es einmal so: Dieser Teil der Ausbildung machte angesichts der Hitze so viel Spaß, dass wir das am letzten Tag wiederholen mussten.

Üblicherweise ist Kentern nicht das erste Ziel beim Segeln. Wenn die Sonne scheint, Wasser und Luft schön warm sind, kann sich diese Ansicht allerdings auch ändern. Foto: Krug

Als eine Erkenntnis stellte sich jedenfalls heraus, dass selbst in einen vollgelaufenen Optimisten bis zu sechs Kinder und Jugendliche passen, alles natürlich in Schwimmwesten, die das Vergnügen in der Förde noch steigerten. Am Rande präsentierte Malte anschaulich den Unterschied zwischen den für Jollen üblichen Regatta- und auf größeren Booten eher genutzten Automatik-Westen. Mit einem Exemplar letzterer Variante sprang er ins Wasser und ließ sich nach der Auslösung vergnügt wieder an den Steg treiben. Für den Hinterkopf: Mit ausgelöster Automatikweste ist das Auf-den-Steg-Kommen nicht sehr lustig. Der „Ballon“ am Hals hält zwar zuverlässig den Kopf über Wasser, behindert aber die nötigen Kletterbewegungen. Mit ein paar kräftigen Händen wurde unser „Vorzeige-Havarist“ aber schnell wieder ins Trockene gehievt.

Malte hat es geschafft und ist mit der ausgelösten Automatik-Weste wieder an Land. Nun muss noch die Luft heraus … Foto: har

Ganz schnell waren die fünf Segeltage herum. Die jungen Gäste bewegten sich immer sicherer und selbstbewusst auf und in der Förde. Nach dem letzten Aufklaren kamen wir wie immer am Marineheim am Düsternbrooker Weg zusammen. Aber es sollte kein sang- und klangloser Abschied werden. Deshalb gab es für alle Gäste jeweils eine kleine Teilnehmer-Urkunde. Und weil man davon nicht satt wird, hatten Kati und Dörte eine Runde dänische Hotdogs für alle vorbereitet. Etwas müde, aber zufrieden saßen alle Seglerinnen und Segler noch eine ganze Weile zusammen, bevor sie sich ins Wochenende verabschiedeten. Dass man am Segeln durchaus hängenbleiben kann, zeigte sich dann gleich anschließend, als die ersten Anmeldungen für das Kuttersegeln eintrudelten.
Dieter + Klaas

Da kommt eine Menge Wasser heraus … Nach dem Kentertraining wird der Optimist kurzerhand auf dem Steg umgekippt. Foto: Malte
Hilft nichts: Zum Segel-Vergnügen gehört auch das anschließende Aufklaren und Saubermachen. Die Optimist-Jollen sind mit Süßwasser gespült und danach abgetrocknet worden. Foto: har
Strahlende Gesichter: Stefan und Liv nach einer Ferienpass-Kuttertour: Die Steuerfrau hat selbstverständlich im Anschluss auch den Eintrag in das Logbuch von Kutter „Fritjof“ geschrieben. Foto: har
Zum Abschluss der Woche gibt es Hotdogs für alle: Dörte und Kati hatten rechtzeitig das Zubehör herangeschafft und natürlich auch die Pølser heiß gemacht. Foto: har
An der langen Leine … Jonas hält die munteren Schwimmer und ihren Opti an dessen Vorleine fest. Foto: Krug

Mal wieder Grundsätzliches üben – ohne Fischbrötchen

Ein kritischer Blick nach oben: Stehen die Segel? Dieter passt auf, dass es läuft an Bord. Foto: Fe

Eine kleine Besatzung erlaubt ein anderes Programm auf dem Wasser als sonst: Dieter war mit Liv, Arne und Christiane auf dem Kutter „Fritjof“ unterwegs. „Grenzwertig“ nannte unser erfahrener Segler und Schriftwart das Unterfangen – nicht weil die Wetterbedingungen oder die Crew grenzwertig gewesen wären; aber zu viert ist auch ein ZK-10-Kutter eine anspruchsvolle Aufgabe. Wer unseren Schriftwart kennt, weiß, dass diese Umstände nicht als Problem, sondern höchstens als Herausforderung angesehen werden können. Und so gestaltete er als Kutterführer spontan eine anspruchsvolle Trainings-Einheit für seine Drei-Personen-Crew.

Liv und Arne belegen die beiden Vorleinen des Kutters. Christiane und Dieter halten derweil die Sorgleinen fest. „Fritjof“ wird rückwärts eingeparkt. Foto: Fe

Nur unter Fock und Besan ließ Dieter den Kutter aus dem Hafenbecken segeln. Ab da war Schluss mit Gemütlichkeit. Vor dem Hafen hieß es abwechselnd: Wenden und Halsen – und nochmal und nochmal … und alles bei wechselnden Windrichtungen. Ausführlich erklärte Dieter alle Schritte und kleinen Finessen, ließ die Segelkommandos selbst üben und die Besatzungsmitglieder durch die verschiedenen Positionen an Bord tauschen. Ein sehr abwechslungsreicher Segelnachmittag, richtig super, auch ohne Fischbrötchen. 😉
Arne

Ein Kutter lässt sich auch mit Muskelkraft antreiben

Kein Wind? Kein Motor? Wen stört’s? Da gibt es doch noch eine Antriebsart … Foto: Krug

Die Sommerferien-Zeit ist eine gute Zeit, um auch denen das Segelvergnügen zu verschaffen, die sonst beruflich zu eingespannt sind, um sich unter der Woche für ein paar Stunden ins Boot zu setzen. Und auch, die, die diesen wunderbaren Sport schon immer einmal ausprobieren wollten, finden nun vielleicht die Gelegenheit, das Segeln auszuprobieren. Das hatte Kutterführer Jörn im Hinterkopf, als er außer der Reihe zu einer Tour auf der Kieler Förde mit unserem Kutter „Fritjof“ einlud. Und so fanden sich am Liegeplatz neben der üblichen Crew ein paar Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, die sonst nicht so häufig dabei sind.

Fallen, Schoten, Baumniederholer, Dirken – durch das ganze Tauwerk muss man auch erstmal durchsteigen, damit man nicht daneben greift, wenn es plötzlich ganz schnell geht. Foto: Krug

Für den (Wieder-) Einstieg ins Kuttersegeln war das Wetter genau richtig: Sonnenschein, T-Shirt-Temperatur, Windstärke drei Beaufort und fallend. Letzteres sollte noch Auswirkungen haben… Erwartet wurden allerdings auch Schauer und Gewitter. Zunächst aber legte die Truppe gut gelaunt mit „Fritjof“ und freundlichen Winden ab. Und selbst wenn die Zusammensetzung an Bord eine andere als sonst war, wurden gewisse Sitten eingehalten. Übersetzt: Es wurde ein Zwischenziel gewählt, an dem sich ein gemütlicher Imbiss einnehmen lässt. Gute Erfahrungen mit den dortigen Fischbrötchen gaben den Ausschlag; der Kutter richtete seinen Bug nach Norden in Richtung Tiessenkai in Kiel-Holtenau.

Der Wind stimmt noch. Der Kutter bewegt sich unter Segeln Richtung Außenförde – noch … Foto: Krug
Das gehisste Besansegel ist mehr Tarnen und Täuschen: Kurz vor dem Anlegen am Tiessenkai hatte die Crew die Riemen auspacken und pullen müssen. Der Wind war eingeschlafen. Foto: Krug

Die Kurve um die Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal wurde dann aber schon schwierig. Zwar waren die angekündigten Schauer ausgeblieben, dafür aber auch der Wind. Rund 50 Meter vor dem Anlegeplatz in Holtenau drohte „Fritjof“ zu „verhungern“. Da die Kutterbesatzung das allerdings nicht wollte, schon gar nicht 75 Meter vor den Fischbrötchen, wurden die kurzen Schlagriemen herausgezogen, das Runzelbord frei gemacht und der Rest des Weges bis zum Kai geruhsam gepullt.

Wie lässt sich die Zeit überbrücken, bis die Fischbrötchen fertig sind? Malte versucht es mit dem Bau von Stein-Türmchen. Foto: Krug

Gut gestärkt kletterten alle Besatzungsmitglieder nacheinander wieder in den Kutter und setzten an Tuch, was nur machbar war. Es erwies sich allerdings als vergeblicher Wunsch, nur unter Segeln nach Haus zu kommen. Einen Verbrennungsmotor gibt es nicht an unserem Kutter, wäre ja auch noch schöner; also wurden seufzend erneut die Riemen ausgelegt. Erst wechselten sich Doro, Sven und Arne beim Pullen ab. Auf Höhe des Marinestützpunktes war es aber allen an Bord klar, dass mit nur zwei Riemen erstens die Arme der Betroffenen ganz schön lang und zweitens die Heimfahrt schier endlos werden könnte. Also kamen noch die beiden Arbeitsriemen hinzu. Und zu viert an den Riemen und wie üblich mit Liv am Ruder pflügte der Kutter etwas zügiger durchs Wasser.

Macht ein entspanntes Gesicht … danke … reicht! 😉 Mit vier Riemen und den Segeln als Deko auf dem Weg in den Heimathafen. Foto: Krug

Nun sind Kutter von Haus aus dazu eingerichtet, mit Muskelkraft bewegt zu werden. Wahrscheinlich wäre es ohne Segel und mit aufgeholtem Schwert sogar noch schneller gegangen. Aber auch so schaffte es die muntere Truppe noch vor Einbruch der Dunkelheit, wieder mit „Fritjof“ in der heimischen Box festzumachen. Als Fazit: Könnte man wiederholen … sogar regelmäßig!
Arne, Malte + Jörn

Hatten bei ihrem Ausflug mit Kutter „Fritjof“ und Kutterführer Jörn durchaus Spaß: Janek, Doro, Sven, Michelle, Stefan, Doreen, Malte, Arne und Liv. Foto: Krug

In Osttimor wird der Ankerplatz unruhig

Der Weg vom Liegeplatz der Crew in die Stadt Dili. Foto: Reich/Aßmann

Unser Vereinsmitglied Helge Aßmann und seine Mitseglerin Asha Reich sitzen Dank der Corona-Pandemie noch immer mit ihrer Segelyacht „Gegenwind“ vor Dili in Osttimor fest. Die Bedingungen am Ankerplatz des Bootes zeigen sich inzwischen nicht mehr als sehr angenehm. Aber die Möglichkeiten, Anker zu lichten und Kurs auf ein erreichbares Ziel zu nehmen, sind begrenzt. Entweder gibt es keine verbindliche Regelung zur Aufnahme fremder Yachten in den Häfen, oder es gibt steigende Corona-Fallzahlen im betreffenden Land. Also bleiben Asha und Helge in Dili, wo sie mittlerweile jeden Stein und jede Straße kennen und sogar schon ein Bier mit dem Friedensnobelpreisträger José Ramos Horta getrunken haben. Von den ursprünglich drei Booten, die vor Dili ausharren, ist eins aufgebrochen – in Richtung Réunion, 4000 Seemeilen von Osttimor entfernt. Nicht nur Asha und Helge drücken die Daumen für eine sichere Reise. Die gesamte Geschichte könnt Ihr im Logbuch der Yacht „Gegenwind“ lesen.
Klaas

Den Wind ausgenutzt – wo es nur ging

Ærø voraus! Jugendwart Jörn nimmt Kurs auf den Hafen von Marstal. Foto: Krug

Von Ferienpause merkt man nicht sehr viel bei der Marine-Jugend Kieler Förde. Irgendwie nimmt der Betrieb im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich zu. Jugendwart Jörn meldete sich heute mit dem Ruf „Marstal. Endlich Marstal!“ Er hatte sich unter Segeln in die dänische Südsee aufgemacht und lief heute die Insel Ærø an – bei fünf Beaufort, strahlendem Sonnenschein und blauer See. Da könnte man richtig neidisch werden …

Beweisfoto: Jörns Selfie aus der dänischen Südsee – und der original Marine-Jugend-Kiel-Mund-Nasen-Schutz ist auch hier dabei. 😉 Foto: Krug

… aber nur fast, denn das Wetter zu Haus auf der Kieler Förde war heute ähnlich spektakulär. Und was macht man, wenn man richtig spontan sein möchte? Richtig, man wirft das sonst übliche Sonnabend-Programm über den Haufen. Sind ja eben doch Sommerferien. Und so traf sich ein ziemlich munterer Haufen Seglerinnen und Segler heute nicht am Vereinsheim, sondern gleich beim Liegeplatz unseres Kutters „Fritjof“ und stieg dort fröhlich ein. Mit einer Crew von neun Personen ist ein Kutter auch für etwas mehr Wind gut gerüstet. Stephan hatte seine frühere Klassenkameradin Steffi dabei, die sich sofort für diese sehr urtümliche Segel-Variante begeisterte.

Was macht man, wenn sich am Mast etwas vertörnt? Man schickt das leichteste Crewmitglied im Bootsmannstuhl nach oben. Heute bedeutete das für Cara das Aufentern in einer umgedrehten Schwimmweste, gesichert durch ein Fall. Foto: Chris

Mit Randi an der Pinne ging es zunächst etwas vorsichtig ohne Großsegel aus dem Hafen. Das stieg dann später aber doch auf. Kreuz und quer ging es über die Innenförde in Richtung Hörn. Zwischendurch gab es ein kleines Malheur. Die Dirk am Besan war nicht gefiert worden. Als dann die Besanschot einmal sehr dicht geholt wurde, riss das Konstrukt, in dem auch unsere große Marine-Jugend-Flagge integriert ist. Cara, als leichtestes Crew-Mitglied, enterte aber souverän auf und beseitigte die Reste. Und ein Mütze-über-Bord-Manöver musste die fröhliche Truppe auch noch fahren. Vor dem Wind flog Caras Hut weg. Die erste Meldung an die Rudergängerin geriet etwas leise. Und so war die Kopfbedeckung schon ziemlich weit abgetrieben, bis der Kutter schließlich wendete. Doch nach einigen Anläufen kam die tropfnasse Kopfbedeckung glücklich wieder ins Boot …

Auf dem Rückweg machte „Fritjof“, wie kann es anders sein, Halt, um die Besatzung in Richtung Fischbrötchen-Bude zu entlassen. Nach einer Runde Fisch und Pommes ging es dann unter vollen Segeln wieder in das heimische Hafenbecken zurück. Dort wartete schon Stefan. Auch der war mit einem Freund auf unserer Vereins-Varianta „Regulus“ unterwegs gewesen und half „Fritjof“ nun auf den letzten Metern mit dem großen Schlauchboot an den richtigen Platz zwischen den Dalben.

Eine sehr nahrhafte Tradition bei uns: Wer viel segelt, sollte auch gut essen – und wenn möglich irgendetwas mit Fisch. Foto: Steffi
„Fritjof“ kommt nach dem Sonnabend-Törn wieder zum heimischen Liegeplatz zurück. Foto: Fe

Und nicht nur unsere Boote wurden ausführlich bewegt. Unsere zweite Vorsitzende machte heute einen Ausflug nach Mecklenburg. Dort wartete der heiß ersehnte und brandneue Segel-Satz für unseren Kutter darauf, beim Segelmacher unseres Vertrauens abgeholt zu werden. Und so meldete sich Tina mit einem erleichterten „Wir haben ihn!“ aus Warnemünde. In Kiel sollen die neuen und vermessenen Segel bald sorgfältig angeschlagen und dann ausgiebig getestet werden. Die Eine oder der Andere von Euch wird sich daran erinnern: Wir wollen noch unsere bisherigen 7,2 Knoten schlagen…
Stephan + Klaas

Da sind sie! Unsere N.E.U.E.N. S.E.G.E.L!!! Mehrere Jahre haben wir dafür gearbeitet, Spenden gesammelt und jeden Cent mehrfach umgedreht. Nun bekommt unser Kutter endlich eine neue Garderobe. 😉 Foto: hin

Wenig Wind – also viele Segel

Endlich wieder ein funktionierender Baumniederholer am Großbaum des Kutters: Jörn (links) und Stephan trimmen das Großsegel von „Fritjof“. Foto: har

Zweite Woche der Sommerferien in Schleswig-Holstein, aber für das Kuttersegeln bekommen wir noch immer genug begeisterte Seglerinnen und Segler zusammen. Auch heute liefen wir mit „Fritjof “ wieder zu unserer gewohnten Donnerstags-Tour in die Kieler Förde aus, zwar auf trockenen Duchten, aber mit feuchten Schoten in den Händen. Stephan hatte das Boot zuvor lenzen müssen; in den vergangenen Tagen hatte es kräftig geregnet, natürlich auch in den Kutter hinein.

Für den kleinen Flieger am Klüverbaum gab es heute zu wenig Wind über der Kieler Förde. Also wurde ein größeres zweites Vorsegel angeschlagen: Vor der Genua blies sich ein Klüver auf. Und es funktionierte. Foto: har

In dieser wegen der Corona-Pandemie sehr ungewöhnlichen Saison haben wir es uns angewöhnt, kräftig mit unserem ZK-10-Kutter zu experimentieren. Bei wenig Wind wagten wir uns heute daran, mal wieder unsere Segelfläche zu vergrößern. An unserem Klüverbaum, den es in dieser Kutterklasse gar nicht gibt, hatten wir bisher vor Fock oder Genua in luftiger Höhe einen so genannten Flieger gefahren – eine ehemalige Sturmfock, die an „Fritjof“ ein zweites Leben erhalten hat. Heute bogen wir vom Liegeplatz gleich wieder in Richtung Innenstadt ab, um Kurs auf unseren Vereinssteg zu nehmen und aus dem Vereinsheim noch ein Focksegel zu holen. Der Aufschießer vor dem Steg geriet uns so schwungvoll, dass wir in letzter Sekunde noch eine Wende fuhren, die schon den Charakter eines „Manöver des letzten Augenblicks“ hatte. Immerhin war Jörn in Erwartung des Anlegens schon auf den Steg gesprungen und musste nun von außen den zweiten Anlauf abwarten. Aber damit war schon jemand an Ort und Stelle, um die Leinen von Land aus anzunehmen. Auf dem Weg ins Vereinsheim sahen wir, dass – mal wieder – der örtliche Fischbrötchenstand geschlossen hatte. Komischweise stellte fast die gesamte Crew spontan fest, dass dringend und sofort Fischbrötchen-Bedarf bestand. Also wurde der Klüver-Aspirant samt Segelsack nur in den Kutter gelegt. Und die ganze Truppe machte sich auf in Richtung „Camp 24/7“, wo wir zu Recht eine weitere „Futterstation“ vermuteten.

Selfie beim Warten auf Fischbrötchen: Wenn die Crew spontan Hunger auf Matjes, Backfisch, Lachs und Fischfrikadellen entwickelt, sollte man dem Bedürfnis nachgeben. Sonst wird das nichts mit harmonischer Segelei. Wirklich nicht! Foto: har

Nachdem viele Fische in vielen unterschiedlichen Zubereitungen den Weg in hungrige Mägen gefunden hatten, wurde das zweite Vorsegel angeschlagen. Auch der lange schmerzlich vermisste Baumniederholer am Großsegel war repariert und funktionsfähig. Und so suchten und fanden wir den Weg zurück auf die Förde, an der Pinne wieder Liv, die es heute gar nicht so leicht hatte mit mehreren Kutterführern und Segellehrern an Bord, die auch wirklich alles besser wussten. Aber die Frau am Ruder zeigte, dass sie sich durchsetzen konnte. Wer nicht auf Kommandos hörte, merkte es eben, wenn spontan der Baum herumkam, das Segel ins Gesicht klatschte oder man plötzlich unten in Lee verdächtig nah am vorbeirauschenden Wasser saß. Allerdings konnte sie bei dem Segel-Berg, den wir heute mitführten, von achtern auch nicht immer alles gleich sehen – also so etwas wie Fördedampfer, Colorline-Frachtfähren, Fahrwassertonnen, kreuzende Drachen- und Ruderboote, Kinder in ihren kleinen Optimisten. Aber: Wir wurden nicht versenkt; wir versenkten niemanden. Und wir rammten auch nichts, nicht einmal ein klitzekleines bisschen … Wenn es dann ein wenig zu laut, frech oder unaufmerksam im Boot wurde, gab es rustikale Möglichkeiten, die Konzentration zu steigern. Da bekam Cathrine an der Besanschot von der Steuerfrau hinter ihr eben mal eine Kopfnuss, ganz leicht und vorsichtig wohlgemerkt, was dann eher zur Erheiterung auf dem Kutter führte. Stephan kommentierte die Kommunikationsfreude im Boot auch trocken mit: „Schnacken könnt Ihr in der Matrix (dem Sytem, das wir vereinsintern zur gegenseitigen Information nutzen). Beim Segeln ist Aufmerksamkeit gefragt!“

Harmonie im Achterschiff, auch wenn die Aufmerksamkeit schon mal mit einer angedeuteten Kopfnuss erheischt wird. Foto: har

In jedem Fall waren wir aufmerksam genug, um sicher und mit Schwung wieder zu unserem Liegeplatz zurückzukehren, und mittlerweile routiniert genug, um das Boot schon beim Rückwärtseinparken in die Box aufgeklart, die Segel abgeschlagen und das Tauwerk sorgfältig aufgeschossen zu haben. Allen äußeren Einschränkungen bisher zum Trotz ist die Seglerinnen- und Segler-Gruppe auf dem Kutter inzwischen wieder so mit der Materie vertraut, dass sie selbstbewusst auftritt. Und das zu Recht.
Klaas

Die Handgriffe sitzen, vorausgesetzt alle an Bord hören auch zu… Foto: har
Cara hat das Kuttersegeln für sich entdeckt. Kutterführer Jörn nimmt aber auch allen Einsteigern bei dieser Bootsklasse die erste Furcht. Foto: Krug
Christiane kümmert sich um ihre Großschot – auf die Vorfahrtsregelungen voraus muss sich die Steuerfrau kümmern. Foto: har
Stefan (links) und Stephan (rechts) behalten gemeinsam mit Jörn den Überblick an Bord. Foto: har
Die Wetterverhältnisse bei der heutigen Tour sind so angenehm, dass genug Raum und Zeit für Diskussion und Erklärungen im Kutter bleiben. Foto: har

Wasser von unten – Wasser von oben …

Noch ist draußen mehr Wasser als drinnen – und der Kutter läuft wie ein Häschen unter Segeln. Foto: Jörn

Noch gar nicht lange her, dass wir an dieser Stelle gemeckert haben, dass es uns ausgerechnet immer an unserem Segel-Sonnabend mit schlechtem Wetter erwischt. Das Schimpfen scheint irgendwie gewirkt zu haben, nur nicht so, wie wir es uns gewünscht hatten: Heute standen wir am frühen Nachmittag auf dem Steg und blickten erst prüfend in alle Himmelsrichtungen und dann auf die Wettervorhersagen. Leider war das Ergebnis überall das Gleiche: zu viel Wind bei gleichmäßigem Regen und mäßigen Temperaturen. Opti-Segeln war damit für heute gestorben, Jollen-Segeln gleichfalls. Dennis und Jörn, die eigentlich mit unserer Albin Vega „Johanna“ an einer 24-Stunden-Regatta hätten teilnehmen wollen, ließen ebenfalls Vernunft walten und ließen die Aktion bei Böen von sieben Beaufort lieber bleiben.

Was ziehen wir bei diesem Wetter hoch? Wenn alle anderen Boote drinnen bleiben müssen, hat ein Kutter immer noch Potential. Foto: Fe

Gewitter über und eine geschlossene Eisdecke auf der Förde sind die einzigen Begründungen, die das Segeln bei uns strikt verhindern. Solche Unbill war allerdings nicht in Sicht. Und was zieht uns in solchen Situationen immer aus dem Schlamassel und gleichzeitig auf das Wasser? Richtig. Unser Kutter. Die Bauweise eines klassischen Rettungsbootes bietet schließlich noch Möglichkeiten. Und da die Kutterführer Jörn und Stephan sowie unsere völlig unerschrockene Steuerfrau Liv bereit standen, war die Entscheidung getroffen: schnell ins große Motorboot und alle zum Liegeplatz von „Fritjof“. Emily zeigte sich erst etwas skeptisch, hatte sie sich schon so auf das Opti-Segeln gefreut und waren die äußeren Bedingungen doch recht „eindrucksvoll“; aber auch sie gab sich einen Ruck. Der große Kutter wurde seeklar gemacht.

Wer traut sich bei diesem Wetter raus? Robuste Schlepper und robuste Marinekutter – und wenn Emily sowie Liv am Ruder dabei sind, kann doch eh nichts passieren. Foto: Jörn

Es zeigte sich wieder einmal, dass diese uralte Boots-Klasse geradezu beneidenswert flexibel ist. Unter Besan und ein, zwei kleinen Vorsegeln – mehr war heute nicht nötig, aber ehrlicherweise auch nicht drin – glitt „Fritjof“ ins freie Wasser. Wer sich schon selbst unter Segeln auf den Weg gemacht hat, weiß um die Freude, die dabei entsteht. Fieser Nieselregen, Böen und schlechte Sicht? Egal. Auch Emily bekam schnell ihren Spaß an der Sache. Als die Tour vorbei war, kam die gesamte Crew tropfnass wieder an Land. Aber sie hatte sich vom Wetter nicht ins Bockshorn jagen lassen. Sagen wir doch einfach mal wieder mit einem Augenzwinkern: Danke, „Fritjof“! Natürlich waren die obligatorischen Fischbrötchen fällig, heute aber beim langsamen Trocknen von Segelkleidung und Insassen lieber im Gruppenraum …
Klaas

Arne und Louis zeigen ihren Fischbrötchen, was eine Harke ist. Nach der Kutter-Tour heute haben sie es sich aber auch redlich verdient. Foto: Jörn
Soweit man es bei diesen Bedingungen sehen kann, ist niemand so „irre“ und segelt heute auf der Förde … oder etwa doch? 😉 Gleich kommt hier ein Marine-Jugend-Kiel-Kutter vorbei. Foto: Fe
Yeah! Heute ist richtig Zug auf der Leine. Arne merkt die Windbedingungen in seiner Schot. Foto: Jörn

„Lasst uns mal Fischbrötchen holen …“

Endlich wieder festen Boden unter den Füßen … Liv, Cathrine, Arne und Louis machen auch wirklich einen sehr ausgehungerten Eindruck … Foto: har

Ferienzeit war in den vergangenen Jahren eigentlich überwiegend Ruhezeit im Vereinsleben. Aber angesichts der Einschränkungen der vergangenen Monate lässt auch bei uns niemand freiwillig ein Boot am Liegeplatz dümpeln, wenn es nicht unbedingt sein muss. Und so hieß es für unseren Kutter „Fritjof“ eben auch heute wieder „Leinen los“. Kaum aus dem Hafen heraus stellte Steuerfrau Liv die sehr berechtigte Frage nach dem Wohin. Nicht, dass wir uns vorher darüber Gedanken gemacht hätten – Hauptsache erstmal weg. Der bequemste Kurs war der Richtung Norden. Also ließen wir den Kutter dorthin laufen.

Stephan balanciert auf dem Runzelbord, um den Verbandsstander mit einem Stopperstek wieder in Form zu bringen. In diesem Fall sind Stil und Form wichtiger als der Trimm des Kutters. Foto: har

In Sichtweite der Zufahrt zum Nord-Ostsee-Kanal stellte sich bei der Mehrheit der Besatzungsmitglieder ein unzähmbares Hungergefühl ein. Konsequent wurde die Diskussion um den weiteren Kurs an Bord ausschließlich unter dem Aspekt der Erreichbarkeit akzeptabler Fischbrötchen geführt. Qualitätsgesichtspunkte sowie die Möglichkeit, einen vorzeigbaren Aufschießer vor Publikum auszuführen, reduzierte die Auswahl auf den Tiessenkai in Holtenau. Ganz artig hielten wir uns mit „Fritjof“ von dem Zufahrtsgebiet des Kanals fern und schlugen einen weiten Haken, bis wir vor dem ehemaligen Gelände des Marinefliegergeschwaders 5 einschwenkten. Mit einigen deutlichen Anweisungen von Kutterführer Stephan gelang auch das Anlegemanöver wie erhofft. Unser kleiner Zweimaster machte in Sichtweite der Lokale des Tiessenkais fest – kurz vor einem etwas größeren Zweimaster, dem Marstal-Schoner „Zuversicht“, der ebenfalls am Kai festgemacht hatte. Aufklaren war überflüssig. Der Wind stand so gut, dass die Segel sogar oben bleiben durften. Und die ganze Truppe ließ sich vom inneren Kompass in Richtung Fischbrötchen ziehen.

Das Warten auf das Essen ist viel leichter, wenn man weiß, dass die ersehnten Fischbrötchen alle ganz frisch zubereitet werden. Foto: har

Das Crew-Abendbrot ließ dann noch etwas auf sich warten, denn unsere Bestellung wurde Stück für Stück frisch zubereitet. In der Gewissheit, dass das Grundbedürfnis Nahrungszunahme bald befriedigt wird, war die Zeit aber gut auszuhalten. Es war gutes Wetter, angenehmes Segeln, die Zeit drückte nicht. Also genossen alle die Pause. Cathrine und Liv machten sich zudem auf, mit der Besatzung des Schoners „Zuversicht“ zu schnacken, so von Zweimaster zu Zweimaster … naja, die „Zuversicht“ hat 22,5 Meter mehr Wasserlänge ….

Volle Mägen segeln besser: Liv steuert uns weder von Holtenau weg. Foto: har

Gestärkt legten wir in Holtenau wieder ab und gingen auf Heimatkurs. Den Weg um das Zufahrt-Sperrgebiet des Kanals nahmen wir (fast) so genau wie auf dem Hinweg. Es drängte niemand. Der Wind hatte abgenommen, sodass die Tour regelrechten Kaffeefahrt-Charakter annahm – Louis streckte sich mal eben auf einer Ducht aus und verkündete: „Ich chill hier mal eben.“ Aber auch mit wenig Wind standen die alten Segel wie eine Eins, der Kutter lief mal wieder „auf Schienen“. Zu unserem Erstaunen gelang es einer größeren Yacht auf Parallelkurs nicht, uns zu überholen. Dabei waren bei uns heute nicht mehr als fünfeinhalb Knoten drin.

Auch wenn Stefan so aussieht, als ob er gerade überlege, wie der Achtknoten in der Großschot funktioniert: Er kann ihn – und die übrigen nötigen Knoten in unserem Gewerbe ebenfalls. 😉 Foto: har

Die Heimfahrt verlief weitestgehend ereignislos. „Fritjof“ spulte die Distanz auf einem Bug klaglos ab. Nach einer letzten Wende in die Hafeneinfahrt war allerdings plötzlich nichts mehr mit Segeln. Nun stand der Wind in der engen Einfahrt direkt von vorn. Andere Boote werfen in solchen Momenten ihre Maschinen an. Auf einem Marinekutter dagegen werden die Klappen von den Runzeln gezogen und die Riemen ausgefahren. Sprich: Die letzten Meter bis zu unserem Liegeplatz pullten wir „Fritjof“. Da damit schon die Gelegenheit bestanden hatte, sich gleichzeitig um das Tuch an den Masten zu kümmern, hatten wir in der Box auch gar nicht mehr viel aufzuklaren. Das Boot sauber, die Crew satt und zufrieden – und der nächste Segeltermin ist auch schon vereinbart.
Klaas

Fachgespräche unter Gaffelsegler-Seglern: Cathrine und Liv schauen am Tiessenkai mal bei der TS „Zuversicht“ vorbei. Foto: har
Entspanntes Segeln: Louis und Arne teilen sich die Bedienung der Fock, Stephan hat ein wachsames Auge auf alles. Foto: har
Und wie herum drehte sich gleich noch einmal diese Winsch? Klaas bemüht sich von achtern um den Flieger ganz vorn. Foto: bü
Das übliche Duo im Heck: Liv an der Pinne, Cathrine am Besan. Foto: har

Kleines Paradies zwischen Gewitterschauern

Ein Gewitter ist gerade über die Kieler Förde gezogen. In der Ferne über dem Ostufer grummelt es noch; da sind die Jollen schon ganz schnell wieder auf dem Wasser. Foto: har

Der Wetterbericht war heute kurz davor gewesen, uns einen kleinen Hauch schlechter Laune zu verschaffen – durchziehende Gewitter, wie schwer und vor allem wie viele: unklar. Das hatten wir an den vergangenen Wochenenden häufig genug „genießen“ müssen. Da aber mittags noch die strahlende Sonne auf das Vereinsheim schien, beließen wir es bei den wöchentlichen Vorbereitungen mit jeweils einer Hand am Schiff und einer Hand am Smartphone, um die Aktualisierungen der Wettervorhersage im Auge zu behalten. Die Opti-Gruppe kam auch nach Plan in die Gänge. Emily betrat das Vereinsgelände mit der Forderung, die Ausbildung mit einem Kenter-Training zu beginnen. Es sei heute einfach zu heiß … Aber es blieb bei der trockenen Variante; der Wind hätte für unfreiwillige Abgänge über die Seite heute auch kaum ausgereicht. Eine Kleinjolle nach der anderen legte vom Steg ab und bewegte sich zügig auf die andere Seite der Förde, immer bewacht von der motorisierten „Glucke“, dem Aufpasser-Schlauchboot.

Vor dem Eingang der Schwentine in die Förde gondeln die Optis munter hin und her. Foto: har

Das Ende des Opti-Segelns beendete dann zunächst auch die Glücksträhne des Tages: Im Südwesten Kiel zog eine dunkelblaue Wand hoch, von der klar war, dass sie demnächst den Segelbetrieb treffen würde. Alle Optimisten und ihre Seglerinnen und Segler kamen glücklich aus dem Wasser. Allerdings musste auch ein Begleitboot heraus. Der frisch überholte Außenborder hatte angefangen zu mucken. Aus den sporadischen Aussetzern wurde schließlich Grabesstille, wenigstens erst im Moment des Anlegens.

Die älteren Jollen-Crews hatten derweil längst damit begonnen, ihre Boote an Land aufzuriggen. Die Blicke gen Himmel hatten allerdings zur Folge, dass sich die Geschwindigkeit der Vorbereitungen drastisch beschleunigte. Immerhin bestand doch die Hoffnung, vor dem ersten Regenguss noch eine kleine Runde zu drehen. Ein 420er schaffte es, vom Steg abzulegen. Ein „Floh“ sollte gerade vom selbigen geschoben werden. Aber dann kam ein heftiger Donnerschlag, und leichter Regen setzte ein. Also alles kehrt marsch, Boote aus dem Wasser, Besatzungen ins Vereinsheim. Aus dem vereinzelten Donner war das befürchtete Gewitter geworden.

Schnell die Leine annehmen – und alle raus aus den Booten, das befürchtete Gewitter ist da. Foto: har

Kaum waren alle unter dem festen Dach, die Heiß- und Kaltgetränke herumgereicht, stand bereits im Donnergrollen der Entschluss, auf der Rückseite des Gewitters die Boote umgehend wieder ins Wasser zu bringen. Und tatsächlich stürmten wir nach einer halben Stunde wieder ins Freie. Das Gewitter war noch über dem Osten Kiels zu sehen. Aber die Windrichtung stimmte. Die Jollen stießen ab. Auch das malade Begleitboot war wieder dabei. Den kaputten Motor hatten wir gegen ein Ersatz-Aggregat ausgetauscht. Das ließ sich zwar zunächst auch bitten. Aber nach einigem Ausprobieren und gutem Zureden sprang der kleine japanische Zweitakter an und ließ uns auch nicht mehr im Stich.

Trau, schau wem … Stephan dreht mit dem Ersatzmotor für unser kleines Schlauchboot einige Runden, um Gewissheit zu erlangen, ob wir der Maschine auch wirklich trauen dürfen. Foto: har

Was nun folgte, war ein kleiner paradiesischer Höhepunkt auf der Förde. Windstärke 1 bis 2, lauwarme Sommerluft und einfach pures Wassersport-Vergnügen. Es war keine Akrobatik gefordert; niemand musste auf „die Kante“. Es ging einfach nur um etwas Genuss am Segeln. „Haben wir nicht eine tolle Truppe beisammen?“, fragte Stephan auch eher rhetorisch. Wir dehnten die beabsichtigte Dauer des Gruppennachmittags einfach um die verlorene Zeit an Land aus und nahmen dann wieder unseren Heimatsteg ins Visier. Dort angekommen, wartete bereits Malte darauf, unsere Leinen anzunehmen. Er war gemeinsam mit Dennis zu einem ersten Ausflug in dieser Saison mit unserer Albin Vega „Johanna“ unterwegs gewesen. Die beiden hatten beim Gewitter auch im nächst liegenden Hafenbecken Schutz gesucht. Nun ist für das Vereinsleben ja eigentlich Sommerferien-Pause. Eigentlich. Denn wer will schon so lange auf das Segeln verzichten? Und das nach einem traumhaften Tag auf der Förde? Also werden wir weitermachen – auf Zuruf. Die Wege, um an Informationen und Zeiten heranzukommen, sind ja schließlich allen Beteiligten bekannt … 😉
Klaas

Gute Laune auf dem Schlauchboot: Das Selfie ist der Beweis. Jörn und Louis haben Spaß an Bord. Foto: jö
Eins von beiden gezeigten Wasserfahrzeugen ist auch ohne Werftüberholung betriebsbereit. Okay, das war jetzt ein bisschen gemein – aber die „Floh“-Besatzungen hatten heute keinerlei Maleschen. Foto: har
Jollensegeln ganz gemütlich. Bleibt sogar genug Zeit für einen kleinen Plausch. Foto: har
Nicht nur unsere Jollen waren heute unterwegs. Dennis und Malte gehen auf einen kleinen Testschlag mit der „Johanna“. Foto: har
Wenn hier gerade kein Wind ist, kann einen das Motorboot halt dahin ziehen, wo es Wind gibt. Foto: har
Das Turngerät forderte Liv und Simon heute nicht. Der 420er mochte es geruhsam. Foto: har
Arne und Louis packen ihren „Floh“ aus. Gleich wird es hier allerdings etwas hektischer. Der Himmel wird sich verfinstern. Foto: har
Liv, Sina, Louis und Arne nehmen im großen Schlauchboot Platz. Die beiden Mädchen sind demnächst dran mit dem Sportbootführerschein. Dann dürfen sie das Boot auch selbst fahren. Foto: har
Nebenbei befreien wir unseren Piraten „Kassiopeia“ vom Antifouling. Eine Jolle, die nicht ständig im Wasser liegt, benötigt schließlich keinen giftigen Anstrich. Foto: har
Saubermachen und Aufklaren. Die Boote sollen beim nächsten Ausflug schließlich fit sein. Foto: har