Farbe, Flex und Apfelkuchen

Holz will gut gepflegt sein: Stephan, Merle und Jonas schleifen und lackieren Duchten und Riggteile des Kutters „Fritjof“. Foto: har

Ich betrete die Bootshalle wie jeden Sonnabend. Schlagartig steigt mir der typische Geruch von Holz und Lack in die Nase. Es ist wieder so weit, denke ich. Die Saison ist zu Ende und die Winterarbeit hat begonnen. Seit kurzem steht ja der ZK-10-Kutter „Aneesa“ in der Bootshalle. Was neu ist: Es befinden sich Leute darin. Natürlich nicht zum Segeln – Wasser in der Halle wäre nicht so gut –, sondern zum Arbeiten. Mit Föhnen und Spachteln bewaffnet sitzen Johanna und Nils im Kutter. Sie hatten sich zur Aufgabe gemacht, den Anti-Rutsch-Belag von den Sitzen zu entfernen. Diese Arbeit ist sehr mühsam und wird wohl noch eine Weile dauern. Guido sitzt mit einer Flex daneben und hilft den beiden die Risse frei zu legen.

Johanna und Giudo spielen mit hohen Temperaturen: Risse in der Oberfläche werden erweitert, um sie anschließend besser reparieren zu können. Und auch der Anti-Rutsch-Belag lässt sich nur mit Wärme vom Untergrund lösen. Foto: har

Währenddessen sitzen Gerd, Stephan, Jan, Jonas und Merle im anderen ZK-10-Kutter „Fritjof“ und schrauben alles, was aus Holz ist, aus dem Rumpf. Duchten, Runzelblätter, die Pinne, Schwerttisch und Klüverbaum landen im Vereinsheim. Dort macht sich Birgit daran, diese abzuschleifen und neu zu lackieren. Helmut kümmert sich derweil darum, die Beschläge, welche noch aus Fritjof gebracht werden, zu säubern.

Helmut geht die Metall-Beschläge von „Fritjof“ an, befreit sie von Schmutz und Rost. Foto: har

Nachdem ich allen guten Tag gesagt hatte, machte ich mich auf den Weg in Richtung Steg. Dort lagen zwei aufgetakelte Optis, bereit dazu ins Wasser gelassen zu werden. Die vier Segler stehen davor und teilen sich in zwei Gruppen ein. Merle und Jonas begeben sich in die Boote, während Bennet und Constantin darauf warten, dass Malte ihnen dass okay gibt, ins kleine Schlauchboot zu steigen. Nach einer Weile auf dem Wasser geht es dann wieder an den Steg und es wird durchgetauscht.

Klirrende Kälte hindert nicht am Segeln: Bennet, Constantin, Merle und Jonas machen einen kleinen Ausflug auf den „Fjord“. Foto: har

Nach einer Weile auf dem Steg verzog ich mich ins Vereinsheim, um mir dort eine Beschäftigung zu suchen. Die Anderen sah ich erst in der späteren Pause wieder, bei der sich alle zu dem von Birgit frisch gebackenen Apfelkuchen gesellten, von welchem nichts übrig blieb. Kai hatte sich den ganzen Tag um einen Topf bemüht, mit welchem er den ausgekühlten Seglerinnen und Seglern einen Kakao kochte. Und so hatte die Winterarbeit begonnen, und ich muss sagen: So schlecht ist es bisher nicht.

Cathrine

Gebrauchs-Physik oder: Das Runde muss ins Eckige

Die Neigung des Kutters muss stimmen – auf das Grad genau. Sonst ist es nichts mit der beschädigungslosen Durchfahrt in die Halle. Foto: Fe

Man nehme: einen hölzernen Bootswagen, diverse Keile und Balken, einen Bootswagen und ein gutes Dutzend kräftiger Vereinsmitglieder. Und dann noch möglichst ein oder zwei Leute mit Übersicht und einer Vita, in der im Physikunterricht nicht nur Kreide geholt wurde. Dann kann es klappen, 1000 Kilogramm ZK-10-Kutter mit 2,15 Meter Breite und 7,50 Länge durch ein Tor zu zerren, das mehr für die Durchfahrt eines VW Käfer oder Fiat Panda gedacht gewesen sein mag.

Und immer wieder kommt der Wagenheber zum Einsatz, um die Räder unter dem Bootswagen in die richtige Richtung zu stellen. Foto: Fe

Eins sei vorweggenommen: Es fehlte nur ein- oder zweimal ein passender Holzkeil; der wurde aber fix mit Hilfe des passenden Werkzeugdenkens höher entwickelter Primaten durch Fundstücke im Regal ersetzt. Alles andere waren Planung, Logistik und brutale Muskelkraft. „Aneesa“, der betroffene Kutter, musste zunächst von seiner Persenning befreit und auf seinem hölzernen Bootswagen in Stellung gebracht werden. Weil das Schwesterboot „Fritjof“ noch eine Weile im Freien verbringen wird, verschwand dieses also zunächst unter der frei gewordenen Plane. Schritt zwei: den Kutter „Aneesa“ vor dem Hallentor in Stellung zu bringen. Wichtigstes Hilfsmittel hier war der große Werkstattwagenheber aus dem Betrieb unseres Mitglieds Rolf Mückenheim. Bei jeder Änderung der Fahrtrichtung des Bootswagens wanderte der Wagenheber um das Gestell, um die Räder des Gefährts auszurichten, Vor dem Tor angekommen, folgte die Sicherung des Kutters durch Tauwerk, um das Abrutschen vom Wagen zu verhindern.

Langsam, ganz langsam bewegt sich der Kutter Richtung Eingang. Foto: Fe

An dieser Stelle folgte der heikelste Punkt der Aktion: das Boot auf einige Grad genau in der Neigung so auf die Seite zu legen, dass Kutter und Tor-Umfassung die Einfahrt ohne Kratzer überstehen. Vor, zurück, drücken, ziehen, schieben, Keile unterlegen, mit Augenmaß den Fortschritt einschätzen. Und es funktionierte. Zentimeter für Zentimeter schoben und zogen die Helferinnen und Helfer das Gefährt in die Halle. Ein Teilerfolg. Denn um später am Kutter arbeiten zu können, musste er erst wieder zurück in die Waagerechte. Also erneut drücken, ziehen, Keile unterlegen oder herausnehmen. Zu guter Letzt schob die Crew die „Aneesa“ so weit zur Seite (Einsatz Wagenheber …), dass der Fluchtweg durch das Gebäude wieder geöffnet wurde. Fazit: Grundsätze der Mechanik und die Hebelgesetze sitzen wieder. Der Muskelkater wird wieder abflauen. Und wenn die renovierte „Aneesa“ mit „Fritjof“ die Plätze tauscht, wird es sicher noch schneller gehen.
Klaas

Es hilft nichts – die Boote müssen raus

„Fritjof“ kommt aus der Förde. Thomas, Jan, Christiane, Guido, Malte und Stephan warten gespannt darauf, dass der Kutter an Land kommt, um den Bewuchs abzuschrubben. Foto: Fe

Wenn die großen Boote am Ende der Saison aus dem Wasser müssen, ist das einerseits ziemlich traurig. Aber auf der anderen Seite ist das Kranen auch immer ein richtiges „Happening“. Traditionell sammelt sich die Arbeits-Crew an einem Freitag, um Yachten und Kutter aus der Förde zu holen. In diesem Jahr klappte alles wie am Schnürchen. Das Wetter war sonnig und kaum windig. Dem Ruf nach vielen starken Händen waren mehr motivierte Vereinsmitglieder gefolgt als gedacht. Und schließlich machte sich die Routine in den Abläufen bemerkbar – gekrönt von dem ruhigen Kranführer Peer, der mit seinem Können ein Boot nach dem anderen an seinen riesigen Ausleger hängte.

Und nun greift sich der Kran zu guter Letzt die Varianta „Regulus“. Foto: Fe
„Kurz-Reinigung“ vor dem Verladen auf den Trailer: Der Muschel-Bewuchs der Saison muss ganz fix abgeschabt werden. Foto: Fe

Morgens hatte die „Colombina“ den schon abgeriggten Kutter „Fritjof“ an seinem Liegeplatz abgeholt und zum Vereinssteg geschleppt. Die „Regulus“ war dem Schleppzug gefolgt – mit der Kraft ihres E-Außenborders. Als der Kranwagen die Kiellinie entlang kam, waren auch „Colombina“ und „Regulus“ bereits „entmastet“. Auch hier zeigte sich die jahrelange Erfahrung in routinierten Alle-Frau-und-Mann-Manövern. 😉

Boote im Päckchen? Kein Problem für unseren Kranfahrer Peer. 😉 Foto: Fe

Mit dem Kranen selbst war es natürlich nicht getan. In Windeseile wurde jedes Boot von seinem Bewuchs befreit, bevor der Kran es sanft auf den jeweiligen Trailer bugsierte. Letzte Einstellungen mussten an den Auslegern der Bootswagen vorgenommen werden. In schier endloser Geduld hob Peer Boot um Boot immer wieder an, um es nach mühselig verstellten Halterungen wieder abzusenken … mal hier zehn Zentimeter nach vor … mal dort zehn Zentimeter nach hinten … mal hier das Heck ein Stück nach Backbord … mal dort der Bug ein Stück nach Steuerbord. Und selbstverständlich gab es die üblichen Stolpersteine: Vor allem der Kielschwerter „Regulus“ mit seinem berüchtigten Schwert zickte wie immer herum. Auch in diesem Jahr wollte die Stahlplatte sich nicht in den Rumpf einziehen lassen und benötigte viel Zuspruch und reichlich Nachhilfe mit Hammer und langen Sägen, bis sie schließlich aufgab und in ihrem Stummelkiel verschwand.

Neu war das Rangieren unseres Kutters „Fritjof“. Denn sein eigener hölzerner Bootswagen war von dem baugleichen Neu-Zugang „Aneesa“ besetzt. Der flexibel einstellbare Holzunterbau ist Voraussetzung, um einen Kutter in die Bootshalle zu manövrieren. Und da zunächst „Aneesa“ dort saison-fein gemacht werden soll, thronte also dieser Kutter auf dem Holz. „Fritjof“ dagegen musste auf dem neuen Edelstahl-Bootswagen von „Aneesa“ platziert werden. Und dabei stellten wir fest, dass es durchaus Unterschiede zwischen baugleich und baugleich gibt. Nach einer knappen halben Stunde saß dann aber auch „Fritjof“ bombenfest auf seinem Vehikel. Und nach einer weiteren halben Stunde Rangiererei stand dieser Kutter an seinem Platz unter der Terrasse des Vereinsheims. Ein sonniger Tag, viele fleißige Helfer – und ein gutes Ergebnis. Die Winterarbeit kann beginnen.
Klaas

„Fritjof“ hängt am Haken: Liv und Stephan prüfen das Hebegeschirr. Foto: Fe

Jüngstenschein – Motor-Ärger und viel Segel-Routine

Merle hat den praktischen Segelanteil für den Jüngstenschein schon einmal geschafft. Finja nimmt den erfolgreichen Prüfling am Steg an. Foto: har

Wenn jüngere Seglerinnen und Segler sich alle wichtigen Kenntnisse über ihren Sport angeeignet haben, ist es Zeit für den ersten „Führerschein“, den Nachweis, selbstständig mit dem Boot umgehen und vielleicht auch schon einmal an einer Regatta teilnehmen zu können. Und so waren nun vier Mädchen und Jungen an der Reihe, die praktische Prüfung für den Jüngstensegelschein abzulegen. Unter den wachsamen Augen von Finja, Janek und Christiane hieß es ab- und anzulegen, zu wenden zu halsen, das jeweils eigene Boot sauber auf- und abzutakeln, zu „versorgen“, die wichtigen Knoten knüpfen und vorzeigen zu können. Das Wetter war kühl und mäßig angenehm; aber auch unter diesen Bedingungen muss das Handwerkszeug ja sicher beherrscht werden. Kurze Zusammenfassung eines langen Nachmittags: Alle Vier haben sich souverän geschlagen und sind gut durch die praktische Prüfung gekommen. Herzlichen Glückwunsch!

Aber auch der ganz normale Gruppen- und Segelbetrieb läuft weiter. Vor allem Kutter „Fritjof“ darf sich in dieser Saison wirklich nicht über mangelnden „Auslauf“ beklagen. Mehrfach in jeder Woche trifft sich eine unermüdliche Seglergemeinschaft um Kassenwart Stephan und verschafft „Fritjof“ Seemeile um Seemeile unter dem Kiel – (fast) egal bei welchem Wind und welchem Wetter. Dass für die Crews am Rande öfter einmal das eine oder andere Fischbrötchen herausspringt, gehört wie jedes Jahr einfach dazu. 😉

Kurze Kaffeepause am Vereinsheim gemacht, und gleich geht es wieder los. „Fritjof“ ist in dieser Saison viel unterwegs. Foto: har

Neben dem eigentlichen Segel-Genuss haben sich allerdings seit dem Ende der Sommerferien auch ein paar ärgerliche Kleinigkeiten angesammelt, die umgehende Beschäftigung des jeweiligen „Fachpersonals“ erforderlich machten. Wie gut, dass sich immer wieder Mitglieder und Angehörige bereit erklären, hier zuzufassen. Quell unerschöpflicher „Freude“ ist vor allem das Auftreten von Motor-Macken. Drei Außenborder verlangten Reparaturen. Am ärgerlichsten dabei zeigte sich der Totalausfall unseres großen Motorboots. Das RHIB (Rigid Hull Inflatable Boat) oder einfach Schlauchboot mit festem Boden ließ aus zunächst unerfindlichen Gründen Luft (aus den Schläuchen) raus und Wasser (in den Zwischenboden) hinein. Da zudem der Motor des Bootes einen „Clown gefrühstückt“ und das Personal am Ruder mit seinen Zicken über Wochen schier in den Wahnsinn getrieben hatte, musste das Schlauchboot raus aus dem Wasser. Eine Reparatur im Hafenbecken schien nicht sehr erfolgversprechend. Da am Westufer der Förde keine Slipanlage in erreichbarer Nähe ist, kam der Koloss mit seinen paar hundert Kilogramm Gewicht also per Muskelkraft am Vereinssteg aus dem Wasser und dort gleich auf seinen Trailer.

Stunde um Stunde schweißtreibender Arbeit mit diversen Werkzeugen und vielen neuen Einfällen folgten, um den Motor vom Boot zu trennen, der sich trotz der dafür vorgesehenen, entsprechenden Halterung nicht bewegen lassen wollte. Nils, Nils, Christiane, Thomas, Kirstine, Jörn, Kai und Guido waren schon kurz davor aufzugeben, als es schließlich doch gelang. Ein Glück, denn der Ausbau der Maschine ist sowohl Bedingung für deren Reparatur als auch für die Überholung des Rumpfes selbst.

Mit dem Trockenlegen unseres RHIBs zeigte sich aber ein weiteres Problem: Das kleine Schlauchboot reicht als Begleitung der Optimisten auf dem Wasser. Mit der Beaufsichtigung der größeren Jollen oder auch nur einer größeren Opti-Anzahl ist so ein „Wasser-Hutschefiedel“ aber völlig überfordert. Die zunächst angedachte Lösung, auf Jollen für den Rest der Saison zu verzichten, war nicht so ganz durchzuhalten. So musste das große Schlauchboot halt übergangsweise ersetzt werden. Welches Boot ist im Allgemeinen schneller als ein großes Segelboot? Ein noch größeres Segelboot. Und so zockelte neben dem kleinen Schlauchboot also im Gruppenbetrieb auch noch eine Yacht mit. Nur für den Fall der Fälle. 😉

Aber auch an Land tut sich eine Menge. So sind Guido und Nils fleißig dabei, eine Europe-Jolle mit etlichen Löchern und Schaum wieder zum Leben zu erwecken. Harte, staubige, nicht immer gut riechende Tätigkeit. Aber wenn der Flitzer auf dem Wasser ist, wird es sich zeigen, dass sich der Aufwand lohnt. Nebenbei haben wir auch das Tätigkeitsfeld ein bisschen erweitert. Zur Segeltheorie und -praxis kommen weitere seemannschaftliche Fähigkeiten, die in der Vergangenheit etwas gelitten haben. Spätestens im kommenden Jahr, wenn wir den Schwesterverein in Braunschweig besuchen, müssen die aber sitzen, wenn wir uns nicht blamieren wollen: Und so werden zum Beispiel wieder Wurfleinen aufgeschossen und geworfen. Nicht ganz so einfach übrigens, wie sich das der Eine oder die Andere vorgestellt haben.

Und dann tropft es aus der Decke …

Aufwand haben wir auch immer noch mit unseren Räumlichkeiten. Tropfte über Monate hinweg Wasser aus der Decke der Mädchenlast, das dem Raum das Klima einer Champignonzucht verschaffte und wahrlich nicht zur Lagerung irgendwelcher Stoffe geeignet war, haben wir nach Ende des einen Übels im Nachbarraum – der Jungenlast – über weitere Monate ein anderes Phänomen zu bekämpfen: Aus dessen Decke tropft feines Öl. Inzwischen literweise. Und niemand ist in der Lage, die Herkunft festzustellen. Viele lustigen Ideen sind daraus entstanden: zum Bsiepiel, daraus Treibstoff für unsere Motoren zu gewinnen oder eine Ölquelle anzumelden; nur müssen wir der Sache in den nächsten Wochen schon Herr werden. Denn spätestens zu Beginn der Wintersaison sind wir auf diese Räume angewiesen.

Neue Seite im Aufbau: Wir haben die Domain www.kuttersegeln.de übernommen. Foto: har

Nicht nur dort werden wir uns auch um eine neue Seite im Internet kümmern. Denn neben unseren Vereinsseiten der Marine-Jugend Kieler Förde betreiben wir auch www.marinekutterregatta.de und seit Neuestem auch www.kuttersegeln.de. Letztere Homepage war vor vielen Jahren von dem ehemaligen Braunschweiger Marine-Jugend-Mitglied Joachim Glatzel aufgebaut und betreut worden. Auf seinen Vorschlag hin haben nun die Kieler das Projekt übernommen und möchten in Zusammenarbeit mit anderen Kuttersegel-Begeisterten eine neue Seite aufbauen, auf der nicht nur die Geschichte dieser besonderen Bootsklasse geschildert, sondern auch gezeigt wird, wie viel Leben noch in der Kuttersegelei ist.
Klaas

Eine Schwester für „Fritjof“

Zwischenstation in Dammer Berge: Die Sonne brennt, die Frisuren sitzen ;-). Foto: har

So leidenschaftlich viele Mitglieder der Marine-Jugend Kieler Förde seit jeher das Kuttersegeln betreiben: Mit unserem geliebten Maskottchen „Fritjof“ wird es schwierig, wenn es einmal darum geht, etwas zügiger voranzukommen. Dieses Problem ist alles andere als neu. Seit Jahren versuchen wir, hier einen Ausweg zu finden – am besten in Form eines zweiten Kutters der nicht nur als Sparringspartner für „Fritjof“ dient, sondern vielleicht bei Wanderfahrten eingesetzt werden kann oder auch bei einer Kutterregatta nicht nur mit großem Abstand hinter dem jeweiligen Feld hinterher segelt.

Neue Kutter unerschwinglich

Ein neuer Kutter ist für unseren kleinen Verein preislich jenseits aller Vorstellungskraft. Vernünftig ausgerüstet, vielleicht sogar mit einem passenden Trailer versehen, wären wir ganz fix im Bereich der 50.000 bis 70.000 Euro. Und am Gebrauchtmarkt finden sich ebenfalls ziemlich fantasievolle Preisvorstellungen – wenn es denn überhaupt Boote im Angebot gibt. Aber nun kam uns der Zufall zu Hilfe und ganz, ganz viel Unterstützung. Denn Jörg Jonscher, Vorsitzender des Marine-Regatta-Vereins, wusste um unsere Nöte – und stellte umgehend die Verbindung her, als er hörte, dass die Marinekameradschaft Bottrop einen gebrauchten ZK-10-Kutter verkaufen möchte.

Finanzierung ist „rund“

Die ersten Gespräche Kiel-Bottrop verliefen hervorragend. Und so machten wir uns an die Mittelbeschaffung. Die Finanzierung stand tatsächlich nach kurzer Zeit, auch Dank der Unterstützung von Mitgliedern, mögliche „Durststrecken“ zu überbrücken. Und wir klemmten uns hinter öffentliche Zuschüsse und Zuschüsse von Verbänden, die uns zwar noch keine Zusage geben konnten, wohl aber den vorzeitigen Erwerb des Kutters genehmigten.

Rundum-Wohlfühlpaket der MK Bottrop

Und so machten wir uns unter anderem mit einem Zugfahrzeug von Rolf sowie einem passenden geliehenen Trailer frühmorgens von Kiel nach Essen auf, wo das gute Stück hoch und trocken bereits an einem Kran in einer Halle stand. Roland Gillar, der Vorsitzende der MK Botropp, hatte sehr fürsorglich alles erdenklich Notwendige vorbereitet. Und so stand „Aneesa“ mit der Segelnummer K-306 nach anderthalb Stunden auf dem Trailer. Viel passendes Zubehör von der dreiteiligen Zelt-Persenning bis hin zu Riemen zur Verwendung beim Kutterrace, vom 9,9-PS-Außenborder bis zum Alu-Rigg, waren verladen. Wir werden sogar ein zweites Mal ins Ruhrgebiet fahren müssen; denn zu dem Kutter gehören noch ein großer Trailer und ein passender Bootswagen. Nur benötigen wir dafür ein Zugfahrzeug mit entsprechenden Muskeln. Abgesehen davon machte der Besuch bei den Bottropern so viel Spaß, dass wir schon mit Vorfreude auf den nächsten Ausflug freuen. Nun steht die „Freundliche“ – das ist die Übersetzung des Namens „Aneesa“ vor der Bootshalle auf „Fritjofs“ Wagen und wartet auf die Überholung, die wir uns vorgenommen haben. Farbe bekommen wir übrigens von der Firma „international“, die uns diesen Teil des „Refits“ sponsoren möchte. Wenn alles fertig ist, wird „Aneesa“ ihr bisheriges Grau ab- und ein Weinrot angelegt haben. Auch die Kutterführer stehen bereits fest: Janek und Christiane werden hier für den MJK-Kutter Nummer zwei „antreten“.
Klaas

2 x Marine-Jugend = eine ganze Menge Spaß!

Die Segelcamp-Truppe aus Braunschweig und Kiel vor dem Marineheim an der Förde. Foto: Guido

Wir hatten über Jahre hinweg immer wieder mal wieder darüber gesprochen – über eine gemeinsame Veranstaltung der Marine-Jugenden aus Braunschweig und Kiel. Und in diesem Jahr – auch hier hatte die Entwicklung der Pandemie alles verzögert – sollte es endlich klappen. Das Projekt: ein Segelcamp an der Kieler Förde. Wie immer zeigten sich die Probleme bei der Vorbereitung in den nicht ganz unwesentlichen Details. Denn schon die Suche nach einer Unterkunft für eine Gruppe von 20 bis 30 Personen gestaltete sich schwierig. Auf dem Westufer war schon Anfang 2022 alles ausgebucht – von Falckenstein bis Schwedeneck, nichts zu bekommen. Vor allem Tina, Kiels zweite Vorsitzende und mit der Gesamtorganisation betraut, lief sich im wahrsten Sinn die Hacken wund. Letztlich hatten wir doch Riesenglück. Auf dem Zeltplatz der Campinganlage in Möltenort auf dem Ostufer nahm uns die Betreiber-Familie Rohde liebevoll auf und gab uns für die geplanten vier Tage einen passenden Standort.

Ankunft in Möltenort – erstmal das Gelände erkunden. Foto: har

Dann musste festgelegt werden, welche Boote an der Aktion teilnehmen – und auch, wer jeweils für das Boot verantwortlich ist. Neben „Regulus“, „Johanna“ und „Fritjof“ mussten noch private Yachten teilnehmen; denn sonst wäre es auf drei Schiffen reichlich kuschelig geworden. So nahm Peter Greve einen Tag mit seiner „Vacanza“ teil. Und auch Dirks „Sagitta“ nahm an einem Tag eine erweiterte Mannschaft an Bord. Das Ruder musste dort allerdings Dennis übernehmen, denn Dirk hatte sich üble Maleschen mit seiner Achilles-Sehne „eingefangen“. Deshalb auch von dieser Stelle aus alles Gute und baldige Genesung

Es geht los. „Fritjof“ verlässt seinen Liegeplatz. Foto: har

Nach dem Eintreffen unserer Braunschweiger und einigen kurzen Absprachen machten sich Helferinnen und Helfer mit Gepäck und Ausrüstung für die ganze Truppe in Autos auf den Weg um die Förde nach Möltenort. Die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten sich auf den Weg zur Fähre, um direkt über das Wasser ans Ostufer zu kommen. Dann folgte das Akklimatisieren und Aufbauen des kleinen Zeltlagers. Stephan hatte allein zwei Zelte und einen großen Pavillon dabei. Letzterer, ausgestattet mit Bierzeltgarnituren, diente in den folgenden Tagen als Verpflegungspunkt. Nach dem Einrichten hieß es: Grill anwerfen, Umgebung erkunden … und danach „Werwolf“ spielen – ein Spiel, das Kieler und Braunschweiger gemeinsam mit Leidenschaft und durch etliche Runden bis in die Dunkelheit genossen. 😉

Ablegen in Richtung Laboe bei strahlendem Sonnenschein. Foto: har

Nach einem ausführlichen Frühstück ließen sich die Crews am kommenden Morgen zunächst per Fähre wieder zurück nach Düsternbrook kutschieren. Dort angekommen, enterten alle die jeweiligen Boote, um nacheinander endlich unter Segeln auf die Förde zu gleiten. Ziel des Tages war Laboe. Zwar nutzen die Kieler das Anlegen dort gern, um die örtlichen Fischbuden zu erobern; an diesem Tag war aber niemandem nach Fisch. Es war einfach viel zu heiß. Also ließen sich die Mannschaften nach dem Anlegen zwischen Rettungskreuzer, Sportbooten und Fähren lieber im Park zum Picknick nieder.

Am späten Nachmittag hieß es, zurück zu segeln – nicht nach Düsternbrook, sondern in den Sportboothafen Möltenort, wo Tina mit dem Hafenmeister eine gemeinsame Box für das verlängerte Wochenende herausverhandelt hatte. Direkt vor dem Büro des Hafenmeisters übrigens.  😉

Außenborder mit fehlendem Eigenleben

Damit die Segelei nicht zu langweilig wird, entschloss sich der Außenbordmotor an der „Johanna“, pünktlich vor der Hafeneinfahrt von Möltenort nicht mehr anzuspringen. Der Innenborder war eh außer Gefecht (Ersatz steht schon an Land und wartet auf den Einbau). Nun wollte auch der Quirl am Heck nicht mehr. Die gerade eingelaufene „Regulus“ kam zu Hilfe. Und so übte die „Johanna“-Besatzung mal wieder das Anlegen unter Segeln in engen Häfen und Boxen. Lange Geschichte kurz erzählt: Es ging nichts Weiteres mehr kaputt; aber der Motor verweigerte trotz guten Zuredens und sanfter Eingriffe weiter jegliche Zusammenarbeit.

Hungrig wie die Wölfe

Dafür gab es wenigstens im Zeltlager wieder gut und reichlich zu essen. Kati und Dörte hatten wie schon im Vorjahr beim Ausflug nach Sundsacker an der Schlei stundenlang geschnitten, geschnipselt und gekocht. Herausgekommen war erneut die vegetarische Bolognese, die aus dem Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor der Veranstaltung mit Nachdruck eingefordert worden war. Die Crews stürzten sich jedenfalls wie die Wölfe auf der Ergebnis, um dann zufrieden nach jeweils ein bis vier Portionen den Tag zu beschließen beziehungsweise nach einer Anstandspause zum Verdauen noch einmal in die Förde zu springen.

Am Sonnabend Morgen sah die Truppe mehrheitlich müde und gleichzeitig unternehmungslustig aus. Nach dem Frühstück wanderten die Crews wieder zum Sportboothafen, an Badestrand, Promenade und UBoot-Ehrenmal vorbei. Auch Dennis war pünktlich mit der „Sagitta“ angekommen und löste mit einigen Tricks und passendem Werkzeug kleine elektrische Probleme an Bord der „Johanna“. Unter Einsatz einer Reserve-Batterie von der „Regulus“ leuchteten und blinkten kurz darauf wieder alle LEDs und Bildschirme. Offiziell hatte die „Johanna“-Crew nicht auf den Einsatz des Plotters verzichten wollen. Wer allerdings weiß, dass an diesem Gerät auch das Musik-Center hängt, mag noch ganz andere Gründe vermuten …

Ein Tag – aber unterschiedliche Ziele

An diesem Morgen setzten die Boote unterschiedliche Kurse: „Fritjof“, „Regulus“ und „Sagitta“ steuerten den Olympiahafen von Schilksee an, um ein bisschen der erhofften Wettkampf-Luft an diesem Wochenende zu schnuppern und in einschlägigen Segel-Fachgeschäften bei Dingen zuzuschlagen, die in Braunschweig nicht (mehr) zu haben sind. „Johanna“ dagegen legte unter Segeln ab und machte sich auf den Weg zum Vereinssteg in der Innenförde. Der kaputte Außenborder sollte von Bord, ein anderer, gleich starker Antrieb angebaut werden. Wind und Sonne waren noch viel besser als angekündigt; alle aktuellen Regattateilnehmer und deren Tross hatten den Hafen von Schilksee verlassen. So war genug Platz, um ein paar Stunden dort anzulegen und das Gelände unsicher zu machen.

Achten fahren vor der Hafeneinfahrt

„Johanna“ nutzte den raumen Wind und fuhr unter ihrem bunten Blister gen Heimat. Die Albin Vega nur unter Segeln an den Steg zu bringen, gelang allerdings nicht im ersten Anlauf. Die vorsichtige Crew war überrascht, dass das Boot ein, zwei Meter zu früh vor dem Anleger stehen blieb. Aber dann klappte es – im Gegensatz zum Austauschmotor, der zunächst genauso „zickte“ wie sein abgebauter Kumpel. Mit Guidos Hilfe, viel Muskelkraft und einigen nicht ganz feinen Worten ließ sich die kleine Maschine dann aber doch zum Arbeiten bewegen. Nach etwas mehr als einer Stunde legte die „Johanna“ wieder ab und fuhr zur Außenförde. Für Schilksee war es längst zu spät. Also nahm die Crew Kurs auf Möltenort, wo bald schon „Regulus“ und „Fritjof“ einliefen, die „Sagitta“ noch auf den Nachzügler aus dem Süden vor dem Hafen wartete. Der Außenborder sprang dann tatsächlich an; aber die beiden verbliebenen Boote mussten trotzdem noch ein paar Achten vor der Einfahrt drehen, weil just in diesem Moment mehrere größere Schiffe auslaufen mussten.

Nach dem Anlegen und Aufklaren verabschiedete sich Dennis und fuhr die „Sagitta“ zum angestammten Liegeplatz zurück. Die Crews wanderten langsam und sehr müde durch die spätnachmittagliche Hitze zurück zum Zeltplatz. Erneut wurden die Grills angeworfen. Die Kopfzahl der anschließend noch Badenden war deutlich kleiner als an den Vortagen. Viele wollten einfach nur noch ein bisschen sitzen und den Abend ausklingen lassen – natürlich nicht ohne ein paar Runden „Werwolf“.

Am Sonntag Morgen klappte das Aufräumen und Zusammenpacken nach dem Frühstück wie am Schnürchen. In Windeseile waren die Zelte abgebrochen, Gepäck und Zubehör gestapelt. Viele fleißige Hände reduzierten die Arbeitszeit. Die großen Wagen von Fe und Ralf sowie von Mirco wurden bis an die Dachkanten beladen. Danach wanderten die Crews ein letztes Mal zum Sportboothafen, um die Boote von dort aus nach Düsternbrook zurückzusegeln. Die Autos fuhren direkt zum Marineheim und wurden dort entladen. Die Bierzeltgarnituren kamen allerdings nur zum Teil ins Haus – denn immerhin stand noch das Abschiedsessen für die Veranstaltung an: Die entsprechenden Reste aus Möltenort kamen auf den Grill; dazu wurde ein Schwung Hot Dogs vorbereitet. Als die Mannschaften dann nach dem Säubern der Boote von den Liegeplätzen am Vereinsheim ankamen, war das Essen auch schon – fast – fertig. Die letzten ruhigen gemeinsamen Minuten, bevor die sechs Braunschweigerinnen und Braunschweiger ihre Gepäckstücke schulterten und sich in Richtung Bushaltestelle aufmachten. Bei dem sehr herzlichen Abschied folgte erneut das Versprechen einer Wiederholung. Und die Kieler Marine-Jugend wird sich auch mit Sicherheit einen Gegenbesuch in den Kalender schreiben – nicht zum Segeln, sondern zum Kutterpullen, Paddeln, Wurfleinewerfen etc.  🙂
Klaas

Eine fröhliche Woche Ferienpass-Segeln

Die Opti-Flotte ist auf dem Steg versammelt. Foto: Tina

Sommerferien heißt bei uns auch: Ferienpass-Segeln. In diesem Jahr starteten wir gleich in der ersten Woche, denn für eine solche Aktion werden immer viele Helfer benötigt, um neun Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren gerecht zu werden. Am Montag trudelten diese neun Kinder ein. Und diesmal hatten wir viele dabei, die schon kleine oder große Segelerfahrungen mitbrachten.

Vor dem Segeln ist ein bisschen Aufbauarbeit gefragt. Foto: Finja

Am ersten Tag wurde von Malte und Janek erst ganz in Ruhe gezeigt „was zum Opti gehört“ und „was alles zu beachten ist, wenn ich das Segel aufbaue“. Dann ging es aufs Wasser; die Segel blieben erst mal an Land. Es wurden Spiele gemacht, wo alle viel Spaß bei hatten. Dann war die Zeit auch recht schnell um, so dass die Optis nur noch sauber gemacht werden mussten. Was machen wir wenn der Wind zu stark werden soll? Klar wir segeln mit allen in unserem Kutter „Fritjof“. So auch am zweiten Tag. Aber es hatte auch ein paar Vorteile. Zum Einen konnten so generell erste Erfahrungen mit dem Segeln gemacht werden, und zum Anderen bemerkte jeder, dass Segeln ein Teamsport ist, und niemand alles alleine machen kann. Am Mittwoch war der Wind dann wieder für das Optisegeln geeignet. Eine Tonne wurde ausgelegt, und der Kurs wurde abgesegelt. Alle hatten viel Spaß und kamen glücklich wieder an Land.

Und ab geht’s: Die Grundbegriffe sind schnell gelernt. Foto: Tina

Dann hieß es Daumen drücken für den nächsten Tag: Es waren Regen und ziemlich viel Wind angesagt. Und wir hatten Glück. Der Wind war so, dass wir raus konnten. Sogar die Sonne kam ganz zaghaft raus, so dass alle segeln konnten. Zum Ende hin zeigte der Wind noch mal, wie gemein er sein kann; er drehte immer wieder. Aber die Kinder bekamen es richtig gut hin und kamen fix und fertig, aber glücklich wieder an Land. Zwischenzeitig waren 18 Optis vor unserem Steg zu sehen. Unsere Nachbarn vom Camp 24/7 gaben auch Kurse, und durch die Landabdeckung war es direkt vor den Stegen entspannt mit dem Wind. Allerdings hatten die Trainer auf beiden Seiten die schwerste Aufgabe: Sie mussten die Optis auseinanderhalten. Aber das Bild, welches sich bot, war schon nett anzusehen.

Auch professionell zu kentern will gelernt sein. Jonas macht es vor. Foto: Tina

Ruck zuck war Freitag! Malte und Janek hatten sich für den letzten Tag ein schönes Programm überlegt. Aber morgens regnete es fast ununterbrochen. Es war kalt und eigentlich kein Segelwetter. Aber so um 13 Uhr ließ der Regen nach, und es kam die Sonne raus, sodass alles gut wurde. Die Kinder konnten noch mal segeln. Und dann wurde noch mal geschaut, wie viele Personen in einen Opti passen und ob er untergeht, wenn alle einen Platz gefunden haben. Und dann konnte jeder, der Lust hatte, den Opti einmal kentern und wieder aufrichten. Kurzzeitig mit etwas verwirrten Blicken, da das Holzschwert eines Optis beim Versuch, ihn aufzurichten, durchbrach. So wurde dann ein neues Schwert geholt, und der Kenterspaß ging weiter. Und wie alles wieder trocken und sauber war, bekam jeder Teilnehmer eine Urkunde und ein Armband. Und zur Stärkung gab es noch Hotdogs. Es war eine sehr schöne Woche! Aber nach dieser Ereignisreichen Woche ist erst mal Ruhe. Die Ferien beenden wir mit einer Freizeit, und am 20. August starten wir dann wieder wie gewohnt ab 14 Uhr.
Tina

Ein Opti hält etwas aus: Neun Personen an Bord? Kein Problem. Foto: Tina

Die Segelwoche ist nun herum: Da schmecken die obligatorischen Hotdogs nach den Anstrengungen besonders gut. Foto: har

Zwei Klassen – zwei Crews: Marinekutterregatta 2022

Tag eins: Die „Fritjof“-Crew bereitet den Kutter für die ersten Wettfahrten vor. Foto: har

Das erste zugeloste Boot in der Offenen Klasse für die Jugend-Crew. Foto: har

Die beiden Mannschaften der Marine-Jugend Kieler Förde sind mal wieder gewohnt liebevoll von der Regatta-Organisation aufgenommen worden. Und die äußeren Umstände des ersten Wettfahrt-Tages ließen ebenfalls nichts zu wünschen übrig: Sonnenschein, Wind zwischen vier und fünf Beaufort. Genau die richtigen Gegebenheiten, um sich wieder ins Regatta-Geschehen einzufinden. In der Offenen Klasse gab es auch gleich ein großes Hallo: Viele bekannte Gesichter, gegenseitig gute Wünsche für den Verlauf der Veranstaltung, Austauschen von Anekdoten – die beiden vergangenen Pandemie-Jahre haben die Szene in dieser Klasse durchaus zusammenwachsen lassen. Man kennt sich; man mag sich. Alles gute Voraussetzungen, um nicht nur gegeneinander, sondern auch miteinander zu segeln.

So erwartbar der Umfang von 15 Crews in der Offenen Klasse gewesen war, so enttäuschend ist die Resonanz der ZK-10-Mannschaften auf das Spektakel Kieler Woche. Vier Kutter sind in diesem Jahr am Start, der gute alte „Fritjof“ ist bereits dabei. Man mag über die Gründe spekulieren, weshalb die zahlenmäßig umfangreichste Kutterklasse ausgerechnet das größte Segelspektakel der Welt links liegen lässt; so richtig nachzuvollziehen ist es nicht. Auf großes Interesse und Zustimmung stößt deswegen abseits der aktuellen Regatta unser Projekt, einen zweiten ZK-10-Kutter anzuschaffen.

Entspannte Gesichter beim Eingangs-Briefing für die Kutterregatta. Die familiäre Atmosphäre der Veranstaltung und das Vertrauen in die gewohnt gute Organisation nimmt den Druck heraus. Foto: har

„Ich mache hier keine Vorstellungen. Wir kennen untereinander unsere Gesichter,“ sagt Kapitänleutnant Michael Bauer beim Eingangs-Briefing für die Mannschafts-Vertreterinnen und -Vertreter im Foyer des ehemaligen Mannschaftsheims. Kurz und bündig arbeitet der Wettfahrtleiter die offenen Punkte ab, lässt geduldig Nachfragen zu. Dann gehen die Crews geruhsam zu ihren Booten, den eigenen oder den zugelosten, je nach Klasse. Und auch im Kutterhafen ist es wie nach Haus zu kommen, wenn die uns längst bekannte Sanitäterin scherzhaft mit dem Finger droht und lächelnd anmahnt, dass es dieses Jahr bitte ohne Unfälle ausgehen möge.

Finja und Arne holen sich im Kutterhafen das Zubehör für die ersten beiden Wettfahrten ab. Foto: har

Gleich zu Beginn wird aber deutlich, dass die beiden Pandemie-Regatten 2020 und 2021 ihre Wirkung zeigen, denn auch im „Normalbetrieb“ werden nun Langfahrten aus der Innenförde heraus verstetigt. Vier Bahnen zwischen 9 und 15 Seemeilen stehen je nach Wetterlage zur Verfügung, laminierte Karten mit allen Einzelheiten nehmen die Crews bereits bei der ersten Besprechung in Empfang.

Der Kutterhafen sieht wieder so aus, wie wir ihn uns vorstellen. 😉 Foto: har

Zum Eingewöhnen stehen aber zunächst zwei Wettfahrten über das gewohnte olympische Dreieck an. Die nicht mal eine Handvoll ZK-10-Boote bekommen zwar ihren jeweils eigenen Start, aber ganz dicht an den großen Marinekuttern hinten dran: Sobald diese über die Startlinie gehen, haben die ZK-10 noch genau fünf Minuten Zeit, um ebenfalls zu starten. So entwickelt sich ein gemeinsames Feld, das zwar getrennt gewertet wird, dennoch aber insgesamt richtig Zeit spart.

Zwei Klassen, eine Bahn – bei leichtem Wind sind die kleineren ZK-10-Kutter vorn mit dabei. Und vor dem Wind ziehen sie einfach noch den Spinnaker… Foto: har

Bei den vier ZK-10-Kuttern bringt der am tiefsten im Wasser liegende „Fritjof“ das zu erwartende Ergebnis in den ersten beiden Wettfahrten. Er fährt halt, so schnell er eben kann, unabhängig von den durchdachten Bemühungen seiner Crew, möglichst eng am Feld zu bleiben. Und immerhin: Zwei vierte Plätze sind in der Vergangenheit bei Regatten eher selten gewesen.

Und wenn es so richtig weht, kommt auch „Fritjof“ plötzlich richtig vom Fleck. Foto: har

Bei den 15 Crews der Offenen Klasse lieferte sich die MJK-Mannschaft in der ersten Wettfahrt ein unabsichtliches, aber sehr freundschaftliches „Scharmützel“ mit der Mannschaft von Schloss Salem. Die Berührung der beiden Kutter führte dann dazu, dass beide „kringeln“ mussten. Übrigens eine sehr elegante Aktion, wendeten beide Kutter doch nebeneinander völlig synchron um 360 Grad. Die unfreiwillige Unterbrechung ließ den Kutter dann vom zweiten auf den achten Platz zurückfallen. Von den Schiedsrichtern kam dann anschließend der Hinweis, sich nächstes Mal besser erst wieder freizusegeln und dann mit mehr Geschwindigkeit zu drehen. Es ist nicht so, dass wir bei diesen Regatten nicht noch richtig dazulernen.

K 60: Schloss Salem, K 9: MJK – und da geht gerade richtig etwas schief. Und die Schiedsrichter bekommen alles mit … wie immer. Foto: har

Ende vom Lied: ein vierter und ein achter Platz für die Offene Klasse, nicht schlecht als Start für diese Regatta. Und es zeigt, dass die Entscheidung richtig gewesen ist, es nach den Erfahrungen der beiden Vorjahre wieder hier zu starten.
Klaas

Zu Pfingsten mit Dickschiffen auf Tour

Und los geht’s: „Johanna“ und „Regulus“ stoßen im Düsternbrooker Hafen ab. Foto: har

Diesen Anblick gab es schon lange nicht mehr: Unsere Albin Vega „Johanna“ und die Dehler Varianta „Regulus“ liegen fertig bepackt und zur Abfahrt bereit an ihren Liegeplätzen im Sportboothafen an der Kieler Förde. An Land versammelt sich schon langsam die Crew, Gepäck liegt bereit. Alle warten darauf, dass es losgehen kann: die erste Pfingstfahrt seit Jahren. Für Einige ist es die erste seit langem. Andere waren noch nie dabei. Dennis, Jonas und Pushy steigen bei der „Johanna“ ein. Malte, Christiane und Finja machen machen sich auf der „Regulus“ bereit zum Ablegen. Die Fahrt kann beginnen.

Gepäck für die Pfingsttage wird an Bord gereicht: Den Rest hat Dennis schon längst vorbereitet. Foto: mor

Der erste Schlag geht am frühen Abend nach Schilksee – bei geradezu perfekten Bedingungen. Die Crews gewöhnen sich an die Boote und an das gemeinsame Arbeiten. Die „Regulus“ wird von den Wellen ganz schön herumgeschaukelt; die größere „Johanna“ spürt davon nicht so viel. Nach knapp vier Stunden kommen die Boote in Schilksee an, finden schnell einen freien Platz an einer Mole und legten sich dort ins Päckchen. Nach einer kurzen Erkundung des Hafens setzen sich alle zusammen auf die „Johanna“ und nehmen ihr erstes gemeinsames Abendbrot zu sich: Hotdogs – und alle genießen den Augenblick. Der Abend ist dann allerdings noch nicht ganz zu Ende. Die Crews spielen gemeinsam ein paar Runden „Uno“.

Glück gehabt: In Schilksee gibt es noch ein Plätzchen. Denn der Hafen ist voll. Am Pfingstwochenende laufen hier auch noch die Regatten zum  Young Europeans Sailing. Foto: mor

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen bricht die kleine Truppe wieder gegen zehn Uhr auf. Tagesziel ist Damp. Die „Johanna“ hängt die „Regulus“ irgendwann ab, klar, „Länge läuft“ zeigt sich auch hier. Kurz vor Damp wendet die „Johanna“, um sich wieder mit der „Regulus“ zusammenzuschließen. Aber die Standort-Übermittlung von dort klappt irgendwie nicht so ganz. Und so sucht die „Johanna“-Crew das andere Boot an einer falschen Stelle. Ergebnis: „Regulus“ läuft zuerst in Damp ein. So geht’s natürlich auch. 😉 Im Hafen gibt es großes Hallo, weil auch Dirk mit seinem Boot an diesem Wochenende dorthin gekommen ist. Ansonsten reichlich Trubel vor Ort – hatten in Schilksee Regatten das Bild bestimmt, sind es in Damp vor allem laute Feiern mit noch lauterer Musik.

Mannschaft ist komplett

An diesem Abend komplettiert sich auch die Mannschaft, denn Janek stößt hinzu. Und Finja wechselt von der „Regulus“ auf die „Johanna“. Beim nächsten Edeka-Markt wird dann für das abendliche Grillen eingekauft. Und nach einigem Herumfragen landen die Crews dann für diesen Zweck am Strand – wieder ein herrlicher Abend, der mit dem Essen nicht vorbei ist. Denn, richtig geraten, an Bord folgen vor dem Schlafengehen wieder einige Runden „Uno“.

Die „Johanna“ vor Schilksee: Die Wetterbedingungen für den Törn aus der Kieler Bucht sind ideal. Foto: har

Der kommende Morgen bringt erneut ein ausgiebiges Frühstück, nach dem dann gegen zehn Uhr abgelegt wird. Der gute Wind treibt die Boote zügig zurück in Richtung Schilksee, wo der Wasser bunt von Regattaseglern ist. Die „Regulus“ wurschelt sich selbstbewusst am Rande durch; die größere „Johanna“ muss wenden und braucht deshalb etwas länger. Auf diesem Schlag stellen Dennis, Finja und Jonas fest, dass sich an einem von drei Wanten ein Wantenspanner verabschiedet hat. Dennis repariert das Want aber umgehend provisorisch und läuft kurz nach der „Regulus“ in Schilksee ein.

In die Box – aus der Box

Während Dennis sich auf den Weg zu einem Geschäft für Segelzubehör aufmacht, um den abgängigen Wantenspanner zu ersetzen, taucht eine Yacht im Hafen auf, die den Platz der „Johanna“ für sich reklamiert. Malte, Finja und Pushy zerren, schieben, drücken die „Johanna“ also aus der Box heraus und in die nächste Box wieder hinein. Auf der wartenden Yacht beobachten unbeteiligt ein Mops sowie etliche Fender in Schonbezügen das Geschehen. Janek, der sich das Geschiebe gemütlich von der „Regulus“ aus ansieht, kommentiert es mit „Bestes Hafenkino heute!“.

Entscheidung: Wir segeln weiter

Um etwas abzudampfen, verziehen sich die Seglerinnen und Segler anschließend zum Eisessen in ein Café neben dem Segelzubehör-Geschäft. Dennis repariert derweil das Want und erledigt die Logbuch-Einträge. Die zurückgekehrten Crews legen das „Uno“-Spiel zur Seite und probieren es mit der Alternative „Tabu“. Janek, der sich mit dem Wetter des kommenden Tages befasst, schlägt vor, noch am selben Tag aus Schilksee wieder auszulaufen und den Heimathafen anzusteuern. Für Montag wird so viel Wind erwartet, dass es mit der „Regulus“ wahrscheinlich nicht mehr ganz so lustig sein könnte. Gesagt. Getan. Die Yacht mit Mops und umhäkelten Fendern bleibt also heute wohl ohne Nachbarn. Pushy wechselt für den nächsten Schlag auf die „Regulus“. Und die beiden Marine-Jugend-Boote machen sich auf den Weg nach Haus. Gegen zwanzig vor neun legen „Johanna“ und „Regulus“ wieder an. Damit ist die Tour aber noch nicht vorbei: Erst kommt das Abendbrot (Nudeln mit leckerer Soße); dann folgen diverse Runden „Tabu“ und – richtig – „Uno“ vor dem Sprung in die Kojen.

Reichlich geschafft, aber sehr zufrieden: Die Pfingsttour 2022 ist vorbei – und ruft nach Wiederholung. Foto: mor

Nach der nicht ganz so langen Nachtruhe gibt es zum letzten Mal ein schönes langes Frühstück an Bord. Und wie immer hat Dennis für frische Brötchen gesorgt, ist an diesem letzten Morgen sogar noch mit dem Auto losgefahren, weil es in der Nähe keinen Bäcker gibt. Frühstückseier hat er übrigens auch noch gezaubert. So gestärkt fallen Aufräumen und Packen recht leicht. Mittags verabschieden sich die Seglerinnen und Segler voneinander mit dem festen Vorsatz, möglichst bald wieder gemeinsam auf Tour zu gehen. Großer Dank noch einmal an Dennis, der dieses Wochenende so super vorbereitet hat und mit seiner Ruhe und Umsicht jede mögliche Aufregung vermeiden konnte. Alle teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben diese Pfingstfahrt rundum genossen!
Pushy

Die Lust am Segeln ist da

Nur Genua und Besan – und doch auf die Kante: Bei Böen bis 7Bft legt sich auch ein Kutter zur Seite. Foto: har

Hurra, es ist Wind! Für Optis und Jollen sogar ein bisschen viel an diesem Nachmittag – damit hat die Wettervorhersage tatsächlich auf den Punkt gestimmt: Windstärken von 5 bis 6, in Böen 7. Das ist wirklich etwas für Kutter und ihre flexibel gestaltbare Besegelung. Damit war die Tagesordnung beschlossen. Ein kleines Häuflein blieb zurück am Vereinsheim, um sich mit Wartungsarbeiten zu beschäftigen. Die übrige Mannschaft machte sich schnurstracks auf den Weg zum Liegeplatz unseres Z-K-10-Kutters „Fritjof“. Dort arbeitete bereits die Pumpe; denn in der Nacht zuvor hatte es über Kiel eines der mittlerweile häufigeren „Starkregen-Ereignisse“ gegeben – Klimawandel live.

Auf der Innenförde war es wie meist etwas ruhiger als weiter „draußen“. Foto: har

Mit dem gelenzten Boot verlegte die Crew auf die Innenförde – und blieb dort auch. Denn weiter draußen war noch mehr „Hack“ zu erwarten. Und der behäbige Kutter „Fritjof“ lernte schon unter den aktuellen Bedingungen nur mit Genua und Besan das Fliegen. Wobei auch das natürlich relativ war – Kommentar von Johanna: „420er ist schneller.“ Für einen Kutter sah es dennoch ganz eindrucksvoll aus. Und die Mannschaft blieb immer auf der sicheren Seite. „Badewannen“ wie in der Woche zuvor (das Wasser kommt über die Seite ins Boot geschwappt) vermied die Truppe dieses Mal. 😉

Wir fürchten uns vor gar nix. Und das kann man auch sehen: Die Sonnabend-Crew auf dem Weg zurück ins Marineheim. Foto: har

Da Christiane zwischenzeitlich erfolgreich ihren Sportbootführerschein See bestanden hatte (Glückwunsch auch an dieser Stelle!), hatte sie auf unverschämtes Drängen hin sogar einen Kuchen aus diesem Anlass gebacken. Der musste selbstverständlich auch gewürdigt werden. Und so legte die „Fritjof“-Crew zwischenzeitlich am Vereinssteg an und nutzte eine adäquat lange Pause, um den Kuchen bis zum letzten Schokoladenkrümel zu vertilgen. Danach ging es umgehend wieder aufs Wasser. Der Wind hatte die gesamte Zeit über gehalten. Und Regen stellte sich trotz der drohenden Wolkenwand ebenfalls nicht an diesem Nachmittag ein. Besser konnte es also kaum sein.
Klaas