Edles Holz und ganz besonderes Handwerk

Ein gelungener Ausflug von der Kieler an die Flensburger Förde: Thomas Geburzky (7. von links) führte uns durch den Werftbetrieb von „Robbe & Berking“. Foto: Fe

Es sind Namen wie „Nini Anker“, „Sphinx“ und „Jenetta“, die viele Seglerinnen und Segler von Bildern oder aus Geschichten kennen. Einige der berühmten „12er“ sind regelmäßig zu Besuch auf der Kieler Förde; aber diese hölzernen Segel-Legenden von ganz Nahem zu sehen, die Hölzer und Lacke zu riechen – und etwas mehr Hintergrund zu jedem Boot zu erfahren: Das ist schon etwas ganz Besonderes.

Die Idee, beim Robbe & Berking Yachting Heritage Centre in Flensburg anzuklopfen, war schon länger in unseren Hinterköpfen gewesen. Denn bei Besuchen von Kunst- und Foto-Ausstellungen war manchmal ein großes Tor in eine benachbarte Werfthalle offen geblieben und ein kleiner Blick auf die dort abgestellten Schönheiten zu erhaschen gewesen. Aber die Pandemie-Lage hatte es nicht zugelassen, das Thema früher anzugehen. Nun war es endlich soweit. Und die vorsichtige Anfrage im Spätsommer bei Robbe & Berking, ob vielleicht ein kleiner Segel- und Jugendverein aus Kiel mal durch die heiligen Hallen in Flensburg streunen dürfte, wurde von dort umgehend positiv beantwortet – verbunden mit einem Tipp: „Am besten machen wir den Termin ab November. Dann sind bei uns die Boote aus dem Wasser gekommen und in den Hallen im Winterlager und in der Werkstatt zu sehen.“ Ein Hinweis, den wir sehr gern annahmen.

Thomas erzählt uns die ersten Hintergründe zur Entstehung des Heritage Centres. Foto: mor

So trudelten wir also am Sonnabend mit einer Gruppe von knapp 20 Personen am Harniskai in Flensburg ein. Und dort wartete die nächste große Überraschung auf uns, als der von Robbe & Berking angekündigte „erfahrene Führer und begeisterte Segler, der ganz viel erzählen kann“, zu uns stieß. Wir kannten ihn nämlich. Und zwar richtig gut: Vor uns stand Thomas Geburzky – bei der Marine-Jugend Braunschweig „groß geworden“, jahrzehntelanger Organisator der Marinekutterregatta zur Kieler Woche und in der Tat auch ein erfahrener 12er-Skipper, der auf diesen Schönheiten viele tausend Seemeilen unter dem Kiel abgeritten hat. Das „Hallo“ war entsprechend groß.

Was dann folgte, war eine grandiose Lektion über anderthalb Stunden: Wie entstand die berühmte Zwölfer-Formel? Was floss in die Berechnung mit ein? Welche Boote wurden nach welcher Variante gebaut? Wo kommt das Holz her? Wie wird es bearbeitet und gelagert? Wie entstehen die Holzmasten? Wie wird lackiert und geklebt? Dazu lieferte Thomas viele spannende Details zur Entstehung der Robbe&Berking-Werft, Grenzerfahrungen mit und Anekdoten zu den 12ern. Aber besondere Eindrücke erlebte unsere Besuchergruppe natürlich, als wir dann vor jedem einzelnen dieser Boote standen und weitere Details zur Geschichte erhielten. Immer wieder begegnete uns auf dem Rundgang Oliver Berking selbst, der dann auch irgendwann nach unserer Herkunft fragte: „Seid Ihr eine große Familie?“ Eigentlich hätten wir Ja sagen können, aber Janek und Finja erklärten schon den Hintergrund dieser „Marine-Jugend-Familie“. Und in Folge fabulierten wir untereinander darüber, ob es nicht sehr schick wäre, einen Kutter aus dieser Werft zu bekommen … Malte brachte uns alle auf den Boden der Tatsachen zurück, als er anmerkte, dass wir dann bei Regatten immer absichtlich hinterher segeln müssten, weil wir viel zu viel Angst hätten, dass einem solchen Boot etwas passieren könnte.

Beim Abschlussgespräch unter vier aufgepallten 12ern stellte Jörn dann eine Frage an Thomas, über die zunächst alle lachten, bei der Antwort dann aber feststellten, dass es dazu gar keinen Grund gab. Denn Jörn wollte wissen, wie sich die 12er im Vergleich zu Marinekuttern segeln lassen, welches Gefühl man auf diesen Boote habe. Thomas sagte: das gleiche Gefühl. Denn die Segeleigenschaften seien – von Segelfläche und Geschwindigkeit bestimmt mal abgesehen – sehr ähnlich. Er verwies dabei unter anderem auf die Eigenschaften des langen Kiels und die damit verbundenen Schwierigkeiten in der Wende. Wer jemals mit einem Kutter in der Wende plötzlich stehen geblieben ist, weiß, was er meinte. „Wenn man beim 12er in der Wende das Vorsegel nicht exakt herumnimmt, läuft er einfach weiter – nach dem Motto: Das wolltest du doch jetzt wohl gar nicht“, erläuterte Thomas. Vielleicht war die Anmerkung ein kleiner Fehler unseres eloquenten Führers; denn als wir wieder auf dem Parkplatz standen, erzählte die kleine Truppe nicht nur von einem Robbe & Berking-Kutter, sondern davon, selbst an Bord eines 12ers mitfahren zu dürfen. Wenn Thomas und das Robbe & Berking-Team beabsichtigt haben sollten, uns einen Segel-Traum für die kommende Winterzeit einzupflanzen, ist ihnen das jedenfalls rundum gelungen. Und so können wir mit leuchtenden Augen und feuchten Händen nur ganz einfach Danke sagen für diesen wunderschönen Vormittag in Flensburg!
Klaas

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