Nicht nur an der Förde kreuzt Corona dazwischen

Asha und Helge müssen auch ihre (selbst gefertigten) Masken anlegen – in Osttimor. Foto: Reich/Aßmann

Das Segeln hat Helge Aßmann an der Kieler Förde bei der Marine-Jugend gelernt: Opti, Jolle, Kutter, Yacht … für Viele der übliche Weg in diesem Wassersport. Wahrscheinlich nicht ganz so üblich ist der Weg danach – seit Sommer 2014 kreuzt Helge gemeinsam mit Asha Reich auf der Yacht „Gegenwind“ über die Weltmeere und trägt den Marine-Jugend-Wimpel in entlegenste Gegenden. Zurzeit ist aber auch das alles andere als nur vergnüglich. Denn die beiden Segler sitzen seit Wochen in Osttimor fest. Der Grund, Ihr könnt es Euch denken, ist die Corona-Pandemie. Wie Asha und Helge mit der Situation umgehen – und was sie alles bisher schon erlebt haben, erfahrt Ihr in ihrem Logbuch. Stöbern lohnt sich.
Klaas

Nun könnte es losgehen – eigentlich …

Konzentriert und auf Abstand bei den letzten Pinselstrichen – Malte und Dieter. Foto: har

Es sind diese fiesen Kleinigkeiten, die immer auf den „letzten Pfiff“ dazukommen: Der eine Außenborder lässt sich nicht vernünftig hochklappen … oder die neu gekaufte Lenzklappe passt in den Ausschnitt im Boden des 420ers – nur die Schraubenlöcher sind zu nah am Rand … oder die Farbe für das Ausbessern der letzten Stellen am Rumpf ist nur auf der Dose identisch mit der harten Realität … Aber es sind tatsächlich Kleinigkeiten. Auch wenn wie immer im letzten Moment hier und dort nachjustiert werden muss: Der Großteil der Flotte der Marine-Jugend Kieler Förde kann nun ins Wasser.

Außenborder gehen auf Reisen. Bei der Durchsicht sind noch kleine Macken aufgetreten, die in einer Werkstatt in dieser Woche behoben werden müssen. Notfalls ginge es auch so; aber besser ist besser. Foto: har

Die staatlichen Beschränkungen für den Segelsport sind mit dem heutigen Tag gelockert. Es heißt immer noch, Abstand zu halten. Und Hygiene-Regeln sollten auch in Nicht-Pandemie-Zeiten befolgt werden. Aber bei den meisten Booten ist das bei etwas Aufmerksamkeit umzusetzen. Wie das beim Training mit den Jollen im Einzelnen aussehen wird, muss der Vorstand nun festlegen. Die „Dickschiffe“ sollen nach Öffnung der Häfen auch schleunigst an ihre Liegeplätze. Aber da alle enthusiastischen Seglerinnen und Segler rings um die Kieler Förde nach der verlängerten Zwangspause ihre Yachten möglichst gleichzeitig „in den Bach werfen“ wollen, wird die Infrastruktur – also die freie Kapazität bei den Kränen – darüber entscheiden, wann das bei uns sein wird.

Das war es: Helmut hat letzte Hand angelegt. Der letzte Beschlag des Kutterruders glänzt. Und nun müssen nur noch die Klebestreifen nach dem Trocknen abgenommen werden. Foto: har

An diesem Wochenende waren wieder viele fleißige Helferinnen und Helfer vor und im Marineheim, haben kleine und große Jollen verholt, untersucht, schwere Winterplanen abgenommen, leichte Saison-Persenninge aufgezogen, Boote für letzte Handgriffe in die Halle geschoben. Zwischendurch sind bei den durchaus kraftraubenden Tätigkeiten auch Pausen fällig. Und wie verbringt man die besser als mit einer kleinen Regatta? Ein Angebot von Nachbarn an der Kiellinie half da zum Glück weiter: das eSailing vom Camp 24/7. Deshalb runzelte ausnahmsweise niemand die Stirn, wenn große und kleine Segler, in der Sonne an Boote gelehnt über ihren Smartphones brüteten und möglichst schnell ihre virtuellen Yachten über die Ziellinie brachten. Denn alle wissen, dass diese Fähigkeiten nun endlich mit echten Booten und echtem Wind auf echtem Wasser umgesetzt werden sollen.
Klaas

Zwischen Streichen, Takeln, Riggen und Hin- und Herschieben muss ein bisschen Segeln passen – und sei es als „eSport“. Foto: bür

Betriebstemperatur bald erreicht

Die letzten Striche – Wasserpass und Antifouling. Stephan und Tinka haben das Ruderblatt des ZK-10-Kutters betriebsfertig. Foto: bür

Es ist jedes Jahr erstaunlich, wie viel Aufwand man so betreiben kann, um die Boote in einen halbwegs segelbaren Zustand zu versetzen. An diesem Wochenende stimmten aber die Rahmenbedingungen perfekt, um wieder ein Stück zu schaffen und langsam auf „Betriebstemperatur“ zu kommen. Mit großem Abstand zueinander zu werkeln, ist zwar nicht ganz so vergnüglich, aber der Sonnenschein glich das wieder aus. Ein gutes Dutzend Marine-Jugend-Mitglieder legte im Schichtbetrieb Hand an und machte vorsichtige Pläne für die kommenden Monate. Es sieht auf jeden Fall so aus, als ob sich sämtliche Vorhaben in diesem Jahr auf die Kieler Förde beschränken. „Weitere Fahrten werden wohl in 2020 nichts werden“, sagte schon Sportwart Dennis auf der jüngsten Vorstandssitzung. Und der ist wirklich nicht für Pessimismus bekannt.

Ausgepackt. Die Varianta „Regulus“ bekommt wieder Luft und Sonne. Foto: bür

In den kommenden Tagen werden die Flächen vor dem Marineheim zwischenzeitlich ziemlich bunt werden, wenn wir einen großen Teil der Boote an die frische Luft aus der Halle fahren und jeweils komplett aufriggen. Nicht, dass uns da noch in letzter Sekunde, wenn es endlich soweit ist, winzige – aber entscheidende – Teile zum Glück fehlen.
Klaas

Dann eben online …

Von Angesicht zu Angesicht und live gehen notfalls auch über das Internet. Foto: har

Vereinsarbeit will organisiert sein, in Zeiten einer Pandemie vielleicht eher schlecht als recht; aber ganz ohne geht es nicht. Und dazu gehören bei uns wie bei anderen Vereinen regelmäßige Vorstandssitzungen. Üblicherweise treffen wir uns mindestens in der Schulzeit monatlich im Gruppenraum des Marineheims an der Kieler Förde. In Zeiten von Abstandsgeboten, vor allem in geschlossenen Räumen, wenn so ein Treffen im Schnitt jeweils eine Stunde dauert, ist das keine zielführende Lösung. Da ist es aber sehr praktisch, wenn mindestens eine/r im Vorstand über das Knowhow verfügt, diese Sitzung einfach online stattfinden zu lassen. Gesagt. Getan. Wir haben es für uns das erste Mal ausprobiert, und es war super bequem: Nicht nur, dass wir uns live sehen und hören konnten – nicht ganz unwesentlich für Kommunikation –, das gleichzeitige Bearbeiten von Präsentationen und Protokollen, der gemeinsame Blick ins Bankkonto, einfach alles funktionierte sehr luxuriös.

Nun sehen wir uns untereinander trotzdem lieber bei Vorstandssitzungen gegenseitig in die Augen. Aber, so frotzelten wir, wenn das Wetter schlecht ist, es nichts Vernünftiges zu trinken und zu essen gibt, kann man auch in der Nach-Corona-Zeit sicher wieder auf dieses Tool zurückgreifen. Und selbst Jahreshauptversammlungen könnten auf diese Weise umgesetzt werden, wenn mal wieder eine Seuche kommt. Das gibt allerdings die Satzung nicht her – noch nicht … 😉
Klaas

Langsam nimmt es wieder Fahrt auf

Nach dem völligen Stillstand geht es nun langsam, ganz langsam wieder voran. Foto: har

Vorsicht bleibt die Mutter der Porzellankiste. Abstandsregelungen und andere Vorgaben werden weiterhin in den kommenden Wochen den Alltag auch der Seglerinnen und Segler bestimmen. Aber eine Pressekonferenz der schleswig-holsteinischen Landesregierung hat uns ein bisschen Hoffnung schöpfen lassen – weil Monika Heinold, die stellvertretende Ministerpräsidentin, dabei erwähnt hat, dass vielleicht unter Umständen hoffentlich, wenn alles gut geht, auch die Sporthäfen im Norden Anfang Mai wieder geöffnet werden können.

Der Corona-Abstand stimmt: Stefan und Dieter befreien die Varianta 65 „Regulus“ von ihrer Winter-Persenning. Foto: har

Die Jollen haben in der jüngsten Vergangenheit unser Hauptaugenmerk erhalten. Die mögliche Öffnung der Häfen jedoch lässt uns auch wieder die großen Boote in den Blick nehmen. Dieses Wochenende ging es los. Einzeln oder in „Pärchen“ begannen die Arbeiten, um Yachten und Marinekutter aus dem Winterschlaf zu wecken. Persenninge wurden vor den „Schiffen“ gezogen, die Gestelle, die die Planen hielten, abgebaut.

Obenherum glänzt der Kutter „Fritjof“ schon wieder. Stephan kümmert sich um den Bereich unterhalb der Wasserlinie. Foto: har

Und selbst wenn die Marinekutterregatta in diesem Jahr ausfallen sollte, ist unser ZK-10-Kutter „Fritjof“ dennoch eines unserer wichtigsten Ausbildungsboote. Der Lack oberhalb der Wasseroberfläche ist schick. Das Ruder, die Masten und Spieren, die Riemen wurden allesamt geschliffen und gestrichen. Was noch fehlt, ist ein neuer Antifouling-Belag, den sich Stephan und Tinka vorgenommen haben. Zuerst muss der alte Anstrich runter. Und die Schutzausrüstung dazu hat fast medizinischen Charakter: Handschuhe, Schutzbrille sowie Mund-Nasen-Schutz in der geforderten Qualität.

Tinka nimmt sich vorsichtig den Antifouling-Belag des vergangenen Jahres vor. Foto: har

Gut für uns, dass das Wetter so stabil in diesen Tagen ist. Auf die Temperatur kommt es noch nicht so an – aber trocken sollte es schon sein. Wer wie Tinka und Stephan zum Schleifen unter den Kutter krabbelt, liegt natürlich nur ungern in tiefen Pfützen. 😉 Anfang Mai wird „Fritjof“ wieder fit sein. Immerhin hatten wir uns Einiges vorgenommen in diesem Jahr. Deshalb bekommt der Kutter einen neuen Satz Segel. Und wir werden – Alleinstellungsmerkmal nennt man das wohl – außerhalb jeder Wettfahrt mit einem Klüverbaum und einem zweiten Vorsegel unterwegs sein.

Helmut hilft beim Schleifen am Kutter „Fritjof“; aber vor allem hat er die meisten Beschläge des Bootes wieder saison-fein hergerichtet. Foto: har

Dass „Fritjof“ so fein aussieht, ist letztlich auch Helmut zu verdanken, der mit viel Liebe und Engagement alles unter seine Fittiche genommen hat, was rosten oder zumindest angegriffen werden könnte: Die Beschläge scheinen wieder in glänzendem Weiß. Das sollte für diese absehbare Kurz-Saison auch völlig ausreichen.
Klaas

Frohe Ostertage!

Erinnerungen an schöne Segel-Ausflüge …. Foto: har

Wir wünschen Euch allen da draußen, auch wenn es gerade leider nicht klappt mit Wassersport, schöne und besinnliche Ostertage! Diese Corona-Krise dauert nicht ewig. Und wenn wir alle die nötige Vernunft walten lassen, haben wir sicher irgendwann unsere Pinnen, Schoten und Fallen wieder in den Händen. In diesem Sinne: immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! 😉
Klaas

Marinekutterregatta – fällt aus

Die Marinekutterregatta Ende Juni ist abgesagt. Foto: har

Das Gegenteil wäre eigentlich die Nachricht gewesen; aber nun ist es amtlich. In dieser Woche kam die schon erwartete Mail aus dem Marinestützpunkt in der Wik, dass nicht nur die Kieler Woche im Juni nicht stattfinden wird, sondern auch die traditionelle Marinekutterregatta. Ob die Regatta wie die übrige Veranstaltung auf September verschoben wird oder in diesem Jahr komplett ausfällt, ist noch nicht entschieden. Das soll laut Marine wohl erst Ende Juni feststehen.

Bis dahin heißt es für uns abzuwarten. Die Wettfahrten zur Kieler Woche sind für die Kuttercrew der Marine-Jugend Kiel die einzige Regattateilnahme im Jahr. Aber auch die jugendlichen Seglerinnen und Segler unseres Vereins müssen natürlich zunächst sehen, ob die Anforderungen von Schule, Ausbildung oder Beruf es zulassen, mal eben im Herbst statt im Frühsommer anzutreten.

Eine Kieler Woche ohne Marinekutterregatta mag bei dem Einen oder der Anderen vielleicht ein Schulterzucken hervorrufen; aber diese Regatta ist Ursprung und Kernbestandteil der „KiWo“. Und rund 1.200 aktive Seglerinnen und Segler weniger in dieser Woche fielen durchaus ins Gesamtgewicht. Gar nicht zu unterschätzen sind der immense Aufwand und die umfangreiche Organisation der Marinekutterregatta, die im Hintergrund vor, während und nach der Veranstaltung nötig sind. Deshalb senden wir auch gute Gedanken und gedrückte Daumen in Richtung des kleinen Organisationsteams bei der Marine – egal, ob die 131. Marinekutterregatta in diesem Jahr oder erst 2021 stattfinden kann.
Klaas

Und draußen ist das Wetter gut …

In der Bootshalle strahlen die überholten Jollen aller Klassen. Foto: har

Wetterwechsel an der Kieler Förde: 20°C und strahlender Sonnenschein draußen – aber auch in der Bootshalle der Marine-Jugend Kiel strahlt es. Dort sind es allerdings die überholten Jollen, die vor sich hin glänzen. Die letzten Lackschichten werden aufgetragen. Die Farbauswahl ist etwas eingeschränkt, zugegeben. Wir nehmen das, was vorhanden ist. Und es sieht so aus, als ob fröhliches Hellblau die Farbe dieser – missglückten – Saison wird.

Welcher Lack verhält sich wie? Die erzwungene Ruhezeit ermöglicht wenigstens ein paar weitergehende Experimente. Foto: Guido

Guido hat sich erbarmt und versuchsweise Lackproben auf Sperrholz aufgetragen, um sicherzugehen, dass wir mit den verschiedenen Farben nicht nach anfänglicher Euphorie noch technischen Schiffbruch erleiden. Das bisher beliebte Flaschengrün fällt jedenfalls nach ersten Erkenntnissen aus der Palette heraus…
Klaas

Arbeiten im Schichtbetrieb

Endlackierung: Zwei von drei „Floh“-Jollen erreichen den segelfähigen Zustand. Foto: har

Schon beim Aufschließen der Bootshalle ist klar, dass hier schon fleißige Hände am Werk gewesen sind: Noch vor dem Betätigen des Lichtschalters melden die Nasen die Lackierarbeiten. Schnell die Masken aufgesetzt und einen Blick risiert – Guido und Malte haben eine der „Floh“-Jollen zum Strahlen gebracht. Himmelblau glänzend ist das Boot nun weitestgehend fertiggestellt. Lackdosen und Härter werden geöffnet, und die zweite Schicht des heutigen Tages nimmt sich den nächsten „Floh“ vor. Nach ein paar Stunden ist der zweite „Floh“ lackiert. „Platin“ heißt die F.arbe. Gräulich weiß wäre wahrscheinlich passender.

Aus Dunkelblau wird Hellblau. Ist ja auch ein bisschen freundlicher. Foto: Finja

Mit ein bisschen Glück bekommen wir auch den letzten Vertreter dieser Bootsklasse aus unserem Bestand in dieser Woche halbwegs fertig. Allerdings hat der dritte „Floh“ ein paar Macken mehr und verlangt auch noch Arbeit mit Schleifgerät. Der Schichbetrieb zu Corona-Zeiten geht also noch weiter.
Klaas

Nächster Schlag: Kiel schließt Sportboothäfen

So, wie es aussieht, bleiben die Boote auf dem Hof noch eine Weile eingepackt. Ob es in diesem Jahr noch ernsthaft etwas wird mit dem Segeln in Kiel, sei erstmal dahingestellt. Foto: har

Während wir einzeln, still und leise abwechselnd hinter verschlossener Tür an unseren Booten werkeln, erreicht uns heute die nächste Hiobsbotschaft. Mit sofortiger Wirkung schließt die Stadt Kiel ihre Sportboothäfen, kurz gefasst: Das sind so gut wie alle in der „Sailing City“. Selbst das Einfahren von außen ist untersagt, Slippen und Kranen natürlich auch. Die Verfügung gilt bis zu, 19. April – erstmal. Denn wie auch die anderen behördlichen Verfügungen kann auch diese Weisung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie immer wieder verlängert werden. Sollte das geschehen, könnte es das natürlich weitestgehend mit Segeln in der Saison 2020 gewesen sein. Die Kieler Woche ist schon vom Ende Juni auf September verschoben worden; die Sommerferien beginnen in Schleswig-Holstein beginnen auch schon am 29. Juni.

Kleine Ausbesserungen noch, dann kommt die Farbe drauf: Cathrine macht den ersten Opti schick. Foto: har

Wir machen trotzdem weiter. Halbfertige Boote sind ja kein erhebender Anblick. Und es ist schon viel Arbeit in die schwimmenden Untersätze investiert worden. Deshalb geht es nun ans Finish: Der erste „behandelte“ Opti hat seine erste Schicht Lack erhalten. Sieht nicht ganz aus wie neu, aber fast … Und zwei von drei unserer „Floh“-Jollen haben ihre letzten Schleifarbeiten über sich ergehen lassen müssen. Das Boot in Froschgrün gehört zudem der Vergangenheit an. Die hellgraue Vorstreichfarbe weist dezent darauf hin, dass die alte Schönheit künftig eine hellere Erscheinung sein wird. Und so machen wir in den kommenden Tagen weiter. Irgendwann wird man sicher wieder auch in Kiel segeln können.
Klaas