Die letzten Möglichkeiten nutzen

Kutterführer Jörn und Steuerfrau Liv – ein schöner Nachmittag Ende Oktober ist auf dem Wasser doch noch viel schöner als an Land. Foto: Simon

Es wird kälter draußen; am Horizont winkt schon in der Ferne die Weihnachtszeit. Das Gelände rings ums Marineheim ist von bunten Blättern bedeckt. Und das Kranen der größeren Vereinsboote steht in wenigen Tagen ebenfalls an. Aber da freundliche Winde angekündigt sind, nutzt unser Kutterführer jede kleine Gelegenheit, noch einmal aufs Wasser zu kommen. Gemeinsam mit Liv und Simon lässt Jörn unseren Kutter „Fritjof“ an diesem Nachmittag wieder auf die Kieler Förde gleiten.

Dick einpacken und los: Auch Simon lässt sich nicht von spätherbstlichen Bedingungen abschrecken, wenn es ums Kuttersegeln geht. Foto: Jörn

Kurz nach 14 Uhr waren die drei losgefahren – nicht wegen des Windes, aber wegen des geringen „Personalumfangs“ an Bord unter Fock und Besan, Liv an der Pinne. Jörn nutzte die Ruhe, um Simon gleich ein bisschen Unterricht an der Fockschot zu geben. Vor dem Ostufer kreuzte der Kutter dann vor dem Gelände der Werften entlang – an einem Unterseeboot vorbei. Das wiederum nutzten Simon und Liv für ein paar Selfies mit dem dunklen Koloss im Hintergrund. Livs Anmerkung: „Simon hat posiert wie ein Weltmeister – man weiß ja nie, ob weibliche Fans in der Nähe sind … “ 🙂 Aber schließlich wendeten die drei Seglerinnen und Segler ihren Kutter und machten sich auf den Heimweg – eine Strecke, die recht zügig zurückgelegt wurde.

Mit dem Kutter am neuen Unterseeboot vorbei – Gelegenheit für diverse Selfies … Foto: Jörn

Als der Kutter Richtung Hafen segelte, kam er auch am heimatlichen Vereinssteg vorbei. Dort hatten Dieter und Jens derweil die Varianta „Regulus“ festgemacht und schon den Mast gelegt. Der wurde wie eine Menge anderer Ausrüstung anschließend hoch ins Marineheim geschleppt, um dort dem „Winterschlaf“ überantwortet zu werden. Im Anschluss liefen die beiden zurück zum Hafenbecken, in dem unsere größeren Boote ihre Sommerliegeplätze haben, und holten das große Schlauchboot, um die „Regulus“ erneut in ihre Box zu schleppen. Denn am Freitag kommt ja der Kran … Klaas wiederum hatte inzwischen den Gruppenraum aufgeräumt und einen 420er auf den Haken genommen. Der bekommt auswärts eine Überwinterungsunterkunft. Wir brauchen ja Platz für die großen Boote, denn am Freitag … Ihr wisst ja schon. 😉
Liv

Der Mast ist schon gelegt: Jens und Dieter bereiten die „Regulus“ für die Einwinterung vor. Foto: Jörn
Stück für Stück kommt die Ausrüstung in die Bootshalle. Alles, was erledigt ist, muss am Tag des Kranens nicht mehr berücksichtigt werden. Foto: Klaas
Und tschüss bis zum Frühjahr! Der erste 420er rollt vom Hof. Aber er kommt wieder. Sagt ja schon der Bootsname: „A Question of Time“. Foto: Klaas

Und an Land kreischen Schaber und Schleifmaschine

Wenn man Corona-Vorsichtsmaßnahmen gewohnt ist, sind auch die Masken zum Antifouling- und Farbe-Schleifen keine große Aufregung mehr wert: Guido, Malte und Klaas (von rechts 😉 ) machen sich an Land an die Arbeit. Foto: har

Bald werden bei den größeren Booten, die noch im Wasser liegen, die Masten gelegt und die Winterpause vorbereitet. Dann kommt der Kran und hebt die teuren Stücke an Land. Dafür muss dort natürlich rechtzeitig Platz geschaffen werden. Und weil auch unser alter ZK-10-Kutter sein Eckchen auf dem Vereinsgelände benötigt, später sogar für Arbeiten in die Bootshalle geschoben werden muss, heißt es, Ärmel aufzukrempeln und schon mal bei den kleinen Booten Ausbesserungen vornehmen, damit die aus dem Weg kommen.

Im Spiegel soll man sich spiegeln können, oder nicht? Guido gibt einem 420er das passende Finish. Foto: har

Malte, Guido und Klaas haben sich am Morgen verabredet, um Hand anzulegen, damit zwei Boote so weit fertiggestellt werden können, dass sie in den kommenden Tagen eingepackt und auf ihren Trailern weggezogen werden können. Guido hatte sich bereits um den 420er „Jam Jam“ von Jörn bemüht, der in der ablaufenden Saison seine „Wiedergeburt“ gefeiert hatte. Da es schöner ist, wenn zwei Boote gleichen Typs aufs Wasser kommen, hatte auch Klaas seinen noch älteren „A Question of Time“ ausgegraben. Ganz nebenbei mit viel Liebe und Aufwand hatte Guido auch aus diesem Boot etwas Segelfertiges zusammengeklebt, gespachtelt, gemalt. Nun sind die letzten Arbeiten dran. Der Spiegel wird lackiert. Im Frühjahr muss dann nur noch eine kleine Dichtung an der Lenzklappe ersetzt werden. Dann geht es auch mit diesem 420er wieder auf die Förde.

Mit Schaber und Industriestaubsauger den dicken alten Antifouling-Schichten zu Leibe rücken. Foto: har

Auf dem Platz, den in den kommenden Monaten der Kutter „Fritjof“ beansprucht, liegt zurzeit noch ein „Pirat“. Die „Kassiopeia“ ist zwar zweieinhalb Meter kürzer als „Fritjof“; aber wenn man versucht, sie einmal anzuheben, stellt sich das Gefühl ein, dass die beiden Boote gleich schwer sind … Da die Jollen bei uns durch die Bank keine Wasserlieger in der Saison sind, sondern immer wieder zur Nutzung ins Wasser geslippt und anschließend herausgezogen werden, ist Antifouling, das den Bewuchs mit Algen und Meeresgetier verhindern soll, völlig überflüssig. Cathrines „Pirat“ hatte von den Voreigentümern allerdings eine dicke Schicht aus allerlei undefinierbaren Farben und Anstrichen erhalten, die deshalb nun herunter sollen. Da „Kassiopeia“ in der Saison 2019 durch die Nutzung auf der Förde und im Segelcamp Borgwedel richtig hatte leiden müssen, sind nun ein paar Ausbesserungen fällig.

Unter der dicken roten Antifouling-Schicht kommt eine weiße Farbschicht. Unter der weißen Farbschicht kommt eine schwarze Schicht, die beim Schleifen wie Teer riecht, darunter … Kilogrammweise kommen Anstriche von dem Piraten herunter. Foto: har

Etliche Stunden hatten die „Landarbeiter“ schon investiert. Die Anstriche lassen sich allerdings nur mühsam entfernen. Exenter-Schleifer sind überfordert; der Bandschleifer bekommt es nur unwesentlich besser hin. Die Quälerei hat erst ein Ende, als Guido – hurra! – einen der Farbschaber wiederfindet. Das ist zwar nicht das zarteste Werkzeug in der Bootsbehandlung, aber es ist sehr, sehr effektiv. Mittags müssen die Bemühungen abgeschlossen sein. Das Restaurant im Vereinsheim nimmt seinen Betrieb auf. Da sind die Dezibel-Zahlen der Schleifmaschinen nicht mehr ganz angemessen.
Klaas

Kuttersegeln mit „Weißjacke“ von Melville

Dieter hat angesichts der ruhigen Wind- und Wellenverhältnisse ein bisschen literarische Bildung für die Crew auf dem Programm: Heute gibt es Gespräche über „Weißjacke“ von Herman Melville. Fortsetzung folgt hoffentlich bald! Foto: Jörn

Im Sommer und mit 3 Beaufort kann ja nun jeder segeln; es geht aber auch im Herbst mit knappen 2 Beaufort von Nord. Louisa, Arne, Jörn und Dieter haben’s gewagt. Und gewonnen – beschauliches Segeln, erst mit Louisa an der Pinne, dann Arne, teils hoch  am Wind (jedenfalls mehr oder weniger);  zuerst sind wir rausgekreuzt bis Höhe Kanaleinfahrt. Anschließend sind dann laaaaangsam vorm Wind wieder zurück gesegelt in Richtung Hafen – mit ausgebaumter Genua. Wir sahen dabei auch ein merkwürdiges Schiff: ganz vorne ein hoher  Aufbau, dann viel Schiff hintendran; und dazu der Name „N 35“… – Jörn hat’s gegoogelt; da war der Rumpf noch blau, jetzt ist er dunkelgrau – ein Versorgungsschiff unter panamanesicher Flagge.

Entspannt über die Förde bei wenig Wind. 😉 Foto: Jörn

Wichtiger waren unsere Gespräche in entspannter Stimmung – über Literatur! Dieter hat aus „Weißjacke“ von Herman Melville erzählt. Das Kapitel „Einige Gedanken über des Tollen Jack Art, die Befehle seines Vorgesetzten zu widerrufen“ will Dieter mal im Verein vorlesen – es geht darum: Anluven oder Abfallen in einer Bö! Ihr merkt – alles wirklich sehr entspannt. Um knapp nach 17 Uhr waren wir wieder im Hafen, empfangen von zwei Vätern. Und wir nehmen an: Dies war noch nicht der letzte Kuttertörn in diesem Jahr.
Dieter + Arne

Ganz entspannt über die Förde: Auch Mitte Oktober ist es noch richtig schön, in der warmen Sonne auf dem Wasser zu sein. Foto: Jörn
Jeder muss mal das Ruder in die Hand nehmen. Dieses Mal ist Arne an der Reihe. Foto: Jörn
Louisa wechselt ebenfalls die Positionen – Pinne, Schoten, alles dabei. Foto: Jörn

Zum Ende der Saison kommt das Wasser

Die Schwimmstege vor dem Vereinsheim sind noch zu sehen; der feste Steg hat sich allerdings schon unter die Wasseroberfläche verkrümelt. Foto: Jörn

Tief „Gisela“ und Böen um 8 bis 9 Beaufort haben das Wasser an unserem Teil der Ostseeküste aufgetürmt. Was morgens noch für Zuschauer an der Kiellinie ganz schick aussah, weil die grüne Bark „Alexander von Humboldt II“ unter Segeln in die Förde einlaufen konnte, machte vielen Bootsbesitzern Probleme; der Wind aus Nordost drückte eben das Wasser in den Fjord und kletterte über feste Stege und Molen – im Laufe des Tages stieg der Pegel um über einen Meter, ein Wert, der an der Nordsee nicht einmal ein müdes Lächeln hervorruft, auf „der anderen Seite“ an der Ostsee dagegen schon Sorgenfalten.

Fast lässt sich Kutter „Fritjof“ am langen Arm direkt auf den Steg ziehen. Die Sorgleinen sind nur noch für Heringe und Dorsche interessant. Und das Wasser steigt noch weiter. Foto: Jörn

Die Sporthafen-Betreiber hatten bereits am Vorabend darauf hingewiesen, dass die Bootseigentümer heute mal nach ihren schwimmenden „Perlen“ sehen müssen. Aber auch ohne diese Aufforderung machten sich Jugendwart Jörn Krug und Schriftwart Dr. Dieter Hartwig mehrmals auf den Weg an die Liegeplätze unserer größeren Boote, um Leinen und Fendern zu kontrollieren. Und in der Tat mussten Leinen gefiert und neu gezurrt werden, um Yachten und Kutter den nötigen Spielraum bei weiter steigendem Wasser und stetigem Wind zu geben. Am späten Nachmittag aber waren alle Vorbereitungen getroffen; die Kontrollgänge zeigten, dass die Vorsorge gereicht hatte. Morgen soll der Wind im Lauf des Tages nachlassen. Wir haben das erste Herbst-Hochwasser hinter uns.
Klaas

Normalerweise müssen wir nicht hochklettern, wenn wir in den Kutter steigen wollen, und wir bekommen dabei auch nicht nasse Füße – außer wir gucken nicht hin und treten daneben … Foto: Jörn
Eben war das Wasser noch vor der Mole; nun kommt es langsam über die Kante. Foto: Jörn

Wenn das Trinkwasser knapp ist

Was in Deutschland normal ist – Trinkwasser aus jedem Wasserhahn –, das ist in Dili in Timor-Leste eher die Ausnahme. Und dies stellt unsere Weltumsegler Asha und Helge vor echte Probleme. Foto: Aßmann/Reich

Die Yacht „Gegenwind“ von Asha Reich und Helge Aßmann sitzt mit ihrer kleinen Crew seit mittlerweile neun Monaten vor Dili in Timor-Leste fest, der Corona-Pandemie sei „Dank“. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten und den damit verbundenen Wetteränderungen drängt es zur Weiterfahrt. Doch alle erreichbaren Stationen „hinter dem Horizont“ winken ab: Australien, Indonesien, Thailand, Malaysia … niemand will den Durchreisenden vorläufiges Quartier geben. Und Südafrika ist ohne einen Werftaufenthalt für die „Gegenwind“ zu risikoreich.

Dazu kommen die alltäglichen Probleme: Die Beschaffung von Trinkwasser ist in einem Land, in dem das Regenwasser zu schmutzig zum Trinken ist und Wasserhähne entweder nicht vorhanden sind oder nur Brauchwasser liefern, ein ganz eigenes und durchaus kostspieliges Abenteuer. Wie Asha und Helge das lösen, erfahrt Ihr im aktuellen Beitrag ihres Logbuchs.
Klaas

Feriensegeln: Keks oder Kentern?

Kutterführer zur Steuerfrau: „Da hinten geht es zu den Keksen …“ 😉 Foto: Mirco

Es sind Herbstferien. Es ist Anfang Oktober, sogar „Tag der deutschen Einheit“; aber es ist auch Sonnabend, also Segel-Tag. Das Wetter ruft allerdings nicht gerade danach, „Optimisten“ und größere Jollen in die Förde zu werfen. Also ist wieder „Fritjof“ an der Reihe. Was täten wir nur ohne den guten alten Kutter? Nicht neu, nicht schnell, aber gutmütig, zuverlässig und immer für einen Ausflug bereit – auch bei fünf bis sieben Beaufort aus Ostnordost …

Alle mal zeigen, wie viele Kekse sie gegessen haben: Die Förde ist unser; allerdings ist es kein großes Wunder, dass bei diesem Wetter nicht viele andere Wassersportler raus wollen. Foto: Jörn

Zunächst muss es der Kutter aus dem Hafen selbst schaffen, gar nicht leicht unter diesen Bedingungen. Der Hilfsmotor wird angeworfen, also Muskelkraft an vier Riemen. Nur leider drückt der Wind das hohe Boot in Lee an die Wand; da ist kein Platz mehr zum Pullen. Also Plan B: immer an der Wand entlang ziehen, bis das freie Wasser erreicht ist. Und dann geht wie immer alles ganz schnell, und das nur unter Fock und Besan.

Wen interessiert denn schon das Wetter, wenn man segeln kann? Mirco und Arne halten die Schoten fest und fröhlich in den Händen. Foto: Jörn

Liv behält in der kommenden Zeit die Pinne fest im Griff; die Windstärke ist für die Steuerfrau kein Problem – außer in einem Moment, in dem sie von der Crew gemeinerweise mit dem Thema „Manöverkekse“ abgelenkt wird. So etwas macht man ja auch nicht; da ist die Truppe selbst schuld, dass Wasser an Backbord über das Runzelbord schwappt … 😉 Als es wieder ins Hafenbecken zurückgehen soll, ist die Besatzung schon wegen der Bedingungen dort gewahrschaut. Mit gefierten Segeln lässt die Truppe ihren „Fritjof“ ins Becken drücken. Dann folgt vor der richtigen Box der perfekte Aufschießer – und fertig. Mittlerweile ist so viel Routine und – Achtung, Selbstlob – Können im Spiel, dass die Saison gern wieder von vorn beginnen könnte.
Stephan + Klaas

Eigentlich darf es immer so weitergehen: Hannes, Arne, Michel, Stephan und Simon (von links) haben wieder mal richtig Spaß auf der Förde. Foto: Jörn

Und plötzlich war der Wind weg

Erst pustet es auf der Förde ganz ordentlich – so sehr, dass das Großsegel lieber mal wieder unten bleibt. Aber bei der Heimfahrt ist der Wind plötzlich weg. Foto: Malte

Es ist nicht zu leugnen: Der Herbst hat Einzug gehalten und mit ihm das für das Segeln oft nicht immer passende Wetter. Und wie immer, wenn der Wind zu stark ist – Regen zählt nicht –, muss unser Rettungsboot ran, der Kutter. So lief es auch an diesem Wochenende. Gegen 14.30 Uhr legten wir mit „Fritjof“ ab und segelten in die Förde hinaus. Dabei stießen wir auf Tonnen, die offensichtlich für eine Regatta ausgelegt worden waren – für Folkeboote, wie wir dann feststellten. Kieler-Woche-gestählt diskutierten wir noch die wahrscheinlichen Kurse der Wettfahrt, kamen aber zu dem Schluss, dass es sich wohl nicht um „olympische Dreiecke“ handeln könne. Wir entdeckten nämlich nur zwei der markanten Tonnen.

Spannung an der Hafeneinfahrt

Der Wind blies immerhin so kräftig, dass wir lieber auf das Großsegel verzichteten. Gegen 15.45 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg zurück. Der erste Versuch, die Hafeneinfahrt zu nehmen, endete in einer kleinen Überraschung. Schön vor dem Wind wollten wir die Lücke in der Mauer nehmen … da war der Wind plötzlich weg. Allerdings nicht so, dass wir regungslos im Wasser gelegen hätten. Die Fock brachte uns langsam aber unbarmherzig vom Kurs ab. Also mussten wir wenden, ein Stück hinaussegeln und einen neuen Anlauf nehmen. Der klappte dann aber ohne weitere Probleme.

Wenn das Stabilisierungskreuz nicht mehr stabilisiert, muss es eben stabilisiert werden. Foto: Guido

Während sich die Segler munter den Wind um die Nasen wehen ließen, kümmerte sich derweil ein einsamer „Arbeiter“ in der Bootshalle um das Wohlergehen des Materials. Guido hatte inzwischen an einem 420er weiter gewerkelt – mit einem vergleichsweise heftigen Aufwand. Das Boot, Jahrgang 1974, hatte in den vergangenen Jahren nach und nach ein stabilisierendes Kunststoff-Kreuz, auf dem auch der Mast ruht, einfach „abgeworfen“. Im sehr engen Bug-Bereich der Jolle ist das eine undankbare Aufgabe, etwas zu reparieren. Guido hatte den gesamten Bereich gründlich gesäubert und durchgepustet, bevor er ans „Festkleben“ ging. Ein halbes Dutzend passgenau zugeschnittener Leisten brachten ihm dann den Druck, der nötig ist, um das abgängige Teil anzupressen. Mal wieder ein hervorragender Job im Hintergrund, ohne den wir nicht so lässig die Boote nutzen könnten. Das ist damit schon der zweite 420er, der in diesem Jahr aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt werden kann.
Malte

Wenn schon kein Ansegeln …

Wenn auf der „Johanna“ der Spinnaker aufsteigt, wollen sich Dieter, Stefan und Malte auf der „Regulus“ natürlich nicht lumpen lassen. Foto: Rika

Nach der kurzen Saison ist es reichlich früh für das traditionelle „Absegeln“. Aber da es nun mal Tradition ist und wir auch keinen günstigeren Termin dafür gefunden haben, musste es halt schon im September sein. Pünktlich um elf startete die kleine Flottille am Hafenbecken, in dem die größeren Vereinsboote ihre Liegeplätze haben. Und wie jedes Jahr sollte es ein kleiner Ausflug Richtung Laboe werden, um dort die ebenfalls „traditionellen“ Fischbrötchen zu verzehren.

Kleine Anlauf-Hilfe: Seit Monaten „zickt“ die Maschine der Albin Vega „Johanna“. Dennis lässt sich deshalb von Vater Dirk und seiner „Sagitta“ auf die Förde ziehen. Foto: Malte

Für diese Tour stimmte auch das Wetter: sonnig, nicht zu heiß, Winde, die von Südost im Lauf des Tages auf Nordost drehten und noch etwas zunahmen. Mehr konnte man ja nicht verlangen. Und so drehten „Johanna“, „Sagitta“, „Vacanza“, „Regulus“ und Kutter „Fritjof“ mit insgesamt 26 Seglerinnen und Seglern gen Kieler Außenförde. Auf Höhe der Kanal-Einfahrt war aber schon klar, dass die Yachten mit anderen Geschwindigkeitsreserven unterwegs waren als unser freundlicher alter ZK-10-Kutter. Und so trennten sich die Wege der Flottille an dieser Stelle. Die Yachten zogen weiter ihre Bahn Richtung Außenförde zum bekannten Fischbrötchen-Stand. Kutter „Fritjof“ drehte nach Heikendorf ab. Immerhin wartete nach Rückkehr zu den Liegeplätzen weiteres Programm am Marineheim.

„Fritjof“ schließt sich der Absegel-Flottille an – dreht aber nach einiger Zeit Richtung Heikendorf ab. Mit der Geschwindigkeit der übrigen Boote kann der Kutter heute nicht mithalten. Foto: Malte

Nach Rückkehr von dieser Tour und dem ausführlichen Aufklaren aller beteiligten Boote trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Parkplatz des Marineheims. Die Zahl hatte sich inzwischen ein bisschen erhöht – von 26 auf 35. 🙂 Das Restaurant „Lagom“, das im Heim betrieben wird, hatte einen großen Pavillon stehen lassen, der am Vortag für eine Hochzeitsfeier genutzt worden war. Nun bot uns das Zelt einen schönen Unterstand für den gemeinsamen Abschluss des Tages mit vielen Salaten und Grillgut – am Grill und in der Versorgung natürlich zuverlässig wie immer Helmut, Guido und Tina. Übrigens: Gesegelt wird in den kommenden Wochen trotz des offiziellen Saison-Endes dennoch – je nach Wetterlage natürlich. Und außerdem sind wir nun flexibel in der Entscheidung, wann bei den großen Booten die Restarbeiten erledigt und die Masten gelegt werden können.
Malte

Ausklang im Pavillon mit viel Essen und noch mehr Gesprächen. Foto: Malte
Eine feste Bank für qualitativ hochwertige Ergebnisse am Vereinsgrill: Guido (links) und Helmut. Foto: Malte
Fischbrötchen-Pause am Ziel der Fahrt: Die Boote liegen im Hafen von Laboe. Foto: Malte
Die „Regulus“ unterwegs – mit Dieter an der Schot und Malte an der Pinne. Foto: bür

Mehr Wind als Jammer

Fröhliche Begegnung in kabbeligem Wasser auf der Förde bei Möltenort. Foto: Frank Behling

Sagen wir es ganz vorsichtig einmal so: Wenn wir segelnd an der Windjammer-Parade zum Abschluss der Kieler Woche teilnehmen, ist immer etwas los auf dem Kutter. Und man kann noch Jahre danach im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis darüber erzählen – und diese wahrscheinlich damit langweilen. 🙂 Und da macht die Parade 2020 wahrlich keine Ausnahme. Es begann alles ganz harmlos, also auch wie immer …

Zu Beginn der Fahrt war noch genug Ruhe, um den einen oder anderen Plausch an Bord zu beginnen. Aber das sollte sich im Lauf der Zeit noch ändern. Foto: har

Zehn Seglerinnen und Segler hatten sich zum Begleiten der Windjammer-Parade am Steg bei „Fritjof“ eingefunden. Die Wettervorhersage versprach zwar zunehmenden Wind; aber so richtig hatte die Vorhersage schon in der gesamten Kieler Woche nicht funktioniert. Die Sonne schien, und wir legten guter Dinge ab. Da wir nichts riskieren wollten, blieb das Großsegel allerdings zunächst unten. Fock, Flieger und Besan mussten reichen – und taten das tatsächlich auch.

Schnell vor die ganze Meute: Da „Fritjof“ als Nur-Segler keine Parade-Geschwindigkeit einhalten kann, war es unsere Idee, uns schnell der Parade vorauszufahren. Foto: har

Den Kutter als Parade-Teilnehmer anzumelden, wäre nicht sinnvoll gewesen. „Fritjof“ als Segler ohne mögliche Motorunterstützung könnte kaum die geforderten vier Knoten gleichmäßige Geschwindigkeit halten. Also wollten wir uns schnell vor das Feld setzen. Die Idee: irgendwo den ganzen Tross gemütlich an uns vorüberziehen zu lassen. Aber da hatten wir nicht die deutsche Bürokratie eingerechnet. Kaum nördlich des Kanals angekommen, wurden wir von einem Polizeiboot aus gegen den Wind angepreit. Das Segeln sei an diesem Tag auf der gesamten Innenförde verboten … Das Segeln ist auf der Innenförde verboten? In Kiel Sailing City? Bei einer Windjammer-Parade?

Sonnenschein und viel Wind – das Segeln ist an diesem Tag auf der Innenförde verboten … Foto: har

Was also tun? Der Paradeaufstellung, die gerade Fahrt aufnimmt, entgegen segeln? Geht nicht. Segeln auf der Innenförde ist ja verboten. Also ganz schnell vor den Wind und raus aus der Innenförde – hinter dem Leuchtturm Friedrichsort wird sich doch wohl ein Plätzchen finden lassen, sowohl zum Segeln als auch zum Gucken. „Fritjof“ schlug sich wacker, mittlerweile unter Vollzeug, und versuchte wohl den Marinekutter vom Mittwoch bei der Langstrecken-Wettfahrt der Kutterregatta nachzumachen. Klappte auch. Fast …

Das Vorstag ist abgängig. Jörn und Stephan versuchen im Bug des Kutters – Ersatzteilkiste sei Dank – das Malheur zu beseitigen. Foto: har

Schon an der engsten Stelle der Förde am Friedrichsorter Leuchtturm warnte Jörn vom Bug aus, dass das Vorstag gefährdet ist. Ein Splint, der das Stag sichert, war gebrochen und im Wasser verschwunden. Das verlangte angesichts des zunehmenden Windes nach einer Reparatur. Dem außergewöhnlichen Klüverbaum und seinem zweiten Vorsegel wegen war der Mast zwar nicht sofort in Gefahr, aber eine Reparatur dennoch sinnvoll. Wir legten uns also hinter dem Leuchtturm auf der Westseite der Förde vor Anker. Und Stephan und Jörn machten sich am Stag zu schaffen. Dummerweise ging das alles nicht so leicht. Das zweite Vorsegel musste ja stehen bleiben, um den Mast zu sichern und zog den Kutter in den Wind – und den Anker hinter sich her. „Fritjof“ lag quer zur Förde. Mit vier Riemen versuchten wir nach Kräften, das Boot auf Spur zu halten. Womit wir leider nicht gerechnet hatten, war, dass die Parade sich nach Passieren des Leuchtturms auf die gesamte Breite der Förde auffächert. Ein Polizeiboot rauschte heran, und die Beamten wollten uns natürlich aus der Bahn haben. Eine kurze Erklärung später, gab es an Bord des Polizeiboots zwei erhobene Daumen. Dann legte sich die Polizei als Sicherung mit Blaulicht hinter uns. Nun waren Stephan und Jörn aber nach wenigen Minuten fertig. Das Stag hielt wieder; die Segel gingen nach oben und wir rauschten wieder gen Norden, zwei freundlich winkende Polizisten hinter uns lassend.

Jetzt bloß ganz schnell weg: Hinter uns wurde es plötzlich eng auf der Förde. Foto: har

Aber noch immer war der Weg zurück versperrt. Bei fröhlichen fünf, sechs Windstärken, in Spitzen sieben, fuhr „Fritjof“ dort lang, wo wir am Mittwoch zuvor mit dem größeren Marinekutter wie mit der Straßenbahn langgerauscht waren. Da Sicherheit vorgeht, bogen wir allerdings nicht erst bei Tonne drei, sondern schon bei Tonne fünf Richtung Schilksee ab, um die Parade Richtung Kieler Bucht weiterziehen zu lassen.

Schon wieder in Schilksee: „Fritjof“ nimmt Kurs Richtung Olympiahafen, um den Kutter in die Landabdeckung zu bekommen. Foto: har

Die Erfahrung der Vorwoche im Hinterkopf wussten wir, dass der Rückweg der anstrengende Teil unserer Tour werden würde. Unter Landabdeckung begannen wir langsam damit, wieder Richtung Kiel zurückzukreuzen. Allerdings hatten wir dieses Mal auch ohne Paradezug mit viel mehr Verkehr zu rechnen: Fähren, Frachter, Kreuzfahrer und Surfer, die vor unserem Bug vom Board plumpsten … ziemlich anspruchsvoll bei einem Meter Wellenhöhe und einem Wind, der immer zwischen sechseinhalb und sieben Beaufort schwankte. Es machte sich sehr bezahlt, dass die komplette Kern-Besatzung der Kieler-Woche-Regatta an Bord war. Das Gegenankreuzen lief auch mit dem kleinen „Fritjof“. Niemand regte sich mehr darüber auf, wenn das Wasser an Lee ins Boot kam oder eine Welle über den Bug, die alle mit Brackwasser überzog. Da machte es auch nichts mehr, dass zwischendurch von oben Süßwasser in Form von Nieselregen dazukam. An Land kam später von einem Beobachter der Parade der Kommentar: „Ihr gehörtet zu den Wenigen, bei denen das Boot die ganze Zeit stabil und sicher aussah.“ Kutter sind halt auch Rettungsboote … 😉 Es war trotzdem Zeit, nach Haus zu fahren. Viele müde Gesichter zeugten davon, dass wir mal ein paar Tage Segelpause zur Regeneration benötigen. Zudem hatte Stephan heftige Schmerzen im Bein; er hatte es sich böse noch am letzten Regatta-Tag verletzt.

Unsere vier „Wellenbrecher“ im Bug: Jörn, Peer, Liv und Cathrine – alle können lachen. Es geht wieder auf halbwegs direktem Weg nach Hause. Foto: har

Wie bei der Regatta selbst war der Weg zurück zum Liegeplatz eine elende Kreuzerei diagonal über die Förde – wo die Sperrgebiete und Untiefen sind, wussten wir im Schlaf. Und auch der Color-Cargo-Frachter, der uns noch auf der Innenförde überholte, konnte niemanden erschrecken. Wie bei allen anderen Hindernissen hieß es nur: „Vorne rum oder hinten rum?“ Kurz nach halb vier legten wir schließlich wieder an. Der Wind hatte inzwischen sogar die Segel so getrocknet, dass wir sie guten Gewissens wieder verpacken konnten. Nach dem Aufklaren saßen alle noch völlig fertig nebeneinander wie die Hühner auf der Stange auf der Begrenzungsmauer zum Steg. Die Verabschiedung an diesem denkwürdigen Tag kam dann gerade noch rechtzeitig. Denn nun nieselte plötzlich nicht ein leichter Schauer auf uns herab, sondern ein Sturzbach prasselte herunter. Der allerdings hätte uns zu unserem Glück auf der Förde wirklich noch gefehlt. Das war also wieder eine Windjammer-Parade, von der wir noch eine ganze Weile erzählen können. Und die Kieler Woche 2020 ist damit für die Marine-Jugend Kieler Förde endgültig Geschichte.
Klaas

Stephan legt lieber die Beine hoch. Am letzten Regatta-Tag hatte er sich noch ein Schienbein verletzt. Foto: har
Unser Tag auf der Förde: Stephan hatte unsere Tour mitgeloggt. Das „Navi“ war in der Backskiste zum Glück trocken geblieben. Screenshot: Stephan
Ein Zwölfer auf der Heimfahrt: Der war natürlich wenige Minuten eher wieder am Liegeplatz als wir. 😉 Foto: har
Nicht nur Windjammer waren bei der Parade unterwegs: Traumhaft schöne Boote aller Größen und Klassen tummelten sich auf dem Wasser. Foto: har
„Fritjof“ vor Friedrichsort – oder wie „unser“ KN-Redakteur Frank Behling zu sagen pflegt: „Kiels Flaggschiff der Marinekutter“. Foto: Frank Behling
Und alle waren sie hinter uns … aber sie durften zunächst auch nur mit „Schrittgeschwindigkeit“ fahren. Foto: har
Die „Alexander von Humboldt II“ aus Bremerhaven, das Führungsschiff der Windjammer-Parade, nimmt langsam Fahrt auf. Foto: har

In der Regatta richtig „Blut geleckt“

Dieses Boot verträgt so Einiges: Der Marinekutter hat sich nach zehn Wettfahrten zur Kieler Woche bei der Marine-Jugend-Kieler-Förde-Crew ein Grundvertrauen in seine Fähigkeiten ersegelt. Foto: har

Neunter Platz nach zehn Wettfahrten – ein sehr gutes Ergebnis für die Kieler-Woche-Crew der Marine-Jugend Kieler Förde, vor allem wenn man bedenkt, dass das Ergebnis des achten Platzes sogar punktgleich war. In den letzten beiden Wettfahrten erlebten wir noch einmal alle Höhen und Tiefen des Regatta-Betriebs. Eines der offensichtlichen Defizite sind die Lücken in den Kenntnissen der Wettfahrt-Regeln; die anderen Teams haben diese Regeln offensichtlich schon längst genetisch verfestigt. Dass wir da noch aufzuholen haben, ist aber kein Wunder, reduziert sich (aus Gründen) der Regattabetrieb mit dem Kutter doch auf dieses einmalige Ereignis im Jahr.

Mal eben beim Startschiff schauen, ob es etwas Neues gibt: Neu für uns war die Erkenntnis, dass die Regeln, die in der Wettfahrt an jeder Wendemarke gelten, auf der Startlinie ohne Belang sind… Foto: har

Ein großes Plus nach einer Woche Dauerwettkampf auf der Kieler Förde war die Fähigkeit der MJK-Besatzung, sich auf einen Bootstyp einzustellen, der optisch entfernte Ähnlichkeit mit dem gewohnten ZK-10-Modell besitzt, von den Abmessungen, dem Rigg, dem Verhalten auf dem Wasser aber meilenweit von dem kleineren Komfort-Boot entfernt ist. Unter dem Strich bleibt nicht nur die Erinnerung an fünf Tage Spaß und Teamgeist auf dem Wasser, sondern auch ein voller Sack mit Erfahrungen und Gelerntem. Daraus sollten wir nun etwas Dauerhaftes machen, um im kommenden Jahr nicht von vorn beginnen zu müssen. Viele kleine Tricks und Kniffe erleichterten uns im Lauf der Regatta das Kutter-Leben immer mehr; teils waren wir selbst auf diese Lösungen gekommen, teils hatten wir sie uns bei anderen Teams abgeschaut.

Wenn wir alle ganz doll nach vorn schauen, fährt der hinter uns bestimmt nicht in unser Heck. In dieser Situation klappte das – ein anderes Mal nicht ganz so… Foto: har

Heute Morgen waren wir einigermaßen gelassen in einem weißen Kutter mit der Nummer K-22 an den Start gegangen. Wir wussten, dass die Situation zu Beginn von Wettfahrten (noch) nicht zu unseren Stärken gehört, wir aber durchaus in der Lage sind, auch aus einer schlechteren Ausgangssituation im Feld noch richtig aufzuholen. Das erwies sich dann grundsätzlich auch als richtig. Im neunten Lauf landeten wir auf Rang sieben, im zehnten auf Rang acht. Allerdings wurden wir an einer Stelle etwas ausgebremst, was mit einer Blessur am Heck unseres Bootes endete. Noch deutlich vor einer Wendemarke hatten wir uns selbst ausmanövriert, waren so langsam geworden, dass wir vor einem anderen Kutter zwar nicht vorfahrtberechtigt, aber selbst ohne Fahrt durchs Wasser gar nicht mehr in der Lage waren, den Kurs zu korrigieren. Das andere Boot „verzichtete“ auf ein Manöver des letzten Augenblicks und nahm uns voll am Heck mit. Der Knall über der Förde war nicht von schlechten Eltern. Ohne Schiedsrichter in der Nähe und reichlich geschockt kringelten wir um 360 Grad, nahmen also eine Strafe wegen der Vorfahrtsituation vorweg. Später kamen Schiedsrichter mehrfach an unser Boot, ließen sich die Situation erklären und verzichteten auf alle weiteren Maßnahmen, als sie erfuhren, dass wir uns schon um uns selbst gedreht hatten. „Kann passieren“, war die Reaktion, und wir durften unsere Fahrt fortsetzen. Beeindruckt hat uns diese Ramming dennoch nachdrücklich.

Die Kutterflotte auf dem Weg zum Start: Mit dem Wetter hatten wir wieder Glück. Foto: har

Überhaupt müssen wir betonen, dass etliche andere Crews und auch die Schiedsrichter sehr rücksichts- und verständnisvoll mit uns in möglichen seglerischen Konfliktsituationen umgingen. Lockere und fröhliche Sprüche von Boot zu Boot waren die Regel, nicht die Ausnahme. Um ehrlich zu sein: In ZK-10-Wettfahrten mit unserem eigenen Kutter „Fritjof“ fahren wir normalerweise dem Feld so hinterher, dass die besagten Konflikte inmitten der Flotte eigentlich nie auftreten können. So erlebten wir dieses Mal echtes Neuland, und die Frage: „Sind die da wirklich alle hinter uns?“ wurde nicht nur einmal bei uns an Bord gestellt.

Die Regatta-Organisation legt die Wende-Bojen aus. Zwar wurde an drei Tagen das olympische Dreieck gesegelt, die Lage der Bojen wurde aber natürlich den Windverhältnissen angepasst. Foto: har

Dass wir kräftemäßig nach dieser Regatta ziemlich „durch“ sind, stellten wir auch bei der Rückfahrt in den Marinestützpunkt fest, als wir mit noch zu viel Wind in dem mehr schlecht als recht aufgegeiten Groß einen unfreiwilligen Zwischenstopp an einem im Bootshafen gesetzten Dalben machten und schließlich von einem Schlauchboot Richtung Liegeplatz gezogen wurden. Dieses Mal mussten wir das Boot noch gründlicher aufräumen als zuvor: Die auch vom Stützpunkt Kiel zusammengeliehenen Kutter werden Anfang kommender Woche bereits gekrant und wieder in ihre Heimatstandorte gefahren. Die Blessuren unseres Kutters waren aber der Abnahme-Crew schon bekannt und wurden ebenfalls mit einem mitfühlenden „Passiert halt“ quittiert. Hungrig wie die Wölfe machten wir uns dann in unserem Crew-Zelt über einen Haufen belegter Brote her.

Käse, Wurst, Schinken, egal – Hauptsache, es gibt ganz schnell etwas aufs Volllkornbrot. 🙂 Foto: har

Das Essen weckte bei der gesamten Crew sichtlich wieder die Lebensgeister. Und die Meinung war einhellig, dass diese Woche fantastisch und fantastisch lehrreich gewesen war. Die anschließende Siegerehrung untermauerte diese Sicht sogar noch: Regatta-Chef Thomas Geburzky betonte erneut, dass die Marine-Jugend Kieler Förde richtig gut segeln könne und es eine Freude gewesen sei, uns dabei zu haben. Einen erhobenen Daumen von ihm gab es zudem für die Tatsache, dass wir Liv bereits für mehrere Wettfahrten an die Pinne gesetzt hatten. Übrigens erfuhren wir am Rande der Veranstaltung, dass unsere Meldung für die kommende Kieler Woche nur noch Formsache sei: Wir stehen schon auf der Liste …

Liv holt sich unter dem Applaus der anderen Crews die Urkunden und den Teilnahme-Coin ab. Foto: har

Thomas Geburzky mit seinem großen Herz für Marine-Jugend-Gruppen hatte in diesem Jahr in seiner Funktion als Chef der Regatta seine letzte Veranstaltung dieser Art. Zum Glück hat er versprochen, im kommenden Jahr in anderer Funktion wieder dabei zu sein. Und so wie es klingt, werden wir ihn an Bord eines Kutters erleben – als Segler. Wie im vergangenen Jahr haben wir ihm und seinem Mitorganisator, Oberstabsbootsmann Bodo von Reth, sowie deren ganzen Team ein kleines flüssiges Dankeschön für die liebevolle Betreuung hinterlassen. 😉
Klaas

Der Kommandeur der Einsatzflottille 1, Flottillenadmiral Christian Bock, begrüßt die Regatta-Teilnehmer – im Hintergrund Kapitänleutnant Thomas Geburzky, der die Regatten seit mehr als 25 Jahren organisiert hat. Foto: har
Müde, erledigt, aber sehr zufrieden: die Marine-Jugend-Kieler-Förde-Crew. Foto: har
Ein letzter wehmütiger Blick zurück auf eine wunderbare Kieler (Regatta-) Woche. Foto: har