Die Liebe zum Wassersport und zum Meer hat so viele Facetten, dass sie sich gar nicht alle im Vereins-Alltag abbilden lassen können. Der normale Winterbetrieb wäre gekennzeichnet von rastlosem Basteln an unseren fahrbaren Untersätzen, Schleifen, Hämmern, Bohren, Lackieren, Schrauben, Takeln. Die Pandemie macht all dem einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Arbeit an den Booten muss zwar trotzdem erledigt werden, aber eben anders organisiert, einzeln oder zu zweit. Damit können die Gruppennachmittage auch anders organisiert werden. Seit Mitte November 2020 kümmern sich ja vor allem Finja und Janek darum, ein inhaltlich interessantes und abwechslungsreiches Programm anzubieten. Und da sind wir wieder bei den Facetten.
99 Tage vor Kap Horn
Schriftwart Dieter hatte uns daran erinnert, dass es viele spannende Geschichten rund um das Segeln gibt. Und gerade im Zusammenhang mit der Regatta Vendée Globe und der Berichterstattung über die Tücken des Umrundens von Kap Horn zog Dieter ein Buch über Windjammer aus dem Regal. Auch wenn das Zuhören nur an den heimischen Rechnern stattfinden konnte – statt mit heißem Punsch und Keksen im Gruppenraum –, machten wir aus der Not eine Tugend. Und so lauschten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Geschichte von Kapitän Christian Jürgens von Föhr, der mit seinem Segelschiff „Susanna“ Mitte Oktober 1905 im Auftrag der Hamburger Reederei G.J.H. Siemers unterwegs war – und in Hagel und Orkanböen das Kap Horn rundete. 99 Tage wurde das Vollschiff, das wie die legendären Flying-P-Liner der Reederei F. Laeisz Salpeter transportierte, von Stürmen am Kap gebeutelt.
Ein Gruppennachmittag ist aber lang. Und es ist nicht damit getan, dass einer sich anstrengt und alle anderen sich zurücklehnen. Deshalb war auch noch mehr im Programm als eine spannende Vorlesestunde: Finja und Janek forderten die Mitarbeit der Gruppe ein und nahmen sich die Begrifflichkeiten an einer Segeljolle vor. Nach und nach wurde das gezeichnete Modell eines Bootes mit den Bezeichnungen aller Einzelteile von Rumpf, Segeln, laufendem und stehendem Gut beschriftet. Wieder einmal zeigte sich die Stärke des virtuellen Gruppenraums: Denn alle Beteiligten können nicht nur gleichzeitig sprechen (nicht erwünscht 😉 ), sondern auch gleichzeitig an etwas arbeiten (sehr erwünscht 😉 ).
Und es reicht an einem Gruppennachmittag sogar noch zu einem dritten Abschnitt: die Segelpraxis. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten bereits in der Woche zuvor an einer eSailing-Regatta teilgenommen, die das Camp 24/7 ausgelobt hatte – klar, dass auch die Marine-Jugend Kieler Förde dabei war und gar nicht so schlecht abschnitt. Ergebisse gibt es hier: https://sailranks.com/v/regattas/3940 . Und so wurde auch an diesem Wochenende wieder intensiv um Sieg und Platz gesegelt. Bald wird es wohl Zeit für eine eigene Vereinssparte …
Und in der kalten Bootshalle? Auch da geht es weiter, den aktuellen Temperaturen angemessen natürlich. So haben Guido und Malte zwischenzeitlich mit großer Leidensfähigkeit an einem Optimisten weitergearbeitet, der in anderen Vereinen wahrscheinlich angesichts seiner Schäden das Zeitliche gesegnet hätte. Aber das treue Boot macht Fortschritte. Und Guido und Malte haben sogar damit begonnen, die abgerissene Scheuerleiste im Bugbereich zu laminieren. Sieht man sich das Lastenheft an, kann man sich nicht vorstellten, dass sie zu Beginn der nächsten Saison nicht wirklich alles reparieren können.
Klaas